Lebensdaten
1745 – 1826
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Banteln bei Hildesheim
Beruf/Funktion
russischer Feldherr ; Staatsmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116121467 | OGND | VIAF: 294100684
Namensvarianten
  • Bennigsen, Levin Graf von
  • Bennigsen, Theophil Graf von
  • Bennigsen, Levin August Gottlieb Graf von
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Zitierweise

Bennigsen, Levin August Gottlieb Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116121467.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Levin Friedrich (1700–62), braunschweigischer Oberst;
    M Henr. Marie von Rauchhaupt aus dem Hause Trebnitz, Ur-E des kurbrandenburgischen und kursächsischen Generalfeldmarschalls Hans Adam von Schöning (1641–96);
    1) 1768 Frieder. Amalie Luise, T des Georg Friedrich von Steinberg, hannoverischer Geheimrat und Gesandter in Wien, 2) 1776 Elisabeth Meyer, 3) 1777 Amalie Oelgarde, T des hannoverischen Ministers August Wilhelm von Schwicheldt und der Marianne von Fabrice, 4) 1805 Marie Leonarde von Andrzeykowicz;
    S aus 4) Alexander (1809–1893), 1848-50 hannoverischer Premierminister;
    Ur-E Carlos (1814–90) und Adolf (1821–85) Fürsten von Auersperg, österreichische Ministerpräsidenten.

  • Biographie

    B. trat 1773 in russische Dienste und zeichnete sich in den Kriegen gegen die Türken und Perser aus. 1798 Generalleutnant, beteiligte er sich an der Verschwörung gegen Paul I. (23.3.1801), deren Gelingen weitgehend ihm zu verdanken ist. Im Krieg gegen Napoleon wurde er nach seinem Erfolg bei Pultusk (26.2.1806) Oberbefehlshaber des russischen Heeres und führte bei Preußisch-Eylau und Friedland das Kommando. 1812 war er unter M. I. Kutusow Chef des Generalstabs und nahm als solcher an der Schlacht bei Borodino (7.7.) teil. 1813 erhielt er das Kommando der in Polen gebildeten Reservearmee, die an der Völkerschlacht bei Leipzig entscheidenden Anteil hatte. Nach den Freiheitskriegen hatte er das Kommando der in Bessarabien und an der türkischen Grenze aufgestellten Südarmee inne. 1818 kehrte er mit seinem jüngeren Sohn Alexander in die hannoverische Heimat zurück.

  • Werke

    Gedanken üb. einige Kenntnisse, die einem Offizier d. leichten Kavallerie nötig sind, Wilna 1805;
    Memoiren (franz.), hrsg. v. E. Cazalas, 3 Bde., 1906–08.

  • Literatur

    ADB II;
    W. v. Hassell, Gesch. d. Kgr. Hannover, 1898;
    Th. Schiemann, in: HV, 1901, H. 1: ders., Die Ermordung Pauls I., 1902;
    H. Oncken. R. v. B. I, 1910, S. 49;
    W. Weimar, Gen. B. im Kriege 1806/07 nach seinen eigenhänd. Memoiren u. im Urteil d. Zeitgenossen, Diss. Greifswald 1912.

  • Porträts

    Gem. v. J. H. W. Tischbein (Hamburg, Mus. f. Hamburg. Gesch.).

  • Autor/in

    Cornelia Popitz
  • Zitierweise

    Popitz, Cornelia, "Bennigsen, Levin August Gottlieb Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 52 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116121467.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bennigsen: Levin August Graf v. B., geb. 10. Febr. 1745 in Braunschweig, wo sein Vater damals in herzoglichen Diensten stand, 1826, trat 1755 in das Pagencorps zu Hannover und ward 1760 Fähnrich im Garde-Regiment. Als solcher machte er bis 1762 in der alliirten Armee, welche Herzog Ferdinand von Braunschweig commandirte, die Feldzüge in Westfalen und am Rhein mit. Ohne besondere Neigung zum Soldatenstand, erbat er sich nach dem Frieden 1763 den Abschied, verheirathete sich und bewirtschaftete das väterliche Gut Banteln bis 1773, wo er nach dem Tode seiner Gattin und bei ziemlich zerrütteten Vermögensverhältnissen angemessen fand, russische Dienste zu suchen. Er trat solche als Premier-Major an und erwarb noch in dem ersten Türkenkriege 1778 unter Rumanzow den Grad eines Oberst-Lieutenants. Im zweiten Türkenkriege 1787—92 ward er Oberst und Chef des Izum’schen Husaren regiments und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten, namentlich bei dem Sturm auf Oczakow so aus, daß er die Aufmerksamkeit der Kaiserin Katharina II. auf sich lenkte, was ihm bald den Rang eines Brigadiers verschaffte. In dem bald folgenden polnischen Kriege von 1793 waren seine Thaten in den Schlachten bei Iwia, Oschmiany, Solli, Wilna, Olita und Kowno so hervorleuchtend, daß sie ihm die höchsten russischen Orden nebst einem Ehrendegen eintrugen. Im Kriege gegen Persien 1796 hatte man ihm hauptsächlich die Eroberung der Festung Derbent zu danken. Kaiser Paul I. machte ihn zum General-Lieutenant, ertheilte ihm den St. Annenorden und überhäufte ihn mit weiteren Gnaden. Nichts desto weniger genügte v. B., so wenig wie allen Russen, der Geist der neuen Regierung, so daß er sich von dem Gouverneur von Petersburg, Grafen Pahlen, hinreißen ließ, in der Verschwörung vom 23. März 1801, welche für den Kaiser selbst ein so schreckliches und blutiges Ende herbeiführte, eine thätige Rolle zu übernehmen. Daß der Erfolg des gewagten Unternehmens allein der Energie und ruhigen Entschlossenheit v. Bennigsen's zu danken ist, darüber sind alle Stimmen einig; nur über sein thätiges Eingreifen bei der Katastrophe selbst gehen verschiedene Gerüchte um. Nach Einigen soll er während derselben nur in den Gemächern der Kaiserin Marie sich befunden haben, um diese und die Kinder zu verhindern, durch Handeln von ihrer Seite die Schritte der Verschworenen zu beeinträchtigen. Thiers, der in seiner Stellung allerdings Manches erfahren konnte, stellt in seiner „Geschichte des Consulats und Kaiserthums“ die Sache so dar, als wenn v. B. den Kaiser mit auf die Brust gesetzter Degenspitze aufgefordert habe, seine Abdicationsurkunde zu unterschreiben, daß aber, als bei den dabei verursachten Unruhen die Lampe umgefallen, und v. B. hinausgegangen sei, um eine neue zu holen, während der Zeit seiner Abwesenheit die Ermordung Pauls von den übrigen Verschworenen geschehen sei. Nach einer dritten Erzählung soll aber v. B. bei dem letzten Act des Trauerspiels auch noch thätige Hand mit angelegt haben. Gewisse Aufklärung wird hierüber nie erfolgen. Es existiren Memoiren von ihm, die aber erst fünfzig Jahre nach seinem Tode veröffentlicht werden sollen. Sie können über Manches Nachricht geben; ob aber darin enthaltene Aussagen über eigne Facta das Recht der absoluten Wahrheit haben, steht dahin. — Mit diesem Ereigniß beginnt v. B. eine wirklich welthistorische Persönlichkeit zu werden. Kaiser Alexander I. ernannte ihn, außer andern Gnadenbezeugungen|1801 zum Gouverneur von Littauen, 1802 zum General der Cavallerie und 1805 zum Chef einer Armee von 50000 Mann, welche bestimmt war, den russischen Truppen in Deutschland zum Succurs zu dienen. Da jedoch hier durch die Schlacht von Austerlitz und den Frieden von Preßburg der österreichischfranzösische Krieg nur zu schnell beendet war, so kehrte auch jene Armee wieder nach Rußland zurück. In dem folgenden Kriege Frankreichs gegen Preußen 1806 erhielt v. B. wiederum, zuerst unter Kamensky's Oberbefehl, das Commando einer Armee von 50000 Mann, mit welcher er am 26. Dec. dem Marschall Lannes das siegreiche Treffen von Pultusk lieferte, worauf er nach Kamensky's Abgang Oberbefehlshaber sämmtlicher russischen Streitkräfte wurde, mit denen sich die Reste der vernichteten preußischen Armee vereinigt hatten. Durch die blutige, in der Hauptsache freilich nichts entscheidende Schlacht bei Eilau, 7. u. 8. Febr. 1807, erwarb v. B. wenigstens den unsterblichen Ruhm, zum ersten Male den Zauber der Unüberwindlichkeit Napoleons gebrochen zu haben, konnte jedoch im weitern Verlauf des Feldzuges, namentlich nach der Schlacht von Friedland, am 14. Juni, den Abschluß des unglücklichen Friedens von Tilsit nicht aufhalten. Nach diesen Ereignissen Zog sich v. B. auf seine bei Wilna belegenen Güter zurück, wo er bis 1812 blieb. Beim Beginn des Krieges von 1812 wurden sofort seine Dienste von Alexander I. wieder in Anspruch genommen, jedoch mußte er sich dabei, wiewol ungern, den Anordnungen Barklay de Tolly's und nach dessen Abgang, Kutusow's fügen. Bei Dimitrewka und Tarutino überfiel und schlug er das Corps des Königs von Neapel; in der Schlacht von Borodino befehligte er die Mitte des russischen Heeres. Sein Rath, unter den Mauern von Moskau eine zweite Schlacht zu liefern, ward von Kutusow abgelehnt. Nachdem v. B nochmals einen bedeutenden Sieg bei Woronowa über Murat davon getragen, zog er sich mißmuthig vom Heere nach Petersburg zurück, weil der Oberbefehlshaber abermals alle Vorschläge v. Bennigsen's in Beziehung auf die Verfolgung der Franzosen abgewiesen. Erst 1813 nach der Schlacht von Bautzen und dem Tode Kutusow's ward er wieder zur Armee nach Deutschland gerufen. Mit einem neugebildeten Verstärkungsheere langte er am 17. Oct. noch rechtzeitig an, um die letzte Entscheidung bei Leipzig mit herbeizuführen. Nach dem Rückzuge der Franzosen aus Deutschland wurde er angewiesen, mit einem bedeutenden Heere an der Elbe in der Art zu operiren, daß die französischen Festungsbesatzungen verhindert würden, sich mit Davoust in Hamburg zu einem größeren Heere zu vereinigen. Nach beendigtem Kriege und der Abdication Napoleons bekam v. B. das Commando der in Bessarabien und an der türkischen Grenze aufgestellten Südarmee, was er bis 1818 behielt. In diesem Jahre erhielt er auf sein eigenes Ansuchen die gnädige Erlaubniß von seinem Kaiser, mit Beibehaltung aller verliehenen Würden und Pfründen, sich auf sein väterliches Gut Banteln im Hannoverschen zurückzuziehen. Hier und in der Hauptstadt verlebte er, mit seinen Memoiren beschäftigt, den Rest seiner Tage und starb, gänzlich erblindet am 3. Dec. 1826. Er war Inhaber der meisten hohen europäischen Orden; auch hat man von ihm eine kleine militärische Schrift: „Ueber einige dem Officier der leichten Cavallerie nöthige Kenntnisse des Kriegsdienstes und des Pferdes“.

  • Autor/in

    Schaumann.
  • Zitierweise

    Schaumann, "Bennigsen, Levin August Gottlieb Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 337-338 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116121467.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA