Lebensdaten
um 1355 – 1427
Geburtsort
Mainz (?)
Sterbeort
Worms
Beruf/Funktion
Rabbiner
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 123954010 | OGND | VIAF: 29456237
Namensvarianten
  • Moellin, Jakob
  • Mölln, Jakob
  • Molin, Jakob
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Zitierweise

Möllin, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123954010.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moses ben Jekuthiel, gen. M. ( 1381), Rabbiner in M.;
    M N. N.;
    B Jekuthiel, Simon, Gumprercht, Zolmelin von Erfurt (alle Rabbiner);
    1) Verona N. N., T d. Wiener Rabbiners Moses Neumark Katz, 2) Mainz Gumchen ( 1425), T d. Rabbiners Abraham;
    K, u. a. Jekuthiel, Schächter;
    N Jakob Segal.

  • Biographie

    Nach ersten Studien bei seinem Vater und seinem Bruder Jekuthiel ging M. nach Österreich, wo er bei Meir ha-Levi, Abraham Klausner und Moses Neumark Katz (Wien), vor allem aber bei Schalom ben Isaak (Wiener Neustadt) studierte. Damals wurde ihm der Titel „morenu“ verliehen. Um 1387 wurde er in Nachfolge seines Vaters Rabbiner in Mainz. Wenige Jahre später erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich jedoch gut erholte. M. gründete eine Talmudschule, die sich zu einer der führenden Ausbildungsstätten für künftige Rabbiner entwickelte, und eine Studentenburse, in der er auch selbst|wohnte. Zu seinen Schülern gehörten Jakob Weil, Salman Stein und Israel Isserlein. Er propagierte eine solide Rabbinerausbildung und geißelte die Unsitte, sich ein Rabbinat zu erkaufen.

    Sehr bald wurde M. zu einer anerkannten Autorität des aschkenasischen Judentums in religiösen, rechtlichen und politischen Fragen. Er befaßte sich auch mit Astronomie, mit der Dichtkunst und dem synagogalen Gesang; nachhaltig setzte er sich dafür ein, daß traditionelle Weisen unverändert erhalten blieben. In der rhein. Gelehrtenschule wurzelnd, wandte er jedoch sein Hauptaugenmerk auf die Sammlung und Fixierung synagogaler Gebräuche. Über viele Jahre hinweg schrieb sein Schüler Salman Elieser ben Jakob aus St. Goar seine Predigten, Vorträge und Responsen nieder. So entstand M.s Hauptwerk, nach ihm „Minhagei Maharil“, „Sefer Maharil“ oder kurz „Maharil“ genannt, das seit 1450 vielfach abgeschrieben und erstmals 1556 in Sabbioneta gedruckt wurde (bis 1927 zahlreiche weitere Ausgaben; Neuausgabe mit Einleitung u. Anmerkungen v. Y. Satz, 1980). M. trug wesentlich zur Vereinheitlichung des synagogalen Ritus und Gesangs bei. Sein „Maharil“ gilt als „Vater der Bräuche der deutschen Juden (aschkenasischer Minhag)“ (Steiman). Auf ihn stützten sich u. a. Israel Bruna, Moses Minz und Jakob Landau, später Moses Isseries. Der „Maharil“ vermittelt ein lebhaftes Bild von den Verhältnissen und Gefährdungen des westdeutschen Judentums. Ähnliches gilt von den 233 Gutachten M.s („Responsa Maharil“), die erstmals 1549 in Venedig im Druck erschienen sind (wieder 1610, 1807 u. 1881). Weitere bisher ungedruckte Rechtsgutachten M.s wurden 1977 von Y. Satz herausgegeben.

  • Literatur

    L. Zunz, Der Ritus d. synagogalen Gottesdienstes, 1859;
    D. Kaufmann, in: Mschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judentums 42, 1898, S. 223-29;
    L. Rosenthal, ebd. 71, 1927, S. 364-67;
    E. Carlebach, Die rechtl. u. soz. Verhältnisse d. jüd. Gemeinden Speyer, Worms u. Mainz, 1901;
    L. Rothschild, Die Judengemeinde in Mainz, Speyer u. Worms v. 1349-1438, 1904;
    Joseph ben Moses, Leket Yosher (hrsg. v. J. Freimann) II, 1904;
    L. Finkelstein, Jewish Self-Government in the Middle Ages, 1924;
    J. S. Menczel, Btrr. z. Gesch. d. Juden v. Mainz im 15. Jh., 1933;
    M. S. Geschuri, in: Sinai 13, 1943/44, S. 317-49;
    Hacohen, ebd. 57, 1965, S. 133-37;
    L. Greenwald, Maharil u-Zemano, 1944;
    G. Steiman, Custom and Survival, A Study of the Life and Work of Rabbi Jacob Molin (Moelln) known as the Maharil (c. 1360-1427) and his Influence in Establishing the Ashkenazic Minhag (Customs of German Jewry), 1963;
    M. Breuer, Die Responsenlit. als Gesch.qu., in: Gesch. u. Kultur d. Juden in Bayern, hrsg. v. M. Treml u. a., 1988, S. 29-37;
    Wininger III, 1928;
    Jüd. Lex. III, 1929 (unter „Jakob ben Moses halevi“);
    Enc. lud. 1971;
    G. Wigoder, Dictionary of Jewish Biography, 1991.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Möllin, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 655-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123954010.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA