Lebensdaten
1869 – 1926
Geburtsort
Wachbach bei Mergentheim
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Maler ; Raumausstatter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118915037 | OGND | VIAF: 52488040
Namensvarianten
  • Gussmann, Otto Friedrich
  • Gußmann, Otto
  • Gussmann, Otto Friedrich
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Zitierweise

Gußmann, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118915037.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1839–1916), Pfarrer, S d. Pfarrers Immanuel Frdr. u. d. Adelheid Süskind;
    M Marie (1842–1902), T d. Fabr. Joh. Frdr. Kohler in Göppingen u. d. Pauline Hosch;
    Reutlingen 1904 Gertrud (1877–1961), T d. Theodor Herzog (1840–96), Pfarrer, zuletzt Dekan in Reutlingen, u. d. Amalie Hildegard Rühle;
    2 S, 1 T; Verwandter Karl Frdr. Wilh. ( 1940), Pfarrer, Vogelforscher.

  • Biographie

    Nach Besuch der Kunstgewerbeschule Stuttgart, der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbe-Museums und der Berliner Akademie erhielt G. bereits 1897 einen Ruf als Professor der neuen Klasse für Ornamentmalerei an der Dresdener Akademie (1910 Umwandlung der Klasse zum Meisteratelier für dekorative Malerei). Seine vielseitige Begabung – er schuf Entwürfe für Textilien, Teppiche, Applikationen, Möbel, Glasgemälde, Mosaik etc. – stellte ihn mit K. Groß in den Mittelpunkt der Bewegung zur Schaffung modernen Kunsthandwerks, die mit dem Jugendstil begann, sich in der 2. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906 durchsetzte und zur Gründung des Deutschen Werkbundes führte. In späteren Jahren wurde er zu dem bedeutendsten Monumentalmaler in Dresden. Die großen Ausstellungen gaben G. Gelegenheit, seine Ideen zu entwickeln. So entstand im Repräsentationssaal des Deutschen Hauses auf der Pariser Weltausstellung 1900 ein 7 m langer Fries mit überlebensgroßen Gestalten. Die Ausgestaltung kirchlicher Räume stand im Vordergrund von G.s Bemühungen zur Überwindung des Historismus. Für die 3. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung (1906) schuf er mit F. Schumacher als Architekt und K. Groß als Bildhauer den Raum für protestantischen Kirchenbau mit dem Ziel, durch Zusammenfassung aller künstlerischen Mittel zu einer protestantischen Universalkunst zu gelangen. Durch die enge Zusammenarbeit mit bedeutenden Architekten kam er von einer dekorativ-ornamentalen zu einer monumentalen Malerei. Der erste Fries entstand 1894/95 in dem eben vollendeten Reichstagbau P. Wallots. Für das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach erhielt G. 1902 den Auftrag der malerischen|Ausgestaltung des Innenraums (Fries, Kampf der Asen mit den Mächten der Finsternis). Im Konversationssaal des Sächsischen Landtagsgebäudes P. Wallots wandelte G. 1907 in dunklem Grün. Rot und Braun das Thema der Fruchtbarkeit ab. Für das Dresdener Neue Rathaus entstand 1912/13 G.s umfassendste Monumentalmalerei in der Treppenhalle mit dem Kuppelraum. Über acht halbrunden Nischen und Wänden mit blaugrünem Marmormosaik steigen breite orangerote Doppelgurte zur Kuppel empor. Zwischen die Gurte sind je zwei sitzende, reich bewegte Gestalten in einer von dunklem Grün und Braun beherrschten Farbskala komponiert. In das abschließende Rund der Kuppel setzte er eine nackte Frauengestalt in einem leuchtenden Rot. Die figuralen Kompositionen wurden in Fresko-, die ornamentale Gestaltung, wie meist bei G., in Secco-Technik ausgeführt.

    G. fand einen eigenen Stil sowohl in der Linienführung wie in der Farbskala und ihrer flächenhaften Verteilung. Es gelang ihm, dekorative und monumentale Malerei zu einem organischen Ganzen zu verbinden. Ein seltenes architektonisches Gefühl erlaubte ihm, den Raumgedanken zu erfassen, diesem sich unterzuordnen und damit seine Malerei selbst wieder zu steigern. Sein Ziel war „eine monumentale Raumkunst, die alle anderen Künste zusammenfassend vereinigt“ (F. Schumacher).

    Als Lehrer erzog G. eine Reihe namhafter Schüler, wie P. Rößler, und Enkelschüler, die in seinem Sinne in Sachsen weiter wirkten. Max Pechstein vermittelte G.s dekorativen Flächenstil den Malern der Dresdener „Brücke“. Der Krieg 1914/18 bereitete dem dekorativen und monumentalen Schaffen aus Mangel an Aufträgen ein Ende. G. wandte sich jetzt der Tafelmalerei zu. Im Akt, Bildnis und Stilleben erhielt er sich die frische Farbigkeit, die starke Modulation des Körpers und das dekorative Element.

  • Werke

    Weitere W u. a. Dekoration d. kl. Saales f. d. Sixt. Madonna, 1898 (Dresden);
    Glasgem., 1898 (Potschappel, Friedhofskapelle);
    figurale Malereien an d. Stirnwand d. Triumphbogens, Glasgem. in d. Apsisfenstern, 1902 (Hainsberg, Kirche);
    Deckenmalerei, 1904 (Dresden, Lukaskirche);
    Ausmalung d. gr. Sitzungssaals im Gesamtmin., 1904 (Dresden);
    Deckenmalerei, 1905 (Dresden-Strehlen, Christuskirche);
    Deckengem., 1908 (Dresden, Kg.-Georg-Gymnasium);
    Glasgem., 1909 (ebd., Versöhnungskirche);
    dass. (Ehingen, Kirche);
    Altargem. (segnender Christus) (Wiener Neustadt, Kirche);
    eine d. Ratstrinkstuben, 1911 (Dresden, Neues Rathaus);
    Cafésaal d. „Ital. Dörfchens“, 1912 (Dresden);
    Ausmalung d. Krematoriums, 1912 (ebd.). - Gem. u. a. in Dresden, Staatl. Gem.-Gal. u. Stadtmus. Nachlaß im Bes. d. T Lotte Gußmann.

  • Literatur

    E. Haenel, O. G., 1927;
    ders., O. G., in: Hundert J. sächs. Kunstver., 1928, S. 154-61 (mit 4 Abb.);
    Gedächtnis-Ausstellung, Kat. d. Ak. Dresden, 1927 (mit 5 Abb.);
    F. Schumacher, in: Stufen d. Lebens, 1935, S. 247;
    ThB;
    Vollmer.

  • Porträts

    Selbstbildnis, 1922, Abb. b. Haenel, s. L, Tafel 29.

  • Autor/in

    Fritz Löffler
  • Zitierweise

    Löffler, Fritz, "Gußmann, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 333-334 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118915037.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA