Lebensdaten
1655 – 1732
Geburtsort
Exing bei Landshut
Sterbeort
Ingolstadt
Beruf/Funktion
Jesuit ; Kunst- und Naturaliensammler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 122385888 | OGND | VIAF: 64887629
Namensvarianten
  • Orban, Ferdinand
  • Orban, Ferdinandus

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Orban, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122385888.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Pfleger d. Gf. v. Tattenbach;
    M N. N.

  • Biographie

    O. trat 1672 in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat in Landsberg studierte er 1675-78 Logik und Metaphysik am Jesuitenkolleg Ingolstadt, unterrichtete anschließend bis 1682 an Jesuitenschulen in Neuburg/Donau, Burghausen, Landshut und Regensburg und studierte dann bis 1686 am Ordenskolleg in Ingolstadt Theologie. Nach dem Tertiat 1686/87 in Dillingen unterrichtete er dort Mathematik. 1688 wurde ü. Professor der Mathematik in Innsbruck und war dort 1689-92 Hofprediger. 1692-95 wirkte er in Burghausen, dann bis 1703 in Landshut als Prediger. 1703-16 stand er als Beichtvater in den Diensten des Kf. Johann Wilhelm in Düsseldorf, 1719 kehrte er nach Landshut zurück, wo er u. a. die Bibliothek des Kollegs leitete. Schon in Innsbruck hatte O. begonnen, eine „Kunst- und Naturaliensammlung“ aufzubauen, die im Sinne des Barock die universale, Himmel und Erde umfassende Weltordnung vergegenwärtigen wollte. 1722 wurde O. in das Kolleg nach Ingolstadt versetzt, 1724 konnte er seine Sammlung nachkommen lassen, für die der Orden 1725 einen eigenen Sammlungsbau (mit dem bis heute erhaltenen „Orbansaal“) errichtete, und die er bis an sein Lebensende betreute.

    O. hatte im Laufe seines Lebens eine Sammlung zustande gebracht, die weithin Ansehen genoß. In seiner Innsbrucker Zeit sammelte er u. a. Werke von Tiroler Malern und erhielt von Hzg. Karl V. von Lothringen einen Teil der Wiener Türkenbeute von 1683. Die physikalische und mathematische Abteilung reichte wohl ebenfalls bis in die Innsbrucker Jahre zurück. In Düsseldorf schenkte ihm Johann Wilhelm persönliche Erinnerungsstücke, auch entstand dort O.s Kollektion von Werken niederländ., ital. und Düsseldorfer Maler sowie seine Münzsammlung. Kontakten zu seinen Mitbrüdern in der Mission verdankte er zahlreiche Objekte aus dem Fernen Osten, insbesondere China. Sein ganzes Leben über sammelte O. Naturalien. 1774, ein Jahr nach der Aufhebung des Jesuitenordens, wurde ein (erhaltenes) Inventar erstellt, das immerhin noch ca. 1450 Nummern (ohne Bücher) umfaßt, nachdem 1754 bereits ein Teil der Sammlung dem „Musaeum physicum et mathematicum“ der Univ. Ingolstadt bzw. dem Kolleg zugeführt worden war. Schließlich gelangten Teile in den Besitz der staatlichen bayer. Museen (München, Bayer. Nat.mus., Völkerkundemus., Bayer. Staatsgem.slgg., Staatl. Münzslg.). Die mathematisch-physikalischen Instrumente gingen um 1820 leider verloren.

    Die Sammlung wurde mit jener Athanasius Kirchers in Rom verglichen, stand ihr aber an Umfang nach. O. faßte sie primär als „Museum“ auf, d. h. als einen Ort des Studiums in einem speziell dafür konzipierten Bauwerk. Der Deckenstuck des Saales mit Sonnen, Halbmonden und Sternbildern ist noch erhalten, von den wohl geplanten Leinwandgemälden für die Deckenspiegel sind vier Jesuitenporträts (Ingolstadt, Stadtmus.) und zwei Entwurfszeichnungen nachweisbar. Diese, ausgeführt von dem Jesuiten Christoph Thomas Scheffler, lassen mit ihren allegorischen Darstellungen von Himmel und Erde, der vier Elemente, der Jahreszeiten sowie der Theologie und der anderen Wissenschaften ein umfassendes Programm erkennen. O. stand 1705-16 mit Leibniz in Briefwechsel und galt als anerkannter Gelehrter, hinterließ aber keine eigenen wissenschaftlichen Werke.

  • Quellen

    Qu Bayer. HStA München (v. a. Jesuiten 374-485; GL 1489 Nr. 1: Inventar). – Entwürfe f. d. Deckengem. (München, Staatl. Graph. Slg., Berlin, Kunstbibl.).

  • Literatur

    U. Krempel, Die Orbansche Slg., Eine Raritätenkammer d. 18. Jh., in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst, 3. F., Bd. 19, 1968, S. 169-84;
    W. Brunbauer, in: Charivari Nr. 4, 1980, S. 8-19;
    ders., in: Landshuter Ztg. v. 16.1.1981, S. 20 f.;
    H. Gerl, Catalogus Generalis Provinciae Germaniae et Bavariae Societatis Jesu 1556-1773, 1986;
    J. Wild u. a. (Hg.), Die Jesuiten in Bayern 1549-1773, Ausst.kat. München 1991, bes. Nr. 185;
    S. Hofmann, Das Orban’sche Mus. in Ingolstadt, in: A. Grote (Hg.), Macrocosmos in Microcosmo, Die Welt in d. Stube, Zur Gesch. d. Sammelns 1450-1800, 1994, S. 661-67 (L);
    ders.,|Die Entwürfe für d. Orbansaal in Ingolstadt, Werke Melchior Puchners od. Christoph Thomas Schefflers?, in: Sammelbll. d. Hist. Ver. Ingolstadt 104, 1995, S. 209-28;
    Duhr IV, 1928, S. 342-59.

  • Autor/in

    Siegfried Hofmann
  • Zitierweise

    Hofmann, Siegfried, "Orban, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 582-583 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122385888.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA