Lebensdaten
1917 – 2000
Geburtsort
Mokrosuky (Böhmen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Neurologe ; Kinderneurologe
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Vojta, Václav
  • vojta, vaclav

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Zitierweise

Vojta, Václav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137386.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Stepan (1876–1926), Landwirt in Mokrosuky;
    M Anna N. N. (1897–1969), Landwirtin;
    Vera Rockova (* 1921), ltd. Sekr.;
    2 S Stepan (* 1960), Kinderarzt in München, Vaclav (* 1963), Krankengymnast in Straubing, 1 T Veronika Walther (* 1958), Krankengymnastin in Starnberg.

  • Biographie

    V. begann 1937 mit dem Medizinstudium an der Karls-Univ. Prag, das er infolge der dt. Besatzung und der Kriegswirren erst 1947 mit der Promotion abschließen konnte. Im selben Jahr begann er seine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Kinderneurologie.

    1948–56 war er Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik der Karls-Univ. Prag bei Kamil Henner, seit 1956 Leiter der Kinderneurologischen Abteilung an der IV. Klinik der Med. Fakultät. 1961–68 leitete er die Fakultätspoliklinik für Kinderneurologie in Prag. Hier wurde er als „politisch unzuverlässige Person“ nicht zur Habilitation zugelassen. Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen im Aug. 1968 flüchtete V. mit seiner Familie in die Bundesrepublik, wo er als wissenschaftlicher Angestellter bei Günter Imhäuser (1912–96) an der Orthopädischen Universitätsklinik in Köln mit der Möglichkeit tätig war, seine entwicklungskinesiologischen Studien und Untersuchungen weiterzuführen und Diagnostik-Kurse für Ärzte sowie Therapie-Kurse für Physiotherapeuten durchzuführen. 1975 wechselte V. als Leiter der Rehabilitationsabteilung und Stellvertreter von Theodor Hellbrügge (1919–2014) an das Kinderzentrum München.

    Seit 1990 lehrte V. an der Karls-Univ. Prag; 1996 wurde er zum ao. Professor der Kinderneurologie und Rehabilitation ernannt. Auch nach seinem Ruhestand (1995) in München wirkte V. als Wissenschaftler, Arzt und Lehrer.

    V. entwickelte die Grundlagen seiner Diagnostik und Therapie, das „Vojta-Prinzip“, zwischen 1950 und 1970. Die neurokinesiologischen Untersuchungstechniken – die von V. weiterentwickelten Lagereaktionen und die Reflexologie – werden heute weltweit zur Früherkennung von motorischen Entwicklungsstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern angewandt. V.s Entdeckung der Reflexlokomotion basiert auf seinen Versuchen, Therapiemöglichkeiten für zerebralparetische Kinder zu finden. Er beobachtete bei diesen Kindern wiederkehrende motorische Reaktionen an Rumpf und Extremitäten auf bestimmte Druckreize in bestimmten Körperlagen. Aufgrund dieser durch die Reize ausgelösten Aktivierungen (bei definierten „Ausgangsstellungen“ d. h. definierten Körperhaltungen) zeigten sich bei den zerebralparetischen Kindern deutliche Verbesserungen beim Sprechen und in der Grobmotorik. Da die aktivierbaren Bewegungsmuster bei Kindern mit einer spastischen Zerebralparese in ihrer Spontanmotorik nicht vorhanden waren, sich aber bei mehrfach wiederholter Auslösung wieder aktivieren ließen, schloß V. auf funktionelle Blockaden innerhalb der Bewegungsentwicklung. Darauf aufbauend entwickelte V. eine heute allgemein angewandte Behandlung dieser – aber auch anderer motorischer – Störungsbilder bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen.

    Seit 1967 hielt V. Diagnostik-Kurse für Ärzte in Europa, Asien, Amerika und Australien und bildete Physiotherapeuten für die V.-Therapie aus. 1984 gründete er die Václav Vojta Gesellschaft e. V. (seit 1994 Internat. V. Gesellschaft e. V.) mit dem Ziel, das V.-Prinzip in der Diagnostik und Therapie von Kindern und Erwachsenen zu fördern.

  • Auszeichnungen

    |Heine-Preis d. Dt. Ges. f. Orthopädie (1974);
    Medaille „Miteinander wachsen“ d. Aktion Sonnenschein (1979);
    Ernst-von-Bergmann-Plakette (1983);
    Pfaundler-Medaille (1990);
    Hon.prof. d. Collegium Catholicum Medicinae in Seoul, Korea (1994);
    Theodor-Hellbrügge-Award (1999);
    Tschech. Verdienstmedaille (postum 2000);
    BVK.

  • Werke

    |Die zerebralen Bewegungsstörungen, 1974, ⁸2008;
    Das V.-Prinzip. Muskelspiele in Reflexfortbewegung u. motor. Ontogenese, 1992, ³2007 (mit A. Peters);
    Die Entwicklung d. idealen Motorik, Kinesiol. u. muskuläre Analyse d. angeborenen Bewegungsmuster, 2009 (postum mit E. Schweizer);
    Aufss. in: Neurol. a Psychiatrie Česko-slovenská;
    Ceskoslovenska Neurol. a Neurochirurgie;
    Acta Neurochirurgica;
    Archives of Disease in Childhood;
    Ceskslovenska Pediatrie;
    Cerebral Palsy Bull.;
    Electroencephalography and Clinical Neurophysiology;
    Ceskoslovenska Gynekologie;
    Btrr. z. Orthopädie u. Traumatol.;
    Zs. f. Kinderheilkde.;
    Zs. f. Orthopädie u. ihre Grenzgebiete;
    Mschr. Kinderheilkde.

  • Autor/in

    Volker Mall
  • Zitierweise

    Mall, Volker, "Vojta, Václav" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137386.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA