Lebensdaten
1807 – 1879
Geburtsort
Cavalese (Südtirol)
Sterbeort
Cavalese (Südtirol)
Beruf/Funktion
Fürstbischof von Trient
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138333823 | OGND | VIAF: 13590677
Namensvarianten
  • Riccabona, Benedict
  • Riccabona von Reichenfels, Benedikt von
  • Riccabona, Benedict
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Zitierweise

Riccabona von Reichenfels, Benedikt von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138333823.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Nepomuk (1766–1834), S d. Joseph (s. Gen. 1);
    M Katharina (1773–1813), aus Meran, T d. Hans Adam Vintler v. Rungglstein zu Platsch (1737–1804), u. d. Katharina v. Pach zu Hansenheim u. Riedeneck, Herrin zu Hohen-Eppan;
    Stief-M Maria Fontana di Vigo de Fassa;
    Ov Carl Joseph (s. 1);
    Om Johann Adam (1771–1836), Gutsbes., 9 Geschw (6 früh †);
    Vt Karl (1806–71, Josephine, T d. Anton Gasteiger v. Raabenstein u. Kobach, 1780–1860, Dr. iur., k. k. Gubernialrat, Kreishptm. v. Schwaz, Tiroler Freiheitskämpfer, s. ÖBL, NDB VI*), Bgm. v. C., Tiroler LT- u. RT-Abg. (s. Wurzbach), Josef Stanislaus Vintler v. Rungglstein zu Platsch ( 1790), Hptm. in Bruneck.

  • Biographie

    Nach dem Studium am Trentiner Priesterseminar 1830 von seinem Onkel, dem Passauer Bf. Carl Joseph, in Cavalese zum Priester geweiht, wurde R. dt. Prediger in Trient, danach Kaplan in Lavis. Seit 1827 diente er, wohl durch seinen Onkel vermittelt, dem Münchener Nuntius Charles Mercy d'Argenteau (1787–1879) als Sekretär und Kaplan und trat u. a. mit dem Görres-Kreis in Verbindung. 1838 kehrte er nach Trient zurück, wirkte hier wieder als dt. Prediger, seit 1840 als Pfarrer in Lavis, dann in Rovereto, schließlich (1851) als Propst in Bozen. 1854 nominierte ihn Ks. Franz Joseph zum Bischof von Verona, wo er als Deutscher, obwohl des Italienischen kundig, erst durch seinen Einsatz während einer Cholera-Epidemie Vertrauen gewinnen konnte.

    Nach der Proklamation des Kgr. Italien zum Fürstbischof von Trient ernannt (Inthronisation 26.6.1861), war R. mit erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Problemen als Folgen der österr. Niederlage 1859 konfrontiert (z. B. Massenauswanderung in die USA). Sein ultramontaner Standpunkt brachte ihn sowohl in Gegensatz zu den Liberalen, die das Konkordat von 1855 als „Pfeiler“ des neoabsolutistischen Systems bekämpften, als auch zu der auch nach Welschtirol ausgreifenden ital. Risorgimento-Bewegung. Als R. 1863 die 300-Jahrfeier des Konzils von Trient in seiner Bischofsstadt dazu benutzte, die liberalen Grundsätze und den in Tirol an Boden gewinnenden Protestantismus zu verurteilen, kam es zu erbitterten öffentlichen Kontroversen, auf die R. 1864 mit der Gründung des Presseorgans „L'eco delle Alpi Retiche“ (später „La voce cattolica“) reagierte. Seine Teilnahme am I. Vatikanum mußte er, ein dezidierter Infallibilist, wegen eines Schlaganfalls abbrechen. Sein Hirtenbrief vom Febr. 1871, in dem er angesichts der sich an den Konzilsbeschlüssen erneut entzündenden Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Staat und Kirche zum Widerstand gegen die dem Kirchenrecht widerstreitenden Gesetze aufforderte, wurde polizeilich beschlagnahmt. Dennoch sprach er sich im selben Jahr wegen der Schulfrage nachdrücklich für eine Teilnahme der Gläubigen an den Wahlen zum Tiroler Landtag aus und förderte die Einführung der Kath.|Aktion in seinem Bistum. Seit 1874 mit dem nachmaligen Salzburger Ebf. Johann Ev. Haller (1825–1900) als Koadjutor, starb R. nach langem Siechtum.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Östen. Herrenhauses (seit 1861).

  • Literatur

    ADB 28;
    Cat. Cleri Dioecesis Tridentinae, 1883, S. 16;
    M. Mayr, Der ital. Irredentismus, Seine Entstehung u. seine Entwicklung vornehml. in Tirol, ²1917;
    F. Simonetto, Unità cattolica e clero Tridentino nella seconda metà del secolo XIX, in: Studi Tridentini di Scienze storiche 53, 1974, S. 182-202, hier 186-97;
    A. Costa, I Vescovi di Trento, notizie – profili, 1977, S. 249-56;
    J. Fontana, Der Kulturkampf in Tirol, 1978;
    Gatz I (P);
    ÖBL;
    BBKL, Erg.bd. 16.

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Riccabona von Reichenfels, Benedikt von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 503-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138333823.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Riccabona: Benedict v. R., Fürstbischof von Trient, wurde geboren am 23. März 1807 zu Cavalese in Südtirol, dem Stammsitz derer v. Reichenfels. Später kaufte sich sein Vater Johann v. R., Bruder des Fürstbischofs von Passau, in dem im Etschthal gelegenen deutschen Dorfe Auer an. R. durchschritt die gewöhnliche Studienlaufbahn an den Anstalten zu Trient und wurde am 8. August 1830 zum Priester geweiht. Nach kurzer Verwendung in der Seelsorge kam er als Secretär und Uebersetzer zur päpstlichen Nuntiatur nach München, wo er in freundschaftliche Beziehungen zu dem Gelehrtenkreis Görres-Ringseis trat. In dieser Zeit schrieb er in eine Zeitschrift einen kleinen Aufsatz „Ueber die Thorheit des Duells“. R. fand übrigens seine Befriedigung nicht in den Bureaus, sehnte sich vielmehr nach der Pastoration zurück. Die Domherren von Passau suchten den jungen Priester als Stütze seines greisen Oheims, des Fürstbischofs zu gewinnen, allein Letzterer erklärte seinem Neffen: „Geh in deine Diöcese, du wirst Bischof von Trient“. Der Abschied von München, namentlich vom Nuntius, der ihn wie einen Sohn liebte, fiel ihm ziemlich schwer, daher entfernte er sich heimlich mit Zurücklassung eines Schreibens auf der Nuntiatur. In Trient wurde R. vom Fürstbischof zum deutschen Prediger bestellt, und er fand in dieser Stellung durch seine populären Vorträge großen Anklang. In Bälde kam er als Pfarrer nach Lavis und in einigen-Jahren als Decan nach Roveredo. Hier zeichnete er sich in der Revolutionszeit durch Unerschrockenheit und Kaisertreue aus, insbesondere widmete er sich den Soldaten, für die er Exercitien hielt, die auch fleißig besucht wurden. Von Roveredo kam R. als Stiftspropst nach Bozen; 1854 aber ernannte ihn der Kaiser von Oesterreich zum Bischof von Verona und am 16. Juli wurde er von Pius IX. in Rom consecrirt. Bei dieser Gelegenheit behielt ihn der Papst noch einige Zeit zurück, um ihn bei den österreichischen Concordatsverhandlungen zu Rathe zu ziehen. R. wurde von den Veronesern als Deutscher ziemlich kalt aufgenommen, gewann aber die Herzen seiner Diöcesanen rasch, namentlich durch sein unerschrockenes und hilfreiches Auftreten während der in jenem Jahr zu|Verona grassirenden Choleraepidemie. In besonderer Weise hatte sich der Bischof der Freundschaft und Gewogenheit des Feldmarschalls Radetzky, des General-gouverneurs der Lombardei und Venedigs zu erfreuen. Bei Erledigung des Stuhles von Trient wurde R. vom Kaiser am 5. Februar 1861 zum Fürstbischof daselbst ernannt; am 26. Juni nahm er vom Stuhl des heil. Vigilius feierlich Besitz. Hauptsorge des Bischofs während seines ganzen Pontificates war Schutz und Förderung des katholischen Lebens in seiner Diöcese; zu diesem Zweck sorgte er vor allem für Heranbildung eines tüchtigen Clerus durch Errichtung eines bischöflichen Convicts in seiner Residenz. Den Gefahren einer destructiven Presse suchte er durch Gründung eines conservativ-katholischen Blattes, der Voce cattolica, zu begegnen. Als Mitglied des Tiroler Landtages nahm er mit Fürstbischof Gaffer von Brixen in den 60er Jahren lebhaften Antheil an den Kämpfen in der Glaubenseinheitsfrage. Ein Glanzpunkt seines Pontificates war die Centenarfeier des Trienter Concils 1863, an der 3 Cardinäle und 25 Bischöfe theilnahmen. Fürstbischof R. war ein Mann von aufrichtiger, ungeheuchelter Frömmigkeit, besaß ein wahrhaft edles Herz und wirkte mehr in der Stille seines Berufes, als durch geräuschvolles Auftreten nach außen. Infolge eines Schlaganfalls, dessen Folgen sich nicht mehr heben ließen, kränkelte er mehrere Jahre, bis das allmählich verglimmende Leben am 31. März 1879 völlig erlosch.

  • Autor/in

    Knöpfler.
  • Zitierweise

    Knöpfler, Alois, "Riccabona von Reichenfels, Benedikt von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 406-407 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138333823.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA