Lebensdaten
1772 – 1841
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Theaterdichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119559994 | OGND | VIAF: 9839696
Namensvarianten
  • Blum, Adolph (Pseudonym)
  • Dellarosa, Ludwig (Pseudonym)
  • Walden, H. (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Gleich, Josef Alois, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119559994.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter (1728–1810), Kanzleidiener d. k.k. Hofkammer, S d. Postangestellten Martin;
    M Theresia (1739–98), T d. Herrschaftsbedienten Joh. Treter;
    Elisabeth (*1765), T d. Magistratsdieners Joh. Michael Engel in W. u. d. Elisabeth Waldecker;
    1 S, 2 T, u. a. Aloisia ( [bald ] Ferd. Raimund, 1836, Schauspieler, Dichter), Soubrette.

  • Biographie

    G. besuchte 1785-89 das als vortreffliche Lehranstalt bekannte Gymnasium der Piaristen, studierte dann an der Wiener Universität Philosophie, Sprachen und Staatsrechnungswissenschaften und trat in den Staatsdienst. Er begann seine Beamtenlaufbahn bei der Niederösterrischen Provinzialbuchhaltung, wurde 1795 Akzessist, 1802 Ingrossist und 1808 Rechnungsoffizial. Als 1830 über sein Vermögen der Konkurs verhängt wurde, stellte sich bei ihm infolge der vielfachen Aufregungen eine hochgradige Nervenschwäche ein, die ihn zwang, 1831 in den Ruhestand zu treten. Nach zwei Jahren bewarb er sich um Rückkehr in den Staatsdienst, wurde aber 1834 endgültig abgewiesen. Er starb in größter Armut.

    Fünfzig Jahre lang, von 1791 bis zu seinem Tod, war G. schriftstellerisch tätig. Als Romanschriftsteller, dramatischer Dichter und Herausgeber einer humoristischen Zeitschrift nimmt er in der Wiener Volksliteratur und im Wiener Volkstheater des Vormärz eine beachtliche Stellung ein. Er begann 1791 mit einem wenig erfolgreichen Ritterdrama (Elisabeth, Gräfin von Hochfeld, oder die Kabalen der Vorzeit), wandte sich dann aber vorübergehend ganz dem Roman zu; seine Ritter-, Räuber- und Geisterromane gehörten zu den beliebtesten Erscheinungen der Volksliteratur jener Zeit; die Zwanzigerjahre ausgenommen, hat er bis zu seinem Tod dieser Art Tagesliteratur gedient. Er schrieb an die hundert Romane dieser Gattung; sein Vorbild war Spieß, dessen gewaltiges Arsenal mittelalterlicher Greueltaten er aus „Sagen der Vorzeit“ noch um zahlreiche, vielfach lokale Motive bereicherte, die weniger in der Überlieferung, als in G.s üppig quellender Phantasie ihren Ursprung hatten. In seinem letzten Jahrzehnt, 1832, begann er eine heitere Volkszeitschrift im Stil der Eipeldauerbriefe Joseph Richters, die „Komischen Briefe des Hansjörgels von Gumpoldskirchen an seinen Schwager Maxel in Feselau und dessen Gespräche über die Tagesereignisse und Begebenheiten in Wien“ herauszugeben, die er bis zu seinem Tod redigierte; sie erfreute sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit und erhielt sich bis 1938. Er schrieb auch einige lokalgeschichtliche Bücher (Geschichte der kaiserlich königlichen Stadt Wienerisch-Neustadt, 1809; Wien und seine Bewohner, 1834); sie sind zeitgeschichtlich interessant, wissenschaftlich aber wertlos.

    G.s Bedeutung liegt nicht in seinen epischen, sondern in seinen dramatischen Dichtungen. Er war ungeheuer produktiv; 1804-33 wurden von ihm auf den Wiener Volkstheatern 220 Stücke aufgeführt. In der Zeit bis 1817 etwa finden wir in den Stücken dieselben Motive und Stoffe wie in seinen Ritter- und Räuberromanen; dann aber wendet sich G. der Gestaltung volkstümlichen, wienerischen Lebens zu, das er meist in heiterer, oft parodistischer Form behandelt; er wird so mit Bäuerle und Meisl zum Vorläufer Ferdinand Raimunds, für den er auch das erste Erfolgsstück als Schauspieler „Die Musikanten am Hohen Markt“ (1816, wieder in: Ausgewählte|Werke, 1910) mit mehreren Fortsetzungen schrieb. Seine Figuren aus dem Wiener Volksleben, oft in der damals so beliebten Form der Verwandlungs- und Verkleidungsposse, sind echt und lebendig, vortrefflich charakterisiert und prachtvolle Rollen für die Schauspieler der Wiener Volkstheater, des Theaters in der Josefstadt, dessen Vizedirektor G. 1814-16 war, und der klassischen Wiener Volksbühne, des Theaters in der Leopoldstadt, dem G. 1804-11 und dann 1819-28 fest verbunden war. G. wurde nach seinem Tod schnell vergessen; erst die Forschung des 20. Jahrhunderts hat ihm den gebührenden Platz in der Geschichte des Wiener Volkstheaters gesichert.

  • Werke

    Weitere W u. a. Verz. b. Goedeke VI, S. 397-99 (erzählende u. a. Schrr.), XI, 2, S. 105-26 (dramat. Schrr.). - Ausgew. Werke, hrsg. v. O. Rommel, I, 1910 (mehr nicht erschienen), auch u. d. T. Alt-Wiener Volkstheater, Bd. 2, o. J.;
    weiteres in: Besserungsstücke, 2 Bde. (Dt. Lit. in Entwicklungsreihen, R. Barocktradition), hrsg. v. dems., 1938 f.

  • Literatur

    ADB IX;
    (U. Horn), Österr. Parnaß, bestiegen v. e. heruntergekommenen Antiquar, 1834;
    G. Krauß, J. A. G. als Dramatiker, Diss. Wien 1932;
    O. Rommel, Die Alt-Wiener Volkskomödie, 1952, S. 623 u. ö.;
    Wurzbach V;
    Goedeke XI, 2, S. 105 f.

  • Autor/in

    Franz Hadamowsky
  • Zitierweise

    Hadamowsky, Franz, "Gleich, Josef Alois" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 443-444 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119559994.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gleich: Joseph Alois G., Schriftsteller, geboren in Wien am 14. Sept. 1772, gestorben daselbst am 10. Februar 1841, hat sich als Verfasser der sogenannten Ritterromane und als Possendichter in Oesterreich einen weitverbreiteten Namen erworben. Er stand in Staatsdiensten durch vierzig Jahre und betrieb anfangs Sprachstudien, bis er angeregt durch vielseitige Lectüre sich der Schriftstellerei zuwandte. Zuerst schrieb er Romane mit historischer Grundlage, welche sich durch drastische Effecte auszeichneten. Sein erstes Werk erschien anonym und hieß „Kitschtasp und Isphendiar, König von Persien“ (1794). Aufgemuntert durch den Beifall, welchen sie fanden, entnahm er seine Stoffe später mit Vorliebe der Zeit der Sage und des Ritterthums des Mittelalters, erfand die grauenhaftesten Scenen und Schilderungen und wußte derart das Interesse zu erwecken, daß seine Romane zwischen den Jahren 1800—30 zu den gelesensten und verbreitetsten in Oesterreich gehörten und zahlreiche Auflagen erlebten. In dieser Beziehung kann er als der Vorläufer der Wiener Volksromane gelten, welche seit dreißig Jahren nebst den Tagesblättern die fast ausschließende geistige Nahrung der unteren Volksclassen bilden. Nebenbei versuchte sich G. auch als dramatischer Schriftsteller und schrieb sowol Ritterschauspiele als Possen, letztere mit Stoffen aus dem Wiener Volksleben. In einigen der letzteren entfaltete er einen gesunden Humor und gute Charakteristik. Auf diesem Gebiete wurde er jedoch bald verdrängt durch A. Bäuerle und Ferd. Raimund. Seine Romane ließ er theils anonym, theils unter dem Namen Ludwig Dellarosa und H. Walden erscheinen. Vom J. 1831 gab er als Fortsetzung der „Eipeldauerbriefe“ unter dem Titel „Komische Briefe des Hanns Jörgel von Gumpoldskirchen“ heraus. Ungeachtet seiner großen Productivität und freier gesicherter Existenz als Staatspensionär starb G. im J. 1841 in sehr dürftigen Verhältnissen. Seine Tochter war an Ferdinand Raimund verheirathet, aber die Ehe war nicht glücklich und wurde bald getrennt.

    • Literatur

      Wurzbach, Biogr. Lexikon, V. Bd. S. 214.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Gleich, Josef Alois" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119559994.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA