Lebensdaten
1887 – 1938
Geburtsort
Villach
Sterbeort
Konzentrationslager Dachau
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 140351302 | OGND | VIAF: 103876218
Namensvarianten
  • Prodinger, Hans

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Zitierweise

Prodinger, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140351302.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann ( 1918), Schneidermstr. in V.;
    M Marie Baier ( 1936).

  • Biographie

    Nach Absolvierung der Kaufmannslehre in Salzburg ging P. auf Wanderschaft nach Deutschland und in die Schweiz. 1905 trat er dem Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband (DHV) bei, der zugleich antisemitisch und sozialpolitisch orientiert war, und leitete vor dem 1. Weltkrieg die DHV-Geschäftsstelle in Salzburg. Gleichzeitig trat er der Deutschen Arbeiterpartei bei, der Vorgängerpartei der NSDAP in der Habsburgermonarchie. Nach dem Militärdienst im Infanterieregiment Nr. 59 wurde er 1918 zum ersten Vorsitzenden des Salzburger Soldatenrates gewählt. Seit 1919 wirkte P als Abgeordneter der NSDAP im Salzburger Gemeinderat und Landtag und war in der Landesleitung der „Heimwehr“ tätig. Als Politiker forderte er die Ausweisung der Ostjuden aus Österreich. Propagandistisch trat P. in dieser Phase für Adolf Hitler ein, den er persönlich kannte, trennte sich aber im Verlauf der Spaltung der NSDAP in Österreich Mitte der 20er Jahre von der Hitlerbewegung; als Gewerkschaftler|lehnte er das aufkommende Führerprinzip und den Antiparlamentarismus ab.

    1928 wurde P. zum Vorstand des Deutschen Handels- und Industrieangestelltenverbandes in Wien gewählt und schloß sich der Großdeutschen Volkspartei an. Als deren Kandidat gelangte er in den Nationalrat, wo er den sozialpolitischen Bereich vertrat. 1933 trennte sich der österr. DHV unter großen technischen Schwierigkeiten vom deutschen Verband, der in der Deutschen Arbeitsfront aufgegangen war. P. wurde zu einem entschiedenen Gegner der Nationalsozialisten. Wie er 1936 an seine Schwester schrieb, fühle er sich gesinnungsmäßig noch immer als „Nationalsozialist“, aber da er Gelegenheit gehabt habe, „die wichtigsten Personen des heutigen sogenannten 3. Reiches in ihren Anfängen kennen zu lernen“ und nun wisse, „daß diese Personen ihren gepredigten Grundsätzen untreu geworden sind und daß sie dieselben Methoden der Bekämpfung Andersgesinnter einführten oder zumindest duldeten, welche ein Hohn auf unsere deutsche Kultur und auf die Zivilisation des 20. Jh. sind“, habe er sich von ihnen getrennt. P. kooperierte aus dieser Einstellung heraus mit dem Autoritären Ständestaat in Österreich und wurde 1934 Führer der Gewerkschaft der Angestellten des Handels, 1936 Präsident der Angestelltenversicherungsanstalt. Die Nationalsozialisten haben ihm den Bruch nicht verziehen: Kurz nach dem „Anschluß“ 1938 wurde P. einer der wichtigsten Exponenten des frühen Nationalsozialismus in Österreich, verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, wo er bald starb.

  • Literatur

    E. Hanisch, Zur Frühgesch. d. NS in Salzburg (1913–1925), in: Mitt, d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 117, 1977, S. 371 ff.;
    R. Voithofer, Dt.nat. Parteien in d. Ersten Rep., Die Großdt. Volkspartei in Salzburg 1920-1936, Diss. Salzburg 1999;
    ÖBL. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Privatarchiv d. Fam. Prodinger in Salzburg.

  • Autor/in

    Ernst Hanisch
  • Zitierweise

    Hanisch, Ernst, "Prodinger, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 737-738 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140351302.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA