Lebensdaten
1868 – 1953
Geburtsort
Trittau (Schleswig)
Sterbeort
Oberems (Taunus)
Beruf/Funktion
Fabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1102410144 | OGND | VIAF: 37849316
Namensvarianten
  • Teves, Alfred

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Zitierweise

Teves, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1102410144.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Wilhelm (1814–72), aus Rendsburg, Amtsverw., Revisor im dän. Min. f. d. Hzgt. Holstein u. Lauenburg, S d. Christian Ludwig, oldenburg. Fouragemeister;
    M Auguste (1833–1923), T d. Johann Christoph Biernatzki (1795–1840), ev. Pfarrer in Nordstrandischmoor u. Friedrichstadt/Eider, Dichter (s. ADB II; Brümmer; Dansk. Lex.), u. d. Henriette de Vries;
    B Eduard (* 1866), Schw Louise;
    1) Frankfurt/M. 1905 Else Bruch (1880–1915), T e. Fabr., 2) Frankfurt/M. 1927 Maria Göttsching (1881–1952), Haushälterin v. T.;
    3 S aus 1) (1 früh †) Heinz Wilhelm (1906–78), Geschäftsführer, Kommanditist d. Alfred Teves KG, Ernst August (1913–81), Referent d. OB in Frankfurt/M., Geschäftsführer, Kommanditist d. Alfred Teves KG; Verwandte Stanislaw Biernatzki (1830–1916), Industr., 1856 Gründer d. Importfa. f. Textilmaschinen Biernatzki & Co. in Hamburg u. v. Maschinenfabriken in Chemnitz (s. St. Biernatzki, Aus d. Leben e. Hamburger Kaufm., 1915; W. Biernatzki, Die Fam. Biernatzki, 1928), Elvira Biernatzki (1863–1942, Heinrich Kleyer, 1853–1932, Fahrzeugfabr. in Hamburg, s. NDB XII).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums Catharineum in Lübeck seit 1877 und der Großheim’schen Realschule in Lübeck seit 1879 wechselte T. 1883 auf die Seemannsschule in Steinwerder und fuhr seit 1885 zur See, zuletzt als Kapitän, nachdem er auf der Kgl. Navigationsschule in Altona die notwendigen Schiffsoffiziers-Patente erworben hatte. 1898 trat er in die Frankfurter Firma „Adlerwerke vorm.H. Kleyer AG“ seines Vetters Heinrich Kleyer (1853–1952) ein. Bis 1902 stieg er dort vom Lageristen zum Leiter des Automobilverkaufs auf. Mit Adler-Fahrzeugen nahm T. an zahlreichen Autorennen teil.

    Im Okt. 1906 gründete T. in Frankfurt/M. die Industrievertretung „Alfred Teves, Automobil-Technisches Material und Zubehörteile“, die Konstruktionsmaterial für den Motorwagenbau vertrieb und bis 1925 bestand. Die etwa zur gleichen Zeit zusammen mit dem Kaufmann Willi Vogel und dem Ingenieur Adalbert Fleischmann aufgenommene Herstellung von Geschwindigkeitsmessern für Automobile wurde wegen technischer Schwierigkeiten nach einem Jahr wieder aufgegeben.|

    Mit dem Ingenieur Matthäus Braun von der „Süddeutschen Kühlerfabrik Julius Fr. Behr“ in Stuttgart gründete T. im Dez. 1909 die „Mitteldeutsche Kühlerfabrik Teves & Braun“. Das Unternehmen produzierte zunächst mit 120 Beschäftigten in Stuttgart Kühler für Automobile und bald darauf auch für Flugzeuge, bevor es 1911 nach Frankfurt/M. übersiedelte. Im selben Jahr erwarb T. dort eine Werkstatt, in der er Dekompressionshähne herstellte. Aus ihr ging 1912 die Firma „Alfred Teves Maschinen- und Armaturenfabrik“ hervor, die im 1. Weltkrieg unter Leitung von Ober-Ingenieur Nathan Sally Stern (1879–1975), einem früheren Mitarbeiter der Adlerwerke, mit der Produktion von Geschoßzündern und -hülsen sowie verschiedenen Präzisionsteilen einen außerordentlichen Aufschwung nahm und sich mit bis zu 2000 Beschäftigten zu einem der bedeutendsten Industriebetriebe Frankfurts entwickelte. 1919 wandelte T. das Unternehmen in eine GmbH um und stellte es mit der Fertigung von Kolbenringen erfolgreich auf die Friedensproduktion um. 1926 nahm er als erster in Deutschland auf Lizenzbasis die Produktion hydraulischer Bremsen auf, die bald, zusammen mit anderen hydraulischen Anlagen für Autos, Flugzeuge und Motorräder unter dem Markenzeichen „Ate“ wachsenden Absatz im In- und Ausland fanden. Um seine Abhängigkeit von der Automobilindustrie zu mildern, stieg er 1928 mit der Herstellung von Haushaltskühlschränken in die Kältetechnik ein.

    1934 gründete T. in Berlin ein Zweigwerk und bestellte seinen ältesten Sohn Heinz Wilhelm zu dessen Geschäftsführer. Für die Kältetechnik wurde 1939 ein Werk in Fechenheim gebaut, im selben Jahr entstand in Frankfurt-Bonames eine Gießerei, in der im Schleudergußverfahren Zylinderlaufbüchsen und Rippenzylinder gefertigt wurden. Seit 1942 war das Unternehmen eine KG.

    Obwohl er seit 1939 einen Antrag zur Aufnahme in die NSDAP gestellt hatte (seit 1941 „Parteianwärter“) und seit 1939 Wehrwirtschaftsführer war, stand T. den Nationalsozialisten reserviert gegenüber. Er unterstützte offenbar einige jüd. Mitarbeiter und verhalf ihnen zur Flucht, z. B. Direktor Nathan Sally Stern, der im Juli 1936 aus dem Unternehmen ausschied, in der Emigration in England aber weiterhin von T. Vertreter- und Beraterhonorare erhielt. Insgesamt aber profitierte T. von Rüstungsaufträgen von Heer, Luftwaffe und Marine. 1945 wurde die „Alfred Teves KG“ unter Sequester gestellt. Erst nachdem die Spruchkammer ihn als „Mitläufer“ eingestuft hatte, konnte T. 1947 wieder die Geschäftsführung übernehmen. Er zog sich aber weitgehend aus der Leitung des Unternehmens zurück und lebte bis zu seinem Tod in Oberems (Taunus).

    Nachdem 1961/67 der amerikan. Mischkonzern „Thompson Ramo Woolridge Inc.“ in Cleveland (Ohio) die 1956 in Barsinghausen gegründete „Teves & Co. GmbH“ (Motorteile) übernommen hatte, erwarb 1967 die „International Standard Electric Corp.“, eine Tochtergesellschaft der „International Telephone & Telegraph Corp.“ (ITT) in New York sämtliche Gesellschaftsanteile der Alfred Teves GmbH in Frankfurt/M. 1998 übernahm die „Continental AG“ die Brake and Chassis Gruppe von der ITT, die seitdem als „Continental Teves AG & Co. oHG“ firmiert.

  • Auszeichnungen

    A Dr. phil. h. c. (Frankfurt/M. 1922);
    Ehrenvizepräs. d. Reichsverbands d. Kraftfahrzeugteile-Ind. e. V.;
    bulgar. Wahl-Gen.hon.konsul (1940);
    Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt/M. (1953);
    Ehrenbürger v. Oberems (Taunus) (1953).

  • Literatur

    L E. Eckermann, Alfred Teves GmbH, Eine Chronik im Zeichen d. techn. Fortschritts, 1986;
    30 J. Werksgesch. d. Firma Alfred Teves GmbH, 6. Okt. 1936;
    In memoriam Dr. h. c. A. T., 1954 (Slg. v. Nachrufen, L, P);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Ulrich Eisenbach
  • Zitierweise

    Eisenbach, Ulrich, "Teves, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 60-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1102410144.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA