Lebensdaten
1907 – 1991
Geburtsort
Eisenstadt (Kismartom, Burgenland)
Sterbeort
Wuppertal
Beruf/Funktion
Semitist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138762511 | OGND | VIAF: 59213854
Namensvarianten
  • Rössler, Otto
  • Rössler, Otto
  • Rössler, O.

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Zitierweise

Rössler, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138762511.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1875–1914 ⚔), Major i. G.;
    M Sidonie Maister (1875–1961);
    1938 Marianne Luise Huth (1909–71), aus Bonn;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    In Eisenstadt, damals im transleithan. Teil der k. u. k. Monarchie, mußte R., obwohl dt.sprachig, für drei Jahre die ungar. Volksschule besuchen. Nach Abschluß der höheren Schule in Wien studierte er dort bis 1933 hauptsächlich Semitistik (Viktor Christian), Ägyptologie und Afrikanistik (Hermann Junker, Wilhelm Czermak), sowie Altiranistik (Georg Hüsing). 1934 setzte er sein Studium|in Berlin bei Hans Ehelolf (Altorientalistik) und Hans Heinrich Schaeder (Iranistik) fort. Aufgrund von Untersuchungen über die akkad. Fassung der Achämenideninschriften wurde er 1938 bei Ehelolf und Schaeder promoviert. Am Institut für indogerman. Glaubensgeschichte in Berlin nahm er einen Forschungsauftrag über Religion und Kultur der Kanarier wahr. Seit 1940 in Tübingen, habilitierte R. sich 1941 bei Enno Littmann mit einer (unveröff.) Arbeit über „Die Sprache der Kanarier“ und wurde 1942 zum Dozenten ernannt. Bei Kriegsende war er Abteilungsleiter für nordafrikan. Kulturwissenschaft am „Ahnenerbe“. Nach franz. Kriegsgefangenschaft lehrte er seit 1947 wieder in Tübingen. 1947-50 war er Forschungsstipendiat der franz. Regierung (Gen. Raymond Schmittlein). 1951 erhielt R. eine Dozentenstelle und 1954 eine apl. Professur. 1964 wurde er auf das neu eingerichtete Ordinariat für Semitistik in Marburg/Lahn berufen (1975 em.).

    In seinen Arbeiten befaßte sich R. besonders mit dem Berberischen (einschließl. d. Kanarischen), dessen dem Semitischen ähnliche morphologische Struktur er herausarbeitete. Durch Einbeziehung des Kuschitischen ergibt sich ein Bild des Semitohamitischen, das durch diese drei „archimorphen“ semitohamit. Sprachgruppen bestimmt ist. In „Verbalbau und Verbalflexion in den semitohamit. Sprachen, Vorstudien zu einer vergleichenden semitohamit. Grammatik“ (ZDMG 100, 1950, S. 461-514) leistete R. einen programmatischen Überblick über die Gesamtsprachgruppe. Indem er ausschließlich mit morphologischen Kriterien arbeitete, schuf er, ältere Ansätze aufgreifend, die Grundlagen für eine vergleichende semitohamit. Grammatik.

    Daß zum Nachweis der Sprachverwandtschaft auch der Bezug auf ein ursprachliches Phonemsystem gehört, zeigte R. in seinen Arbeiten zur lautlichen Rekonstruktion. Abweichend von der traditionellen Sicht rekonstruierte er das ur-ägyptosemit. Lautsystem. Grundlegend neu ist seine Interpretation der ägypt. Laute d und d als emphatische Laute (d. s. 7 u. 4) sowie die Einsicht, daß das ägypt. c nicht mit dem semit. c(ayin) verwandt ist. Dadurch ergibt sich ein inzwischen weitgehend akzeptiertes völlig neues Bild der etymolog. Beziehung zwischen den beiden Sprachgruppen sowie eine andere Auffassung der innerägypt. Lautverhältnisse. Die Lesung und sprachliche Deutung der numid. oder libyschen (d. i. altberber.) Inschriften wurde durch R. wesentlich vorangetrieben. R. bestimmte Teile der altberber. Grammatik und schuf die Grundlage für das Verständnis anderer noch nicht gut erschlossener Inschriften. Seine Rekonstruktion des Semitischen war nicht semitozentrisch; sie erfolgte auch aufgrund der Evidenz sog. „hamitischer“ Sprachen, wie des Berberischen und Kuschitischen. Die Existenz des akkad. (iparrVs) und äthiop. Langimperfekts konnte er – obwohl noch nicht allgemein anerkannt – auch im Hebräischen nachweisen.

  • Werke

    Weitere W Libyca, in: WZKM 49, 1942, S. 282-311;
    The structure and inflection of the verb in the Semito-Hamitic languages, engl. Übers. v. Y. Arbeitman, in: Bono homini donum, Essays in historical linguistics in memory of J. A. Kerns, 1981, S. 679-748;
    Akkadisches u. libysches Verbum, in: Orientalia, N. S. 20, 1951, S. 101-07 u. 366-73, Der semit. Charakter d. libyschen Sprache, in: ZA 50, 1952, S. 121-50;
    Die Sprache Numidiens, in: Sybaris, FS f. Hans Krahe z. 60. Geb.tag, 1958, S. 96-120;
    Die Präfixkonjugation Qal der Verba Iae Nûn im Althebräischen u. d. Problem der sog. Tempora, in: ZAW 74, 1962, S. 125-41;
    Numid. Inschrr., in: H. Donner u. W. Röllig, Kanaanä. u. aramä. Inschrr., 3 Bde., 1962-64;
    Libysch - Hamitisch - Semitisch, in: Oriens 17, 1964, S. 199-216;
    Das ältere ägypt. Umschreibungssystem f. Fremdnamen u. seine sprachwiss. Lehren, in: Neue afrikanist. Studien, 1966, S. 218-29;
    Das Ägyptische als semit. [gemeint: semitohamit.] Sprache, in: F. Altheim u. R. Stiehl, Christentum am Roten Meer, I, 1971, S. 263-326;
    Zum althebr. Tempussystem, Eine morphosyntakt. Unters., in: Hebraica, 1977, S. 33-57;
    Die Numider, Herkunft, Schrift, Sprache, in: Die Numider, Reiter u. Könige nördl. d. Sahara, 1979, S. 89-97 u. 576-77;
    Libyen v. d. Cyrenaica bis z. Mauretania Tingitana, in: Die Sprachen im Röm. Reich d. Ks.zeit, 1980, S. 267-84.

  • Literatur

    R. Voigt in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 145, 1995, S. 1-6 (W-Verz., P);
    H. Jungraithmayr in: Frankfurter Afrikanist. Bll. 5, 1993, S. 1 f.;
    Y. L. Arbeitman, in: Mother Tongue 14, 1991;
    FAZ v. 19.7.1991.

  • Autor/in

    Rainer Voigt
  • Zitierweise

    Voigt, Rainer, "Rössler, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 750-751 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138762511.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA