Dates of Life
1873 – 1942
Place of birth
Edenkoben (Rheinpfalz)
Place of death
Berlin
Occupation
sozialrevolutionärer Publizist
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 129585297 | OGND | VIAF: 62632297
Alternate Names
  • Minster, Carl
  • Minster, Karl
  • minsther, carl

Places

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Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

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Citation

Minster, Carl, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129585297.html [02.05.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Georg, Landkrämer in E.;
    M Margarete Sachs aus E.;
    B Gustav (* 1868);
    Schw Helene Moosmann,|führte um 1920 e. Hutgeschäft in Frankfurt/M.;
    New York 1905 Helene Schumann (1884–1936) aus Altona.

  • Biographical Presentation

    Zum Kaufmann ausgebildet, ging M. im November 1896 nach Philadelphia (USA). Grund seiner Emigration dürfte die Inhaftierung seines Bruders Gustav gewesen sein, den das Reichsgericht 1898 wegen Landesverrats zu über 5 Jahren Zuchthaus verurteilte. 1901-06 war M. Redakteur der „Neuyorker Volkszeitung“. Bis 1912 korrespondierte er nach seinen Angaben für den „Vorwärts“ (Berlin), die „Leipziger Volkszeitung“, das „Hamburger Echo“ und die Wiener „Arbeiter-Zeitung“. Seine Artikel wurden durchweg anonym veröffentlicht. 1905 erwarb M. die amerikan. Staatsbürgerschaft. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde M. 1913 Redakteur des Remscheider Kopfblatts der sozialdemokratischen „Bergischen Arbeiterstimme“ (Solingen), im Januar 1914 der „Niederrhein. Arbeiter-Zeitung“ (Duisburg), in der er die Entscheidung der SPD-Reichstagsfraktion für die Kriegskredite vom 4.8.1914 bekämpfte. Seit Januar 1916 unterstützte er die von der Gruppe um Karl Liebknecht herausgegebenen „Politischen Briefe“ des Spartakusbundes. Wegen Aufrufs zum Beitragsboykott gekündigt, gründete M. zum 21.5.1916 das „Mitteilungsblatt des Sozialdemokratischen Vereins Duisburg“, das seit dem 1.7.1916 unter dem Titel „Der Kampf, Sozialistisches Propaganda-Organ für Rheinland und Westfalen“ erschien. Seit Oktober 1916 redigierte M. den „Volksfreund“ (Braunschweig). Der Einberufung zum Militär entzog er sich Ende März 1917 durch die Flucht ins neutrale Holland. „Der Kampf“ wurde in Amsterdam seit April als Wochenblatt fortgesetzt und illegal nach Deutschland geschmuggelt. Der Zusammenarbeit mit den franz., brit. und amerikan. Geheimdiensten verdächtigt, wurde M. von der deutschen Abwehr am 11.12.1917 an die deutsche Grenze gelockt und zur Aburteilung in Berlin-Moabit inhaftiert. M. wurde u. a. vorgeworfen, durch Flugschriften revolutionäre Streikbewegungen gefördert zu haben. Offenbar verhinderte die massive Berichterstattung in der holländ. Presse, daß M. verurteilt wurde. „Der Kampf“ erschien bis 13.11.1918 in Amsterdam weiter, zuletzt unter maßgeblicher Beteiligung von Wilhelm Pieck. M. konnte im November 1918 mit einem amerikan. Paß nach Holland zu seiner Frau reisen, bevor er in Düsseldorf in die Redaktion des KPD-Organs „Die Freiheit“ eintrat. Von der Polizei beobachtet, agierte M. häufig unter verschiedenen Decknamen. Im Herbst 1919 schloß er sich der Kommunistischen Arbeiterpartei (KAP) an, deren Frankfurter Ortsgruppe er organisierte. Seit dem 17.10.1919 mit einem franz. Sauf-Conduit ausgestattet, galt M. als Anhänger separatistischer Umtriebe, die wohl im Herbst 1920 zu seiner kurzfristigen Festnahme in Düsseldorf führten. Im April 1922 zählte er zu den Redakteuren der „Freiheit“ (Berlin) der USPD, deren Vereinigung mit der SPD im September 1922 er aber nicht mitmachte. Vielmehr blieb er der Rest-USPD unter Theodor Liebknecht treu. Der von M. redigierte „Weckruf (Essen) warb für eine Aktionseinheit der Arbeiterklasse. Im Herbst 1923 wird M. als Mitarbeiter der „autonomen Regierung“ der Pfalz genannt. Nach dieser Episode soll er im Betrieb eines Separatisten in Zabern gearbeitet haben. Erst im Herbst 1931 trat M. wieder politisch in Erscheinung. Er schloß sich der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) an, für die er seit Anfang 1932 die „Rhein-Ruhr-Fackel“ (Essen) redigierte. 1933 wählte M., von den neuen Machthabern besonders gesucht, den Weg ins Exil (Saargebiet, 1935 Frankreich). Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen versuchte er, vom amerikan. Konsulat in Paris als US-Staatsbürger anerkannt zu werden und einen Paß zu erhalten. Dies wurde ihm jedoch verweigert, weil er seit 1912 nicht mehr in den USA gewesen war. Am 10.2.1942 in Saarbrücken festgenommen, wurde er unter Verwendung von gegen ihn im Kaiserreich und in der Weimarer Republik angelegten Akten am 27.7.1942 durch den Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. In Gestapoakten ist vermerkt, daß das Urteil am 11.9.1942 bereits vollstreckt war.

  • Literature

    H. Köhler, Beziehungen d. franz. Geheimdienstes zu dt. Linksradikalen 1917/18, in: D. Kurze (Hrsg.). Aus Theorie u. Praxis d. Gesch.wiss., FS H. Herzfeld, 1972, S. 189-208;
    K. Koszyk, Das abenteuerl. Leben d. soz.revolutionären Agitators C. M. (1873-1942), in: Archiv f. Soz.gesch. 5, 1965, S. 193-225 (P);
    B. Rätsch, Hinter Gittern, Schriftst. u. Journalisten vor d. Volksgerichtshof, 1992, S. 112-22;
    BHdE I.

  • Author

    Kurt Koszyk
  • Citation

    Koszyk, Kurt, "Minster, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 545-546 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129585297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA