Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
keine Angaben
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 139859977 | OGND | VIAF: 102698374
Namensvarianten
  • Münster, Freiherren zu
  • Münster, Grafen von
  • Münster, Freiherren zu
  • mehr

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Zitierweise

Münster, Grafen von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139859977.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie, die ein rot-gold geteiltes Wappen führt, ist zu unterscheiden von einer ebenfalls westfäl., um 1820 in Litauen erloschenen Familie, deren Wappen zwei blaue Balken auf silbernem Feld zeigt (sog. „blaue Münster“), und von einer kath. fränk. reichsritterschaftlichen Familie gleichen Namens. Die v. oder van M., Monster, de Monasterio werden zu den ältesten noch bestehenden dt. Adelsgeschlechtern gerechnet. Der Name leitet sich vermutlich von der Schultenfunktion am domkapitularischen Brockhof in der Stadt Münster her, dessen Ursprung in spätkaroling. Zeit angenommen wird; frühe Leitnamen sind Hermann und Rolof. Die M. erscheinen zuerst in enger Verbindung oder Stammesgleichheit mit den Edelherren v. Meinhövel (Wappenähnlichkeit), denen v. Bevern, v. Steinfurt und anderen westfäl. Dynasten. Etwa seit 1200 wurde für 150 Jahre ein Reitersiegel geführt. Die Familie besaß allodiale und Lehngüter, u. a. der Abtei Werden und zählt zu den frühen Förderern des 1142 gegründeten Benediktinerklosters St. Marien und Georg in Hohenholte bei Münster (seit 1188 Augustiner-Chorfrauen, 1577-1811/12 Damenstift). Eine gesicherte Stammreihe kann ab 1139, spätestens von 1170 an, aufgestellt werden. Die M. treten als Ministeriale, Burgmannen und Drosten besonders der Bischöfe von Münster und Osnabrück sowie der Grafen v. Bentheim auf und erscheinen in vielen Urkunden vor allem des westfäl. und niederländ. Raumes, wo sie häufig in Fehden und Erbstreitigkeiten verwickelt waren. Neben den „blauen Münster“ sind sie auch im Baltikum nachweisbar; Jasper ( 1577), Landmarschall des Deutschen Ordens, wurde durch die Moskowiter umgebracht.

    Ein verlorenes sog. „Freiherrndiplom“ Kaiser Maximilians I. von 1510 ist in seiner Bedeutung umstritten; das Wappenbuch des Virgil Solis (Nürnberg 1555) führt die Familie unter den „Freyhern“ auf. 1792 wurden drei Brüder (einer postum) durch den Reichsvikar Karl Theodor von Bayern in den Reichsgrafenstand erhoben. Sie bzw. die von ihnen begründeten Linien nannten sich zusätzlich laut Grafendiplom nach den Vorbesitzern der von ihnen jeweils ererbten oder erheirateten Güter: Freiherren v. Oër, Freiherren v. Schade (ausgestorben) und Freiherren v. Grothaus. Aus der letztgenannten Linie stammten der Vertreter Hannovers bzw. Englands auf dem Wiener Kongreß, Ernst (1766–1839, s. 1), sowie der I. und II. Fürst M. v. Derneburg, Georg (1820–1902, s. 2), Botschafter in London und Paris und Vertreter des Deutschen Reiches auf der 1. Haager Friedenskonferenz, und sein Sohn Alexander (1858–1922).

    Die Familie stellte bis zur Annahme der luth. Konfession Domherren in Osnabrück und Münster, hier auch einen Dompropst: Bernhard (1553–57), den Stifter des Laurentius-Altars im Dom zu Münster, vor welchem er begraben wurde. Später finden sich die M.|in niederländ., osnabrück., welf., sächs. und preuß. Hof-, Militär- und Verwaltungsdiensten. Gustav Maximilian Ludwig Uniko (1782–1839, s. Priesdorff V, S. 325 f.) war kaiserl. Kämmerer und preuß. Generalmajor, sein Sohn Hugo Eberhard Leopold Unico (1812–80, s. Priesdorff, VII, S. 81-83), General der Kavallerie und Generaladjutant, kommandierte 1864 eine Kavalleriedivision und war 1866 Kommandeur der 14. Division bei Königgrätz.

    Schwerpunkte der Besitzungen lagen bis zum Ende des 17. Jh. vor allem südlich der Stadt Münster (Meinhövel, Botzlar, Geisbeck und Dahl), seit der Mitte des 15. Jh. auch in den Niederlanden und in Friesland (Herrschaft Ruinen bei Meppel, Prov. Drenthe, bis zur Mitte des 17. Jh.), Loppersum und Dursum bei Groningen (15.-18. Jh.), Herzford bei lingen (15.-17. Jh.), im Tecklenburgischen mit Surenburg (1597–1786), im (ehemaligen) Hochstift Osnabrück: Langelage, Ledenburg, Burgmannssitz in Quakenbrück, Hof in der Stadt Osnabrück (1745–1839), seit dem ausgehenden 18. und im 19. Jh. vermehrt in Sachsen: Herrschaft Königsbrück (Ende 18. Jh.), Linz mit Ponickau (1900–45) und Königsfeld mit Köttwitzsch und Heida, aber auch zeitweise in Schlesien. Aufgrund einer 1910 genehmigten Namensänderung nannte sich der jeweilige Besitzer von Linz mit Ponickau Gf. M.-Linz. 1814 schenkte Kg. Georg III. von Großbritannien und Hannover> seinem Staatsminister Ernst Friedrich für seine Verdienste um die Erhebung von Hannover zum Königreich das zuvor von Preußen säkularisierte Zisterzienserkloster Derneburg bei Hildesheim als Dotation. In der Familie verblieb der Grundbesitz bis 1955, das Schloß bis 1974. Zu diesem Besitzschwerpunkt trat um 1837-1938 Kniestedt bei Salzgitter, das für die „Reichswerke Hermann Göring“ enteignet wurde. Die erloschene Linie M.-Schade besaß auch Güter in Sachsen (Königsbrück) und in Mecklenburg und Pommern (Damerow, Carow, Schwartow, Klein-Massow). In der drittletzten Generation nahmen die M.-Schade den Beinamen Meinhövel an und begründeten 1883 das Gräflich zu M.-Meinhövelsche Familien-Seniorat als juristische Person, dessen Inhaber jeweils den Namen M.-Meinhövel zu führen hatte. Das Stiftungsvermögen ging im 2. Weltkrieg zum größten Teil verloren, an die Stelle des Seniorates trat 1972 die M.-Meinhövelsche Familienstiftung.

    Georg Ludwig (1827–90) und dessen Söhne Ernst Karl (1857–1938) und Karl Herbert (1860–1938) leisteten als Landstallmeister in Moritzburg Beachtliches für die sächs. Pferdezucht; Georg Ludwig betrieb agrartechnische Studien auf seinen schles. Besitzungen, deren Wirtschaft er laufend modernisierte; er erfand u. a. die nach ihm benannte „Münstersche Kartoffelrode-Maschiene“. Johann Georg (1866–1929) wurde als Jagdschriftsteller bekannt. Hermann (1865–1928, s. L) veröffentlichte 1928/29 sein Werk „Münster-Palmsche Ahnen“. Georg (1776–1844, s. 3) wird zu den Pionieren der Paläontologie, insbesondere der Saurierforschung, gerechnet. Eleonore Freiin v. Grothaus (1734–94, s. L), Erbin der Güter Ledenburg und Holte, seit 1759 zweite Frau Georg Hermanns (1721–73) und Mutter Ernst Friedrichs, veröffentlichte mehrere literarische Werke unter ihrem Ehenamen.

    Die verwandtschaftlichen Beziehungen reichen über den westfäl. Raum hinaus in die Niederlande, ins Braunschweigische, nach Sachsen, Brandenburg-Preußen und Mecklenburg, im 19. Jh. auch in den engl. Adel, heute auch nach Polen und in die USA.

  • Quellen

    Qu. Archiv Derneburg im HStA Hannover (Dep. 110, Findbuch, bearb. v. C. Haase, 1978).

  • Literatur

    F. Philippi, Die Standesverhältnisse d. Herren v. M. u. Meinhövel, in: Westfalen 10, 1919, S. 49-56;
    Hermann Gf. zu Münster, Die Standesverhältnisse d. Herren v. M.-Meinhövel, o. J. (1925);
    ders. Münster-Palmsche Ahnen, 2 Bde., 1928-29;
    W. Schwarze, Eleonore v. M., 1929;
    R. v. Bruch, Die Rittersitze d. Fürstentums Osnabrück, 1930;
    Ernst-Georg Gf. zu Münster, Die Grafen zu M., Familienkundl. Notizen v. 1139-1993, masch. 1981, ³1993;
    W. Kohl, Das Domstift St. Paulus zu Münster, 3 Bde., 1982-89;
    C. Steinbicker, Die Herren v. M. u. Meinhövel, in: Ernst Friedrich Herbert Gf. zu M., Staatsmann u. Kunstfreund 1760-1839, 1991, S. 47-58;
    GHdA, Gräfl. Häuser 13, 1991, S. 205-27;
    L. Fenske u. K. Militzer (Hrsg.), Ritterbrüder im livländ. Zweig d. Dt. Ordens, 1993.

  • Autor/in

    Rudolfine Freiin von Oer
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Oer, Rudolfine Freiin von, "Münster, Grafen von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 532-533 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139859977.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA