Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Adelsfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 189411813 | OGND | VIAF: 220520998
Namensvarianten
  • Puttkammer, Freiherren von
  • Puttkamer, Freiherren von
  • Puttkammer, Freiherren von

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Puttkamer, Freiherren von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd189411813.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die P. zählen zu den prominenten Adelsfamilien Pommerns, die bald nach dem Anfall dieser Landschaften an Brandenburg-Preußen zu Staat und Hohenzollerndynastie in ein engeres (Dienst-) verhältnis traten. Sie repräsentieren einen Adelstyp, der durch ein grenzen- und nationalitätentranszendierendes Profil charakterisiert ist. Der Name ist von dem poln. Amtstitel eines „Podkomorzy“ (Unterkämmerer, Subcamerarius) herzuleiten. Die Frage nach Alter und Herkunft der P. ist unklar, solange die genealogischen Beziehungen zu den um 1300 in Ostpommern herrschenden Swenzonen nicht eindeutig erhellt sind. Während die ältere Landes- und Familiengeschichte eine solche Verbindung für wahrscheinlich hielt, so überwiegt heute Skepsis. Die P., 1257 im Land Stolp erwähnt, werden nun als eine vermutlich eingewanderte, nicht autochthon pommersche Familie angesehen; ihre Zuordnung zum dt. oder slaw. Ethnikum ist offen. In den Quellen begegnen die P. vor 1400, als der Amtstitel Namensqualität anzunehmen begann. Sie besaßen damals große Gebiete und bedeutenden Einfluß im Raum östlich Köslins bis hinab zur Weichsel; über Jahrhunderte hatten sie in den Kreisen Stolp und Schlawe, Rummelburg und im Bütower Raum Lehnsbesitz inne. Im Vergleich zum Adel in Westbrandenburg oder im westlichen Hinterpommern scheinen die P. ihren durch geringe Bevölkerungsdichte und ungünstige klimatische Verhältnisse benachteiligten Besitz eher unterdurchschnittlich organisiert und institutionell ausgeformt zu haben. Das östliche Pommern blieb die Basis der Familie; um 1500 wurden von den im Gebiet von Schlawe und Stolp aufzubringenden Ritterpferden 28 den P. zugeordnet, in ganz Pommern sogar 59. Im frühen 17. Jh. besaßen die Angehörigen 34 Hauptsitze, allerdings selten mit gemauerten Herrenhäusern, sondern in Lehmfachwerkbauweise und mit schlichtem Inventar. Aus der eng begrenzten finanziellen Lage ergaben sich praktische Probleme für die P. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jh. lassen sie sich daher vermehrt in fremden Diensten nachweisen. Robert (1828–1900, s. 1), preuß. Innenminister und Vater des Kolonialpolitikers Jesko (1855–1917, s. 2) lehnte die ihm angebotene Erhebung in den Grafenstand ab, weil seine Vermögenslage diesem Status nicht entsprochen hätte. Um 1700 findet man P. in preuß., aber auch in großer Zahl in dän., schwed., niederländ., russ. und v. a. in poln. Offiziersdiensten; Georg Dietrich (1682–1754) stieg zum poln. Generalleutnant auf, Georg(e) Ludwig (1715–59) zum preuß. Generalmajor (s. ADB 26).

    Durch den Sieg der Reformation in diesem Raum und angesichts der Gegenreformation in Polen ging ein kultureller Riß durch diejenigen Regionen, in denen die Familie agierte. Dienstbeziehungen nach Polen und in den livländ. Raum wurden dadurch erschwert, nicht aber unmöglich gemacht. Die P.-Kleszczyński schlossen sich im 17. Jh. dem poln. Kulturkreis an und konvertierten zum Katholizismus. Sie besaßen Güter im Preußen kgl. poln. Anteils und erwarben 1685 das Indigenat in Polen, verliehen für Kriegsdienste gegen Schweden, Russen, Ungarn und Tataren. Im Vormärz nahm Józef v. P- Kleszczyński (* 1825) aktiv an antipreuß. poln.-nationalrevolutionären Bestrebungen teil (s. L).

    Die P.-Bolcieniki besaßen Güter weiter östlich, so daß sie nach den Teilungen Polens russ. Untertanen wurden und von der poln. Umgebung assimiliert wurden. Allerdings blieben die männlichen Angehörigen dieses Zweiges bei der ev. Konfession. Um 1700 stiegen P. zu hohen balt. Würden auf. Der kurländ. Zweig wurde durch Ks. Leopold I. 1682 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Der schles. Zweig erhielt 1737 den preuß. Freiherrentitel, was nicht verhinderte, daß sich gerade die Häupter dieser Linie 1764 um eine Teilnahme der P. am poln. Wahlreichstag bemühten.

    In Pommern konservierten länger als in anderen preuß. Provinzen die bestehenden Bindungen den Grundbesitz der P.schen Familienzweige; um 1800 kam es sogar zu Neuerwerbungen. 1859/60 versuchten die P. durch Stiftung einer Genossenschaft ihren Grundbesitz zu stabilisieren, um Verkäufe an Bürger zu verhindern. Obwohl ein Teil der Familie über Johanna (1824–94, s. L) mit Otto Fürst v. Bismarck verschwägert war, erlangten sie erst 1895 einen eigenen Sitz im preuß. Herrenhaus. Die Ausübung des Präsentationsrechts wurde durch den Familienverband intern geregelt. Nach eigenen Angaben verfügten die P. in Preußen damals über ca.|163 000 Morgen Grundbesitz. Kurz vor dem 1. Weltkrieg dienten 14 P. in höheren zivilen Staatsstellungen. Als Politiker traten hervor: Albert (1797–1861) und sein Sohn Maximilian (1831–1906), Staatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen (s. BJ XI, Tl.; NDBA; B. Mann, Biogr. Hdb. f. d. preuß. Abg.-haus 1867-1918, 1988), Henning (1826–1907), dessen Urenkel, der Diplomat Eberhard (* 1936), und die Diplomatin Dr. phil. Ellinor (1910–99, s. W, L). Schriftstellerisch betätigten sich Alberta geb. Weise (1849–1923, s. W, L), Frau des Maximilian, und Marie geb. Günther (1881–1944, Ps. Marie Madeleine, s. W, L), Frau des preuß. Generalmajors Heinrich (1846–1914), ebenso ihr Sohn Jesco (1903–69, s. W), der Ende der 50er Jahre als Geschäftsführer der Hispano-Suiza Deutschland im Zusammenhang mit deren Waffengeschäften in die Schlagzeilen geriet und 1958 nach Kanada auswanderte, schließlich Jesko (1858–1916, Ps. Johannes Parten, s. L) und der Chefredakteur des „Vorwärts“ und spätere Botschafter Jesco (1919–87, s. 3). Heinrichs Enkel Jesco (* 1933, s. W, L), Sohn des Jesco (1903–69), gehört zu den Pionieren der Raumfahrttechnik; er arbeitete in Washington für die NASA. Jesco (1902–47), Landwirt, wurde nach dem 20. Juli 1944 wegen seiner Verbindungen zu Widerstandskämpfern verhaftet, konnte jedoch 1945 fliehen. Konteradmiral Karl-Jesco (1900–81, s. W, L) wurde als Adjutant der Kriegsmarine bei Hitler (1939–45) anläßlich des Attentats vom 20. Juli 1944 leicht verletzt. Sein Cousin Friedrich-Karl (1908–43) war Regieassistent bei Veit Harlan. Wolf-Jesco (1919–94, s. W, L) lebte als Indioforscherin Brasilien.

    Bis 1880 wurden 15 Familienmitglieder im Rang eines (meist preuß.) Generals gezählt, die Zahl der Offiziere bis zur Charge eines Obersten überstieg die 250; dagegen erreichten nur 20 P. (obendrein z. T. nur titulare) Hofämter.

    Die beiden Weltkriege sowie Flucht und Vertreibung forderten zahlreiche Opfer. Die Hyperinflation führte zu starken Vermögensverlusten; beim Anfall an die UdSSR 1939 wurde der Besitz in Polen enteignet, nach Kriegsende auch derjenige in Pommern, Ostpreußen, Schlesien und in Luxemburg.

  • Werke

    zu Ellinor: Frankreich, Rußland u. d. poln. Thron 1733, 1937;
    Die poln. Nat.dem., 1944;
    Föderative Elemente im dt. Staatsrecht seit 1648, 1955;
    Die Bundesrep. Dtld. u. d. Vereinten Nationen, 1966 (mit H. Dröge u. F. Münch);
    - zu Alberta: Dichtungen, 1885;
    Die Ära Manteuffel, 1904 (mit Maximilian v. P.);
    Mehr Wahrheit als Dichtung, Memoiren, 1919;
    zu Marie:
    Auf Kypros, 1900, 461911 (Gedichte);
    zu Jesco ( 1969);
    Dtld.s Arbeitsdienst, 1933;
    Wahr bleibt wahr. dt. d. Saar, 1934;
    Erdöl, Geld u. Blut, 1935;
    zu Jesco (* 1933);
    „Columbia, hier spricht Adler!“, Der Report d. ersten Mondlandung, 1969, ²1970;
    Raumstationen, 1971;
    Rückkehr z. Zukunft, Bilanz d. Raumfahrt nach Challenger, 1989;
    J.tausendprojekt Mars, 1996, ²1997;
    zu Kari-Jesko:
    Die unheiml. See, Hitler u. d. Kriegsmarine, 1952;
    zu Wolf-Jesco:
    Indianer am Amazonas, 1995 (mit R. Garve).

  • Literatur

    A. W. Hupel, Neue Nord. Miscellaneen, 13/14, 1796;
    L. Clericus, Gesch. d. Geschl. d. Herren. Freiherren u. Grafen v. P., 1878/80;
    H. Spruth, Landesu. fam.geschichtl. Bibliogr. f. Pommern, 1962-65, S. 349 f. (L);
    Ellinor v. Puttkamer, Gesch. d. Geschl. v. R, ²1984;
    Frhr. L. v. Zedlitz-Neukirch, Neues Preuss. Adels-Lex., IV, 1837, S. 66 f.;
    L. Frhr. v. Ledebur, Adelslex. d. Preuss. Monarchie, II, 1855, S. 237 ff.;
    E. H. Kneschke, Neues allg. Dt. Adels-Lex., VII, 1867, Neudr. 1973, S. 289 ff.;
    Polski Słownik Biograficzny 29;
    Słownik Biograficzny Pomorza Nadwiślańskiego III, 1997 (zu Józef u. Lorenc);
    GHdA 102 f.;
    zur Namensfrage:
    O. Kossmann, Polen im MA, II, 1985;
    St. Kutrzeba, Grundriss d. poln. Vfg.gesch., 1912;
    Anfänge:
    H. Branig, Gesch. Pommerns, I, bearb. v. W. Buchholz, 1997;
    M. Wehrmann, Gesch. v. Pommern, 2 Bde., ²1919/21, Neudr. 1992;
    R. Klempin, G. Kratz, Matrikeln u. Verzeichnisse d. pommer. Ritterschaft v. XIV bis in d. XIX Jh., 1863;
    M. Bär, Der Adel u. d. adlige Grundbes. in Poln.-Preußen z. Zt. d. preuß. Besitzergreifung, 1911;
    E. v. Livonius, Die wirtschaftl. Entwicklung d. Rittergutes Grumbkow in Pommern 1679-1926, 1927;
    I. Buchsteiner, Pommerscher Adel im Wandel d. 19. Jh., in: Gesch. u. Ges. 25, 1999, S. 343-74;
    Priesdorff;
    zu Józef:
    P. Böhning. Die nat.poln. Bewegung in Westpreußen 1815–71, 1973;
    zu Johanna:
    Ein Lb. in Briefen. ⁵1915;
    J. v. Kürenberg, J. v. Bismarck, 1935;
    I. Winter, Mein geliebter Bismarck, 1988;
    W. Engelherg, Otto u. Johanna v. Bismarck, 1990;
    zu Alberta:
    St. Zweig, in: Das lit. Echo 8, 1905 f.;
    DBJ V, S. 303-08;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    NDBA;
    zu Marie:
    Brümmer;
    Wi. 1922;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Kosch, Lit.-Lex. ³: – zu Jesco ( 1916);
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1901–35, 1936;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    zu Karl-Jesko:
    H. H. Hildebrand u. E. Henriot, Dtld.s Admirale 1849-1945, 1988 ff.;
    zu Jesco
    (* 1933);
    J. Weigand, in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel 24, 1985, S. 852;
    zu Annemarie:
    Kosch, Lit.-Lex.³zu Wolf-Jesco: FAZ v. 20.9.2000 (P). |

  • Quellen

    Qu Geh. StA Berlin-Dahlem (I. Hauptabt., Rep. 96, 435 P 9; Rep. 77, Min. d. Innern).

  • Autor/in

    Wolfgang Neugebauer
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Neugebauer, Wolfgang, "Puttkamer, Freiherren von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 19-20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd189411813.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA