Lebensdaten
1831 – 1910
Geburtsort
Rovereto (Trentino)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Diplomat ; katholischer Geistlicher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137430477 | OGND | VIAF: 81622984
Namensvarianten
  • Montel von Treuenfest, Giovanni
  • Montel von Treuenfest, Johannes
  • Montel von Treuenfest, Giovanni
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Zitierweise

Montel von Treuenfest, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137430477.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Giovanni Antonio ( 1869, österr. Adel 1860) aus Pergine (Trentino), Kreissekr., dann Vizepräs. d. Regentschaft Welschtirol;
    M Anna Plancher ( 1848) aus Rovereto.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Trient studierte M. in Brixen und Trient Philosophie und Theologie. 1855 wurde er in Rom, wo er Jura studierte (Dr. iur. 1858), zum Priester geweiht. Seit 1858 war er Sekretär des jeweiligen österr. Auditors der „S. Rota Romana“ (Alois Flir, Michael Gassner, Gf. Bellegarde). Nach dem Tode Flirs war er 1859/60 außerdem Vizerektor der „Anima“, der er als Seelsorger auch weiterhin verbunden blieb. Seit dieser Zeit nahm M. die Interessen der deutschen und österr. Bischöfe gegenüber der Kurie wahr. Er war kanonistischer und kirchenpolitischer Konsulent an der österr.-ungar. Botschaft beim Hl. Stuhl, wurde 1865 Advokat, 1877 österr. Auditor und 1889 Dekan der Rota (bis 1906). Außerdem war er Konsulent der Ritenkongregation und seit 1889 des Hl. Offiziums, das sich u. a. mit den Thesen der Reformtheologen Albert Ehrhard, Marie-Joseph Lagrange und Herman Schell befaßte. Außerdem gehörte er der Kommission für die Kodifikation des kanonischen Rechts an. Mit dem Seminar der „Propaganda Fide“ und ihren Präfekten von Reisach bis Ledochowski stand er in enger Verbindung.

    1865 machte M. die Bekanntschaft Kurd v. Schlözers, des späteren preuß. Gesandten beim Hl. Stuhl (1882–92); er wurde Berater der preuß. Gesandtschaft in kirchenpolitischen Angelegenheiten. Andererseits galt er als „rechte Hand“ Kardinal Kopps in Rom und Vertrauter Leos XIII., für den er u. a. Bismarcks Reden übersetzte. Besonders hervorzuheben ist M.s entscheidender Anteil an der Beilegung des Kulturkampfes und des Septennatenstreits, nachdem der Papst das Zentrum gedrängt hatte, Bismarcks siebenjähriger Militärfinanzierung zuzustimmen, um dessen Zugeständnisse im Kulturkampf zu honorieren. Diesem Zweck diente M.s Entsendung zur Fuldaer Bischofskonferenz 1887. Unter Leo XIII. war M. „einer der einflußreichsten … Männer im Umkreis des Vatikans, “ eine „Schaltstelle für Deutschland und Österreich-Ungarn in ihren Beziehungen zum Vatikan“ (Weber). Bei sämtlichen Bischofsbesetzungen wirkte er mit. Mit Antonio Agliardi, Luigi Galimberti und Schlözer bildete M., dem an einem guten Verhältnis zwischen Staat und Kirche gelegen war, das sog. „quartetto“ für die Kommunikation zwischen dem Hl. Stuhl und den Staaten des Dreibundes. Das Verhältnis zum Zentrum und dessen Führer Windthorst war hingegen von Mißtrauen geprägt. Die politische Entwicklung des Zentrums seit 1893 und der Christlichsozialen in Österreich seit 1895 beobachtete M. mit Skepsis. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, die Ernennung des Christlichsozialen Celestino Endrici zum Bischof von Trient zu unterstützen (1904). Die irredentistische Bewegung im Trentino lehnte er indes strikt ab. Sein Plan, ein Apostol. Vikariat für die kath. Diaspora in Norddeutschland zu gründen, hatte keinen Erfolg, anders seine Unterstützung der deutschen Mission in China und Afrika.

    Mit Staatssekretär Mariano Rampolla begann 1887 in der Kurie eine Abwendung vom Dreibund und eine Hinwendung zu Frankreich, was eine Schmälerung von M.s Einfluß bedeutete. Inwieweit M. jedoch für das österr. Veto gegen die Papstwahl Rampollas 1903 verantwortlich war, ist nicht geklärt. Auch unter Pius X. verlor M., der als zu konziliant galt, weiter an Einfluß. Er bedauerte die antimodernistische Enzyklika über Borromäus (1910) ebenso wie den unnachgiebigen politischen Kurs Pius' X. Im nachhinein kritisierte er den Ausschluß der deutschen Professoren aus dem Beratergremium des Vatikan. Konzils. Mehrmalige Bemühungen Österreichs, für ihn die Kardinalswürde zu erlangen, stießen auf M.s Ablehnung.

    1876 gehörte M. zu den Begründern des deutschen kath. Krankenhauses in Rom, das er später jahrelang verwaltete. Hier und in anderen ital. Städten veranlaßte er Niederlassungen der Grauen Schwestern, die sich um deutsche Mädchen kümmerten, die in Italien|arbeiteten. Zusammen mit Anton de Waal organisierte er die seelsorgliche Betreuung der Deutschen in Italien sowie die Erzbruderschaft der schmerzhaften Mutter und das 1876 gegründete Priesterkolleg beim Campo Santo Teutonico. Seine Sorge galt außerdem den Kirchen S. Maria in Trastevere und S. Maria dei Miracoli, der böhm. Stiftung bei S. Trinità dei Pellegrini und der kroat. Stiftung bei S. Girolamo degli Schiavoni.|

  • Auszeichnungen

    Päpstl. Hausprälat (1877);
    Großkreuz d. Franz-Joseph-Ordens;
    Roter Adlerorden I. Kl.;
    Kronenorden I. Kl. (1886);
    Großkreuz d. Souveränen Malteserordens (1907).

  • Literatur

    C. Crispolti u. G. Aureli, La politica di Leone XIII da Luigi Galimberti a Mariano Rampolla, 1912;
    K. v. Schlözer, Letzte röm. Briefe, 1882–94, hrsg. v. L. v. Schlözer, 1924;
    P. M. Baumgarten, Röm. u. a. Erinnerungen, 1927, S. 91-101;
    B. v. Hutten-Czapski, 60 J. Pol. u. Ges., 2 Bde., 1936;
    Th. v. Sickel, Röm. Erinnerungen, hrsg. v. L. Santifaller, 1947;
    L. v. Pastor, Tagebücher, Briefe, Erinnerungen, hrsg. v. W. Wühr, 1950;
    A. Hudal, Die österr. Vatikanbotschaft 1806-1918, 1952;
    M. Prandi Gerloni, in: Vita Trentina v. 5.2.1953 (P);
    Rivista di Studi Trentini di Scienze Storiche 33, 1954, S. 301-05 (P);
    R. Blaas, Das kaiserl. Auditorat bei d. Sacra Rota Romana, in: MÖStA 11, 1958, S. 37-152;
    F. Engel-Janosi, Österreich u. d. Vatikan, 2 Bde., 1958-60;
    R. Graber, in: Außenpol. d. Päpste, hrsg. v. W. Sandfuchs, 1962;
    Ch. Weber, Kirchl. Pol. zw. Rom, Berlin u. Trier 1876–88, 1970;
    N. Trippen, Das Domkapitel u. d. Erzbischofswahlen in Köln 1821-1929, 1972;
    A. de Waal, in: Qu. u. Stud. z. Kurie u. z. Vatikan. Pol. unter Leo XIII., hrsg. v. Ch. Weber, 1973, S. 1-67 (P);
    E. Gatz, Anton de Waal (1837–1917) u. d. Campo Santo Teutonico, 1980;
    H. Heitzer, Georg Kardinal Kopp u. d. Gewerkschaftsstreit, 1900–14, 1983;
    S. Benvenuti, La Chiesa trentina e la questione nazionale 1848-1918, 1987;
    H. G. Aschoff, Kirchenfürst im Kaiserreich, Georg Kardinal Kopp, 1987;
    A. Weiland, Der Campo Santo Teutonico in Rom u. seine Grabdenkmäler, 1988, S. 502-04, 660;
    BJ 15, Tl.;
    ÖBL.

  • Porträts

    Büste (Kirche d. Anima, Rom), Abb. in: Rivista, 1954 (s. L);
    Gem. v. A. Hußlacher, 1904 (Anima, Rom), Abb. in: Waal, 1973 (s. L).

  • Autor/in

    Severino Vareschi
  • Zitierweise

    Vareschi, Severino, "Montel von Treuenfest, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 48-49 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137430477.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA