Lebensdaten
erwähnt 1391, gestorben 1424
Geburtsort
Schwaan
Sterbeort
Ronneburg (Livland)
Beruf/Funktion
Erzbischof von Riga ; Bischof von Chur
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13412474X | OGND | VIAF: 18433167
Namensvarianten
  • Johann VI. Ambundi
  • Johann VI. Habundi
  • Johann VI.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Johann VI. Ambundii, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13412474X.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    J. war Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts, Vikar (1407) und später (1415) Generalvikar des Bischofs von Würzburg, auch Kanonikus in Eichstätt, Propst in Herrieden sowie z. Z. Kg. Ruprechts und in den ersten Jahren Kg. Sigmunds königl. Notar. 1416 wurde er Bischof von Chur. Papst Martin V. ernannte ihn am 11.7.1418 anstelle von Johann v. Wallenrode zum Erzbischof von Riga. Im Nov. kam er über Preußen nach Livland und nahm das Erzstift in Besitz. Mit Erfolg widersetzte er sich der Vorherrschaft des Deutschen Ordens, weigerte sich, die Ordenstracht anzulegen, und verhinderte eine vom Hochmeister angeordnete Visitation des Rigaer Domkapitels. Mit den im Exil in Lübeck lebenden „alten“ Domherren gelang ihm ein Vergleich: Gegen die Zahlung einer Rente lieferten sie die Privilegien und Kleinode des Kapitels aus. Auf Wunsch J.s hob der Papst die von Bonifaz IX. zugunsten des Ordens erlassenen Bullen auf. J. wurde in Livland zum Haupt aller Gegner des Ordens, der durch den Gegensatz zwischen Rheinländern und Westfalen geschwächt war. Die Prälaten widersetzten sich der vom Orden verlangten Heeresfolge. J. gewann großen Einfluß auf den damals üblich werdenden Landtagen der livländ. Landesherren und ihrer Stände. Am 28.1.1422 wurde in Walk eine allgemeine Landesordnung erlassen, die auch die Verbesserung der Lage des Landvolkes bezweckte. Der Orden konnte aber die Einberufung eines Provinzialkonzils hintertreiben. Wegen der Erkrankung J.s im Herbst 1423 und seines Todes sind die von ihm erstrebten Reformen nicht durchgeführt worden.

  • Literatur

    ADB I (unter Abundi);
    L. Arbusow, Livlands Geistlichkeit v. Ende d. 12. bis ins 16. Jh., in: Jb. f. Geneal., Heraldik u. Sphragistik, Jgg. 1901–03, 1911-13;
    L. Arbusow jr., Die Einführung d. Ref. in Livland, 1921;
    Akten u. Rezesse d. livländ. Ständetage I, 3, 1926;
    A. Gerlich, Die Wahl u. Bestätigung d. Churer Bischofs J. A., in: Festschr. K. Pivec, 1966.

  • Autor/in

    Wilhelm Lenz
  • Zitierweise

    Lenz, Wilhelm, "Johann VI. Ambundii" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 520 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13412474X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Abundi: Johannes A. (Ambundij, Habundi, Habindi, Habendi, Almanni [?]) von Schwan (de Swan), 16. Juni 1424; wurde 1391 unter den Baccalarii bei der Juristenuniversität Prag intitulirt, später Dr. der heiligen Schrift und des canonischen Rechtes, erscheint nach 1412 auf Anordnung des Bischofs von Bamberg unter den Visitatoren des Schottenklosters St. Aegidii zu Nürnberg. Als Canonicus der Eichstädter Kirche und Propst von Herriden bezog er für sich und den Bischof zu Eichstädt 1414 oder 1415 das Costnitzer Concil. Dort nahm er bei der deutschen Nation eine hervorragende Stellung ein, er kommt bei vielen Verhandlungen theils als commissarius, theils als deputatus derselben vor. — 1416 (27. Nov.) wurde er zum Bischof von Chur erwählt, vom Erzbischof Johann II. von Mainz bestätigt und im folgenden Jahre (13. März) zu Heppenheim feierlich consecrirt. Kurz nachher kehrte A. zum Concil zurück. Dort verlangten damals die Italiener im Verein mit den Franzosen und Spaniern sofortige Papstwahl, während die deutsche Nation vorherige Erledigung der Kirchenreformation anstrebte. Da soll es den Cardinälen gelungen sein, durch Versprechungen den Erzbischof Johann V. (v. Wallenrodt) von Riga sowie A. auf ihre Seite zu bringen und durch den Einfluß dieser Männer bei Kaiser Sigismund und der deutschen Nation jene für die weitere Entwickelung verhängnißvolle Papstwahl durchzusetzen. Am 11. Nov. 1417 wurde Papst Martin V. ausgerufen. Im folgenden Jahre erhielt Johann v. Wallenrodt seinem Wunsche gemäß das Bisthum Lüttich, und unter dem 11. Juli desselben Jahres ernannte „auf Empfehlung des Kaisers“ der Papst Johann A. zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Riga. Ueber Lübeck und dann zu Schiff gelangte der Kirchenfürst in das ferne, nordische Land. Schon am 13. Oct. 1418 nahm er Theil an den Friedensverhandlungen zwischen dem deutschen Orden und Polen zu Wileny. Wol mag es wahr sein, daß es A. erwünschter gewesen wäre, gen Süden in das schöne Bisthum Brixen zu ziehen; aber auch die deutschen Ordensherren waren mit der päpstlichen Entscheidung nicht wohl zufrieden. A. sei ein harter Mann und sehr karg, „das ja nicht zu loben ist an großen Herren“, schreibt ein Ordenscaplan; größere Besorgniß erregte, daß A. geschworner Rath des Kaisers Sigismund war und für einen Günstling desselben galt. Der Orden strebte, Livland als einen vom Reich unabhängigen Besitz zu erhalten; nunmehr fürchtete man, A. werde in entgegengesetzter Richtung wirken, vielleicht gar vom Kaiser sich belehnen lassen. Ganz ohne Grund war dieses Mißtrauen schwerlich. A. ließ sich nicht bewegen, das Ordenskleid anzunehmen, und seinem Einflusse ist es zuzuschreiben, daß 1423 (14. Jan.) das Riga’sche Domcapitel den Papst um Aufhebung der Bulle Bonifacii IX., durch welche die Riga’sche Kirche dem Orden incorporirt war, anging. Auch sonst zeigte sich A. nicht als gefügiges Werkzeug des Ordens. Im Jahre 1421 war derselbe päpstlicher delegirter Richter in einer Streitsache|zwischen dem König von Schweden und dem Bischof von Upsala. Erst vor Kurzem von einer Krankheit genesen, scheint er persönlich sich nach Schweden begeben zu haben. 1422 berief er die preußischen Bischöfe zu einem Concil, doch unterblieb dasselbe auf Vorstellungen des Hochmeisters.

  • Autor/in

    Muther.
  • Zitierweise

    Muther, Theodor, "Johann VI. Ambundii" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 25-26 unter Abundi [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13412474X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA