Lebensdaten
1904 – 1989
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Finanzwissenschaftler ; Wirtschaftswissenschaftler ; Präsident der Landeszentralbank von Baden-Württemberg
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 123943639 | OGND | VIAF: 111626466
Namensvarianten
  • Pfleiderer, Otto Ernst
  • Pfleiderer, Otto
  • Pfleiderer, Otto Ernst

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Zitierweise

Pfleiderer, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123943639.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alfred (1868–1945), aus St., Dr. med., Arzt in U. (s. Einl.), S d. Andreas (1810–89), Weinwirt in St., u. d. Marie Langfritz (1838–77);
    M Angelika (1867–1958), T d. Kaufm. Ludwig Henning;
    B Heinrich (1900–73), o. Prof. f. Med. Klimatol. u. physikal. Therapie in Kiel (s. Einl.);
    1937 Dr. Hildegard (1906–70), aus St., Volkswirtin, T d. Prälaten Konrad Hoffmann (1867–1959) u. d. Agnes Lang;
    1 S.

  • Biographie

    Aufgewachsen im ev.-schwäb. Honoratiorenmilieu Ulms begann P. mit 18 Jahren das Studium der Volkswirtschaftslehre in Tübingen, das er in Hamburg und Kiel fortsetzte. In Kiel, geprägt durch die nach 1933 emigrierten Gelehrten Gerhard Colm, Adolf Löwe und Julius Landmann, erwarb er mit einer heute noch lesenswerten Arbeit „Die Staatswirtschaft und das Sozialprodukt“ (1930) 1929 den Dr. sc. pol.. Ein geplantes Studienjahr in den USA ließ sich nicht verwirklichen. 1932 wurde P. nach zwischenzeitlicher Tätigkeit als Redakteur der Fachzeitschrift „Keramos“ (Bamberg) Assistent von Alfred Weber (1868–1958) in Heidelberg, verlor indes diese Stelle durch Webers nach der Machtergreifung selbstbetriebene Emeritierung, konnte aber als Stipendiat der Rockefeller-Stiftung (1934/35) das noch heute gültige Werk „Pfund, Yen und Dollar in der Weltwirtschaftskrise“ (1937) fertigstellen. Nach einer Zwischenstation an der agrarwissenschaftlichen Forschungsstelle von Max Sering in Berlin arbeitete P. als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der „Reichs-Kredit-Gesellschaft AG, Berlin“ (1937-45). Er nutzte seine theoretische Schulung und den Zugang zu vertraulichen Materialien über das Ausland für scharfsinnige geld- und währungspolitische Beiträge (veröff. zumeist im „Bank-Archiv“), und auch zur Weitergabe von Informationen an vom Ausland abgeschnittene deutsche Nationalökonomen, etwa über die Währungspläne von J. M. Keynes und H. D. White.

    1945 aus Berlin nach Stuttgart geflüchtet, wurde P. Berater der Finanzabteilung der Militärregierung, dann Hauptabteilungsleiter im Finanzministerium und im März 1948 Präsident der Landeszentralbank von Württemberg-Baden, zugleich Mitglied des Zentralbankrates der Bank deutscher Länder. P. war einer der Väter des neuen deutschen Zentralbanksystems, zudem Wegbereiter der Währungsreform vom 20.6.1948. Anfang 1947 wurde er Mitglied des Bankrates der US-Zone. Als Sachverständiger des Wirtschaftsrates der amerik.-engl. Zone war er|mit dem Entwurf des Gesetzes über die Errichtung der Bank deutscher Länder befaßt. In der 1947 von der bizonalen Finanzverwaltung gebildeten „Sonderstelle Geld und Kredit“ unter Vorsitz von Ludwig Erhard in Bad Homburg setzte er sich wie zuvor schon für die Einbeziehung eines allgemeinen Lastenausgleiches in eine Währungsneuordnung ein, und in dem Konklave von Rothwesten bei Kassel (20.4. - 8.6.1948) war er maßgeblich an der rechtlichen und organisatorischen Vorbereitung der nach alliierten Vorstellungen betriebenen Währungsreform beteiligt. Im Zentralbankrat der Bank deutscher Länder und seit 1957 der Deutschen Bundesbank (bis 1972) war P. eine der die Geldpolitik und die internen Regelungen mit streitbereiter Beharrlichkeit prägenden Persönlichkeiten. 1950/51 agierte er als stellvertretendes Mitglied des Direktoriums der Europ. Zahlungsunion (EZU) in Paris und 1952/53 als Exekutivdirektor beim Internationalen Währungsfonds in Washington. Seit 1947 hatte P. einen Lehrauftrag für Geld und Kredit und seit 1961 eine Honorarprofessur an der Univ. Heidelberg inne. Er war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft (seit 1965) und beteiligte sich an Veranstaltungen des Vereins für Socialpolitik. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zum geldpolitischen Instrumentarium, zum Geldschöpfungsprozeß, zur Notenbankverfassung und zur Rolle einer Zentralbank in politischen Entscheidungsprozessen, zu den Debatten um marktgerechte Wechselkurse in den 1950er und 1960er Jahren und zu einer angemessenen internat. Währungsordnung. Indexierungsklauseln im langfristigen Kapitalverkehr – von P. vergebens gefordert - betrachtete er als wirksames Mittel der Inflationsbekämpfung. P., für den die Reichsbank in den Jahren der Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre versagt hatte und der die Brüning’sche Deflationspolitik als grundfalsch beurteilte, setzte sich sein Leben lang für ein unabhängiges Zentralbanksystem, stabilen Geldwert und ein funktionstüchtiges Weltwährungssystem ein.|

  • Auszeichnungen

    Ehrensenator (Univ. Freiburg 1957 u. Tübingen 1964);
    Bernhard-Harms-Medaille d. Inst. f. Weltwirtsch., Kiel (1980).

  • Werke

    Zur Frage d. Konvertibilität d. Währung, Vortrag, geh. am 14.11.1953, Frankfurt/M., Commerz- u. Credit-Bank;
    Art.Diskontpol.“, Mindestreservenpol.“ u. „Offenmarktpol.“ in: Hdwb. d. Staatswiss., ⁴1959/60;
    Art. „Währungen“ u. „Währungsreformen“ in: Staatslex., ⁶1963;
    Währungsordnungen u. europ. Integration, 1963;
    Währungsreform in Westdtld. (1948), in: Enzyklopäd. Lex. f. d. Geld-, Bank- u. Börsenwesen, ³1967/68;
    Betrachtungen z. Stabilitätspol., 1980;
    Ausgew. Vorträge u. Aufss., 8 Bde., zus.gestellt v. d. Landeszentralbank in Baden-Württ., 1964-89.

  • Literatur

    H. Giersch, Laudatio auf P. aus Anlaß d. Verleihung d. Bernhard-Harms-Medaille am 18. März 1980, in: O. P., Betrachtungen z. Stabilitätspol., 1980, S. 3-6;
    L. Gleske, Auszüge aus d. Gedenkrede f. d. am 6. Febr. 1989 verstorbenen Prof. Dr. O. P., in: Kredit u. Kapital 23, 1990, S. 551-63. |

  • Quellen

    Qu Dt. Bundesbank, Frankf./M., Hist. Archiv, N 1 (Nachlaß) u. Pressearchiv, Z. 7000.

  • Autor/in

    Norbert Kloten
  • Zitierweise

    Kloten, Norbert, "Pfleiderer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 352-353 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123943639.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA