Lebensdaten
um 1385 – 1443
Geburtsort
Gnötzheim (?)
Sterbeort
Horneck oberhalb Gundelsheim am Neckar
Beruf/Funktion
Deutschmeister ; Hochmeister-Statthalter
Konfession
-
Normdaten
GND: 139579206 | OGND | VIAF: 101304167
Namensvarianten
  • Eberhard von Saunsheim
  • Eberhard von Seinsheim
  • Sawensheim, Eberhard von
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Zitierweise

Saunsheim, Eberhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139579206.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1172 nachweisbarer fränk. Ministerialenfam. mit Stammburg in Seinsheim b. Ochsenfurt/Main;
    V Heinrich v. Seinsheim zu Gnötzheim;
    M Margarete v. Rosenberg.

  • Biographie

    S., über dessen Jugend keine Nachrichten vorliegen, trat 1400 in den Dt. Orden ein. 1418 hatte er das Komturamt zu Heilbronn (und Würzburg ?) inne. Nach der Resignation Dietrichs v. Weitershausen (reg. 1410-20) wurde S. vom Kapitel zum Deutschmeister, dem Ordensoberen der Balleien im Reich, gewählt (Amtsantritt 17.4.1420). Die divergierende Interessenlage der Zweige des Dt. Ordens im Reich und in Livland einerseits und in Preußen andererseits wurde wenig später manifest, als der Hochmeister Paul v. Rusdorf (reg. 1422-41) bei einem poln.-litau. Angriff möglichst schnell – auch unter territorialen Einbußen – den friedlichen Ausgleich (Friede v. Melnosee 1422) suchte, S. dagegen in Verbindung mit mehreren Reichsfürsten ein Söldneraufgebot nach Preußen in Bewegung setzte. Der Dissens zwischen S. und Rusdorf verschärfte sich noch, als dieser einen Friedensschluß anstrebte, der 1435 zu Brest zustandekam. S. lehnte diese nachgiebige Politik entschieden ab, um eine faktische Mitregierung der Stände in Preußen zu verhindern und den dt. Balleien weitere Kriegskosten zu ersparen.

    Große Energie wandte S. auf die Fortentwicklung seines Herrschaftsraumes, der Balleien mit ausgedehntem Streubesitz, v. a. im Süden und Westen des Reiches. Bereits seit 1420 verlegte er seinen Verwaltungsmittelpunkt als Territorialherr nach Horneck, ließ die dortige Ordensburg für Residenzzwecke umbauen und im nahen Gundelsheim ein Spital errichten. Rechtstitel wurden gesichert und Besitz gemehrt (z. B. Neuhaus), einzelne Besitzungen unmittelbar seiner Verwaltung unterstellt (z. B. Weißenburg, Haus Breitbach). Damit schuf er die Voraussetzungen für den Aufbau eigener Landeshoheit; zudem setzte er 1438 zur Sicherung seiner Einkünfte anstelle der Nutzung der Kammerhäuser in den dt. Balleien die regelmäßige Zahlung fester Abgaben durch, wobei die Ballei Franken durch Einzelleistungen der Kommenden eng mit dem Finanzwesen des Deutschmeisteramtes verknüpft wurde.

    Die Spätphase der Amtszeit S.s stand wieder im Zeichen des mit Rusdorf ausgetragenen Konflikts um Mitwirkungs- und Kontrollrecht über die Amtsführung des Hochmeisters. Unter Berufung auf die 1436/37 gefälschten, nach Hochmeister Werner v. Orseln ( 1330) benannten „Orselnschen Statuten“ erklärte S. 1439 das Hochmeisteramt Rusdorfs wegen unzulänglicher Regierungstätigkeit für erledigt und sich selbst zum Hochmeister-Statthalter; hierbei hatte er Ks. Sigismund, die Reichsfürsten und das Basler Konzil auf seiner Seite. Rusdorf konterte dieses regelwidrige Vorgehen zwar mit der Absetzung S.s, wurde jedoch durch eine Konventsrevolte gegen die vorgebliche Bevorzugung des niederdt. Elements in Preußen (Zungenstreit) und die sich verselbständigende Ständebewegung (Preuß. Bund 1440) Ende 1440 zur Resignation veranlaßt. S. erhielt vom neuen Hochmeister Konrad v. Erlichshausen (reg. 1441-49) die faktische Anerkennung der Orselnschen Statuten (die dann bei der Hochmeister-Wahl bis 1525 in Anwendung blieben) und vermochte u. a. auch, den Ausschluß des hochmeisterlichen Visitationsrechts durchzusetzen.

  • Quellen

    Qu StA Ludwigsburg, JL 425 Slg. Breitenbach Bl. 3; Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin, Ordensbriefarchiv, Ordensfoliant 14 a; Regg. Historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum (1198–1525), hg. v. E. Joachim u. W. Hubatsch, I/1,1 u. 2, ebd. II: Regg. privilegiorum, 1948-55; Die Staatsverträge d. Dt. ordens im 15. Jh., hg. v. E. Weise, Bd. 1 u. 2, 1939-55; SS rer. Pruss., hg. v. Th. Hirsch u. a., 6 Bde., 1861-1968.

  • Literatur

    N. Rittershusius, Schema genealogicum gentis de Seinsheim, Nürnberg 1694;
    A. Seraphim, Zur Gesch. u. Kritik d. angebl. Statuten d. Hochmeisters Werner v. Orseln, in: Forsch. z. brandenburg. u. preuß. Gesch. 28, 2. Hälfte, 1915, S. 1-82;
    K. E. Murawski, Zw. Tannenberg u. Thorn, 1953;
    H. H. Hofmann, Der Staat d. Dt.ordensmeisters, 1964;
    C. A. Lückerath, Dt.meister E. v. S. – Widersacher d. Hochmeistertums?, in: Zs. f. Ostforsch. 18, 1969, S. 270-87;
    ders., Paul v. Rusdorf, Hochmeister d. Dt. Ordens 1441-1449, 1969 (Qu);
    E. Kittel, Deutschordens-Wappen an d. Adria u. d. Dt.meister E. v. Seinsheim, in: Der Herold 7, 1971, S. 321-34;
    D. J. Weiß, Die Gesch. d. Dt.ordensballei Franken im MA, 1991;
    B. Demel, Der Dt. Orden einst u. jetzt, hg. v. F. Vogel, 1999;
    B. Klebes, Der Dt. Orden in d. Region Mergentheim im MA, 2002 (Qu);
    J. Seiler, Der Dt. Orden in Frankfurt, 2003;
    zur Fam.:
    GHdA 128, Adelslex. 13, 2002, S. 280-82.

  • Porträts

    Epitaph mit Ganzfigur, urspr. in d. Schloßkapelle zu Horneck, nach Verkauf 1896 in d. Burgkapelle d. Burg Busau (Mähren);
    Gipsabguß in Horneck rechts d. Torwegs im Hauptportal d. Schlosses;
    Abb. in: R. Váňa. Hrad Bouzov, 1996, S. 6 ff., Abb. S. 69;
    B. Demel (s. L), S. 85 ff., 116 ff, Abb. S. 375.

  • Autor/in

    Carl August Lückerath
  • Zitierweise

    Lückerath, Carl August, "Saunsheim, Eberhard von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 464-465 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139579206.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA