Lebensdaten
1694 – 1758
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Polyhistor ; Lexikograph ; Biograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100363105 | OGND | VIAF: 66516681
Namensvarianten
  • Jöcher, Christian Gottlieb
  • Jöcher, Christian Gottlieb
  • Ioecher, Christianus G.
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Zitierweise

Jöcher, Christian Gottlieb, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100363105.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Christoph ( 1720), Kaufm. u. Ratsherr in L., S d. Kaufm. Johann in L.;
    M Margarete (1672- n. 1732), T d. Michael Ettmüller (1644–83), Prof. d. Botanik in L. (s. ADB VI); Stief-V d. M Leonhard Baudiß, Rats- u. Stadtrichter in L.;
    Om Michael Ernst Ettmüller (1673–1732), Prof. d. Med. in L. (s. ADB VI);
    B Joh. Christoph Frhr. v. J., bayer. Hofrat, Gottfried Leonhard J. (1701-64), Dr. iur., Advokat u. Assessor d. Schöffenstuhls in L.; - ledig.

  • Biographie

    J. erhält die in Leipzig übliche Ausbildung eines Sohnes aus wohlhabendem Bürger- oder Professorenhaus. 1712 beginnt er auf Wunsch seines Onkels Ettmüller das Medizinstudium in Leipzig. Mit einer Disputation bricht er es freilich vorzeitig ab und beginnt nun, seinen Neigungen entsprechend, ein philologisch-theologisches Studium. Als Schüler und Freund Gottfried Olearius' und J. B. Menckes gehört er zu den Vertretern eines verjüngten Wissenschaftsverständnisses traditioneller Leipziger humanistisch-theologischer Philologie, steht er in Nachfolge Jac. Thomasius' und Adam Rechenbergs. 1714 bereits Magister Artium, liest er von da an selbst in Leipzig, wird 1715 Assessor der Philosophischen Fakultät, 1716 Baccalaureus der Theologie, 1730 schließlich o. Professor der Philosophischen Fakultät. 1732 wird J. als Nachfolger Menckes o. Professor der Geschichte, 1735 Dr. theol., erhält 1742 die Oberaufsicht der Universitätsbibliothek, nachdem er bereits 1721 zum (bezahlten) Mitglied des großen Fürstencollegiums avanciert war. Er ist außerdem Aufseher des kurfürstl. Stipendienwesens und Konvikts sowie Präfekt der akademischen Dorfschaften. – Ab 1720 hat er die Redaktion der „Teutschen Acta Eruditorium“ inne und arbeitet an den lateinischen vielfach mit. 1725 besorgt er die 2. Auflage von Menckes „Compendiösem Gelehrten Lexicon“, an dessen 1. Auflage er bereits 1715 mitgearbeitet hatte. 1750 erschien es in abschließender 4. Auflage und wurde als Jöchers Allgemeines Gelehrten-Lexicon bekannt (I-IV, 1784-87 von Adelung fortgesetzt und ergänzt). – In seiner akademischen Tätigkeit finden sich seit 1715 jährlich zweimal Kurse in Rhetorik – er ist lange der gesuchteste Gelegenheitsredner Leipzigs, berühmt sind seine Leichenreden – und ab 1717 regelmäßige Vorlesungen über Allgemeine- und Litterär-Geschichte sowie über Philosophie. Er übernimmt auf seine höchst eigene Art Gedanken des jungen Christian Wolff und solche Leibnizens, die ihm seine These der „Übereinstimmung von Vernunfft und Erfahrung“ zu bestätigen scheinen. Gleichwohl ist er recht eigentlich ein hervorragender Vertreter des auf Halle zurückweisenden, erneuerten Leipziger historisch-philologischen Wissenschaftsverständnisses.

  • Werke

    W Verz. b. Meusel, Gel. Teutschland VI, S. 285-88.

  • Literatur

    ADB 14;
    J. A. Ernesti, Opuscula Oratoria, 1762, S. 233-45;
    G. W. Goetten, Das jetztlebende gel. Europa II, ²1736, S. 491 ff.;
    Ersch-Gruber, II, 20, S. 114 f.

  • Porträts

    Gem. v. E. G. Haussmann, 1745 (Leipzig, Univ.-Bibl.), danach Kupf. v. J. M. Bernigeroth (Berlin, Kupf.kab., u. Halle, Univ.bibl.).

  • Autor/in

    Notker Hammerstein
  • Zitierweise

    Hammerstein, Notker, "Jöcher, Christian Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100363105.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Jöcher: Christian Gottlieb J., Biograph, wurde den 20. Juli 1694 zu Leipzig als der Sohn eines angesehenen Kaufmanns geboren. Nachdem er seit 1707 die Gymnasien zu Gera und Zeitz besucht, bezog er 1712 die Universität seiner Vaterstadt und war erst Willens Medicin zu studiren, vertheidigte auch 1714 seine Abhandlung „De viribus musicis in corpore humano“, widmete sich aber seit 1715 ausschließlich theologischen und philosophischen Studien. Bereits im J. 1714 Magister und 1717 Assessor der philosophischen Facultüt, dann 1718 Baccalaureus der Theologie, hielt er seit 1717 Vorlesungen über Philosophie, Gelehrtengeschichte und Beredtsamkeit, in welch' letzterem Gegenstande er um so mehr Gelegenheit hatte, sich selbst praktisch zu üben, als er bei den meisten vornehmen Begräbnissen zu Leipzig die Trauerreden zu halten hatte, deren er von 1715—30 mehr als hundert am Grabe vortrug und die auch (Leipzig 1733) im Druck erschienen. Im J. 1718 trat er in die Mitredaction der deutschen Acta Eruditorum ein, die er 1720 allein übernahm und bis 1739 fortführte, betheiligte sich auch vielfach an den von Joh. Burchard Menke herausgegebenen lateinischen Acta Eruditorum. Da man seit längerer Zeit das Bedürfniß nach einem Werke fühlte, das unter einer weniger voluminösen Form|die gedrängte Geschichte der Schriftsteller aller Zeiten und Länder mit der summarischen Anzeige ihrer Werke enthielte, so bearbeitete J. nach Menke's Entwürfen und unter Mithilfe des Archidiakonus J. D. Jacobi zu Pegau und des Rectors Christ. Schöttgen zu Dresden ein „Compendiöses Gelehrten-Lexikon“, ein Buch, welches um so mehr Anerkennung verdiente und fand, als es J. noch als Student 1715 verfaßt hatte, in welchem Jahre auch die erste Ausgabe zu Leipzig (3. Aufl. das. 1733) erschien. Obgleich fortwährend verbessert und vermehrt, war dieses Lexikon gleichwol weit entfernt, dem Herausgeber zu genügen, vielmehr beschloß er dasselbe gänzlich auszuarbeiten und in der Art zu erweitern, daß es so weit möglich alle Werke eines jeden Schriftstellers verzeichne, anstatt sich blos auf die hervorragendsten zu beschränken. Nach einer mehr als 15jährigen Arbeit erschien dasselbe 1750—51 als „Allgemeines Gelehrten-Lexikon“ in vier Quartanten (Leipzig. Gleditsch). Es ist dieses Werk, insofern es die Gelehrten „aller“ Völker. Männer sowol als Frauen, „vom Anfange der Welt“ bis 1750 nach ihrem Leben und ihren Schriften behandelt, noch immer das vollständigste, was wir in dieser Art besitzen. In alphabetischer Ordnung, nach den Familiennamen der Autoren, weist jeder Artikel an seinem Schlusse die benutzten Quellen in Abbreviaturen nach, deren Erklärung sich am Ende eines jeden Bandes findet und deren Anzahl auf 318 sich beläuft. Alle vier Bände aber mit 4754 Seiten in Doppel-Columnen enthalten annähernd 76,000 Artikel, von denen jedoch gegen 17,000 nur Verweisungen sind. Neben dem großen Nutzen, den dieses Werk seit seinem Erscheinen bis auf unsere Tage gewährte und bei den Vorzügen, die es vor manchen ähnlichen Büchern, wie der Bibliotheca universalis Geßner's, dem Dictionnaire Moreri's u. A. unläugbar besitzt, sind jedoch auch dessen große Mängel nicht zu verschweigen. Das Leben der behandelten Autoren ist zwar, allerdings nach dem Stande der damaligen mitunter höchst mangelhaften biographischen Kenntnisse derselben, bei minder wichtigen Persönlichkeiten, ohne etwas Wesentliches zu übergehen, mit großer Bündigkeit behandelt, bei bedeutenderen Schriftstellern und Künstlern aber genügt diese Knappheit den jetzigen biographischen Anforderungen nicht, die Bibliographie selbst der Hauptwerke erscheint allzu kurz, die Büchertitel sind fast immer bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und in willkürlicher Orthographie wiedergegeben, die verschiedenen Ausgaben sowie die Druckjahre nur selten angezeigt und zuweilen lassen sich sogar die gedruckten Werke von den ungedruckten oder verlorenen nicht unterscheiden. Zu dem allem kommt, daß die abbreviirten und überaus sparsamen Quellen am Schlusse eines jeden Artikels in den allermeisten Fällen ungenügend und illusorisch sind und, weil in der Regel der Angabe von Werk, Band und Seitenzahl entbehrend, jede Gewähr oder Controle ausschließen; so wird beispielsweise der Leser bei der Abbreviatur „Fa.“ — Fabricius genöthigt, fünf verschiedene und bändereiche Werke dieses Schriftstellers (zusammen 24 Bände) zu durchforschen, um über irgend einen Schriftsteller sich ausführlichere Kenntniß zu verschaffen. Ungeachtet dieser und anderer sehr fühlbarer Mängel wird das Jöcher’sche Lexikon für das Leben ausländischer Gelehrten bis 1750 noch lange seinen Werth behalten, welcher freilich, was „deutsche“ Persönlichkeiten anbelangt, seien es solche, die im Vaterlande selbst lebten und wirkten, oder die im Auslande eine hervorragende wissenschaftliche oder künstlerische Thätigkeit entfalteten, durch die vorliegende „Allgem. deutsche Biographie“ und ihre Reichhaltigkeit (die Anzahl ihrer Artikel bis zum Schlusse des Buchstabens H belauft sich bereits auf 8727) und zumal bei der überwältigenden Zahl der seit fast anderthalb Jahrhunderten auf dem Schauplatz des deutschen Lebens ausgetretenen denkwürdigen Männer und Frauen — in den tiefsten Schatten gestellt worden ist. Dabei hat es die letztere bis jetzt auch verstanden, neben den eben gerügten Mängeln der Jöcher’schen Biographie|namentlich auch den sehr erheblichen in Betreff der Nachweisungen durch Angabe eines jedesmal correct verzeichneten Quellenreichthums zur weiteren Informirung auf das Beste zu vermeiden. Ergänzungen, Verbesserungen und Fortsetzungen des Jöcher’schen Werkes haben von 1751—60 geliefert Dommerich im Hamburg. Briefwechsel der Gelehrten 1751, E. C. Hauber (Kopenhagen 1753—56), Angerer in den Bemühungen der Oetting. Gesellschaft, Joh. M. Meyling (Berlin 1756) und besonders J. T. G. Dunkel (Cöthen 1753—60, 3 Bde., 8°). Nach diesen unternahm es J. Chr. Adelung (Bd. I. 80 ff.) ein vollständiges Supplement in dem Jöcher’schen Originalformate, jedoch nach einem weit umfassenderen Plane und mit Hinzufügung des ganzen Schriftenthums zu liefern, doch vermochte er nur die zwei ersten Bände A—I (Leipzig 1786—87) zu vollenden; vgl. hierüber S. J. Eberhardt. Prüf. d. Adel. Gel.-Lex. im Journal v. u. f. Teutschl. 1791, 399—499 ff., 1792, 62—80 ff. Endlich setzte die Adelung’sche Arbeit, in gleichem Formate, Rotermund in sechs Bänden (Bremen 1810—22) fort, aber auch dessen Werk blieb unvollendet und reicht nur bis „Rinov“. J. erhielt im J. 1730 zu Leipzig eine Lehrstelle der Philosophie. 1732 eine solche der Geschichte, wurde 1735 Doctor der Theologie und 1742 Universitätsbibliothekar. In diesen Würden und Aemtern starb er zu Leipzig, 64 Jahre alt, den 10. Mai 1758. Uebrigens war er nicht blos Biograph, sondern beherrschte auch, ein eifriger Wolfianer, das Gebiet der theoretischen Philosophie und zeichnete sich in der Praxis durch eine vortreffliche Redner- und besonders Improvisationsgabe aus, indessen sind seine philosophischen und theologischen Schriften jetzt vergessen.

    • Literatur

      J. Brucker, Pinacotheca script. illustr. Decas III. nr. 7 (mit Bildniß Jöcher's). G. W. Gölten, Jetztleb. gel. Europa. II. 491—507. J. Aug. Ernesti, Opusc. orator., 1767, p. 291—303. Adelung, Lexik., II. 2291—94 (mit Verz. sämmtl. Schriften). Saxi Onomast., VI. 243—44.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Jöcher, Christian Gottlieb" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 103-105 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100363105.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA