Lebensdaten
1923 – 2000
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Maler ; Kunstschriftsteller
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118860569 | OGND | VIAF: 96366165
Namensvarianten
  • Plaschek, Hans Philipp
  • Platschek, Hans
  • Plaschek, Hans Philipp
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Zitierweise

Platschek, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118860569.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (1883–1982), aus Schroda (Posen), 1910-38 Kaufm, in B., Geschäftsleiter b. „Hermann Tietz“ am Alexanderplatz in B., 1922-26 Handelsrichter, emigrierte nach Montevideo (Uruguay), S d. Simon, aus Posen, Kaufm., u. d. Auguste Markus ( 1925), aus Schroda;
    M Berta (1900–93, jüd.), aus B., studierte u. a. Physik an d. Humboldt-Univ., emigrierte nach Montevideo (Uruguay), T d. Julius Rotholz ( 1938, Freitod, jüd.), aus B., Dr. iur., Gründer d. Reichsversicherung in B., Stadtrat ebd., u. d. Marta Bloch Feust, aus Posen;
    B Carlos (Karl) (* 1928), Ing. in Venezuela;
    um 1967 ( 1976) Gisela (1937–92, 1] Klaus Roehler, 1929–2000, Schriftst., s. Kürschner, Lit.-Kal. 1998), aus Nürnberg, Schriftst. in München, Mitgl. d. westdt. PEN-Zentrums (s. L), T d. Richard Eisner, Dir. b. Siemens, u. d. Gertrud Buch;
    Stief-S Oskar Roehler (* 1959), Journalist, Filmregisseur in B. (s. L).

  • Biographie

    Nach der Realschule in Berlin 1933-38 besuchte P. für ein Jahr ein Internat in Italien; 1939 emigrierte die Familie über die Niederlande nach Uruguay. In Montevideo studierte P. 1939-43 an der Kunsthochschule, u. a. bei dem ungar. Exilanten José Cziffrey. Gleichzeitig gehörte er dem Vorstand des Verbandes der Kunststudenten Uruguays (FEPU) an. Seine erste Einzelausstellung fand 1948 in Montevideo statt. 1949-52 war er Mitherausgeber der Kunstzeitschrift „Clima“. Zusätzlich zur deutschen erhielt P. Anfang der 50er Jahre auch die Staatsbürgerschaft Uruguays. 1953 nach Deutschland (Frankfurt/M.) zurückgekehrt, ließ er sich 1955-63 in München nieder. 1963 hatte er eine Gastdozentur an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm inne, bevor er 1964 nach London übersiedelte. Von 1970 bis zu seinem Tod lebte er in Hamburg. 1997/98 hatte er eine Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel.

    P. war gleichermaßen Maler und Kunstschriftsteller. Nach seiner Teilnahme an der ersten Biennale in São Paulo 1951 war er 1958 mit Rolf Cavael, Emil Cimiotti, Emil Schumacher und K. R. H. Sonderborg auf der XXIX. Biennale in Venedig vertreten sowie als Exponent der informellen Malerei 1959 auf der documenta 2 in Kassel. In Paris hatte er 1953 Max Ernst, Raoul Hausmann, Tristan Tzara, Hans Arp und Asger Jorn kennengelernt. 1957 begann die Zusammenarbeit mit der Münchner Galerie van de Loo, durch die der Kontakt mit Asger Jorn und der Gruppe COBRA, damit auch mit der Situationistischen Internationale intensiviert wurde. Größere Retrospektiven seines Werkes richteten 1988/89 die Kunsthalle Kiel und 1998/99 die Kunsthalle Emden aus.

    Ausgehend von der Formensprache Paul Klees und Pablo Picassos (El Astrolatra, 1950, München, Gal. van de Loo) entwickelte P. in den späten 50er und frühen 60er Jahren innerhalb der informellen Malerei eine eigene Handschrift, die aber meist mit gegenständlichen Motiven spielte (Gran Figura, 1959, Kiel, Kunsthalle; Bildnis Franz Roh, 1960, Hagen, Karl Ernst Osthaus-Mus.; Serie d. „Fußgänger“, 1964, München, Gal. van de Loo). Seit etwa 1965 vollzog P. – unter dem Eindruck brit. Maler wie Peter Blake, Richard Hamilton, R. B. Kitaj u. a. – eine radikale Wendung hin zum Realismus, die viele Kritiker verstörte (The Language of Sizes [Die Sprache d. Kategorien], 1967/68, München, Gal. van de Loo; Campo Santo, 1968, Kiel, Kunsthalle; Pferdekopf, 1969, München, Städt. Gal. im Lenbachhaus; Ein netter Abend, 1972, im Nachlaß). In den 80er und 90er Jahren widmete sich P. der scheinbar überholten Gattung des Stillebens (Flasche u. Zierpflanze, 1983, Stuttgart, Staatsgal.) sowie dem Selbstporträt und schuf darüber hinaus eine Serie von Akten, die in ihrer Rohheit und ihrem gleichzeitigen Witz an Willem de Kooning oder Jean Dubuffet denken lassen.|Seine intelligente und bissige Ironie äußerte P. nicht nur in seinen Bildern, sondern auch in Kunstpolemiken, die er in Büchern, Zeitungen und im Rundfunk publizierte. Er sah Kunst als lebendiges, aktuelles und widerborstiges Phänomen, beschäftigte sich mit ihren Produktionsbedingungen vom handwerklichen Prozeß bis hin zum Kunstmarkt und mit einem Kulturbetrieb, dem Kunst nur als Vorwand zur Selbstdarstellung dient. Dabei stand er, pictor doctus par excellence, jeglicher Ideologie und Mode skeptisch gegenüber.|

  • Auszeichnungen

    Ardea-Preis d. Biennale in São Paulo (1959);
    Förderpreis d. Stadt München (1960);
    Ehrengast d. Villa Massimo, Rom (1988/89).

  • Werke

    Schrr.: Oskar Kokoschka, 1946;
    Neue Figurationen, Aus d. Werkstatt d. heutigen Malerei, 1959;
    Bilder als Fragezeichen, Versuche z. modernen Malerei, 1962;
    Engel bringt d. Gewünschte, Kunst, Neukunst, Kunstmarktkunst, 1978 (erweiterte Neuaufl. 1987);
    Porträts mit Rahmen, Picasso, Magritte, Grosz, Klee, Dali u. a., 1981;
    Über d. Dummheit in d. Malerei, 1984 (Neuaufl. 1992, erweiterte Neuaufl. mit Vorwort v. L. Romain, 1998);
    Von Dada zur Smart Art, Aufss. z. Kunstgeschehen, 1989;
    Joan Miró, 1993;
    Fetzen, 109 Aufzeichnungen z. Kunst, 1993;
    In Lebensgröße, Fragen an elf Maler u. e. Essay über Charles Baudelaire, 1995;
    Die Zeit ist e. gieriger Spieler, Über d. Malerei d. 20. Jh., 1999;
    Figuren u. Figurationen, Über d. Malerei u. mich selbst, 1999 (P); Hg.:
    Dichtung moderner Maler, 1956;
    Eugène Delacroix, Journal, 1991 (Neuaufl. 1997);
    Juan Gris, Über d. Möglichkeiten d. Malerei, Rede an d. Sorbonne am 1.5.1924, 1997. |

  • Nachlass

    Nachlaß: K. Groenewold (Hamburg).

  • Literatur

    H. P., Bilder 1949-1988, Ausst.kat. Kunsthalle Kiel u. a. 1988-89 (mit Texten v. J. C. Jensen, L. Romain, U. Krempel. H. P., Biogr. u. Bibliogr., P);
    J. C. Jensen, Malen wie Widersprechen, in: Künstler, Krit. Lex. d. Gegenwartskunst. 191992 (Dok., Bibliogr., P);
    H. P. Retrospektive, Ausst.kat. Kunsthalle Emden u. a. 1998/99 (mit Texten v. A. Sommer. J. C. Jensen, A. Welti, N. Ohlsen. Dok., Bibliogr., P);
    W. Wiegand, in: FAZ v. 11.2.2000 (P);
    C. Wiedemann, in: SZ v. 11.2.2000 (P);
    Vollmer, Nachtrr.;
    KML;
    BHdE II;
    Kosch, Lit-Lex.³;
    zu Gisela Elsner:
    Killy;
    Metzler Autorinnen Lex.;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971-1998; Film:
    O. Roehler, Die Unberührbare, 1999.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Acryl, Aquarell, Pastell, Kohle u. Tusche, 1992 (Kunsthalle Emden, Schenkung O. van de Loo).

  • Autor/in

    Ivo Kranzfelder
  • Zitierweise

    Kranzfelder, Ivo, "Platschek, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 515-516 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118860569.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA