Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kaufleute ; Gelehrte
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119511819 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Schücking

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schücking, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119511819.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S. stammen aus dem niederdt., wahrscheinlich niederländ. Raum. Sie werden 1362 unter den Ritterbürtigen der Stadt Coesfeld b. Münster erwähnt und waren seit dem 17. Jh. vornehmlich in Münster tätig, zunächst als Kaufleute, später v. a. als Juristen und seit dem 18. Jh. auch als Gelehrte und Schriftsteller. Der aus Coesfeld stammende Kaufmann Adrian (1621–80) stieg seiner Erfahrung und seines Erfolgs wegen zum langjährigen Finanz- und Militärberater des Münsteraner Fürstbf. Christoph Bernhard v. Galen (1606–78) auf. Adrians Nachkommenschaft teilte sich v. a. in zwei Hauptlinien. Unter den Kindern seines ältesten Sohns, des münster. Oberkriegskommissars Engelbert (1649–92), findet sich mit dem Enkel Christoph Bernhard Engelbert (1704–74) ein Diplomat, der 1757 als Kanzler von Clemens August von Bayern (1700–61), Fürstbischof von Münster und Kurfürst von Köln, von Ks. Franz I. als „von Schüching“ in den Reichsadelsstand erhoben wurde und auch den Familienbesitz in Sassenberg erwarb. Dessen Neffen Christoph Bernhard (1753–78) und Clemens August (1759–90), zwei Privatgelehrte, waren die ersten auch überregional bekannten Schriftsteller des Geschlechts.

    Bedeutender als dieser Zweig wurde in der Folge jedoch die auf Adrians zweiten Sohn Johann Nikolaus (1679–1735) zurückgehende Linie, aus der der Enkel Christoph Bernhard Joseph (1714–80), ein juristisch promovierter Philosoph reichsweiten Ranges, hervortrat. Dessen Enkel wiederum, Paulus Modestus (1787–1867, s. W), der 1813 die Dichterin Katharina Busch (1791–1831) heiratete, wirkte unter napoleon. Besatzung als Friedensrichter und nach 1815 als Bezirksrichter und Amtmann in Meppen. Wegen eigenmächtiger Verwaltungsmaßnahmen wurde er 1836 von Hzg. Prosper-Ludwig von Arenberg (1785–1861) entlassen und sah sich, nachdem er 1837 im Kölner Kirchenstreit eine antikuriale Stellung eingenommen hatte, wohl zur Auswanderung in die USA genötigt. Bereits 1840 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Bremen als Schriftsteller nieder. Mit ihm hatten seine Söhne Alfred (1818–98) und Prosper (1829–87) die Heimat verlassen und machten als niederl. Vizekonsul bzw. Unterstaatssekretär in Washington D. C. Karriere. Alfred war zudem Gründer mehrerer dt.sprachiger Zeitungen und Initiator der ersten Postdampfschiffahrtslinie nach Deutschland, die seit 1847 zwischen New York und Bremen verkehrte. Für seine Verdienste wurde der spätere ksl. dt. Konsularagent in Washington mit zahlreichen dt. und amerik. Ehrungen bedacht.

    Aus der Verbindung einer Tochter von Paulus Modestus, Modesta Paulina (1825–96), mit einem rumän. Grafen ging 1860 ein Sohn Alfred (1860–1932) hervor, der den Namen der Mutter annahm und einen österr. Familienzweig begründete. Er wurde Generalstabsarzt und nahm als österr. Vertreter 1902 und 1906 an den Verhandlungen des Roten Kreuzes in St. Petersburg und Genf teil. Verheiratet mit Bertha Schindler (1865–1940), hatte er drei Söhne, von denen der Bauingenieur Alfred (1886–1966) in Deutschland, Österreich und v. a. der Türkei wirkte und Paul (* 1888) als österr. Diplomat 1913-56 in Italien, der Schweiz, Deutschland und 1938-41 ebenfalls in der Türkei tätig war.

    Von den neun Kindern des Paulus Modestus erlangte der älteste Sohn, Levin (s. 1), der mit der ebenfalls schriftstellerisch ambitionierten Offizierstochter Louise Freiin v. Gall (1815–55) verheiratet war, den höchsten Bekanntheitsgrad. Sein ältester Sohn Lothar Levin (1844–1901), verheiratet mit Luise (1849–1920), Tochter eines liberalen Mitglieds des preuß. Abgeordnetenhauses, des Majors Heinrich Beitzke (1798–1867), wurde entsprechend der Familientradition Jurist. Als kath. Landgerichtsrat in Münster positionierte er sich im Kulturkampf der Bismarckzeit auf Seiten der preuß. Regierung und ließ seine drei Söhne Lothar Engelbert (1873–1943, s. W), Walther (s. 2) und Levin Ludwig (s. 3) nach der Reihenfolge ihrer Geburt in provokativer Absicht kath., altkath. und ev. taufen. Wiederum literarisch tätig war Lothars Schwester Theophanie (1850–1903), die u. a. mit Literatur- und Theaterkritiken hervortrat. Auch der jüngere Bruder, der Arzt und Titularprofessor Christoph Bernhard Adrian (1852–1914, s. W), verfaßte Dramen und Novellen und gründete außerdem nach einer Zeit als ottoman. Militärarzt im russ.-türk. Krieg 1877/78 ein Sanatorium in Pyrmont, das sein Sohn Adrian (1883–1963) weiterführte. Lothar Engelbert war 1903-08 Bürgermeister von Husum, wo er 1907, von Teilen der Freisinnigen und der liberalen Publizistik um Friedrich Naumann unterstützt, einen politischen Skandal auslöste. In einer anonymen Artikelserie, die Naumann unter|dem Titel „Die Reaktion in der inneren Verwaltung Preußens“ 1908 herausbrachte, klagte Lothar Engelbert Demokratiedefizite und Ämterfilz sowie die fast ausschließliche Rekrutierung konservativer Corpsstudenten für die preuß. Administration an. 1933 als Rechtsanwalt und Notar mit Berufsverbot belegt, verfaßte er v. a. münsterländ. heimatkundliche Schriften. Auch sein Sohn aus erster Ehe, der Journalist Julius Lothar (1904–44 vermißt), hinterließ lokalgeschichtliche Schriften. Dessen Cousin Christoph Bernhard Levin (1912–2004), ältester Sohn Walthers, war ebenfalls in Schleswig-Holstein politisch tätig, wo er u. a. 1967-72 das Amt des Staatssekretärs im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bekleidete.

  • Werke

    zu Paulus Modestus: Krone u. Tiara, 1839;
    zu Adrian ( 1914):
    Türk. Erlebnisse u. russ. Schicksale, Gesch. e. Mitgenommenen, 1879;
    Die neue Wala, Schauspiel in vier Aufzügen, o. J.;
    zu Lothar Engelbert:
    Demokrat. Betrachtungen, 1909;
    Die Mißreg. d. Konservativen unter Wilhelm II., 1909;
    Die innere Demokratisierung Preußens, 1919;
    Christoph Bernhard v. Galen, Fürstbf. v. Münster, Ein Charakterbild d. Barock, 1940;
    zu Julius Lothar:
    Das Geistesleben d. Münsterlandes während d. ersten Drittels d. vorigen Jh., mit bes. Berücks. d. romant. Ideen, 1928.

  • Literatur

    C. Steinbricker, Westfäl. Geschl.buch. II, 1970 (P);
    Westfäl. Köpfe (P);
    zu Christoph Bernhard ( 1778):
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Westfäl. Autorenlex. I (W, L);
    Westfäl. Köpfe;
    zu Clemens August:
    Westfäl. Autorenlex. I (W);
    zu Christoph Bernhard ( 1780):
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Westfäl. Autorenlex. I (W, L);
    Westfäl. Köpfe;
    zu Paulus Modestus:
    Levin Schücking, Lebenserinnerungen, 1886;
    Biogr. Hdb. Osnabrück;
    Kosch, Lit.-Lex.3;
    Westfäl. Autorenlex. I (W, L, P); – zu Katharina:
    K. Weber, K. S., Ein Erziehungs- u. Lb. aus d. Anfang d. 19. Jh., Diss. Münster 1918;
    J. Desel u. W. Gödden, Katharina Busch-S., Werke u. Briefe, 2005;
    Biogr. Hdb. Osnabrück (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Westfäl. Autorenlex. I (W, L, P);
    zu Alfred ( 1898):
    H. Thien, in: Emsländ. Gesch. 7, 1997, S. 231-34;
    zu Alfred ( 1932):
    ÖBL (W, L);
    zu Alfred ( 1966):
    Exil Türkei, Ausst. kat. München, 1993;
    zu Louise:
    E. Wand, L. v. Gall, 1935;
    H. Powell, L. v. Gall, Her World and Work, 1993;
    DLB;
    Killy (unter Gall);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (unter Gall, W);
    Westfäl. Autorenlex. III;
    zu Theophanie:
    E. Pohlheim (Hg.), Marie v. Ebner-Eschenbach, Briefwechsel mit T. S., 2001;
    zu Adrian ( 1914):
    W. Dietrichkeit, Chronik d. Pyrmonter Liberalen, Leben u. Wirken lib. Pyrmonter Persönlichkeiten v. 1848 bis heute u. d. Gesch. ihrer Parteien, (1994);
    ders., Prof. Dr. A. S., Kgl. Preuß. Sanitätsarzt, Badearzt, Forscher, Pol., Schriftst. u. Philos., Eine Biogr., 1995;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W); – zu Lothar Engelbert: I. Schuchardt, Der „Fall S.“, Dipl.arb. Jena 1971 (ungedr.);
    R. Lütgemeier-Davin, L. S. (1873-1943), 1998;
    ders., in: Btrr. z. Gesch. Dortmunds u. d. Gfsch. Mark 91, 2000, S. 87-140;
    Rhdb.;
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VII (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    zu Julius Lothar:
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Westfäl. Autorenlex. II (W); – zu Christoph Bernhard Levin: L. P. Ehrich, in: Dithmarscher Rdsch. v. 20.2.2004 (P).

  • Porträts

    Fotos u. Gem. mehrerer Fam.mitgll. (Münster, Westf. Landesmus. f. Kunst u. Kunstgesch.;
    Privatbes.).

  • Autor/in

    Ulf Morgenstern
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Morgenstern, Ulf, "Schücking" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 629-630 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119511819.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA