Lebensdaten
1810 – 1889
Geburtsort
Leoben (Steiermark)
Sterbeort
Leoben (Steiermark)
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137125526 | OGND | VIAF: 81359964
Namensvarianten
  • Mayr von Melnhof, Franz (1859-1872)
  • Mayer, Franz (bis 1859)
  • Mayr von Melnhof, Franz Freiherr
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Zitierweise

Mayr von Melnhof, Franz Freiherr, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137125526.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Das Geschl. stammt aus Kattiga b. Knittelfeld (Steiermark);
    V Franz Mayer (1779–1847), Gasthofbes. in L., Hammerwerksbes. in Bruck/Mur u. Gründer d. Stahlwerks „Franzenshütte“ in Donawitz, S d. 1777 nach L. übergesiedelten Gutsbes. Lorenz u. d. Maria Zechner;
    M Josephine (1786–1840), T d. Hafnermeisters Johs. Stumpf in Ligist u. d. Magdalena Ferschler;
    B Karl Frhr. M. v. M. (österr. Adel 1861, 1811-64), Hürtenfachmann, Fabrik- u. Kohlengru-benbes., leitete seit 1847 gemeinsam mit Franz d. ererbten Hüttenwerke, errichtete seit 1849 eigene Puddel- u. Blechwalzwerke in Olsa (Kärnten) u. Judenburg, Rudolf Frhr. M. v. M. (österr. Adel 1861, 1821-1900), Industrieller u. Bergwerksbes., Teilhaber im väterl. Unternehmen;
    Eggenberg 1853 Theodora (1828–57), T d. Ferdinand Edler v. Hittnern, auf Graschnitz, u. d. Maria Lamberger;
    1 S, 1 T, u. a. Franz (1854–93). Industrieller, baute vor allem d. Holzstoff- u. Pappefabrikation weiter aus;
    E Franz Karl (1888–1957), Industrieller. Landesjägermeister d. Steiermark, Inhaber v. Holzstoff-, Braunkohle-, Graphit- sowie Kalk- u. Ziegelwerken;
    Ur-E Friedrich (1892–1956), Industrieller, u. a. Besitzer v. Marmorwerken in Salzburg.

  • Biographie

    M. hatte nach einer Ausbildung am Polytechnikum in Wien und der Bergakademie in Schemnitz 10 Jahre lang als Montanbeamter in England gearbeitet. Um 1840 kehrte er in den Betrieb seines Vaters zurück, der in seinem Stahlwerk „Franzenshütte“ in Donawitz vergebliche Versuche unternommen hatte, anstelle des Frischens ein österr. Verfahren des Puddelns einzuführen. M. gelang in Donawitz die Einführung des engl. Puddelverfahrens. Schon nach kurzer Zeit wurde die Gußstahlerzeugung aufgenommen, 1841 neben dem „Puddlingwerk“ ein Streckwalzwerk gebaut und 1843 der Betrieb um die „Carolihütte“ erweitert. Die nötige Kohle bezog man aus den benachbarten Bergbauen im See- und Tollinggraben und am Veitsberg. Durch die Errichtung des Gußstahlwerks wurde die Donaumonarchie im beginnenden|Eisenbahnzeitalter unabhängiger von engl. Importen.

    Nach dem Tode des Vaters übernahm M. 1847 gemeinsam mit seinem Bruder Karl die Leitung der Betriebe; seit 1849 war er Alleinbesitzer. Das Unternehmen wurde 1854 durch den Bau der „Theodorahütte“ in Donawitz und die Errichtung einer neuen Gußstahlfabrik in Kapfenberg erweitert. 1850 wurde der Dampfbetrieb eingeführt, 1853 die Zementstahlerzeugung. Seit 1856 ermöglichte die Glühstahlerzeugung eine Vervollkommnung der Gußwaren. Das Wasserrad der Carolihütte wurde durch eine Jouval-Turbine ersetzt und so die Errichtung einer Grob- und Mittelwalzstrecke ermöglicht. Die Feinwalzstrecke erhielt eine dampfgetriebene Walzenzugmaschine. Ein Dampfhammer von 10 Tonnen Bärgewicht trat an die Stelle der alten Hammerwerke. M. rundete seinen Besitz durch den Ankauf stillgelegter Werke (1855 Gößhammer, 1857 Blechwalzwerk Gmeingrube, St. Peter-Hammer, Töllerlhammer) ständig ab. Seine Walzwerke konnten die steigende Nachfrage nach Blechen, Flacheisen, Trägern, Eisenbahnschienen und Stahlplatten vollständig decken. Anstelle der Frischfeuer installierte er im Kapfenberger „Erlachhammer“ zwei Tiegelstahlöfen zum Umschmelzen von Rohstahl in Flußstahl. 1858 wurde bei der Neuaufstellung von Schmelzöfen erstmals die Siemenssche Regenerativfeuerung verwendet. Kapfenberg verfügte für das Tiegelstahlschmelzen über 6 unterirdische Gasöfen mit eigenen Treppenrostgeneratoren, Doppelherdvorwärmern und Essen. Erstmals im deutschen Sprachraum wurde hier auch der „Martinofen“ eingeführt, der aber nur ein halbes Jahr in Betrieb stand. Die Donawitzer „Franzenshütte“ verfügte über eine der ersten dampfhydraulischen Schmiedepressen. Rohstoffbasis des Unternehmens waren umfangreiche eigene Grubenmaße am Steirischen Erzberg. Als Ausgangsprodukt wurde fast ausschließlich Vordernberger Holzkohlenroheisen verwendet, das seit 1863 aus dem eigenen „Radwerk 14“ kam. Im selben Jahr wurde auch die Seegrabner Braunkohlengrube gekauft.

    Die Umstellung der Eisenerzeugung von Holzkohlen- auf Mineralfeuerung ließ der Radmeister-Kommunität ihren großen Waldbesitz nutzlos erscheinen. M. konnte das riesige Waldgebiet von Reiting und Wildfeld im Westen über das Bergmassiv Mugl-Fensteralpe im Murknie bis zum Hochlantsch im Süden mit einer Gesamtfläche von 35 000 Hektar bis 1889 günstig aufkaufen. So wurde er Domänenbesitzer von Kaisersberg, Pfannberg und Weyer (Steiermark), Kogl (Oberösterreich) und Savenstein (Krain). Zur Nutzung des Waldes errichtete er kurz vor seinem Tode eine Holzschleiferei in Wannersdorf nahe Frohnleiten (Steiermark), die später als Kartonfabrik ein bedeutendes Exportunternehmen wurde. Unter dem Druck der deutschen Konkurrenz veräußerte M. seine Eisenwerke noch rechtzeitig vor dem Preisverfall der Gründerkrise 1872 um 5,25 Mill. fl. an die Innerberger Hauptgewerkschaft, die ihrerseits 1881 von der Österr. Alpine Montangesellschaft übernommen wurde. Das Werk Kapfenberg kaufte 1894 die Firma „Gebr. Böhler“, die schon vorher den Alleinvertrieb des hier erzeugten Edelstahls besorgt hatte.

    M. errichtete ein Kinderasyl in Leoben und ein Altersheim auf Schloß Ehrnau. 1860 wurde er in den verstärkten Reichsrat und 1867 als lebenslängliches Mitglied ins Herrenhaus berufen. Im Reichsrat trat er als Befürworter der Reichsanstalt für Geologie und Interessenvertreter der Eisenindustrie in Zollfragen auf. Die nicht veräußerten Teile seines Unternehmens – insbesondere Bergwerke sowie Holzstoff- und Pappefabriken – wurden von seinem Sohn Franz und dessen Nachkommen fortgeführt und z. T. weiter ausgebaut.

  • Literatur

    Die Großindustrie Österreichs, 1898, Bd. 1, S. 200, 277, Bd. 5, S. 37, Erg.bd. 1908, S. 53 ff.;
    A. v. Pantz, Die Gewerken im Bannkreis d. Steir. Erzberges, in: Jb. Adler, NF 17/18, 1917/18;
    F. Krawany, Gesch. d. Papierindustrie d. ehemaligen Österr.-ungar. Monarchie, 1923, S. 77;
    F. Erben u. a. (Hrsg.), Die Österr. Alpine Montanges. 1881-1931, 1931;
    H. Klopfer u. H. Riehl, Das steir. Eisenbuch, 1931;
    F. Mörth, Kapfenberg im Wandel d. Zeiten, 1949;
    F. Tremel (Hrsg.), Steir. Unternehmer d. 19. u. 20. Jh., 1965;
    J. Mentschl u. G. Otruba, Österr. Industrielle u. Bankiers, 1965, S. 106 ff.;
    Der Bergmann – d. Hüttenmann, Gestalter d. Steiermark, Kat. d. 4. Landesausstellung Graz, 1968;
    100 J. Böhler-Edelstahl 1870-1970, 1970;
    Wurzbach 18;
    ÖBL (auch f. Fam., L).

  • Autor/in

    Gustav Otruba
  • Zitierweise

    Otruba, Gustav, "Mayr von Melnhof, Franz Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 571-572 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137125526.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA