Lebensdaten
um 1481 – 1527
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Torquemada bei Palencia (Spanien)
Beruf/Funktion
Erzbischof von Riga ; Bischof von Reval und Dorpat
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133578224 | OGND | VIAF: 25796664
Namensvarianten
  • Johann VII. Blankenfeld
  • Blankenfeld, Johann
  • Johann
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Zitierweise

Johann VII., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133578224.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. läßt sich seit 1284 in B. nachweisen;
    V Thomas (ca. 1435–1504), studierte in Leipzig, 7mal Bgm. v. B., Bes. mehrerer adl. Güter, einer d. bedeutendsten Kaufleute im damaligen B., S d. Wilke (um 1400–74), 9mal Bgm. v. B., u. d. Katharina (T d. Bgm. Thomas Wins in B., u. d. Gertrud Glinicke);
    M Margarete (um 1454- n. 1531), T d. Stadtrichters Christian Buchholz in Frankfurt/Oder u. d. Benigna Kemnitz;
    Schw Katharina ( Wolf Hornung, Bürger in Cölln), Geliebte d. Kf. Joachim I. v. Brandenburg;
    Halb-B Paul ( n. 1534), Ratmann in B., Münzmeister d. Kf. Joachim I. v. Brandenburg;
    N Johann (1507–79), 1558-70 mehrmals Bgm. v. B.

  • Biographie

    J. studierte in Bologna, promovierte dort 1503 zum Dr. iur. utr., war dann 1½ Jahre|Mitglied der juristischen Fakultät in Leipzig und 6 Jahre Professor der Rechte an der neugegründeten Univ. Frankfurt a. d. O., außerdem Rat des Kf. Joachim I. von Brandenburg und seit 1512 Generalprokurator des Deutschen Ordens in Rom, wo er dank seiner vielseitigen Begabung und humanistischen Bildung die Gunst Papst Leos X. gewann. Vom Hochmeister gefördert, wurde er im Sommer 1514 zum Bischof von Reval gewählt und am 30.10. J. vom Papst bestätigt. Da er als päpstl. Nuntius über Augsburg, Berlin, Kopenhagen und Preußen nach Livland reiste, traf er erst nach 1 Jahr in Reval ein. Nach 8 Monaten kehrte er nach Rom zurück. Der Gegensatz zwischen seinen röm.-kanonistischen Auffassungen und dem ständischen Wesen in Livland war in der kurzen Zeit deutlich geworden, und der Bischof hatte nachgeben müssen. Trotzdem verschaffte er sich 1517 vom Papst die Expektanz auf ein weiteres livland. Bistum und wurde daher am 7.6.1518 auch Bischof von Dorpat. Schon Ende August traf er dort ein und nahm die Huldigung der Stände entgegen. Weil er wie ein Fürst regieren wollte, geriet er in Konflikte mit dem Rat der Stadt Dorpat und später auch mit der Ritterschaft des Stifts. Trotz der Schwierigkeiten blieb er in Livland und trat 1519 als Generalprokurator des Ordens zurück. 1520 erlangte er in Worms für sich und die 3 anderen livländ. Bischöfe die Regalien. Er setzte sich für die Abschaffung äußerer Mißstände ein und wollte dazu regelmäßige bischöfl. Visitationen und Sendgerichte einführen. 1523 wurde er zum Koadjutor des alten EB Jasper Linde von Riga gewählt und wurde nach dessen Tod am 29.6.1524 Erzbischof, mußte dann aber das Bistum Reval abtreten. Die erzstiftische Ritterschaft huldigte ihm, nachdem er ihre Privilegien bestätigt hatte, die Stadt Riga lehnte jedoch die Unterwerfung ab. In den livländ. Städten hatte sich schon seit 1522 die Reformation ausgebreitet. Da J. als ihr entschiedener Gegner bekannt war, schloß sich die religiöse Opposition gegen ihn mit der politischen zusammen. Der Ordensmeister Wolter von Plettenberg suchte abzugleichen, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. J. wollte seine auswärtigen Beziehungen ausnutzen, um die Herrschaft in seinen Stiften zu erlangen. Schon seit Jahren verhandelte er auch mit den Russen. In Livland verbreitete sich der Verdacht, daß J. Russen und Litauer zu einem Einfall aufwiegele. Plettenberg ließ daraufhin das Land aufrüsten und bewog die erzstiftischen Vasallen, J. in seiner Residenz Ronneburg zu verhaften. J. gab die Verhandlungen mit auswärtigen Mächten zu, bestritt aber ihren verräterischen Charakter. Es gelang ihm, sich mit den Vasallen zu verständigen. Auf einem Landtag in Wolmar am 15.6.1526 unterwarf er sich mit seinen Suffraganen, den Kapiteln und Ritterschaften dem Ordensmeister. Alle Streitigkeiten sollten durch Schiedssprüche ausgeglichen werden. Im Auftrage Plettenbergs trat J. im August eine große diplomatische Reise an, um die Bestätigung der neuen Ordnung durch Papst und Kaiser zu erlangen und die Frage der Nachfolge für den Hochmeister zu klären. Über Litauen und Polen kam er Ende Nov. nach Rom, wo er seine guten Beziehungen für seine eigenen Zwecke ausnutzte, eine Bestätigung der Wolmarer Abmachungen aber nicht erstrebte. Auf einem Ordenstag in Eschenbach im Juni 1527 versuchte er vergeblich, die Hochmeisterwürde dem livländ. Ordensmeister zu verschaffen. Auf dem Wege zu Karl V., der sich in Palencia in Spanien aufhielt, erkrankte er an einer ruhrartigen Seuche. Vor seinem Tode widerrief er die Wolmarer Einigung und empfahl die Wahl eines deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger.

  • Literatur

    ADB II, S. 689 f.;
    L. Arbusow, Livlands Geistlichkeit v. Ende d. 12. bis ins 16. Jh., in: Jb. f. Geneal., Heraldik u. Sphragistik. Jg. 1900–02.1911-13;
    A. Berendts, J. v. B., in: Balt. Mschr. 53, 1902, S. 408-27, 54, 1902, S. 23-60, 354-64;
    A. Schulte, Die Fugger in Rom, 1904;
    W. Schnöring, J. B., 1905;
    L. Arbusow jr., Die Einführung der Ref. in Liv-, Est- u. Kurland, 1921;
    M. Ludwig, Die Frauen d. Berliner Bgm. Thomas Blankenfelde, in: Der Herold 3, 1943, S. 116-35.

  • Porträts

    Radierung a. d. späten 16. Jh. (Profil), in: G. G. Küster, Martin Frdr. Seidels Bilder-Slg., 1751.

  • Autor/in

    Wilhelm Lenz
  • Zitierweise

    Lenz, Wilhelm, "Johann VII." in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 520-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133578224.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Blankenfeld: Johann B. (Blanckfeld, plankenfeld), Jurist, aus einem berühmten Berliner Geschlechte (mütterlicherseits von der alten märkischen Familie v. Buch) abstammend, geb. um 1471, studirte in Italien und wurde im 18. Jahre seines Alters zu Bologna Doctor, dann Procurator des livländischen Ritterordens in Rom und Vorsteher des deutschen Hauses daselbst, kehrte nach Deutschland zurück, lehrte an der Universität Leipzig, wohnte 1506 der Einweihung der Universität Frankfurt a. O. bei, führte das zweite Rectorat und wirkte als Rechtslehrer an derselben, zugleich Rath des Kurfürsten Joachim I.|von Brandenburg, wurde 1517 Bischof zu Dorpat, 1523 auch Coadjutor des Erzbischofs zu Riga, dann Erzbischof daselbst, 1533 (an Gift?) zu Torquemada in Spanien, wohin er eine Reise unternommen hatte, um durch Vermittlung des Kaisers Karl V. die damals in Livland obwaltenden Religionsstreitigkeiten zu Ende zu bringen.

    • Literatur

      Vgl. G. G. Küster, Seidel's Bilder-Sammlung (1751) S. 29 ff.

    • Korrektur

      S. 690. Z. 2 v. o.: Blankenfeld, dessen Vater Bürgermeister von Berlin war, starb vielmehr am 19. September 1527 zu Palencia in Spanien und jedenfalls nicht an Gift. Seiner wichtigen Thätigkeit in den Jahren 1523—27 wird in dem Artikel über Plettenberg zu gedenken sein. Schiemann.

  • Autor/in

    Muther.
  • Zitierweise

    Muther, Theodor, "Johann VII." in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 689-690 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133578224.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA