Lebensdaten
1766 – 1793
Geburtsort
Obernburg bei Aschaffenburg
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Mainzer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12409967X | OGND | VIAF: 47686011
Namensvarianten
  • Lux, Adam
  • Lux, Adamus

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Zitierweise

Lux, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12409967X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Franz (1734–84), Bäcker;
    M Barbara Füßler;
    Mainz 1786 Sabine ( 1814), T d. Joh. Jacob Reuter, Kaufm., Ratsherr, Vorsteher d. Schiffs-, Passagier- u. Warenverkehrs in Mainz, u. d. Anna Maria Öhninger; Schwager Joh. Georg Reuter (1737–1810), kurmainz. GR, Numismatiker (s. ADB 28);
    3 T.

  • Biographie

    Aus einfachen Verhältnissen stammend, studierte L. in Mainz anfänglich Medizin, wandte sich dann aber der Philosophie zu. Er galt als ein Lieblingsschüler des an der Mainzer Universität wirkenden Philosophen und Naturrechtlers Johann Heinrich Vogt. Das Thema seiner Doktorthese „De enthusiasmo“ (1784) sollte für sein späteres Denken und Handeln programmatische Bedeutung erlangen. L. wurde Hauslehrer bei dem Mainzer Kaufmann Ernst Dumont, dessen Schwägerin Sabine Reuter er ehelichte. Der Erwerb der „Donnermühle“ bei Kostheim ermöglichte dem von den Idealen Rousseaus durchdrungenen L. ein zurückgezogenes Leben als Landwirt und Privatgelehrter („paysan philosophique“), das freilich Kontakte zu gebildeten Kreisen der Residenzstadt Mainz (Niklas Vogt, Georg Christian Gottlieb Wedekind, Johann Georg Reuter) nicht ausschloß. Begeistert begrüßte er die militärische Intervention der Revolutionsarmeen. Nach der am 22.10.1792 erfolgten Besetzung von Mainz begann L. seine politische Tätigkeit mit der Revolutionierung von Kostheim (mehrtägige Agitation, Vorlage eines „Roten Buches“, Pflanzung eines Freiheitsbaumes), wie überhaupt die Verbreitung revolutionärer Ideen auf dem Lande einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten darstellen sollte. L. gehörte jedoch weder zum engeren Führungskreis der Mainzer Jakobiner noch zu den Gründungsmitgliedern des Clubs. Bald nach der franz. Besetzung siedelte die Familie aus dem rechtsrheinischen Kostheim nach Mainz über. Innerhalb der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ begegnet L., wohl aufgrund seiner Sprachkenntnisse, als Mitglied des „Korrespondenzkomitees“; er stand der Gruppe um Andreas Joseph Hofmann nahe, die bodenständigere Elemente repräsentierte. Zwischen dem 20.2. und 10.3.1793 war er als „Subkommissar“ in Speyer und dessen Umland tätig, wo die Bevölkerung auf die „Munizipalisierungskampagne“ freilich zurückhaltend bis ablehnend reagierte. L. engagierte sich zwar nachdrücklich bei den Wahlen für Munizipalität und Nationalkonvent, veranlaßte auch die Entfernung adeliger und geistlicher Wappen von Gebäuden der Stadt, zählte im übrigen aber zu den Gemäßigteren unter den Kommissaren, die mit Überredung und Appellen an das republikanische Selbstverständnis der ehemaligen Reichsstadt operierten. Er veröffentlichte die Flugschrift „Bei bevorstehender Wahl ein Mainzer Bürger an seine Mitbürger“. Bei der Wahl zum Rhein.-Deutschen Nationalkonvent zum Abgeordneten für Volxheim gewählt, gehörte L. zur Gruppe ortsfremder, aus dem städtischen Jakobinertum kommender Vertreter der ländlichen Bevölkerung. Am 17.3.1793 wurde er als Mitglied des „Ausschusses des Unterrichts“ benannt. Bei grundsätzlicher Präferenz für kleine, autonome Staatsgebilde im Sinne des Rousseauschen Staatsideals sprach er sich für eine Vereinigung mit Frankreich aus.

    Folgenschwer für das weitere Schicksal L.s sollte sich seine Mitgliedschaft bei der dreiköpfigen, neben ihm noch aus Forster und Patocki bestehenden Deputation erweisen, die in Paris den Reunionsantrag des Nationalkonvents vom 25.3.1793 überbringen sollte. Nach umgehender, noch am 30.3.1793 erfolgter Genehmigung des Reunionsersuchens durch den Konvent sah sich die Delegation durch die inzwischen erfolgte Einschließung von Mainz durch alliierte Truppen an der Rückreise gehindert. Für L., der bei einem Brand Kostheims Haus und Vermögen eingebüßt hatte, begann nun ein Emigrantendasein unter dürftigen materiellen Verhältnissen. Er unterhielt in Paris Kontakte zu einer Reihe von Deutschen, u. a. zu Georg Kerner. Politisch zunächst zu den Jakobinern hin orientiert – am 31.3.1793 hatte er im Jakobiner-Club den Schwur auf die Republik geleistet -, wandte er sich sehr bald von diesen ab. Neben dem ernüchternden Eindruck der Konventsdebatten, deren häufiger Besucher er war, wirkten vor allem die Ereignisse des 31.5. und 2.6.1793 – die Entmachtung der Girondisten – auf ihn als eine Art Schlüsselerlebnis. Sein Bemühen, sich den Girondisten, besonders Guadet und Pétion, zu nähern, wurde von diesen zwar mit Zurückhaltung aufgenommen, doch konnte dies L. nicht davon abhalten, sich durch zwei Schriften zu exponieren: „Avis aux citoyens français“ (13.7.1793) und „Charlotte Corday“ (19.7.1793). Beide Schriften, deren Veröffentlichung sein gleichfalls noch in Paris weilender Mitdeputierter Georg Forster widerraten hatte, wurden 1795 von Wedekind in deutscher Übersetzung in Straßburg publiziert. Im „Avis“ übte L. schonungslose Kritik an den politischen Praktiken der|jakobinischen Führungsgruppe; ähnliche Gedanken, darunter den einer politischen Führungsrolle Rolands, hatte er auch in unveröffentlichten Denkschriften und Briefen geäußert. In „Charlotte Corday“ sprach L. als von der Erscheinung und Haltung der Mörderin Marats tief betroffener Augenzeuge der Hinrichtung; wenngleich ihn keinerlei persönliche Beziehung zu Charlotte Corday verband und er auch politischen Mord grundsätzlich ablehnte, führte ihn sein an antikrepublikanischem Staatsverständnis entzündeter Enthusiasmus dazu, deren Tat zur patriotischen Opferhandlung zu stilisieren. L. war sich des mit seiner Handlungsweise verbundenen persönlichen Risikos durchaus bewußt. Die Spannung zwischen seiner von Rousseauschen Idealen und römischem Republikanismus bestimmten politischen Gedankenwelt und den Realitäten von 1793 drängte ihn zu einem Handeln, das auf eine Form spektakulären Selbstopfers hinauslief. Nachdem er durch Guadet von dem Gedanken einer vor dem Konvent theatralisch inszenierten, von programmatischen Erklärungen begleiteten Selbsttötung abgebracht worden war, hatte L., unter bewußter Hintansetzung seiner familiären Bindungen und Pflichten, sein Ziel nun durch öffentliche literarische Herausforderung der Machthaber zu erreichen gesucht. Am 24.7.1793 in seinem Quartier, dem „Hôtel des Patriots hollandois“ verhaftet, wurde er in das Gefängnis „La Force“ eingeliefert, wo er über drei Monate verblieb. Ein von Wedekind Anfang Sept. 1793 im „Journal de la Montagne“ lancierter Rettungsversuch, der L. als geistesverwirrt hinzustellen versuchte, wurde von diesem desavouiert; L. drang sogar wiederholt auf rasche Aburteilung. Am 2.11.1793 wurde ihm die Anklageschrift zugestellt – neben der Verherrlichung Charlotte Cordays wurde ihm ein ganzes Bündel staatsgefährdender Aktivitäten zur Last gelegt –, am 4.11.1793 erfolgte erwartungsgemäß das, noch am gleichen Tag vollstreckte, Todesurteil. Kerner und Forster waren Zeugen der von L. geradezu ersehnten und willig hingenommenen Hinrichtung.

    L., dessen Person und Handlungsweise im Werk von Jean Paul und Goethe kurz aufscheinen, wird in der älteren Historiographie unterschiedlich beurteilt; die Wertungen bewegen sich zwischen den Polen „Märtyrer voll unbegrenzter Menschen- und Freiheitsliebe, voll wahrhaft antiker Größe“ (Börckel) und „Opfer seiner Schwärmerei“, dem „nicht die Palme des Blutzeugen gebühre“ (Bockenheimer); auch die Nouvelle Biographie spricht von „imprudente exaltation“. Sein politisches Wirken im Rahmen der „Mainzer Republik“ ist erst durch die Jakobinismusforschung des letzten Jahrzehnts erhellt worden.

  • Auszeichnungen

    Lilienthal-Preis (1944);
    Ehrenmitgl. d. Royal Aeronautical Soc. (1966);
    Gr. Bundesverdienstkreuz (1967).

  • Literatur

    ADB 19;
    A. Börckel, A. L., e. Opfer d. Schrekkenszeit, 1892;
    L. Bamberger, in: Charakteristiken, 1894;
    K. G. Bockenheimer, Die Mainzer Klubisten d. H. 1792 u. 1793, 1896;
    ders., Mainzer Zeit- u. Lb., 1928;
    J. Hansen, Qu. z. Gesch. d. Rheinlandes im Za. d. Franz. Rev. II, 1933;
    F. Hirth, A. L., d. Mainzer Revolutionär, in: Jb. f. d. Bistum Mainz 5, 1950, S. 494-503;
    H. Scheel (Hrsg.), Die Mainzer Republik I/II, 1975/81;
    Verz. d. Studierenden d. alten Univ. Mainz, 1979 ff.;
    F. Dumont, Die Mitglieder d. Rhein.-Dt. Nat.konvents zu Mainz, in: Archiv f. hess. Gesch. u. Altertumskde. NF 40, 1982, S. 143-85;
    ders., Die Mainzer Republik v. 1792/93, 1982;
    A. Chuquet, in: Etudes d'hist, 2me série, o. J.;
    Nouv. Biogr. 32.

  • Autor/in

    Günter Christ
  • Zitierweise

    Christ, Günter, "Lux, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 574-575 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12409967X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lux: Adam L., bekannt unter den Anhängern, welche die Ideen der französischen Revolution in Deutschland fanden, war geboren in Obernburg bei Aschaffenburg im Kurstaate Mainz im J. 1766, in Paris den 4. November 1793. Er war der Sohn eines Landmannes, widmete sich aber gelehrten Studien und bezog die Universität Mainz, unter deren ausgezeichnetste Schüler er bald gerechnet wurde, so daß er schon vor Vollendung seines neunzehnten Jahres bei Gelegenheit der Restauration der Hochschule im November 1784 zum Doctor der Medicin und Philosophie promovirt werden konnte. Er war dann einige Zeit Hauslehrer in einer Mainzer Bürgerfamilie und verheirathete sich mit der vermögenden Schwester der Hausfrau. Der Name der Braut war Sabine Reuter. Das Paar bezog ein Gut in dem Mainz gegenüber gelegenen Dorfe Kostheim, wo ihnen drei Töchter geboren wurden, von denen jedoch die eine bald starb. In einer zurückgezogenen Lebensweise und in das Studium namentlich Rousseau’scher Schriften sich vertiefend, bildete L. eine schwärmerische Neigung für die Genüsse, die ein verfeinertes Empfindungsvermögen zu gewähren vermag, und zugleich Begeisterung für Freiheit und politische Tugend immer mehr bei sich aus. So sand denn auch die in Frankreich ausbrechende Revolution seine volle Sympathie, und auch das Erscheinen der republikanischen Heere auf deutschem Boden begrüßte er freudig. Freilich war er seiner ganzen Naturanlage nach nicht dazu geschaffen, während eines aufgeregten Parteitreibens eine bedeutende Rolle zu spielen oder gar in aufreizender Weise auf die Massen zu wirken. Wenn er sich daher auch dem Mainzer Freiheitsclub anschloß, so begegnet er doch nicht unter den leitenden Persönlichkeiten desselben. Auch in dem im März 1793 zusammengetretenen rheinischdeutschen Nationalconvent, zu dessen Mitglied er gewählt wurde, scheint er nicht zu den einflußreichen Rednern gehört zu haben. Allein er wurde, wohl mit besonderer Rücksicht auf seine Kenntniß der französischen Sprache, am 22. März als einer der Abgeordneten gewählt, welche die Bitte um Einverleibung des eroberten deutschen Gebietes in die französische Republik nach Paris überbringen sollten. Am 25. reiste die Deputation aus Mainz ab. Sie traf am 29. in Paris ein und erschien am folgenden Tag vor dem Convent, um ihre Botschaft Vorzutragen, der die freundlichste Aufnahme zu Theil wurde, indem die verlangte Maßnahme sofort zum Beschluß erhoben ward. Während aber dies in Paris geschah, waren die deutschen Truppen der Stadt Mainz von allen Seiten so nahe gerückt, daß für die entsendeten Abgeordneten die Rückkehr in die Heimath eine Unmöglichkeit wurde. So blieb denn auch L. nothgedrungen in Paris und fand seinen Unterhalt durch ein Taggeld, das ihm die französische Regierung bestimmte. In der vollkommenen Muße, die ihm gegeben war, verfolgte er mit dem leidenschaftlichsten Interesse die Verhandlungen des Conventes. Es war die Zeit, in welcher der auf Leben und Tod zwischen den Jakobinern und den Girondisten entbrannte Kampf zur Entscheidung kam. Ein wahrhaft für politische und bürgerliche Freiheit erglühter Sinn konnte nicht anders als gegen den Berg Partei ergreifen. L. hatte zwar in Deutschland die Jakobiner für die einzigen treuen Anhänger der Revolution gehalten, aber als er in Paris zwei Mal ihren Club besucht hatte, da fühlte er sich von ihrem verbrecherischen Gebühren und ihren wahnsinnigen Bestrebungen in tiefster Seele zurückgestoßen. Er suchte sich den Führern der Gironde zu nähern, und obgleich diese von seiner Persönlichkeit sich keine erheblichen Dienste versprechen mochten, und ihm daher kein besonderes Entgegenkommen bewiesen, so blieb er darum nicht weniger ein treuer Anhänger ihrer Sache. Die am 2. Juni erfolgende Verhaftung der Parteihäupter machte auf L. den tiefsten Eindruck. Mit der vollkommensten Klarheit des Blickes, die wohl weniger einerbesonderen persönlichen Befähigung als der Unbefangenheit des Ausländers zuzuschreiben ist, erkannte er, daß die furchtbarsten Zeiten unerträglicher Tyrannei jetzt über Frankreich hereinbrechen müßten, wenn nicht eine rasche Wendung eintrete. Er war entschlossen, seinerseits Alles zu thun, was zu Herbeiführung eines Umschwunges beitragen könne, zumal ihm an seinem Leben wenig gelegen war, wenn für die Freiheit der letzte Tag gekommen sein sollte. So faßte er denn zunächst einen Plan, der selbst in der damaligen unnatürlich erregten Zeit überaus abenteuerlich, ja fast wahnwitzig erscheinen mußte. Er wollte in einer Sitzung des Conventes erscheinen, in einer eindringlichen Ansprache das Verbrechen, das an der Unverletzlichkeit der Abgeordneten begangen worden, brandmarken und dann mit der Erklärung, daß er die Hoffnung habe, ein ungewöhnliches Beispiel könne die verblendeten Gesetzgeber noch zur Besinnung zurückführen, sich vor aller Augen den Dolch in die Brust stoßen. Von dieser Absicht machte er auch den gefangenen Girondistenhäuptern Guadet und Pétion Mittheilung, die ihn jedoch von dem Gedanken abzubringen sich bemühten. Ihre Vorstellungen scheinen Eindruck gemacht und ihn veranlaßt zu haben, die Sorge für seinen Tod den Schreckensmännern zu überlassen. Denn er veröffentlichte jetzt mit dem Datum des 13. Juli 1793 eine Druckschrift „Avis au citoyens Français“, worin er die Jakobiner mit der heftigsten Leidenschaft angreift, und die mit der Aufforderung an die Machthaber schließt, nach diesem seinem Bekenntniß ihn der Ehre ihrer Gefängnisse und ihres Fallbeils zu würdigen. Gerade am 13. Juli erfolgte nun auch die Ermordung Marat's durch Charlotte Corday, die aus einer ganz ähnlichen Sinnesart und politischen Ueberzeugung hervorging, wie sie in L. lebten. Er sah das Mädchen auf seinem Todeswege am 17. Juli, und die Sympathie, die er ohnehin für ihre That hegen mußte, wurde noch gesteigert, als er sie persönlich erblickte und ihn der Contrast ergriff zwischen ihrer sanften, sittsamen Erscheinung und der schrecklichen That, zu der die Verhältnisse sie gedrängt hatten. Er veröffentlichte alsbald eine zweite Flugschrift „Charlotte Corday“, die das Datum des 19. Juli trägt und das Opfer der revolutionären Justiz als Märtyrerin in schwärmerischen Ausdrücken verherrlicht. Man muß sich wundern, daß nach solchen Angriffen auf die herrschende Partei es noch bis zum 27. Juli dauerte, bevor L. verhaftet wurde. Man brachte ihn in das Gefängniß de la Force und am 28. Juli verwies ihn der Sicherheitsausschuß vor das Revolutionstribunal. Es verging jedoch eine längere Zeit, ehe die Voruntersuchung abgeschlossen|wurde, und inzwischen scheinen sich befreundete Landsleute um seine Freilassung bemüht zu haben. Es war vorauszusehen, daß es vergebens geschah. Am 12. Brumaire des Jahres II wurde ihm der Anklageakt zugestellt; am 14. Brumaire (4. Novbr. 1793) fand die Verhandlung gegen ihn statt. Er versuchte keine Vertheidigung, wurde verurtheilt und am Abend desselben Tages hingerichtet. Von seinen beiden ihn überlebenden Töchtern erregt die ältere Maria durch ihr trauriges Ende ein wehmüthiges Interesse. Das unglückliche Mädchen war schon in früher Kindheit mit den Schriften Jean Paul's bekannt geworden und hatte sich an denselben begeistert. Wie sie heranwuchs, steigerte sich immer mehr ihre Verehrung und Bewunderung dieser Werke und übertrug sich allmählich auf die Person des Dichters. Ihre Empfindungen für diesen wurden immer heftiger und zuletzt konnte sie sich nicht enthalten, in einem Briefe an ihn ihrem sehnsüchtigen Verlangen, in seiner Nähe weilen zu können, einen leidenschaftlichen Ausdruck zu geben. Bald aber bereute sie ihre Kühnheit, und als längere Zeit die Antwort des Dichters ausblieb, da war sie überzeugt, bei diesem nur Gefühle des Widerwillens und der Verachtung erregt zu haben. In ihrer Verzweiflung versuchte sie einen Selbstmord, wurde aber an der Vollendung desselben durch ihre Schwester gehindert. Als dann auch ein überaus liebenswürdiger Brief von Jean Paul eintraf, wurde ihr noch ein kurzer Moment des Glückes zu Theil. Allein für das Verlangen, das sie ganz erfüllte, gab es keine Befriedigung, und sie mußte zuletzt doch von der Flamme, die in ihr brannte, selbst zerstört werden. Als im Jahre 1814 ihre Mutter starb und bald darauf ihre Schwester sich Verlobte, war Nichts mehr vorhanden, was sie an die Welt gefesselt hätte. Sie stürzte sich in den Rhein, wurde zwar noch lebend herausgezogen, starb aber bald. Die Schwester erreichte ein hohes Alter; in den dürftigsten Verhältnissen lebte sie noch Anfang der siebziger Jahre in Nürnberg.

    • Literatur

      L. Bamberger in der Revue moderne 1866. — Aus Jean Paul's Leben von Ernst Förster, S. 240 ff.

  • Autor/in

    Leser.
  • Zitierweise

    Leser, Emanuel, "Lux, Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 724-726 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12409967X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA