Lebensdaten
1905 – 1963
Geburtsort
Westerstede (Oldenburg)
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
Politiker ; Jurist
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118822683 | OGND | VIAF: 57411420
Namensvarianten
  • Polak, Karl
  • Polack, Karl
  • Polak, Carl
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Zitierweise

Polak, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118822683.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Siegfried (1875–1932, jüd.), Bauer u. Viehhändler in W.;
    M Selma Rosenberg (1877–1948, jüd.), aus Bühren (Westfalen);
    Lucie N. N.;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    P. studierte nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule in Westerstede und der Oberrealschule in Oldenburg 1925-29 Rechtswissenschaften in Frankfurt/M., Heidelberg und München. Nach dem 1. Juristischen Staatsexamen (1929) Referendar im Kammergerichtsbezirk Berlin, wurde er 1933 wegen seiner jüd. Abstammung aus dem Justizdienst entlassen. Noch im selben Jahr bei Erik Wolf in Freiburg mit einer Dissertation zum Thema „Studien zu einer existentiellen Rechtslehre“ zum Dr. iur. promoviert, emigrierte P. anschließend über Dänemark in die UdSSR. Dort war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rechtsinstitut bei der Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR|in Moskau, später am Rechtsinstitut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR tätig, wo er auch 1945 eine – später in der DDR geheimgehaltene – Kandidatendissertation zum Thema „Die Kritik der klassischen und soziologischen Richtung im deutschen Strafrecht“ verteidigte und den sowjet. Grad eines „Kandidaten der juristischen Wissenschaft“ erwarb. Seit 1941 arbeitete P. in Taschkent als Dozent. In der UdSSR war er u. a. als Sekretär des Befreiungskomitees „Ernst Thälmann“ politisch tätig.

    1946 nach Deutschland zurückgekehrt, trat er in die KPD/SED ein und machte politisch Karriere. Bereits 1946 Leiter der Abteilung „Justizfragen“ beim Parteivorstand der SED, wurde er ein Jahr später Vorsitzender des Rechtspolitischen Ausschusses (Beirat bzw. Ausschuß f. Rechtsfragen) beim Zentralsekretariat der SED. Als Mitglied des Deutschen Volksrates war er 1948/49 maßgeblich an der Ausarbeitung der ersten DDR-Verfassung von 1949 beteiligt. 1948 zum o. Professor für Staatslehre an die Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät und 1950 für Allgemeine Staatslehre, Staats- und Völkerrecht an die Univ. Leipzig berufen, beendete P. seine Tätigkeit als Ordinarius 1952 und arbeitete seitdem im Zentralkomitee der SED. Er war 1949-63 Mitglied der Volkskammer der DDR, 1952-60 politischer Mitarbeiter in der Abteilung Staats- und Rechtsfragen beim ZK der SED, 1955-63 stellvertretender Vorsitzender des Verfassungs- und Rechtsausschusses der Volkskammer sowie 1957-63 Mitglied des Ständigen Ausschusses der Volkskammer für örtliche Volksvertretungen. Seit 1960 gehörte P. dem nach dem Tod von Wilhelm Pieck neu geschaffenen Staatsrat der DDR an. Seit 1961 o. Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR, wurde er 1963 Leiter des Instituts für Staats- und rechtswissenschaftliche Forschung an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“. Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für staats- und rechtswissenschaftliche Forschung war er maßgeblich am Staatsratserlaß vom April 1963 zur Neuregelung der Rechtspflege beteiligt.

    P. war der juristische Ratgeber Walter Ulbrichts (1893–1973). Seitdem er 1952 im zentralen Parteiapparat für Staats- und Rechtsfragen zuständig war, wirkte er an den richtungsweisenden rechtspolitischen Entscheidungen der SED mit. Er lieferte der Partei und Ulbricht die für den Ausbau und die Stabilisierung ihrer Macht erforderlichen staatsund rechtstheoretischen Konstruktionen und Argumente. Wissenschaftlich galt sein Interesse vor allem der Staatslehre und dem Verfassungsrecht, wobei er davon ausging, daß die Staats- und Rechtswissenschaft nur in engster Verbindung mit der politischen Macht effektiv betrieben werden könne. Er ordnete deshalb sein wissenschaftliches Werk den Zielen der SED-Diktatur, vor allem aber seinem Mentor Ulbricht unter. P. war maßgeblich an der Vorbereitung, Durchführung und Umsetzung der von Ulbricht und seiner engsten Umgebung im ZK der SED veranstalteten staats- und rechtswissenschaftlichen „Babelsberger Konferenz“ vom 2./3.4.1958 beteiligt. Das Referat Ulbrichts über „Die Staatslehre des Marxismus-Leninismus und ihre Anwendung in Deutschland“, in dem dieser die „Rechtspositionen bürgerlicher Ideologien der Staats- und Rechtswissenschaft“ bekämpfte und das Recht zum bloßen Instrument der Parteipolitik degradierte, hatte P. entworfen. Damit entschied er zentrale Fragen der Rechtswissenschaft in seinem Sinn und fixierte sie praktisch bis zum Ende der DDR: den Vorrang der Partei und ihrer Beschlüsse gegenüber dem Recht, die Diskontinuität der bürgerlichen Rechtstraditionen und die Fiktion einer Interessenidentität zwischen Bürger und SED-Staat.|

  • Auszeichnungen

    Medaille f. Kämpfer gegen d. Faschismus 1933-1945 (1958);
    Vaterländ. Verdienstorden in Silber (1959).

  • Werke

    (Über 27 Monogrr. u. über 100 Aufss.) – Marxismus u. Staatslehre, 1947;
    Die Weimarer Vfg., Ihre Errungenschaften u. Mängel, 1948;
    Volk u. Vfg., Btrr. z. Begründung d. Entwurfes d. Vfg. d. Dt. Dem. Rep., 1949;
    Das Vfg.problem in d. geschichtl. Entwicklung Dtld.s, 1948;
    Die Demokratie d. Arbeiter- u. Bauern-Macht, 1957;
    Zur Dialektik in d. Staatslehre, 1959;
    Gesellschaftl. Gesetzmäßigkeiten u. Völkerrechtswiss., 1962. – Reden u. Aufss.: Zur Entwicklung d. Arbeiter- u. Bauern-Macht, 1968;
    Staat, Demokratie, Leitung, 1985.

  • Literatur

    K.-H. Schöneburg, Wiss. v. d. Gesch. d. Staats- u. Rechtstheorie, Notwendigkeit, Konzeption, Aufgabe, Zum 70. Geb.tag v. K. P., in: Staat u. Recht, 1975, S. 1457 ff.;
    G. Schulze u. a. (Hg.), Wegbereiter d. marxist.-leninist. Staats- u. Rechtswiss. d. DDR, Zum 80. Geb.tag v. K. P., 1986;
    E. Poppe u. W. Weichelt, K. P. z. 80. Geb.tag, 1987;
    W. Assmann u. a., Die Ak. f. Staats- u. Rechtswiss. d. DDR 1948-1987, 1988, S. 302;
    J. Markovits, Die Abwicklung, Ein Tagebuch z. Ende d. DDR-Justiz, 1993, S. 155 ff.;
    J. Cerny, Wer war wer – DDR: ein biogr. Lex., 1992;
    D. Breithaupt, Rechtswiss. Biogr. DDR, Diss. Kiel 1993;
    BHdE I;
    K. A. Mollnau, in: M. Stolleis (Hg.), Juristen, Ein biogr. Lex., 1995;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR.

  • Autor/in

    Jörn Eckert
  • Zitierweise

    Eckert, Jörn, "Polak, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 594-595 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118822683.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA