Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Grafen von Montfort
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11896321X | OGND | VIAF: 35256050
Namensvarianten
  • Montfort, Grafen von
  • Montfort, von
  • Montfort, Grafen von

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Zitierweise

Montfort, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11896321X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Anfänge

    Die um 1160 ausgestorbenen Grafen von Bregenz wurden von Pfalzgraf Hugo von Tübingen (um 1130–82, s. NDB X, verheiratet mit Elisabeth, Tochter des letzten Grafen von Bregenz) beerbt, wobei allerdings erhebliche Teile der Erbschaft in stauf. Besitz übergingen. Nach dem Tode des Pfalzgrafen ( 1182) teilten dessen Söhne um 1200 das Erbe so, daß der ältere Rudolf den Tübinger Besitz erhielt, der jüngere Hugo das verkleinerte Bregenz-Erbe einschließlich Unterrätien. Nach der um 1200 entstandenen Burg „Montfort“ (Altmontfort bei Weiler, Bez. Feldkirch) benannte sich Hugo als Graf v. Montfort. Das neue Geschlecht erhielt auch durch Farbabscheidung ein neues Wappen: die rote Kirchenfahne in goldenem Schild (anstelle der Tübinger goldenen Fahne in rotem Schild). Zugleich verlegte Hugo I., „der Gründer“, den Herrschaftsmittelpunkt von Bregenz in die von|ihm gegründete Stadt Feldkirch. Mit der Stiftung einer Johanniterkommende in Feldkirch 1218 förderte er den Verkehr über den Arlberg und schuf die ersten Ansätze für den Aufbau einer Territorialherrschaft in Vorarlberg.

    Aus seiner 1. Ehe mit Mechtild v. Schnabelburg hatte Hugo I. die Söhne Hugo II. und Rudolf I., aus der 2. Ehe mit Mechtild v. Wangen (?) Heinrich und Friedrich. Letztere wurden für den geistlichen Stand bestimmt. Heinrich ( 1272) wurde Dominikaner, päpstlicher Pönitentiar und 1251 Bischof von Chur, Friedrich Domherr in Chur und Konstanz sowie Pfarrer von Bregenz. Die beiden älteren Söhne, von denen sich Rudolf I. später nach seinem Sitz von Werdenberg benannte, lösten den um 1228 verstorbenen Vater in der Herrschaft ab. Hugo II. war ein entschiedener Anhänger Kaiser Friedrichs II. und der stauf. Politik. Zu seinen Dienstmannen zählt der Dichter Rudolf von Ems (1200–54), dessen „Weltchronik“ die Staufer zu rechtfertigen suchte. Um 1258 kam es zur 1. Montforter Teilung: die Söhne Hugos II. übernahmen die Stammlande zwischen Feldkirch und Bregenz, die Söhne Rudolfs I. die südlichen Landesteile, wo sie um 1265 zwei neue Städte, Bludenz und Sargans, gründeten. Die Söhne Hugos II. teilten um 1270 das väterliche Erbe und gründeten drei neue Linien der Grafen von Montfort: Rudolf II. ( 1302) erhielt Feldkirch, Ulrich I. ( 1287) Bregenz, Hugo III. ( 1309) Tettnang. Von den jüngeren Brüdern wurde Friedrich ( 1290) Bischof von Chur (1283) und Wilhelm Abt von St. Gallen (1281–1301); Heinrich ( 1307) wurde Dompropst zu Chur. Sie alle verfolgten eine gemeinsame Politik gegen die Habsburger, mit der sie 1298 in der Schlacht bei Göllheim scheiterten.

    Die Linie Montfort-Feldkirch (bis 1390)

    Rudolf II. ( 1302) behauptete mit der Gfsch. Feldkirch den besten Teil des väterlichen Erbes. Der frühe Tod seines Erben Hugo IV. ( 1310) brachte dessen geistliche Brüder Rudolf III. ( 1334) und Ulrich II ( 1350), von denen letzterer wieder weltlich wurde, an die Regierung. Beide hatten in Bologna studiert und stärkten die Rechte der Bürger von Feldkirch (1311 Siegelrecht, 1312 Bewidmung mit Lindauer Stadtrecht), in denen sie bei den Auseinandersetzungen mit ihren Ministerialen neue Partner fanden. Zugleich förderten sie die Einwanderung der Walser. Rudolf III. war wohl der bedeutendste Vertreter seines Geschlechtes: Er wurde 1283 Domherr zu Chur, 1308 Pfarrer von Tirol bei Meran, 1310 Generalvikar von Chur, 1322 Bischof von Chur (bis 1325) und Konstanz und 1330/33 Administrator von St. Gallen. Er legte den Grund für die prohabsburgische Politik seiner Familie, derzufolge später die gesamten Montforterlande in österr. Besitz übergingen. Die Reichspolitik führte ihn in Gegensatz zum Papst; 1334 starb er im Kirchenbann. Sein Bruder Ulrich II. ( 1350) schloß 1337 einen ewigen Bund mit den Herzögen von Österreich. Seine lange Regierungszeit brachte ihn seit 1343 in einen Konflikt mit den Söhnen Hugos IV., die ihn zum Verzicht zwangen. Als Herr von Feldkirch setzte sich schließlich Rudolf IV. ( 1375) durch, mit dessen Sohn Rudolf V. ( 1390) die Feldkircher Linie ihr Ende fand. Der als Dompropst zu Chur wieder weltlich gewordene Rudolf V. verkaufte 1375 die Grafschaft auf Ableben an Österreich, dessen Vögte 1379 in Feldkirch einzogen. Die Zustimmung der Bürger erkaufte er sich durch den großen Freiheitsbrief von 1376; großzügige Stiftungen und eine rege Bautätigkeit sicherten ihm bis heute große Popularität.

    Die ältere Linie Montfort-Bregenz (bis 1338)

    Ulrich I. ( 1287) erbte Bregenz, doch starb schon mit seinem Sohn Hugo V. ( 1338) diese Linie wieder aus und wurde von der älteren Tettnanger Linie beerbt. Durch die Aufnahme eines Löwen in sein Wappen hatte Hugo V. die Eigenständigkeit der Bregenzer Linie besonders betont (und damit möglicherweise an ältere Bregenzer Tradition angeknüpft).

    Die ältere Linie Montfort-Tettnang (bis 1574)

    Hugo III. ( 1309) konnte die von ihm geerbte Grafschaft durch verschiedene Erwerbungen (Scheer, Argen) ausbauen und 1297/1304 kgl. Stadtrechtsprivilegien für Tettnang erlangen. Sein Sohn Wilhelm II ( 1354), zeitweise Statthalter über Mailand, brachte es zu großem Reichtum und setzte die aktive Territorialpolitik seines Vaters fort (1322 Erwerb der Herrschaft Rothenfels, 1338 auch der Gfsch. Bregenz). Nach seinem Tod teilten seine Söhne das Erbe: Heinrich IV. ( 1408) erhielt Tettnang, Wilhelm III. ( 1373) Bregenz (und begründete dort eine neue Linie, s. u.). Heinrich diente als Ritterführer in Florenz. Er gründete Immenstadt und erwarb 1386 Wasserburg, 1399 Oberstaufen sowie 1401 die Pfandschaft über Werdenberg. Über seine|Ehe mit Adelheid, einer Tochter Gf. Johannes II. v. Habsburg-Laufenburg, pflegte er ein gutes Verhältnis zu Österreich. Er stiftete das Hauskloster Langnau (mit der Grablege dieser Linie).

    Seine Söhne Rudolf VI. ( 1425) und Wilhelm V. ( 1439) teilten das väterliche Erbe. Da Rudolf unverheiratet war, wurde Wilhelm, der in Wien studiert hatte und in Augsburg Domherr war, nach Rückkehr in den weltlichen Stand an der Mitregierung beteiligt. 1404 heiratete er Kunigunde v. Werdenberg. 1437 erwarb er die Gerichte im Prätigau, die von Werdenberg aus verwaltet wurden. Wilhelm war österr. Rat, befand sich aber auch im Burgrecht mit Zürich, Schwyz und Glarus und spielte auf dem Konstanzer Konzil und in der Reichspolitik eine große Rolle. 1437 erhielt er die Rotwachsfreiheit.

    Nach dem Tod Wilhelms V. zerschlugen seine Söhne den Besitz in drei Teile: Heinrich VI. ( 1444) erbte den Besitz in Rätien mit Werdenberg (dieser ging später über seinen leprakranken Sohn Wilhelm VIII. ( 1483) und dessen verschwenderische Ehefrau Klementa von Hewen dem Haus Montfort verloren, nachdem deren Machtstellung dort ohnehin bereits stark reduziert gewesen war). Ulrich V. ( 1495) erbte Tettnang, Hugo XIII. ( 1491), zunächst gemeinsam mit Rudolf VII. ( 1445), Rothenfels, Argen und Wasserburg. Da der Tettnanger Zweig mit Ulrich VII. ( 1520), dem Sohn Ulrichs V., ausstarb, wurde dieses Gebiet mit dem Rothenfelser Besitz wieder vereinigt und blieb auch in der Folge unter Johann I. ( 1529) und Hugo XV. ( 1519), den Söhnen Hugos XIII., ungeteilt. Die Söhne Hugos XV. machten im Reichsdienst oder unter den Habsburgern Karriere, so daß der Besitz Hugo XVI. ( 1564) verblieb. Der humanistisch gebildete Hugo XVI. trat ebenfalls als Diplomat hervor, u. a. auf dem Konzil von Trient. Er war ein eifriger Verfechter der Gegenreformation und begründete in seinen Landen den Kult des hl. Johannes von Montfort (eines 1218 gefallenen franz. Ritters, den man aber für das eigene Haus reklamierte). Mit Hugos XVI. kunstsinnigem Sohn Ulrich IV. ( 1574), der ebenfalls studiert hatte und als Diplomat wirkte, erlosch die Tettnanger Linie. Der Besitz ging an die steir. Linie des Hauses Montfort-Tettnang-Bregenz über.

    Die neuere Linie Montfort-Tettnang-Bregenz (bis 1536)

    Bregenz fiel nach dem Tod Wilhelms II. von Montfort-Tettnang, der es 1338 übernommen hatte, bei der Erbteilung an seinen Sohn Wilhelm III. ( 1373). 1379 teilten dessen Söhne Konrad ( 1399) und der berühmte Minnesänger Hugo XII. ( 1423, s. NDB X) die Gfsch. Bregenz. Konrads Sohn Hugo XIV. ( 1444) erwarb sich große Verdienste als oberster Meister der Johanniter in Deutschland durch den Ausbau zahlreicher Kommenden. Sein Bruder Wilhelm VII. ( 1422) erbte den südlichen Teil der Gfsch. Bregenz, den dessen Tochter Elisabeth 1451 an Österreich verkaufte. Die Nachkommen Hugos XII., der durch Heirat einen großen Besitz in der Steiermark erwarb, behaupteten den nördlichen Teil noch über vier Generationen. 1523 verkaufte ihn Hugo XVII. ( 1536) an Österreich. Sein Bruder Georg III. ( 1544) erhielt die steir. Besitzungen.

    Die Linie Montfort-Bregenz-Peckach-Tettnang

    Georg III. ( 1544), verheiratet mit einer illegitimen Tochter Kg. Sigmunds I. v. Polen, sollte zum Stammvater der jüngeren Tettnanger Linie werden. Nach dem Aussterben der älteren Tettnanger Linie 1574 wurde den Söhnen seines Sohnes Jakob ( 1573) die Gfsch. Tettnang übertragen. Unter ihnen ragen Johann VI. ( 1619) und Georg IV. ( 1590) besonders heraus. Da schon die letzten Tettnanger Grafen bedeutende Schulden hinterlassen hatten, mußten sie ihre steir. Besitzungen verkaufen. Gleichwohl sollte es den Grafen nie mehr gelingen, sich gänzlich von ihren Schulden zu befreien. Der 30jährige Krieg beschleunigte diese Entwicklung ebenso wie der anspruchsvolle Lebensstil der Grafen (Anwesenheit bei Hofe, repräsentative Schloßbauten). Hugo XVIII. ( 1662) führte das Erstgeburtrecht ein, um einer Zersplitterung des Besitzes vorzubeugen. Ihm folgten mit Johann VIII. ( 1686), Anton III. ( 1733) und Ernst ( 1755) pracht- und kunstliebende Grafen. Unter Franz Xaver ( 1780) war schließlich der Konkurs nicht mehr aufzuhalten. Österreich übernahm mit den Schulden die Grafschaft Tettnang. Mit Graf Anton IV., der nur mehr bescheiden als Privatmann in Tettnang lebte, starb 1787 das Geschlecht aus.

  • Literatur

    J. N. Vanotti, Gesch. d. Grafen v. M. u. v. Werdenberg, 1845 (Nachdr. 1988 mit neuer Bibliogr.);
    O. K. Roller, Grafen v. M. u. v. Werdenberg, in: Genealog. Hdb. z. Schweizer Gesch. 1, 1900/08, S. 145-234;
    P. Diebolder, Wilhelm v. M.-Feldkirch, Abt v. St. Gallen (1281–1301), in: 83. Neujahrsbl., St. Gallen 1943, S. 3-23;
    O. Baumhauer, Hugo d. erste Gf. v. M., in: Montfort 8, 1956, S. 219-36;
    B. Bilgeri, Gesch. Vorarlbergs, 3 Bde., 1971-77;
    U. Affentranger, Heinrich III. v. M., Bischof v. Chur (1271–72), in: Bündner. Monatsbl. 1977, S. 209-40;
    K. H. Burmeister, Gf. Hugo v. M.-Bregenz ( 1536), in: Siedlung, Markt u. Wirtsch., FS Fritz Posch z. 70. Geb.-tag, 1981, S. 189-202;
    ders., Hugo VI. v. M. (1269-1298), Propst v. Isen, erwählter Bischof v. Chur, in: Gesch. u. Kultur Churrätiens, FS f. Pater Iso Müller OSB zu seinem 85. Geb.tag, 1986, S. 389-408;
    ders., Gf. Hugo XIV. v. M.-Bregenz, Oberster Meister d. Johanniterordens in dt. Landen (1370–1444), in: Jahrheft d. Ritterhausges. Bubikon 51, 1987, S. 17-39;
    ders., Rudolf III. v. M. (1260-1334), Bischof v. Chur u. Konstanz, in: Rottenburger Jb. f. KGesch. 8, 1989, S. 95-109;
    ders., Die Grafen v. M.-Tettnang als Schloßherrn v. Werdenberg, in: Werdenberger Jb. 4, 1991, S. 15-30;
    ders., Gf. Hugo I. v. M., Zur Gründungsgesch. d. Stadt Feldkirch, in: Montfort 44, 1992, S. 63-79;
    Die Grafen v. M., hrsg. v. Vorarlberger Landesmus., 1982;
    Die Montforter, Ausst.kat. d. Vorarlberger Landesmus. 103, 1982;
    W. P. Liesching, Die Wappengruppe mit d. Kirchenfahne, in: Der Herold 27, 1984, S. 8-15;
    Gesch. d. Stadt Feldkirch, hrsg. v. K. Albrecht, 2 Bde., 1985/87;
    Hugo v. M., Einführung z. Faksimile d. Codex Palatinus Germanicus 329 d. Univ. Heidelberg, 1988;
    R. Weiss, Die Grafen v. M. im 16. Jh., 1992;
    HBLS;
    Lex. MA.

  • Porträts

    A. Pfaff-Stöhr, Die Bildnisse d. Grafen v. M., in: Die Grafen v. M., 1982, S. 43-64.

  • Autor/in

    Karl Heinz Burmeister
  • Zitierweise

    Burmeister, Karl Heinz, "Montfort, von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 51-54 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11896321X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA