Lebensdaten
um 1415 – 1472
Geburtsort
Kislau bei Speyer
Beruf/Funktion
Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119543044 | OGND | VIAF: 20493304
Namensvarianten
  • Luder, Peter
  • Luder, Petrus
  • Luder, Peter
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Zitierweise

Luder, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119543044.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes.

  • Biographie

    Im Wintersemester 1430 bezog L. die Univ. Heidelberg. Die Matrikeln halten fest, daß er sehr arm war. In Heidelberg wurde er mit den Grundbegriffen der scholastischen Logik und Philosophie bekannt. Zugleich erfuhr er von den Beziehungen des pfälz. Hofes in Heidelberg zu ital. Humanisten. Er verließ Heidelberg und zog über die Alpen. Im Mai 1434 erschien er in Rom; damit begann sein etwa 22 Jahre dauernder Aufenthalt im Ausland Er erzählte später, daß er in Italien viel gewandert sei und von Venedig aus Schiffsreisen unternommen habe. L. war besonders stolz, sich Schüler des berühmten Humanisten Guarino Veronese nennen zu können. In Ferrara, wo dieser damals unterrichtete, erwarb er Kenntnisse in Grammatik, Poesie und Rhetorik, die durch ein 1444 in Venedig ausgestelltes Notariatsdiplom bestätigt werden. Dieses bezeugt auch, daß L. eine Zeitlang zum Hofgefolge des Dogen Francesco Foscari gehörte. Ferner studierte er in Padua Medizin. Erst 1456 kehrte er nach Heidelberg zurück, wo er von Pfalzgf. Friedrich I. beauftragt wurde, Vorlesungen an der Universität zu halten. Er behauptete, daß er hier als erster Guarinos humanistische Ideale eingeführt habe. Sein Bildungsprogramm und seine Vorlesungen, die die Vorherrschaft des scholastischen Aristoteles brechen sollten, folgten dem Vorbild Guarinos mit solcher Genauigkeit, daß z. T. wörtliche Auszüge aus dessen Schriften zu erkennen sind. L.s Programm umfaßte die intensive Beschäftigung mit poetischen, rhetorischen und historischen Texten, vornehmlich von Vergil, Terenz, Horaz, Ovid, Cicero und Valerius Maximus. Unter den bedeutendsten juristischen und theologischen Professoren fehlte es L. nicht an Unterstützung, trotzdem wurde er fortwährend von finanziellen Schwierigkeiten geplagt. Seine Biographen haben die Erklärung dafür hauptsächlich in seiner „liederlichen“ Lebenshaltung gesucht, wenn auch seine Briefe über Erfahrungen in der Liebe vielleicht nur als rhetorische Übungen gedacht waren. Finanzielle Schwierigkeiten hatten jedenfalls auch die anderen Frühhumanisten, und den Grund dafür muß man eher in dem Tatbestand sehen, daß die scholastischen Universitäten keine eigenen Mittel besaßen, neue Lehrstühle für die Humanisten zu schaffen. L. versuchte sein Glück 1460 in Erfurt, 1462 in Leipzig, 1464 in Basel und 1470 in Wien. An allen diesen Universitäten fiel seine Lehrtätigkeit in die früheste Zeit der Einführung des Humanismus. L. erkannte, daß die humanistischen Vorlesungen allein kein festes Einkommen sichern konnten. 1462-64 wandte er sich daher wieder seinen früher begonnenen medizinischen Studien zu und konnte in Basel mit seinem neu erworbenen Doktorat auch als Professor der Medizin und als Arzt tätig sein. 1469 diente er kurzfristig Hzg. Sigismund von Tirol als Diplomat. – L. hinterließ mehrere lat. Gedichte, Briefe, Reden und historische Schriften, deren literarischer Wert aber im allgemeinen gering geschätzt wird. Doch seine Bedeutung als der einflußreichste unter den frühen Humanisten in Deutschland ist nicht zu leugnen. Sein erfolgreiches Wirken als Lehrer wird durch die noch erhaltenen Kolleghefte seiner vielen Schüler bestätigt. Sie beweisen, daß er das Talent besaß, echtes Interesse für die studia humanitatis zu erwecken und seine Schüler zu dichterischer, rhetorischer und historischer Schriftstellertätigkeit anzuspornen. Unter ihnen sind manche bekannte Namen des deutschen Frühhumanismus zu finden: Stephan Hoest, Matthias von Kemnat, Hartmann Schedel und Albrecht von Bonstetten.

  • Literatur

    ADB 19;
    W. Wattenbach, in: ZGORh 22, 1869, S. 33-127 (Anhang mit L.s Briefen u. Schrr. u. mit e. Verz. d. Hss.);
    ebd. 23, 1871, S. 21-38, 27, 1875, S. 95-99, 33, 1880, S. 439;
    ders., Hartmann Schedel als Humanist, in: F z. dt. Gesch. 11, 1871, S. 351-74;
    K. Hartfelder, Zur Gel.gesch. Heidelbergs am Ende d. MA, in: ZGORh 45, 1891, S. 140-71;
    ders., Matthias v. Kemnat, ebd. 22, 1882, S. 331-49 (W);
    G. Schepps, Zu P. L.s Briefwechsel, in: ZGORh 38, 1885, S. 364-67;
    A. Büchi, Albrecht v. Bonstetten, 1893;
    H. Hammer, Literar. Beziehungen u. musikal. Leben d. Hofes Hzg. Siegmunds v. Tirol, in: Zs. d. Ferdinandeums 3, 1899, S. 71-107;
    L. Bertalot. Humanist. Vorlesungsankündigungen in Dtld. im 15. Jh., in: Zs. f. Gesch. d. Erziehung u. d. Unterrichts 5, 1915, S. 1-24;
    ders., Humanistisches in d. Anthologia Latina, in: Rhein. Mus. f. Philol., NF 66, 1911, S. 61 f.;
    K. Großmann, Die Frühzeit d. Humanismus in Wien bis zu Celtis' Berufung, in: Jb. f. Landeskde. v. Niederösterreich 22, 1929, S. 150-325;
    G. Ritter, Aus d. Kreise d. Hofpoeten Pfalzgf. Friedrichs I., in: ZGORh NF 38, 1923, S. 109-23;
    ders., Die Heidelberger Univ., 1936;
    F. Baron, St. Hoest, Reden u. Briefe, Qu. z. Gesch. d. Scholastik u. d. Humanismus im 15. Jh., 1971;
    ders., The Beginnings of German Humanism: The Life and Work of the Wandering Humanist P. L., Diss. Berkeley 1966, vgl. Dissertation Abstracts, Bd. 27, Nr. 7, 1967, S. 2522 A;
    ders., in: Vf.-Lex. d. MA V, ²1985, Sp. 954-59.

  • Autor/in

    Frank Baron
  • Zitierweise

    Baron, Frank, "Luder, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 292-293 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119543044.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Luder: Peter L. war der erste Lehrer der humanistischen Studien an einer deutschen Universität. Geboren in Kislau unweit Heidelberg, wurde er 1431 Student in Heidelberg, von wo er Italien aufgesucht und durchwandert, auch von Venedig aus die griechischen Küsten besucht hat. Als Schüler des Guarinus hat er sich eine noch ziemlich mangelhafte Kenntniß des Alterthums und des neuen humanistischen Lateins angeeignet, auch in Palma Verbindungen angeknüpft, durch welche, wie es scheint, der Pfalzgraf Friedrich bewogen wurde, ihn 1456 nach Heidelberg zu berufen, um hier die alten Autoren zu erklären und das humanistische Latein zu lehren. Die Corporation wollte nichts von ihm wissen und auch von geistlicher Seite hatte er trotz hoher Gönner mit Anfeindungen|zu kämpfen. Auch bei den Studenten fand er wenig Eifer für die neue Lehre. Als 1460 durch Krieg und Pest die Universität verödet war, ging er nach Ulm und kehrte, da der Kurfürst aus Geldmangel keine Unterstützung mehr gewährte, nicht zurück, sondern lehrte in Erfurt und Leipzig, freudig empfangen, doch nicht mit dauerndem Erfolg. Theils Abneigung gegen diese neue Richtung der Studien, theils die Mangelhaftigkeit seiner eigenen Kenntnisse und sein leichtfertiger Wandel, waren ihm überall hinderlich. Daher ging er 1462 nach Padua, um das vor 20 Jahren daselbst begonnene Studium der Medicin fortzusetzen, und wirklich finden wir ihn 1464 in Basel als Dr. med. und Professor. Doch auch hier blieb er nicht lange; 1469 und 1470 erscheint er als Diplomat im Dienst des Herzogs Sigismund von Oesterreich; 1474 scheint er wieder in Basel gewesen zu sein, und ein später geschriebener Brief ist datirt ex Wienna nostra. In Wien werden sich daher vielleicht noch Nachrichten über ihn finden lassen. Bekannt ist Luder's Leben vorzüglich durch die Briefsammlung des kurpfälzischen Hofkaplans Matthias v. Kemnat, der sein Freund in Heidelberg war, doch kein zuverlässiger. Er hat in seiner Chronik nicht nur Verse seines Freundes mitgetheilt, ohne ihn zu nennen, sondern auch ein großes Prachtstück desselben, eine Rede zum Lobe des Pfalzgrafen Friedrich, sich wörtlich angeeignet. Diese und andere Reden, auch Verse, die nicht ohne Gewandtheit verfaßt, aber sehr incorrect sind, eine Anleitung zum Briefstil u. a. finden sich hin und wieder in Handschriften der Zeil. Bei mancher Schwäche des Charakters und des Wissens verdient L. doch als eifriger Vorkämpfer des Humanismus ein dankbares Andenken.

    • Literatur

      Vgl. Wattenbach in den Verhandlungen der 26. Philologenversammlung zu Würzburg, 1868, S. 71, Zeitschr, f. Geschichte des Oberrheins. 22, 35 bis 127 (in besonderem Abdruck mit einem Anhang zur Geschichte der Univ. Leipzig); 23, 21—58; 27, 95—99. — G. Voigt, Wiederbelebung d. class. Alterthums, 2, 297—304. — Bursian, Geschichte d. class. Philologie. S. 95.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Luder, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 376-377 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119543044.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA