Lebensdaten
1789 – 1831
Geburtsort
Potsdam
Sterbeort
im Rio Doce (Brasilien)
Beruf/Funktion
Botaniker ; Forschungsreisender
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138180881 | OGND | VIAF: 88234994
Namensvarianten
  • Sello, Friedrich (bis 1814)
  • Sellow, Friedrich
  • Sello, Friedrich (bis 1814)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sellow, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138180881.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus nassau. Fam. in Ebersberg b. Dillenburg, d. ursprüngl. Sell hieß u. sich seit mehreren Generationen Sello nannte; mehrere Mitgll. d. Fam. waren seit Beginn d. 18. Jh. v. a. in P. u. Berlin als Planteure bzw. kgl. Hofgärtner tätig;
    V Carl Sello (1757–96), Hofgärtner in Sanssouci, S d. Johann Samuel|(1724–87), Hofgärtner in P.;
    M Friederike Wilhelmine Albertine, T d. Johann August Lüder, kgl. Hofküchenmeister;
    Ur-Gvv Johann Justus Sello (1690–1768), kam 1698 nach Berlin, Planteur im Tiergarten b. Berlin;
    Ov Johann Wilhelm Sello (1756–1822), Planteur in P.; – ledig;
    Vt Leopold Sello (1785–1874), aus Sanssouci, 1816 Leiter d. Bergamtskommission in Saarbrücken, Geh. Bergrat, 1860–66 Mitgl. d. preuß. Abg.hauses (s. Saarländ. Lb. III; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II), Hermann Sello (s. 2), Emil Sello (s. 3); Verwandter Julius Sello (1826–87), Landger.assessor in Saarbrücken u. Kleve, 1869 Landger.rat in Elberfeld, 1870 in Saarbrücken (s. Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II).

  • Biographie

    S. besuchte zunächst die Internatsschule der Herrnhuter Brüdergemeine in Kleinwelka bei Bautzen und anschließend das Gymnasium in Potsdam. Bereits in seiner Schulzeit wollte er Naturwissenschaftler und Forschungsreisender werden. Er erlernte den Gärtnerberuf bei seinem Onkel Johann Wilhelm Sello in Sanssouci und wurde dann Gehilfe im Berliner Botanischen Garten. Dessen Direktor Carl Ludwig Willdenow (1765–1812) wurde auf S. aufmerksam und führte ihn in die wiss. Botanik ein. Mit Empfehlung von diesem wandte sich S. 1810 an Alexander v. Humboldt (1769–1859) in Paris. Mit dessen Unterstützung setzte S. seine botan. Studien im Jardin des Plantes und an der Sorbonne fort und erweiterte 1811 in London seine zoolog. und mineralog. Kenntnisse. Humboldt war von S. so angetan, daß er ihn zeitlebens förderte und auch finanziell subventionierte.

    Im Frühjahr 1814 verließ S. London, um auf Anregung des russ. Konsuls Georg Heinrich v. Langsdorff (1774–1852) eine Forschungsreise nach Südamerika zu unternehmen. Seine ersten Aufsammlungen in der Umgebung von Rio de Janeiro waren so erfolgreich, daß er innerhalb eines Jahres seine Verpflichtungen gegenüber den Londoner Botanikern Joseph Banks und John Sims einlösen und fortan für die naturwissenschaftlichen Museen, den Botanischen Garten und die Ethnographische Sammlung in Berlin sammeln konnte. Neben einer Unterstützung durch die brasilian. Regierung wurden seine Reisen seit 1816 vom preuß. Staat finanziert. In den folgenden 17 Jahren bis zu seinem Tod durch einen Bootsunfall am „Cachoeira Escura“ des Rio Doce unternahm S. zahlreiche Expeditionen und reiste, meist nur von Einheimischen begleitet, durch die noch weitgehend unerforschten südl. Regionen Brasiliens und das spätere Uruguay. Für kurze Zeit schloß er sich 1815 einer Expedition Maximilians zu Wied-Neuwied (1782–1867) an; mit dem Diplomaten und späteren Generaldirektor der preuß. Museen, Ignaz Maria v. Olfers (1793–1872), erforschte er von Aug. 1818 bis Ende Mai 1819 die Provinzen Minas Gerais und São Paulo. Obwohl in erster Linie Botaniker, folgte S. dem Beispiel Humboldts und dehnte seine Studien und Aufsammlungen auf andere Gebiete aus. Sein Arbeitsstil zeichnete sich durch die ungewöhnlich sorgfältige Dokumentation seiner Funde aus. Seine botan., zoolog., geolog. und ethnograph. Sammlungen gehören daher zu den wichtigsten frühen Brasilien-Beständen der Berliner Museen.

  • Auszeichnungen

    korr. Mitgl. d. Horticultural Soc. London (1823);
    zahlr. nach S. benannte Pflanzen, u. a. Pampasgras (Cortaderia selloana) u. Ananasguave (Acca sellowiana);
    Gattung Selloa (Fam. Asteraceae);
    pleistozäne Riesenschildkröte Testudinites sellowi (v. S. in Uruguay ausgegraben);
    botan. Zs.: Sellowia, Anais botânicos do Herbário „Barbosa Rodrigues“;
    Revista sulbrasileira de botânica, Itajaí (Brasilien) (seit 1954);
    brasilian. Bahnstation „Frederico Sellow“ (1961).

  • Quellen

    Qu wiss. Nachlaß im Mus. f. Naturkde. d. Humboldt-Univ. Berlin, im Ethnol. Mus. Berlin u. im Nachlaß Wied d. Robert Bosch GmbH Stuttgart; ferner Geh. StA Preuß. Kulturbes. u. Hist. Bild- u. Schriftgutslgg. d. Mus. f. Naturkde. d. Humboldt-Univ. Berlin.

  • Literatur

    C. S. Weiss, Über d. südl. Ende d. Gebirgszuges v. Brasilien in d. Prov. S. Pedro do Sul etc., nach d. Slgg. d. F. S., in: Abhh. d. Ak. d. Wiss. Berlin, Physikal. Kl. 1827, 1830, S. 217–93;
    I. Urban, in: Botan. Jb. 17, 1893, S. 177–98;
    W. Herter, Auf d. Spuren d. Naturforscher S. u. Saint-Hilaire, ebd. 74, 1949, S. 119–49;
    E. Stresemann, Der Naturforscher F. S. u. s. Btr. z. Kenntnis Brasiliens, in: Zool. Jb. 77, 1948, S. 401–25;
    S. Hackethal, F. S., Skizzen e. unvollendeten Reise durch Südamerika, in: Fauna Flora Rheinland-Pfalz, Beih. 17, 1995, S. 215–28;
    A. Hermannstädter, Frühe Ethnographie in Brasilien 1815–1831, Die Slg. F. S. u. Ignaz v. Olfers, in: G. Wolff (Hg.), Die Berliner u. Brandenburger Lateinamerikaforsch. in Gesch. u. Gegenwart, 2001, S. 313–28;
    H.-D. Krausch, F. S., ein vergessener Pflanzensammler aus Potsdam, in: Zandera 17, 2002, S. 73–76;
    Lex. Bryologen.

  • Autor/in

    Sabine Hackethal
  • Zitierweise

    Hackethal, Sabine, "Sellow, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 225-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138180881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA