Lebensdaten
1891 – 1970
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Kinderbuchautorin ; Journalistin ; Übersetzerin
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119008874 | OGND | VIAF: 54150583
Namensvarianten
  • Lehmann, Jella (geborene)
  • Lepman, Jella
  • Lepman, Jella
  • mehr

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Zitierweise

Lepman, Jella, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119008874.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Lehmann (1853–1911), Kaufm. u. Fabr., aus Lengfeld b. Dieburg;
    M Flora Lauchheimer (1867–1940) aus Eßlingen;
    Gustav Horace Lepman (1877–1922), Teilh. d. Fa. Lewis Lepman, Bettfedernfabrik in St.-Feuerbach;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    L. wuchs in Stuttgart auf, besuchte das Katharinenstift und hielt sich anschließend in einem Pensionat in Lutry bei Lausanne auf, um Französisch zu lernen. Nach dem Tod ihres Mannes beschäftigte sie sich journalistisch als Mitarbeiterin des Stuttgarter Neuen Tagblattes. 1927 gründete sie ein Beiblatt dieser Zeitung, „Die Frau in Haus, Beruf und Gesellschaft“, übernahm dessen Redaktion und veröffentlichte eine Reihe von Beiträgen, die ihren Einsatz für eine liberale gesellschaftliche Entwicklung, internationale Verständigung, Gleichberechtigung der Frau, Geschmackserziehung und Wohnkultur deutlich machen. In der Deutschen Demokratischen Partei Württembergs war sie führend in der Frauengruppe tätig, fungierte als Beisitzerin im Wahlkreisvorstand (1926) und ließ sich als Kandidatin für den Reichstag aufstellen. Zu dieser Zeit schrieb sie auch die launige Versgeschichte eines Bilderbuches (Der verschlafene Sonntag, 1928) und ein Kindertheaterstück (Der singende Pfennig, 1929), das u. a. in Stuttgart und Basel aufgeführt wurde.

    1936 emigrierte sie mit ihren beiden Kindern über Florenz nach London. Die Kinder wurden in Internaten aufgenommen, während L. unter großen Schwierigkeiten eine neue Lebensgrundlage zu schaffen suchte und daneben zusammen mit der Witwe Arthur Schnitzlers dessen Nachlaß ordnete. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde sie beim Foreign Office und bei der British Broadcasting Corporation (BBC) Beraterin in Jugendfragen. Sie veröffentlichte auch ein Textbuch für den Deutschunterricht (Die Kinder vom Kuckuckshof, Eine Detektivgeschichte aus dem Schwarzwald, 1941, ²1958) und wechselte 1941 zu der neuerrichteten amerikan. Hörfunkredaktion London über. L., die die britische Staatsangehörigkeit erworben hatte, arbeitete an der Planung der später in zehn Sprachen herausgegebenen illustrierten Frauenzeitschrift „Frau und Welt“ und wurde 1945 nach der Besetzung Westdeutschlands innerhalb des Umerziehungsprogramms als Beraterin in Frauen- und Jugendfragen im Rang eines Majors in das amerikan. Hauptquartier nach Bad Homburg berufen.

    Den Wiederaufbau im zerstörten Nachkriegsdeutschland hat L. in ihrem Buch „Die Kinderbuchbrücke“ (1964, auch engl.) geschildert. Ihre Idee, internationale Verständigung durch Kinderbücher und den Austausch von Kinderzeichnungen zu fördern, verwirklichte sie durch eine Ausstellung, die im Juli 1946 in dem noch halb zerstörten Haus der Kunst in München eröffnet und im selben Jahr noch in Stuttgart, Frankfurt, Hannover und Berlin gezeigt wurde. Nach einer Tätigkeit als Redakteurin der Illustrierten „Heute“ gründete sie 1948 mit Hilfe der Rockefeller Foundation und des Freistaates Bayern die Internationale Jugendbibliothek (IJB) in München, deren Direktorin sie bis 1957 war. 1952 folgte die Einrichtung des Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch, 1956 die Stiftung eines internationalen Kinderbuchpreises (H.-C.-Andersen-Medaille) und 1957 die Gründung einer internationalen Fachzeitschrift (Bookbird, 1957). Nach ihrem Rücktritt als Direktorin der IJB führte sie in München noch ein zweites Rockefeller-Projekt durch: die Sammlung und Förderung von Kinderliteratur für Entwicklungsländer. 1959 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Zürich und widmete sich als Ehrenpräsidentin ganz der Arbeit des Internationalen Kuratoriums und der H.-C.-Andersen-Jury. Sie übersetzte Richard Avedon, Truman Capote und Irving Penn und sammelte, ebenso wie sie es 1957 für ihre Kinderzeichnungsausstellung „Hochzeit“ getan hatte, Bilder und Texte für ihre letzte Buchveröffentlichung „Kinder sehen unsere Welt“ (1971, auch ital. u. engl.). L. veröffentlichte während der 50er und 60er Jahre zwar einige verstreute Beiträge, legte aber mehr Gewicht auf ihre organisatorischen Bemühungen um die Verbreitung des Jugendbuchs sowie die Sammlung von Dokumenten kindlicher Weltauffassung, da sie der Überzeugung war, daß das Vertrauen auf den unverbildeten Instinkt des Kindes die beste Grundlage für die Heranbildung einer toleranteren und aufrichtigeren Generation sei. Großen Erfolg hatte ihre Sammlung „Die schönsten Gute-Nacht-Geschichten“ (Bd. 1-4, 1951-67, Bd. 1 u. 2 hrsg. mit H. Schmitthenner). L. hat Erich Kästner zu seiner gesellschaftskritischen und um internationale Verständigung bemühten phantastischen Erzählung „Die Konferenz der Tiere“ (1949) angeregt.|

  • Auszeichnungen

    H.-C.-Andersen-Medaille (1956), Bundesverdienstkreuz (1957), Goethe-Medaille (1967).

  • Werke

    Weitere W Women in Nazi Germany, 1943 (unter Ps. Katherine Thomas);
    Mission for the Children, ca. 1948 (ungedr.);
    Wer ist Lux?, 1950. -
    Hrsg.: Kindheit, 1961.

  • Literatur

    Organisationshdb. d. Dt. Demokrat. Partei, 1926, S. 368;
    B. Nottebohm (Red.), Dank an J. L. (P), 1969;
    W. Scherf, J. L., 1970 u. ö. (Einzelbl. d. IJB);
    W. Sternfeld, E. Tiedemann, Dt. Exil-Lit. 1933–45, ²1970;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936–70, 1973;
    K. Doderer, J. L., in: Lex. d. Kinder- u. Jugendlit. II, 1977, S. 343 f. (P);
    BHdE II.

  • Autor/in

    Walter Scherf
  • Zitierweise

    Scherf, Walter, "Lepman, Jella" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 304-305 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119008874.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA