Lebensdaten
erwähnt vor 1177 , gestorben 1220
Sterbeort
Neuß
Beruf/Funktion
Erzbischof von Köln ; Graf von Altena
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124142796 | OGND | VIAF: 32922231
Namensvarianten
  • Adolf
  • Adolf von Altena
  • Adolf von der Mark
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Zitierweise

Adolf I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124142796.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eberhard von Altena;
    M Adelheid von Arnsberg.

  • Biographie

    A. stammt aus dem Grafenhaus von Berg und Altena, das schon dreimal den Kölner Erzstuhl besetzt hatte. Er wurde vor 1177 Kölner Domherr, 1183 Dekan, 1191 bei der Wahl seines Oheims Bruno zum Erzbischof dessen Nachfolger als Dompropst. Schon Erzbischof Philipp von Heinsberg verwandte ihn 1187 als Unterhändler bei seinem Konflikt mit dem Kaiser, ebenso sein Nachfolger Bruno II. Bei dessen Rücktritt wurde sein Neffe A. im Oktober 1193 einmütig zum Erzbischof gewählt. Sofort bemühte er sich bei Heinrich VI. um die Freilassung des gefangenen englischen Königs Richard Löwenherz, nahm ihn demonstrativ in Köln auf und versprach ihm Unterstützung gegen Frankreich; dafür bekam er eine Jahresrente und Privilegien für die Kölner Kaufleute in England. An seiner Weigerung, auf sein Königswahlrecht zu verzichten, scheiterte der Erbreichsplan Heinrichs VI. Nach dessen Tod betrieb A. eigenmächtig die Wahl eines nicht-staufischen Königs, obgleich er sich kurz zuvor der Wahl des Kaiserkindes Friedrich II. mit seinem Treueid angeschlossen hatte. Von England unterstützt und finanziert, wählte er mit seinem niederrheinischen Anhang, da sich kein ihm erwünschterer Kandidat fand, am 9.6.1198 den in England aufgewachsenen Welfen Otto IV., nachdem bereits ein Vierteljahr früher der StauferPhilipp von Schwaben von seinem zahlreichen Anhang gewählt worden war. Mit der Krönung Ottos IV. in Aachen am 12.7.1198 kam Adolf dem Staufer zuvor, der sich am 8. September in Mainz von einem burgundischen Erzbischof krönen lassen mußte. Damit trägt A. die Hauptverantwortung am Ausbruch des verhängnisvollen staufisch-welfischen Thronstreits. Trotz der päpstlichen Entscheidung für Otto IV. hielt A. selbst nicht an ihm fest, sondern wandte sich 1204 dem Staufer zu, der sich von ihm in Aachen noch einmal wählen und krönen ließ. Denn A. sah seine reichsfürstlichen Rechte gefährdet durch das päpstliche Eingreifen im Reich, seine westfälische Herzogsgewalt, die er tatkräftig wahrnahm, durch die anwachsende Welfenmacht, seine stadtherrliche Stellung durch die Kölner Bürgerschaft, die an dem Welfen und der Verbindung mit England festhielt. Von Innozenz III. gebannt und abgesetzt, hat Adolf noch jahrelang gegen den zum Nachfolger gewählten Bruno von Sayn gekämpft und prozessiert, sich schließlich dem Papst unterworfen und aus dem Bann gelöst; trotzdem mußte er nach der Ermordung König Philipps 1208 auf sein Erzbistum verzichten und sich mit einer Rente abfinden. Seitdem war seine geschichtliche Rolle ausgespielt. Sein 3. Nachfolger wurde sein Vetter Engelbert der Heilige (1216–25).

  • Literatur

    ADBI;
    R. Knipping, Regg. d. Erzbischöfe v. Köln im MA II, 1901;
    C. Wolfschläger, EB A. v. Köln als Fürst u. Politiker, Diss. Münster 1905 (weitere L);
    W. Reese, Die Niederlande u. d. dt. Reich I, 1942, S. 207 ff.;
    H. Mitteis, Die dt. Königswahl, ²1944;
    LThK.

  • Autor/in

    Herbert Grundmann
  • Zitierweise

    Grundmann, Herbert, "Adolf I." in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 82-83 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124142796.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Adolf I., Erzbischof von Köln, Graf von Altena, abgesetzt 1205, 15. April 1220, Sohn des 1180 gestorbenen Grafen Eberhard von Altena, mit welchem dieses Geschlecht sich von dem mächtigen Hause der Grafen von Berg abzweigte. Ihr Einfluß auf das kölnische Erzbisthum war ein so bedeutender, daß sie es fast wie ein Gut ihres Hauses ansahen und innerhalb eines Jahrhunderts, von 1131 bis 1225, fünfmal aus ihrer Mitte besetzen konnten. Auf Bruno II., 1131—37, folgte sein Neffe Friedrich II. 1156—58, diesem 1191 sein Bruder Bruno III. und als dieser, gezwungen, sich dem Kaiser Heinrich VI. zu fügen, gleich darauf 1193 abdankte, wurde sein Neffe der Dompropst A. zum Erzbischofe gewählt und am 27. März 1194 geweiht. Er wurde wie Bruno das Haupt der fürstlichen Opposition gegen die Staufer im Nordwesten des Reiches. Dem Plane Heinrichs, das Erbkaiserthum zu begründen, setzte er sich durchaus entgegen, und als Heinrich sich mit der einfachen Wahl seines Sohnes Friedrich II. begnügte, verweigerte A. die Anerkennung der Wahl so lange als möglich, bis er zuletzt allein stand, und um größeren Gefahren auszuweichen, doch auch dem Gewählten schwören mußte. Der letzte Fürst, welcher Friedrich II. den Eid geleistet, ist A. der erste gewesen, welcher ihn brach, als Kaiser Heinrichs Tod am 28. Sept. 1197 es zu ermöglichen schien, dem staufischen Hause die Krone zu entreißen. Daß A. den Versuch machte und zwar im Gegensatze zur Mehrheit des Reiches, welche an den Staufern festhielt, darin hat er sich schwer an Deutschland versündigt, denn ein zehnjähriger Bürgerkrieg war die Folge dieses Versuchs; noch schwerer aber dadurch, daß er die Krone zum Gegenstande des Feilschens und Marktens machte und die Einmischung des Auslandes veranlaßte. Er hatte schon längst die innigsten Beziehungen zu König Richard von England angeknüpft und, wie wol alle niederlothringischen Großen der Zeit, Renten aus dem königlichen Schatze bezogen; auf England wurde er überdies durch die Handelsinteressen der Bürgerschaft Kölns hingewiesen, welches damals die größte, reichste und mächtigste Stadt im Norden der Alpen war. So wurde durch englisches Gold und englischen Einfluß, zu dessen Werkzeug A. sich hergab, als die Herzöge Bernhard von Sachsen und Berthold V. von Zähringen die ausgebotene Krone abgelehnt hatten, der Neffe Richards, Graf Otto von Poitou, Heinrichs des Löwen dritter Sohn, am 9. Juni 1198 in Köln zum Könige|gewählt und von A. selbst am 12. Juli in Aachen gekrönt. Als aber Otto's Anhang gegen die staufische Partei, welche schon im März den Oheim Friedrichs, Philipp von Schwaben, statt des unmündigen Neffen zum Königthume berufen hatte, durchaus nicht aufkommen konnte; als Otto das Erzstift vor den verheerenden Einfällen Philipps nicht zu schützen vermochte und als Otto's Geldmittel versiegten, weil seit dem Tode König Richards der Zufluß des englischen Geldes stockte, da soll A. sogleich schwankend geworden sein. Indessen die Autorität des Papstes Innocenz III., welcher A. im J. 1200 seine Geneigtheit für Otto kundgab und ihn 1201 förmlich anerkannte, dann der ausgesprochene Wille der um ihren Handel besorgten kölnischen Bürgerschaft und endlich der Umstand, daß durch die Einwirkung des Papstes die Partei Philipps sich bedenklich zersetzte, hielten den Erzbischof noch bis 1204 auf der Seite des welfischen Königs fest. Aber in diesem Jahre war Philipp entschieden in der Oberhand, alle bedeutenderen Fürsten fielen von den Welfen ab, sogar dessen eigener Bruder, und so vollzog auch A. im Nov. 1204 seinen Uebertritt zu Philipp, so lange er es mit Vortheil thun konnte, und zwar an der Spitze seines ganzen Familienanhangs. Wie früher den Welfen, so hat er nun am 6. Jan. 1205 den Staufer in Aachen gekrönt.

    Das erregte den höchsten Zorn des Papstes, der sich mit Fug und Recht darüber beklagte, daß gerade der Urheber der Wahl Otto's, auf dessen Anregung er selbst sich zur entschiedensten Parteinahme für Otto entschlossen habe, ihn nun im Stiche lasse. Als Innocenz sah, daß seine an A. gerichteten Mahnungen vergeblich blieben, befahl er am 13. März 1205 denselben zu bannen und bei weiterem Ungehorsam abzusetzen. Das geschah am 19. Juni. Die Folge war ein Schisma im Erzbisthum. Denn während A. mit Hülfe einer Partei im Capitel und gestützt auf die Macht seines Geschlechtes und mit dem Rückhalte an König Philipp sich gewaltsam zu behaupten suchte und in der That das Stiftsgebiet beherrschte, wählte die Gegenpartei mit Zustimmung der fanatisch aufgeregten kölnischen Bürgerschaft am 25. Juli den bisherigen Propst von Bonn, Bruno, zum Erzbischofe, einen Grafen von Sayn, welchen Innocenz bestätigte. Bruno gerieth jedoch im August 1206 in der Schlacht bei Wassenberg in die Gefangenschaft König Philipps, Köln mußte capituliren und Innocenz selbst eine Verständigung mit Philipp suchen. Er blieb aber rücksichtlich Adolfs durchaus fest und wollte um keinen Preis in seine Herstellung willigen, welche Philipp befürwortete; man einigte sich daher im Frühlinge 1208 vorläufig nur über ein Provisorium. Inzwischen ward Philipp am 21. Juni 1208 ermordet und mit seinem Tode war Adolfs Sache unrettbar verloren. Im Reiche unterwarf sich Alles dem Welfen, im Kölnischen dem Erzbischofe Bruno. A. mußte sich mit einer Leibrente und gewissen kirchlichen Vorrechten zufrieden geben.

    Doch noch einmal schienen glänzende Aussichten sich ihm zu eröffnen, als Otto IV. nach seiner Kaiserkrönung mit dem Papste völlig zerfiel. War Adolfs Verbrechen gewesen, daß er Otto 1204 im Stiche gelassen, so verdarb der Nachfolger des schon 2. Nov. 1198 gestorbenen Erzbischofs Bruno, Dietrich von Hengebach, es dadurch, daß er Otto auch nach seiner Excommunication (Nov. 1210) treu blieb gegen den vom Papste jetzt empfohlenen und von einer Anzahl Fürsten im J. 1211 erwählten Staufer Friedrich II. Dietrich wurde deshalb von dem Legaten Erzbischof Siegfried von Mainz abgesetzt, A. von diesem wieder als Erzbischof anerkannt. Als Innocenz diese letzte Verfügung verwarf und eine Neuwahl anordnete, wußte das bergische Haus, welches sich seit 1215 Friedrich unterworfen hatte, die Wahl am 29. Febr. 1216 doch wenigstens auf ein anderes Mitglied der Familie zu lenken, auf Adolfs Vetter, den Dompropst Engelbert,|der übrigens jenem bei dem früheren Zerwürfnisse mit dem Papste unbedingt zur Seite gestanden hatte. Vier Jahre darnach ist A. zu Neuß gestorben, wo er in Zurückgezogenheit lebte. Sein Einfluß auf Deutschland ist ein entscheidender, aber unheilvoller gewesen.

  • Autor/in

    Winkelmann.
  • Zitierweise

    Winkelmann, Eduard, "Adolf I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 115-117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124142796.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA