Lebensdaten
1833 – 1910
Geburtsort
Gütersloh
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Pathologe ; Professor der pathologischen Anatomie in Königsberg, Würzburg und Straßburg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116373938 | OGND | VIAF: 45052777
Namensvarianten
  • Recklinghausen, Friedrich von
  • Recklinghausen, Friedrich Daniel von
  • Recklinghausen, F.
  • mehr

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Zitierweise

Recklinghausen, Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116373938.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Christoph (1805–49), Lehrer u. Küster in G.;
    M Friederike Charlotte Zumwinkel (1809–33);
    Königsberg (Ostpreußen) 1865 Marie Jacobson (1846–1918), aus Braunsberg (Preußen);
    3 S u. a. Heinrich (1867–1942), Arzt, Physiol. (s. Fischer), Maximilian (1869–1934), Chemiker, Erfinder (s. Pogg. V), 2 T u. a. Marie Hermine Elisabeth (* 1872, Wilhelm Spiegelberg, 1870–1930, 1919 o. Prof. d. Ägyptol. in Heidelberg, 1923 in München, Geh. Reg.rat, Mitgl. d. Heidelberger u. d. Bayer. Ak. d. Wiss., s. L).

  • Biographie

    Nach Unterricht in der Elementarschule und in der Gütersloher „Selecta“ besuchte R. 1848-52 das Ratsgymnasium in Bielefeld. 1852 begann er das Medizinstudium an der Univ. Bonn, wechselte nach einem Semester nach Würzburg, wo er bis 1855 studierte und im selben Jahr das medizinische Staatsexamen in Berlin ablegte (De pyaemiae theoriis, Diss. 1855). Anschließend arbeitete er für anderthalb Jahre unter Rudolf Virchow (1821–1902) am Berliner Institut für Pathologie. 1856 leistete er seine einjährige Militärdienstzeit ab, 1857 folgten Aufenthalte in Wien, Rom und Paris, 1858 übernahm er eine Assistentenstelle am Institut Virchows. In diesen Jahren begann R., sich mit der Entstehung von Entzündungen zu befassen, die auch später einen Schwerpunkt seiner Forschungen bildeten. 1865 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für pathologische Anatomie der Univ. Königsberg, wechselte aber schon wenige Monate später auf den gleichnamigen Lehrstuhl der Univ. Würzburg.

    Während seiner achtjährigen Tätigkeit in Würzburg schuf R. die Grundlagen der modernen Entzündungslehre und der Hämatologie. In seinem großen Werk „Das Lymphgefäßsystem“ (in: Hdb. d. Lehre v. d. Geweben d. Menschen u. d. Tiere, hg. v. S. Stricker, 1869–72, Bd. 1, S. 214-50) beschrieb er zum ersten Mal die Öffnungen der Lymphgefäße, die nach ihm „Recklinghausensche Stomata“ benannt wurden. Weiterhin untersuchte er die Verbreitung von Pilzen in der menschlichen Blutbahn. 1872 folgte er einem Ruf an die Univ. Straßburg, wo er neben dem Lehrstuhl auch die Direktorenstelle des neugegründeten Instituts für anatomische Pathologie übernahm und die Prosektur des Straßburgor Bürgerhospitals betreute. Neben Ernst v. Leyden (1832–1910), Friedrich Leopold Goltz (1834–1902) und Wilhelm v. Waldeyer-Hartz (1836–1921) wurde R. in der Gründerzeit zum führenden Repräsentanten der Univ. Straßburg (Dekan 1875, 1876, 1897, Rektor 1883–85, 1906 em.). Rufe nach Wien (1874) und Leipzig (1877) lehnte er ab.

    Als neue wissenschaftliche Schwerpunkte kamen in Straßburg die Erforschung der Nerven- und Knochenerkrankungen, der Ernährung und des Kreislaufs hinzu. Außerdem baute er eine Sammlung von Skelettmißbildungen in seinem pathologischen Institut mit auf. 1882 erschien sein bahnbrechendes Buch „Ueber die multiplen Fibrome der Haut und ihre Beziehungen zu den multiplen Neuromen“, eine Erkrankung, die nach ihm als „Recklinghausensche Neurofibromatosis generalisata“ bezeichnet wird. 1889 beschrieb er als erster das Krankheitsbild der „Haemochromatose“. Ein weiteres Ergebnis seiner Straßburger Forschungsarbeiten stellt sein 1891 veröffentlichter Beitrag dar über „Die fibröse oder deformirende Ostitis, die Osteomalacie und die osteoplastische Carcinose in ihren gegenseitigen Beziehungen“, die man als „Recklinghausen-Krankheit“ oder „Osteodystrophia fibrosa generalisata“ kennt. Kurz nach seinem Tod erschienen die „Untersuchungen über Rachitis und Osteomalacie“ (1910). Am Ende des 19. Jh. war R. neben Virchow der bedeutendste dt. Pathologe und genoß international hohe Wertschätzung. 1910 wurde unter R.s Ägide die „Recklinghausen Stiftung“ zur Förderung von Forschung und Lehre in der Pathologie in Straßburg gegründet.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Dresdner Ges. f. Natur- u. Heilkunde (1876);
    Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1885);
    Ehrenpräs. d. Dt. Pathol. Ges. (1905).

  • Werke

    u. a. Die Lymphgefäße u. ihre Beziehung z. Bindegewebe, 1862;
    Über Eiter- u. Bindegewebskörperchen, in: Virchows Archiv 28, 1863, S. 157-97;
    Über d. Akromegalie, ebd. 119, 1890, S. 36-53;
    Mikro-Photographien n. patholog.-anatom. Präparaten, 1878 (mit P. Meyer);
    Unterss. über Spina bifida, 1886.

  • Literatur

    H. Ribbert, in: Dt. Med. Wschr. 29, 1903, S. 934 f.;
    C. Sternberg, F. R., 1910;
    Anatom. Anz. 37, 1910, S. 509 f.;
    H. Chiari, in: Verhh. d. Dt. Pathol. Ges. 15, 1912, S. 478-88;
    J. Remark, F. D. R. u. sein Werk, Diss. Düsseldorf 1938;
    W. Lenz, in: Gütersloher Btrr. z. Heimat- u. Landeskunde d. Kreises Wiedenbrück, 1966, H. 3, S. 56-58 (P);
    A. H. Murken, Der Begründer d. Entzündungslehre u. Namensgeber d. Recklinghausenschen Krankheiten, ebd. 1996, H. 46/47, S. 1017-29 (P);
    ders., in: Der Pathologe 17, 1996, S. 307-31;
    K. Kummerfeldt, F. D. R., Diss. Hamburg 1993;
    BJ 15, Tl.;
    W. Eckart, Ch. Gradmann (Hg.), Ärztelex., 1995;
    BLÄ;
    Lex. Naturwiss.;
    NDBA (W, L, P); – zu Wilhelm Spiegelberg:
    W. S. als Sammler, hg. v. A. Grimm, Ausst.kat. d. Staatl. Slg. Ägypt. Kunst, 1995;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    Who was who in Egyptology, hg. v. M. L. Bierbrier, ³1995.

  • Porträts

    Büste v. M. Lange, 1912 (Univ. Straßburg).

  • Autor/in

    Axel Hinrich Murken
  • Zitierweise

    Murken, Axel Hinrich, "Recklinghausen, Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 236-237 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116373938.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA