Lebensdaten
1677 – 1732
Geburtsort
Landshut
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Bildschnitzer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133845915 | OGND | VIAF: 55348278
Namensvarianten
  • Hirnl, Franz Matthias
  • Hirnle, Franz Matthias
  • Hiernlein, Franz Matthias
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Zitierweise

Hiernle, Franz Matthias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133845915.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jonas ( 1698), Stukkator u. Bildschnitzer in Wernfels, seit 1671 Bürger in L., schnitzte e. Christus am Kreuz mit d. schmerzhaften Muttergottes f. d. Franziskanerkirche in L. (1692) u. a., gleichfalls verlorene Arbb. f. d. Ursulinenkirche ebendort. Er ist wohl identisch mit einem Jonas Hörnl, der 1692 e. Altar f. Weihenstephan lieferte (nicht erhalten);
    M N. N.;
    B Anton;
    - 1705 Maria Sibylla Schmitt;
    S Sebastian (1705–55), Kaspar (1710–55) gehörten lange über ihre Lehrzeit hinaus d. Werkstatt H.s an, sie arbeiteten zumeist gemeinsam. Eine Stilentwicklung v. d. Werken H.s zu d. Rokoko-Arbb. d. Söhne ist offensichtlich. Von Kaspar allein entworfen u. ausgeführt war das anmutige Rokoko-Portal am St. Quintin-Kirchhof (1752) mit d. Immakulata zw. d. hl. Blasius u. Quintin (im 2. Weltkrieg zerstört). Der hl. Stephanus am Kreuzgangportal d. Stephanskirche in M. (1747), die ehem. Kanzel aus St. Stephan (heute in Bodenheim), d. Skulpturenschmuck am Hochaltar d. Kirche in Gensingen in Rheinhessen (1751), der hl. Bonifazius aus St. Stephan im Mainzer Dom-Kreuzgang, die Immakulata über d. Fassade u. d. Figuren am Chorgestühl (im 2. Weltkrieg verbrannt) der Peterskirche in M. sind gemeinsame Arbeiten; N (S d. Anton) Ferd. Anton, seit 1751 in Erding nachweisbar, Jon. Michael (1710–77), v. letzterem ist e. Anzahl v. Werken bekannt, die handwerkl. gut, aber recht provinziell gearbeitet sind: Figuren u. Altäre in Angerskirchen, Großköchelham (1740). Langengeisling (1740), Wörth (1747). Seine Altäre f. Maria Thalheim b. Erding wurden b. e. Erneuerung d. Kirchenausstattung bereits 1764-70 durch andere, z. T. mit Figuren v. Chrstn. Jorhan, ersetzt.

  • Biographie

    Über H.s Lehrzeit und seine Anfänge als selbständiger Bildhauer ist urkundlich nichts bekannt. Eine Lehre bei seinem Vater ist anzunehmen. 1704 wurde er nach Mainz zur Ausstattung des Parkes von Schloß Favorite berufen und 1705 zum Hofbildhauer durch Kurfürst Lothar Franz von Schönborn ernannt; beides setzt voraus, daß H. damals ein bekannter Meister war. Skulpturen aus der Zeit vor Mainz sind bisher nicht entdeckt worden. Die Figuren für den Favorite-Garten, ein Götterzyklus, Wald- und Wassernymphen, Amoretten, Faune, Satyrn, Bacchanten und eine Kolossalgruppe des Raubes der Proserpina, eine Tanz- und Musikgesellschaft für die Gartentreppe, wurden alle in der Französischen Revolution vernichtet, bis auf geringe Reste, einen Herkules und 2 Flußgötter aus der H.-Werkstatt. Untergegangen sind gleichfalls die 16 Hermen (Marmorpfeiler mit lebensgroßen Alabaster-Büsten, vielleicht Atlanten) in der Rotunde des Schlosses Biebrich (circa 1720). H.s Stil überliefern heute eine Anzahl einzelner Skulpturen, so die Heiligen Sebastian und Johannes der Täufer im Domkreuzgang in Mainz (1710), die schöne, berühmte Muttergottes am Haus „Zu den drei Mohren“, Neutorstraße 3 (1710), die restaurierten Wassergötter am Neuen Brunnen in Mainz und die Alabasterfiguren am größten und bedeutendsten Grabmal im Mainzer Gebiet, dem Epitaph des Fürsten Georg August Samuel von Nassau-Idstein und seiner Frau Henriette Dorothea von Oettingen mit ihren Kindern (1728–31, nach dem Entwurf des Maximilian von Welsch von 1724-26). An allen diesen Werken ist H.s südostdeutsche Herkunft ebenso unverkennbar wie die Stilzusammenhänge mit den Prager Barock-Meistern Matthias Bernhard Braun und Ferdinand Maximilian Brokoff, außerdem mit Carl Joseph Hiernle, vor allem dessen Figuren in der Klosterkirche von Wahlstatt in Schlesien. Die Vermittlerrolle, die H. zwischen dem Südosten und Mainz zukommt, ist kaum zu überschätzen. In Mainz führt er einen barock-bewegten Figurenstil ein, den seine Söhne übernehmen. Enge stilistische Verbindungen zwischen Burkhard Zamels und H. erlauben die Annahme, daß dieser wichtigste Mainzer Rokoko-Bildhauer im Werkstatt-Betrieb H.s tätig gewesen ist.

  • Literatur

    P. Metz, Der Dom zu Mainz, 1927, S. 68 f.;
    ders., Mainzer Rokoko-Plastik, 1928, S. 4, 11;
    ders., Die Figur e. Engels im Mainzer Dommus., in: Aus Dom u. Diözese Mainz, Festgabe f. Prof. G. Lenhart, 1939, S. 178;
    A. Feulner, Skulptur u. Malerei d. 18. Jh. in Dtld., 1929, S. 8, 48, 109;
    E. Peiper-Diener, Mittelrhein. Barockplastik, in: Mainzer Zs., Jubiläums-Jg. 24 25, 1929/30, S. 12;
    K. Esser, Mainz, 1961, Abb. 60;
    Aus Altertumsmus, u. Gem.gal. d. Stadt Mainz, Bildbd. z. Wiedereröffnung, 1962, Abb. 169;
    Nassau. Ann., Jb. d. Ver. f. Nassau. Altertumskde. u. Gesch.forschung 74, 1963;
    ThB (ältere L, vgl. auch Art. Ch. Jorhan u. B. Zamels, ebd.).

  • Autor/in

    Ursula Roehlig
  • Zitierweise

    Röhlig, Ursula, "Hiernle, Franz Matthias" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 111-112 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133845915.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA