Lebensdaten
1620 – 1671
Geburtsort
Konstanz
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 122372840 | OGND | VIAF: 120703660
Namensvarianten
  • Storer, Christoph
  • Storrer, Johann Christoph
  • Stora, Johannes Christoph
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Zitierweise

Storer, Johann Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122372840.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomäus (1586–1635), Maler in K.;
    M Maria Catharina Keller († 1652);
    B Franz Bartholomäus SJ (1617–62;
    1) Caterina Pirogalla ( 1647), 2) Angela Caterina Banfi ( 1686);
    3 S aus 1) u. a. Johann Lukas (um 1645–75), Maler in K. (s. ThB), 3 S aus 2) u. a. Franz Karl (1663–1730), Dr. theol., Lic. iur., 1688 Pfarrer v. St. Stephan in K., 1696 o. Prof. d. Theol. in Freiburg (Br.), 1713 Domkapitular, Ignatius Josef (1666–1710), 1697–1701 im gr. Rat, 1702–10 im kleinen Rat in K., 5 T aus 2);
    8 E u. a. Franz Joseph Anton v. S. (1696–1767, Adel), 1740–67 Propst zu Betenbrunn, Franz Johann Karl Simon Rr. v. S. (1697–1737, 1731 Reichsrr.), 1725–26 im gr., 1726–37 im kleinen Rat in K.

  • Biographie

    Nach einer ersten Lehrzeit in der väterlichen Werkstatt führte S. seine Ausbildung in Augsburg fort (Sandrart), möglicherweise bei dem späteren Stadtmaler Caspar Strauss (um 1595–1663). Von Reisen in Schwaben und Bayern, die der Weiterbildung dienten, sind Kopien u. a. nach Gemälden in Freising und Ingolstadt erhalten, die fläm. Manier mancher Werke von S. macht einen Aufenthalt des Gesellen in den südl. Niederlanden wahrscheinlich. 1639 ist S. wieder in Konstanz nachweisbar, wandte sich jedoch schon im Jahr darauf nach Mailand, um hier zunächst als Mitarbeiter von Ercole Procaccini d. J. (Orlandi), dann – spätestens seit 1644 – in eigener Werkstatt Fresken und Leinwandgemälde auszuführen. Entwürfe für Festdekorationen (1644 Castrum doloris f. Isabella v. Bourbon, 1649 Entrata f. Maria Anna v. Österr., Braut Kg. Philipps IV. v. Spanien) und Graphiken, teils im Auftrag der Mailänder Jesuiten, scheinen besonders zum Erfolg des jungen Malers beigetragen zu haben. Möglicherweise wurde S., Schüler des Konstanzer Jesuitengymnasiums und Bruder eines Jesuitenpaters, ordensintern empfohlen. In Mailand entstanden ikonographisch anspruchsvolle Freskenzyklen und Deckengemälde für geistliche und weltliche Auftraggeber (z. B. Certosa di Pavia, S. Marco u. Palazzo Durini in Mailand, Palazzo Terzi in Bergamo u. Villa Arese Lucini in Osnago). Während die Bilder der 40er Jahre mit lasierendem Farbauftrag und starkem Lokalkolorit noch der Malweise des Mailänder Manierismus folgen (z. B. Bethlehemit. Kindermord in S. Eustorgio, Mailand), bezeugen Leinwandbilder nach 1650 das Interesse von S. am „Chiaroscuro“ der venezian. Malerei des Cinquecento sowie Rückgriffe auf die „offene“ fläm. Malweise der Rubenszeit (z. B. Deckengemälde im Dom v. Bergamo, 1654; alttestamentl. Szenen in d. „Sala rossa“ d. Palazzo Terzi, 1655). Die „Galleria degli Autoritratti“ der Florentiner Uffizien enthält ein Selbstbildnis von S., das diesen als selbstbewußten „Cavaliere“ zeigt, etwa vergleichbar mit dem Selbstbildnis Gian Lorenzo Berninis. Daß die Mailänder S.-Werkstatt auch nördl. der Alpen bekannt war, belegt ein Ausbildungsvertrag, den Maximilian Willibald Truchseß v. Waldburg zu Wolfegg 1648 mit seinem Pagen Hans Joachim Bösinger schloß; der Fürst plante, diesen als Hofmaler bei S. schulen zu lassen.

    Zwischen 1652 (Tod der Mutter) und 1655 bereitete S. die Rückkehr nach Konstanz vor. Zwar scheinen einzelne Mitarbeiter, u. a. Andreas Asper, die Werkstatt noch bis 1658 weitergeführt zu haben, danach aber zogen auch sie wieder in den Bodenseeraum. Die ersten Auftraggeber von S. nördl. der Alpen waren erneut Jesuiten bzw. Gönner der Gesellschaft Jesu: 1657 vollendete S. zwei Altarblätter für die Jesuitenkirche in Luzern; Aufträge aus Landshut, Mindelheim, Dillingen, Innsbruck und anderen Kollegien schlossen sich an. Neben Altarbildern schuf S. eine große Zahl von Vorzeichnungen für Thesen- und Titelblätter, die von Augsburger Stechern umgesetzt wurden. Die Konstanzer S.-Werkstatt war jedoch auch für die großen Benediktinerabteien Süddeutschlands und der Schweiz, vereinzelt für Kapuziner-, Karmeliten-, Kartäuser- und Prämonstratenserklöster sowie für die Domkapitel von Konstanz und Augsburg tätig. Weltliche Auftraggeber spielten gegenüber den geistlichen eine geringere Rolle, da sich S. fast ganz auf sakrale Themen beschränkte; Fürsten traten lediglich als Stifter für Altarbilder in Erscheinung (Erzherzöge v. Tirol; Herzöge v. Bayern). Da die meisten großen Ordenshäuser im 18. Jh. umgebaut oder völlig neu errichtet wurden, ist der Kontext der erhaltenen Gemälde in vielen Fällen verloren. Offenbar enthielt z. B. die Stiftskirche in Einsiedeln vor dem Neubau mehrere Altarbilder von S., weitere die Klosterkirchen von Ottobeuren, St. Blasien, Petershausen, Weingarten und Zwiefalten. Die im Laufe der 1660er Jahre sinkende Qualität der Malerei spricht für eine zunehmende Beteiligung von Gesellen und Lehrlingen, wohl auch des Sohns Johann Lukas, an der Produktion. S. selbst engagierte sich zunehmend in der Konstanzer Stadtverwaltung (Sozialeinrichtungen, Diplomatie u. Festungsanlagen); zeitweise nahm er 13 Ratsämter parallel ein, was zu Lasten seines Berufes gehen mußte. Vielleicht erklärt sich hierdurch der völlige Verzicht auf Freskoarbeiten, die in der Lombardei einen großen Teil von S.s Tätigkeit ausgemacht hatten, da für diese eine längerfristige Abwesenheit von Konstanz erforderlich gewesen wäre. Daß es nicht an Aufträgen mangelte, zeigt die Tätigkeit von Andreas Asper in St. Lorenz, Kempten (1661–69); die freskierten Deckenfelder spiegeln die Kenntnis von S.s Deckengemälde in der Certosa di Pavia.

    Ein relativ hoher Bildungsgrad und verläßliche Katholizität machten S. offenbar sowohl in der Lombardei als auch in Süddeutschland zu einem gesuchten Partner für theol. Inventoren. Katechetisch relevante Abweichungen von der ikonographischen Tradition christl. Themen bezeugen einen bewußten Umgang S.s mit den Inhalten seiner Konfession.

  • Literatur

    G. Bucelin, Entwurf e. Grabschr. (1670), in: Stuttgart, Württ. Landesbibl., HB V 15, fol. 586 r;
    ders., Constantiae sacrae et profanae descriptio, 1667, S. 5–8;
    A. Santagostino, L`immortalità e gloria del pennello, 1671, S. 34, 40 u. 93 f.;
    J. v. Sandrart, L`academia Todesca della architectura, scultura e pittura, 1675, S. 324;
    P. A. Orlandi, Abecedario pittorico dei professori più illustri in pittura, scultura e architettura, 1788, Sp. 271;
    A. Pinetti, Il pittore tedesco Gian Cristoforo S. e le sue opere in Bergamo, in: Bergomum, Bollettino della Civica Biblioteca e dell`Ateneo di Scienze, Lettere e Arti in Bergamo 4, 1928, S. 53–61;
    F. Thöne, Der Maler J. C. S. als Zeichner, in: Münchner Jb. d. bild. Kunst NF 13, 1938/39, S. 212–34;
    P. Felder, Zu J. C. S.s Tätigkeit in Luzern u. in Muri, in: Zs. f. Schweizer. Archäol. u. Kunstgesch. 21, 1961, S. 222–29;
    B. Bushart, Die Barockisierung d. Augsburger Domes, in: Jb. d. Ver. f. Augsburger Bistumsgesch. 3, 1969, S. 109–29;
    G. Bora, Alcuni disegni per incisioni lombarde del Cinque e Seicento, in: Rassegna di studi e di notizie 8, 1980, S. 99–140;
    F. Noris u. M. Zanardi, Presenze straniere, in: I pittori bergamaschi, Il Seicento III, 1985, S. 320–25, 338, 342 f. u. 346–48;
    G. Bora, Note sull`attività milanese di Gian Cristoforo S., in: Arte lombarda 98/99, 1991, S. 29–40;
    ders. u. S. Appuhn-Radtke, The Drawings of J. C. S., in: Drawing 13/1, 1991, S. 1–8;
    S. Appuhn-Radtke, Visuelle Medien im Dienst d. Ges. Jesu, J. C. S. als Maler d. Kath. Reform, 2000 (Verz. d. Qu u. Archive);
    Der Augsburger Dom in d. Barockzeit, Ausst.kat. 2009, S. 99–104, 106–08 u. 152 f.;
    ThB;
    Augsburger Stadtlex.;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Sibylle Appuhn-Radtke
  • Zitierweise

    Appuhn-Radtke, Sibylle, "Storer, Johann Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 443-445 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122372840.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA