Lebensdaten
1740 – 1789
Geburtsort
Goldap (Ostpreußen)
Sterbeort
Riga
Beruf/Funktion
Verleger ; Buchhändler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 124244300 | OGND | VIAF: 24653793
Namensvarianten
  • Hartknoch, Johann Friedrich
  • Hartknoch, Johann Friedrich, der Ältere
  • Gartknoch, Iogan Fridrich
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hartknoch, Johann Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124244300.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    VGottfried (um 1697–1767), Toreinnehmer, Organist u. Stadtmusikus in G.;
    MElisabeth Wehle (1700–70);
    1) 1767 Anna Benigna Mehmel aus Mitau, 2) 1774 Albertine Toussaint (ref.) aus Königsberg/Pr.;
    S aus 1) Joh. Frdr. (1768/69-1819), Verleger, geriet bald in Konflikt mit d. russ. Regierung, siedelte deshalb 1804 nach Leipzig über, wo d. Verlag bis 1879 bestand, verdient um Organisation d. Buchhandels.

  • Biographie

    H. begann das Studium der Theologie bereits 1755 in Königsberg, wurde dabei jedoch gehemmt, weil er selbst für seinen Unterhalt sorgen mußte. So kam er auch in Beziehungen zu dem Buchhändler, Verleger und Drucker Johann Jakob Kanter, in dessen Geschäft die Geisteswelt von Königsberg verkehrte. Während einer Reise zur Messe wurde Kanter 1761 durch H. in Königsberg vertreten. 1762 wurde H. von Kanter mit der Verwaltung der Filiale in Mitau beauftragt, die bald danach von H. selbständig übernommen wurde. 1767 siedelte er nach Riga über und brachte in das dortige literarische Leben einen völlig neuen Zug. Er machte seinen Verlag zu einem Mittelpunkt der Regionalliteratur in den baltischen Landen. Literaten wie A. W. Hupel und J. F. Gadebusch fanden in seinem Verlag eine Heimstätte. Auch einzelne Werke in lettischer Sprache wurden dort verlegt. Noch bedeutsamer wurde der Ausbau der Beziehungen zur russischen Geisteswelt. Nicht nur brachte H. Werke zur Förderung des russischen Sprachstudiums heraus, sondern er nahm sich der neuen russischen Literatur durch Herausgabe von Übersetzungen an. Namentlich ist Lomonossov hier zu nennen. Später kam auch Karamsin hinzu. Ganz besonders aber widmete er sich der klassischen deutschen Literatur. Die Hauptwerke von Kant und Herder sind in seinem Verlag erschienen. Mit beiden war er von Königsberg her bekannt. Die Übersiedlung Herders nach Riga wurde durch ihn gefördert. Auch andere bedeutende und berühmte Schriftsteller jener Zeit, wie Hamann und Hippel, fanden in ihm einen Verleger. H. darf den hervorragendsten deutschen Verlegern des 18. Jahrhunderts an die Seite gestellt werden. Seinem buchhändlerischen Geschick ist es gelungen, das deutsche Buch in das Baltikum und nach Rußland hinein zu verbreiten. Begünstigt wurde er durch die verhältnismäßig freie Regierungsweise unter der aufgeklärten Zarin Katharina II.

  • Werke

    Weiteres Verlagswerk: Auszüge aus den Reisen v. P. S. Pallas, 1773. -Zu S Joh. Frdr. d. J.: Gesch. d. Gefangenschaft d. Buchhändlers H. unter d. Regierung Kaiser Pauls I., 1803.

  • Literatur

    ADB X;
    K. Reymann, in: Nord. Miscellen 26, Riga 1791, S. 263 ff.;
    J. Eckardt, in: Rigascher Alm., 1870, S. 1 ff.;
    ders., in: Jungrussisch u. Altlivländisch, 1871, S. 275 ff.;
    A. Poelchau, Der Verlag J. F. H. 1762-1804, 1918;
    J. Goldfriedrich, Gesch. d. dt. Buchhandels III f., 1909/13 (Register);
    Altpreuß. Biogr.

  • Autor/in

    Kurt Forstreuter
  • Zitierweise

    Forstreuter, Kurt, "Hartknoch, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124244300.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hartknoch: Johann Friedrich H., um die Förderung der deutschen Litteratur verdienter Buchhändler und Verleger, wurde am 28. Septbr. 1740 zu Goldap in preußisch Litthauen als Sohn des dortigen Thorschreibers, Organisten und Stadtmusikus geboren, studirte, während er gleichzeitig als Hauslehrer seinen Unterhalt erwarb, um das J. 1760 in Königsberg Theologie und Philosophie und trat dann in die Kantersche Buchhandlung, in welcher er mehrere Jahre lang als Gehilfe thätig war und zu Kant, wie zu seinen Altersgenossen Herder und Hippel in nähere Beziehung trat. 1763 ließ H. sich als Buchhändler in Mitau, der Hauptstadt des damaligen Herzogthums Kurland nieder, siedelte im folgenden Jahre von dort nach Riga über, wo er die erste ständige Buchhandlung begründete, zahlreiche litterarische und gemeinnützige Unternehmungen ins Leben rief, auf die Berufung Herder's zum Collaboratoramte an der Domschule entscheidenden Einfluß übte und viele Jahre lang den Mittelpunkt des durch seine Freunde Hamann, Herder, Lindner und Berens berühmt gewordenen Kreises bildete. Sowol durch seine anregende Persönlichkeit, wie durch Berufsthätigkeit und die großartige Weise, in welcher er Herder unterstützte, hat H. eine bleibende Stätte in der deutschen Litteratur- und Gelehrtengeschichte erworben. Die Wiederbelebung deutschen litterarischen und wissenschaftlichen Lebens im baltischen Norden datirt wesentlich von ihm, der das Erscheinen der Gadebusch’schen „Jahrbücher", der „Nordischen" und „Neuen Nordischen Miscellaneen", der Hupel’schen „Topographischen Nachrichten“ und des Mellin’schen Kartenwerkes möglich machte. Außerdem war er der Verleger zahlreicher Schriften Kant's, Herder's, Hamann's, Klinger's, Knigge's und v. Zimmermann's. Aus seiner eigenen Feder stammt der erste Band einer „Merkwürdigkeiten der Monduanen, Kosaken und Kalmüken“ etc. betitelten 1773 erschienen auszüglichen Bearbeitung des Pallas’schen Reisewerks, die 1777 von Hupel fortgesetzt wurde. H. starb am 1. April 1789 zu Riga.

    • Literatur

      Vgl. über ihn: Nord. Miscell. IV. S. 71—73, ebendas. XXVI, S. 263 bis 279, sowie die Abhandlung Johann Friedr. H. in Eckardt's Jungrussisch und Altlivländisch S. 275—309, 2. Auflage, Leipzig 1871.

  • Autor/in

    Eckardt.
  • Zitierweise

    Eckardt, "Hartknoch, Johann Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124244300.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA