Lebensdaten
1873 – 1942
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 101708122 | OGND | VIAF: 64378832
Namensvarianten
  • Hirschfeld, Georg

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hirschfeld, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101708122.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil, Silberwarenfabr.;
    M Johanna Cohen;
    1) N. N., Wwe v. H.s B Julius, 2) 1912 Hedwig Hassel.

  • Biographie

    Bürgerliche Enge und die mangelnde Harmonie im Elternhaus beeinflußten H. auf Lebensdauer. Sensibel von Natur, verstanden nur von seiner kunstsinnigen Mutter, nicht vom konservativen, kommerziell denkenden Vater, entwickelte er sich zu einem verschlossenen Beobachter und Träumer; er schwärmte früh für Musik (Beethoven und Wagner) und fürs Theater. Frühreif fertigte er als Volks- und Gymnasialschüler Historien an. Für den 16jährigen H. wurde Ernst von Wildenbruch Vorbild und Ratgeber, bis die Lektüre Tolstois, Zolas, Ibsens und die Ereignisse der Berliner „Freien Bühne“ seine Neigung zur Avantgarde des Naturalismus lenkten. Gerhart Hauptmann und – für zwei Jahrzehnte als Freund – vor allem Otto Brahm förderten darauf kritisch das dramatische Talent H.s, der mit ihrer Hilfe 1892 aus der kaufmännischen Lehre des väterlichen Kontors freikam und als „Kunstjünger“ literarisch-philosophische Studien in München betrieb. Ferienbesuche im Riesengebirge, Erholungsreisen in die Schweiz und nach Italien, Aufenthalte bei zahlreichen Bekannten bereicherten seinen Erfahrungsschatz; spätere Erinnerungen an Schnitzler, Hofmannsthal, Rilke zeugen davon. Indes wurden die epischen Versuche des freien Schriftstellers nicht zuletzt von Fontane persönlich ermuntert. Ab 1905 in der Dachauer Künstlerkolonie ansässig, übersiedelte H. 1912 nach der glücklosen 1. Ehe für immer nach München-Großhadern; als gläubiger Jude, der auch einige Bibeldramen – für die Schublade – schrieb, lebte er hier in den Jahren des NS-Regimes ganz zurückgezogen und verbittert. Abflauender Erfolg, Skrupel der eigenen Begabung gegenüber sowie häufige Geldnot, die ihn oft zur Unterhaltungsliteratur oder Publizistik wechseln ließ und bei vielen in Mißkredit brachte, hatten H. freilich seit langem geplagt.

    Die subjektive Erlebniswelt schürte in starkem Maße den dichterischen Fleiß H.s, der sich in der Zeit der literarischen Ambivalenz zwischen Naturalismus und Neuromantik bezeichnenderweise rasch in die Gunst namhafter Literaten und Theaterleute brachte. Präzision der Charakteristik entsprach dem Verlangen nach Objektivität, gefühlige Stimmungsdichte durchsetzte oft schleppende Handlungen. H. war zu sehr Epiker, um als Dramatiker auf der Bühne anhaltend zu reüssieren. Seine Helden, passiv und von meist versonnenem Wesen, sind tragisch und komisch mit geschäftigen, selbstbewußten Erfolgsmenschen konfrontiert. H. schrieb Mitleidsdramatik im Hauptmann-Stil, die seit dem Ende der 20er Jahre nicht zu Unrecht nur noch literarhistorisch von Interesse ist. Das betrifft auch ihre besten Ergebnisse: „Die Mütter“ (1896), interessant durch die menschliche Vermittlung zwischen proletarischen und bürgerlichen Figuren, und „Agnes Jordan“ (1898). Brahm hatte nach dem Berliner Debüt des Einakters „Zu Hause“ (1894) viel für die Durchsetzung der zum Teil unveröffentlichten Stücke getan. Auch|der zeitweise sehr populäre Erzähler H., der nach der Jahrhundertwende beträchtliche Auflagen erzielte, ist trotz großem psychologischem Einfühlungsvermögen und interessanten Milieuschilderungen fast vergessen. Neben den frühen Novellen „Dämon Kleist“ und „Bergsee“ sowie „Freundschaft“ (1901) und der Novellensammlung „Die japanische Ente“ (1918) fielen die Romane „Das grüne Band“ (1905) als Seelengemälde und „Hans aus einer anderen Welt“ (1909) besonders auf.

  • Werke

    Weitere W u. a. Pauline, Berliner Komödie, 1899;
    Der junge Goldner, Komödie, 1901;
    Nebeneinander, Schauspiel, 1904;
    Der verschlossene Garten, Novellen, 1905;
    Der Kampf d. weißen u. d. roten Rose, Roman, 1912;
    Rösickes Geist, Komödie, 1914;
    Shylocks Erlösung, Schauspiel, [1937]. -
    Hrsg.: Otto Brahm, Briefe u. Erinnerungen, 1925.

  • Literatur

    P. Bornstein, in: Der Tod in d. mod. Lit., 1900;
    R. Lothar, Das dt. Drama d. Gegenwart, 1905 (P);
    E. Dosenheimer, Das dt. soz. Drama, 1949;
    R. Stiglitz, Das dramat. Werk G. H.s, 1955 (als Diss., Wien 1958);
    Soergel I (P);
    Rhdb. (P);
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Wilpert, Dichterlex.

  • Autor/in

    Dietmar N. Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Dietmar N., "Hirschfeld, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 224-225 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101708122.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA