Lebensdaten
1902 – 1966
Geburtsort
Oberurbach (heute Urbach, Württemberg)
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
kommunistischer Politiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 138267472 | OGND | VIAF: 88311129
Namensvarianten
  • Degen, Claus (Pseudonym)
  • Baumeister, Hermann Christian (bis 1917)
  • Baumeister, Hermann (bis 1917)
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Zitierweise

Nuding, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138267472.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Jacob (1881/82-1940), Gerbereiarbeiter in O.;
    M Maria Baumeister ( 1902/03), Näherin in O.;
    1) 1923 ( 1947) Paula Kopp (1902–80, 2] Hans Rueß, 1901–74, KPD-Politiker u. Gewerkschaftssekr.), KPD-Politikerin, 2) 1957 Helene (* 1926), T d. Hans Rueß; kinderlos.

  • Biographie

    N., der von seiner Großmutter erzogen wurde, wollte nach der Volksschule Lehrer werden, konnte sich aber die Ausbildung nicht leisten. Wegen ihrer Haltung zum Krieg wandte er sich von der prot. Kirche ab. Nach kurzer Tätigkeit als Krankenpfleger wurde er Weißgerber. Seit 1918 gehörte er dem Zentralverband der Lederarbeiter Deutschlands sowie dem Spartakusbund an. 1919 trat er in die KPD ein und wurde Vorsitzender der Ortsgruppe Oberurbach sowie 1920 Mitglied der Bezirksleitung Württemberg des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). 1923/24 wirkte er in den USA am Aufbau der Internat. Arbeiterhilfe mit. Nach seiner Rückkehr wurde N. ins ZK des KJVD gewählt. 1927/28 besuchte er die Lenin-Schule der Komintern in Moskau. 1931/32 war N. in der Reichsleitung des Verbandes proletarischer Freidenker Deutschlands für Agitation und Propaganda verantwortlich. Seit 1932 arbeitete er eng mit Walter Ulbricht (1893–1973) zusammen, mit dem er maßgeblich an der Überwindung sektiererischer Auffassungen in der Berliner Parteiorganisation beteiligt gewesen sein soll. Nach dem Reichstagsbrand (27.2.1933) war er 16 Monate in Haft, danach emigrierte er über Prag und Moskau nach Zürich. Von dort leitete er die illegale KPD Württemberg an. Beim Brüsseler Parteitag 1935 wurde N. in die fünfköpfige Zentrale Kontroll-Kommission der KPD gewählt. Seit 1939 in Frankreich, wo er 1942 mit dem franz. Widerstand in Verbindung kam, war er 1944/45 Redakteur der von der Bewegung „Freies Deutschland“ herausgegebenen Zeitung „Volk und Vaterland“.

    Seit 1945 2. Vorsitzender der KPD in Württemberg-Baden, gehörte N. 1946 der Vorläufigen Volksvertretung und der Verfassunggebenden Landesversammlung an, 1946-50 dem Landtag (Vors. d. Rechtsausschusses). Auf dem Vereinigungsparteitag von KPD und SPD in der Sowjet. Zone im April 1946 wurde er in den Vorstand der SED gewählt. Im Parteivorstand der KPD, dessen Sekretariat er seit 1948 angehörte, leitete N. die Abteilung Arbeit und Sozialpolitik. Seit 1949 war er Mitglied des Bundestages. Auf der Solinger Delegiertenkonferenz der KPD im März 1949 waren Kurt Müller (1903–90) und N. gegen die Verlesung eines Grußwortes des ZK der SED aufgetreten, das die Aufforderung enthielt, im Falle eines Krieges die Sowjet. Armee gegen die „imperialistischen Aggressoren“ zu unterstützen. Im September 1949 schlug Ulbricht vor, N. aus der Partei auszuschließen. Im Juni 1950 wurde N. auf der Parteivorstandstagung „als wichtigster Träger opportunistischer Auffassungen in unserer Partei“ aus dem Sekretariat des Parteivorstandes ausgeschlossen sowie als 2. Vorsitzender in Württemberg-Baden abgesetzt; der 1. Vorsitzende Robert Leibbrand (1901–63) und vier weitere Landesvorsitzende, darunter Oskar Müller (1896–1970) in Hessen, wurden im Februar 1951 abgesetzt. N. hatte den (1954 aufgegebenen) Konfrontationskurs der KPD gegen den DGB nicht unterstützt. Im Rahmen der Proteste gegen die Wiederbewaffnung erklärte N., er sei gegen jeden Krieg und wäre auch nicht bereit, im Falle eines Krieges in der Roten Armee gegen die „amerik. Intervenisten“ zu kämpfen. Von Ulbricht wegen dieser Äußerung getadelt, legte N., der wegen eines Magengeschwürs seit Dezember 1950 entschuldigt war, am 20.4.1951 unter Angabe gesundheitlicher Gründe sein Bundestagsmandat nieder. Er blieb KPD-Mitglied und lebte als Rentner in Stuttgart-Luginsland. Auch nach dem Verbot der Partei (17.8.1956) holten sich KPD-Funktionäre bei N. Rat in gewerkschaftspolitischen Fragen.

  • Literatur

    W. Pieck, Die gegenwärtige Lage u. d. Aufgaben d. Partei, 1950, S. 35 f.;
    Der Spiegel 30, 1950, 10, 1951 (P);
    G. Judick u. a. (Hg.), KPD 1945-1968, Dokumente I, S. 45-48, 368-73;
    Georg Fischer, Vom aufrechten Gang e. Sozialisten, 1979, S. 237;
    T. Fichtner u. E. Eberle, Kampf um Bosch, 1974, S. 123 f.;
    Reinhard Müller, Die Akte Wehner, 1993;
    J. U. Klocksin, Kommunisten im Parl., 1993, S. 137,|244 f., 452;
    G. Fülberth, KPD u. DKP 1945-1990, ²1992, S. 82 f.;
    D. Staritz, KPD, in: R. Stöss (Hg.) Parteien-Hdb., 1984;
    Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, Biogr. Lex., 1970;
    BHdE I. |

  • Nachlass

    Nachlaß: BA Berlin (Stiftung Arbeiterparteien u. Massenorganisationen).

  • Autor/in

    Martin Jung
  • Zitierweise

    Jung, Martin, "Nuding, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 368-369 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138267472.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA