Lebensdaten
1888 – 1976
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Physiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 118901133 | OGND | VIAF: 112274127
Namensvarianten
  • Thirring, Johannes
  • Thirring, Hans
  • Thirring, Johannes
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Zitierweise

Thirring, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118901133.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig Julius (* 1858), Lehrer;
    M Marie Malowich (* 1857);
    1921 Antonie ( n. 1876), T d. Anton Krisch (um 1862–1930), u. d. Marie N. N. (um 1871–1937);
    2 S u. a. Walter (1927–2014), Physiker, 1959–97 Prof. f. theoret. Physik an d. Univ. Wien, 1968–71 Dir. d. Theoretical Department am CERN, 1993 Mitgründer u. Präs. d. Erwin-Schrödinger-Inst. in W., korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1966, wirkl. 1967), d. Leopoldina (1975), d. Päpstl. Ak. d. Wiss., d. Nat. Ac. of Sciences, USA, d. Ac. Europaea u. d. Ungar. Ak. d. Wiss., Eötvös-Medaille 1967, Erwin Schrödinger-Preis 1969, Max-Planck-Medaille 1977, Preis d. Bundeshauptstadt Wien 1978 u. Ehrenmedaille ders. in Gold 1993, Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst 1992, Henri-Poincaré-Preis 2000, Paul-Watzlawick-Ehrenring 2013, Dr. h. c. (Bratislava 1994) (s. Personenlex. Österr.; Biogrr. österr. PhysikerInnen).

  • Biographie

    Nach Privatunterricht, dem Besuch der Volksschule und des Sophiengymnasiums in Wien studierte T. seit 1907 Mathematik und Physik an der Univ. Wien, u. a. bei Friedrich Hasenöhrl (1874–1915), bei dem er 1911 zum Dr. phil. promoviert wurde (Über einige thermodynam. Beziehungen in d. Umgebung d. krit. u. d. Tripelpunktes). Bereits seit 1910 als Assistent am Institut für Theoretische Physik tätig, habilitierte er sich 1915 für Theoretische Physik an der Univ. Wien und lehrte hier anschließend als Privatdozent. Im Studienjahr 1919/20 erhielt er einen Lehrauftrag an der TH Wien, ein Jahr später kehrte er an die Universität zurück (1921 ao. Prof. u. Vorstand d. Inst. f. Theoret. Physik, 1927 o. Prof. f. Physik). 1938 wurde T. als Verfechter der Einsteinschen Relativitätstheorie und wegen seiner pazifistischen Gesinnung zwangspensioniert. 1938–42 wirkte er als wissenschaftlicher Berater der Firma „Elin AG für elektrische Industrie“ in Wien, wo er einen Zyklotron-Magneten konstruierte, anschließend forcierte er bei der Firma „Siemens & Halske“ die Weiterentwicklung von Radargeräten. Nach Kriegsende 1945 wurde er wieder an die Univ. Wien berufen (1946/47 Dekan).

    Mit dem durch T. und den Mathematiker Josef Lense (1890–1985) 1918 theoretisch vorhergesagten „Thirring-Lense-Effekt“ fand sein Name Eingang in die physikalische Nomenklatur. Der Effekt ist bis heute experimentell nicht sicher nachgewiesen und bezieht sich auf extrem geringe Verzerrungen der Raumzeit durch die Erdrotation. Neben seiner Beschäftigung mit physikalischen Problemen befaßte sich T. mit der Erforschung der psychologischen und soziologischen Ursachen von Kriegen und dem Einfluß des Nationalsozialismus auf den Kriegswillen der Bevölkerung. Als Erfinder bewies T. mit rund 40 Patenten großes Talent. So konstruierte er u. a. ein Wiedergabegerät für Tonfilme und einen „Segelmantel“ für Skifahrer. Nach dem 2. Weltkrieg begann T. auch eine politische Karriere. Als Gründungsmitglied der Pugwash-Bewegung (1957) untersuchte er die Gefahren der Kernenergie in Krieg und Frieden, befaßte sich mit der Überwachung der Kernwaffen und der damit verbundenen sozialen Verantwortung der Wissenschaftler. 1957–64 war T. Mitglied der Sektion des Bundesrats auf seiten der sozialistischen Fraktion. In dieser Funktion formulierte er im „Thirring-Plan“ die Idee einer einseitigen Abrüstung Österreichs, die aber als zu utopisch nicht verfolgt wurde. Seit 1947 war er Vizepräsident der österr. UNESCO-Kommission und vertrat Österreich als Delegierter bei der ersten Generalkonferenz der Internat. Atomenergieorganisation (IAEA).

  • Auszeichnungen

    A korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1946);
    Dr. h. c. (Temple Univ. Philadelphia 1965);
    Ehrenring d. Liga d. Vereinten Nationen (1965).

  • Werke

    W Die Idee d. Relativitätstheorie, 1921, ³1948;
    The Ideas of Einstein’s Theory, 1921;
    Der Schwebelauf, 1939;
    Der Weltfriede als psychol. Problem, 1946;
    Gesch. d. Atombombe, 1946;
    Anti-Nietzsche, Anti-Spengler, 1947;
    Homo sapiens, 2 Bde., 1947/49;
    Atomkrieg u. Weltpol., 1948;
    Vorlesungen über theoret. Physik I, 1948 (mit H. Hardung-Hardung);
    Die Kunst d. menschl. Zus.lebens, 1956;
    Der Weg d. theoret. Physik v. Newton bis Schrödinger, 1962;
    Mithg.: Acta Physica Austriaca (1947-?); – Nachlaß: Zentralbibl. f. Physik, Wien.

  • Literatur

    L Neues Österr. v. 23. 3. 1958;
    Die Presse v. 26. 3. 1968;
    Österr. Hochschulztg. v. 15. 4. 1968;
    Wiener Ztg. v. 25. 3. 1976, 18. 12. 1992;
    E. J. Görlich (Hg.), H. T. z. 80. Geb.tag, 1968;
    G. Kerber u. a., H. T., Ein Homo sapiens, 1989;
    G. Oberkofler, in: Der Schlern 65, 1991, S. 145 ff.;
    B. Zimmel u. G. Kerber, H. T., 1992;
    B. Kromp u. G. Kerber, in: Heimat gr. Söhne, hg. v. H. Grössing u. G. Heindl, 1997, S. 151 ff. (P);
    D. Angetter u. M. Martischnig, Biogrr. österr. PhysikerInnen, 2005, S. 144 ff. (P);
    Hist. Lex. Wien;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1940 ff.;
    Wi. 1935;
    Pogg. V– VI; – Qu Univ.archiv Wien

  • Autor/in

    Daniela Angetter
  • Zitierweise

    Angetter, Daniela, "Thirring, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 154-155 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118901133.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA