Lebensdaten
1925 – 1986
Geburtsort
Paderborn
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
Computerindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118817248 | OGND | VIAF: 27868129
Namensvarianten
  • Nixdorf, Heinz

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Zitierweise

Nixdorf, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817248.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Walter (1901–44), Bäcker in Dresden, seit 1939 Eisenbahner, S d. Hermann (1874–1940) aus Streckenbach (Kr. Jauer, Schlesien), Kaufm. in Torgau, u. d. Martha Thieme (1876–1960) aus Großdobritz (Sachsen);
    M Änne (1901-92), T d. Heinrich Ströhmeier (1876–1941), Reichsbahnzugführer in P., u. d. Elisabeth Menke (1879–1957) aus Gesseln (Kr. Paderborn);
    Paderborn 1960 Renate (* 1935), Datentypistin aus Dortmund, Ehrenbürgerin d. Univ. Paderborn (1994), T d. Franz Heinrich Ring (1912–79) u. d. Sophie Elisabeth Potthoff (1913–90);
    3 S u. a. Martin (* 1961), Bankkaufm., Europameister d. Starbootklasse (1989), 1988-93 Aufsichtsratmitgl. d. Nixdorf Computer AG, seit 1990 d. SNI.

  • Biographie

    N. besuchte die Volksschule in Paderborn und 1939-41 eine Lehrerfortbildungsanstalt, brach aber die Ausbildung ab. 1943-45 diente er beim Reichsarbeitsdienst und als Soldat. In Sonderkursen setzte er nach dem Krieg seine Ausbildung bis zum Abitur fort. Seit 1947 studierte er Physik und Betriebswirtschaft in Frankfurt/Main (ohne Abschluß). 1951 half er als Werkstudent bei „Remington Rand“ dem Physiker Walter Sprick (1909–89) bei der Weiterentwicklung eines elektronischen Rechners (für die Landesbrandkasse in Kiel, heute im Dt. Museum, München). Der Plan N.s, eine gemeinsame Firma zu gründen, wurde von Sprick abgelehnt, dieser überließ N. aber das Patent einer Neuentwicklung (Zählring) und gestattete ihm die Nutzung seiner sämtlichen Erfindungen.

    1952 hatte N. von den „Rhein.-Westfäl. Elektrizitätswerken AG“ (RWE) 30 000 DM Vorschuß erhalten, um im Auftrag der RWE einen Elektronenrechner auf Röhrenbasis zu entwickeln. Er gründete in einem Kellerraum in Essen sein „Labor für Impulstechnik“. Anfang 1954 kam sein erstes Produkt zum Einsatz. Dem ersten Elektronenrechner folgten ein elektronisch multiplizierender Buchungsautomat, der erste elektronische Tischrechner mit Klartextdruck auf dem Weltmarkt (1964) und schließlich 1965 ein modular aufgebauter Kleincomputer, der zu einem richtungsweisenden Universalsystem für die Büromaschinenindustrie wurde. 1968 beschäftigte die Firma bereits 1955 Mitarbeiter. Der internationale Durchbruch gelang N., als er 1968 die Mehrheitsbeteiligung seines wichtigsten Kunden, der „Wanderer-Werke AG, Köln“, für 17,5 Mio. DM erwarb, deren Sitz im selben Jahr nach Paderborn verlegte und zusammen mit seinem „Labor für Impulstechnik“ in die „Nixdorf Computer AG“ umfirmierte. Wegweisend für den weiteren Erfolg war N.s Idee der dezentralen Datenverarbeitung, die sich später auf dem Markt immer mehr durchsetzte; Der Computer sollte nicht länger Angelegenheit weniger Rechenzentrumsspezialisten sein, sondern als Werkzeug an den Arbeitsplätzen dienen. Eine zweite Erfolgskomponente war die Softwareentwicklung. Im Unterschied zu anderen Anbietern entwickelte N. schon frühzeitig ein Produktangebot, das neben der Hardware und Dienstleistungen (wie Schulung, Organisationsberatung und technischem Service) auch branchenspezifische Softwarelösungen (Programme) umfaßte. In den Rezessionsjahren 1974/75 schwächte sich das Wachstum des Unternehmens ab. Dennoch entwickelte sich die „Nixdorf Computer AG“ unter N. zum internationalen Konzern, der außer in Paderborn, Köln und Berlin seit 1977 in Bray (Irland), ferner in Toledo (Spanien), in den USA, wo er 1977 den Terminal-Hersteller Entrex Corp. gekauft hatte, und in Singapur produzierte. N. erkannte früh die Entwicklung auf dem Markt für Kommunikations- und Nachrichtentechnik. 1982 stellte er auf der Hannover-Messe die ersten digitalen Telefonvermittlungsanlagen auf dem deutschen Markt vor. Seine Wettbewerbsstärke lag wesentlich in der Marketing- und Vertriebskonzeption. Die rasche Expansion und die hohe Ertragskontinuität ermöglichte es 1984, 20% des Grundkapitals in Form von Vorzugsaktien ohne Stimmrecht an allen deutschen Wertpapierbörsen unterzubringen. Bereits 1979 hatte sich die Deutsche Bank mit 25% an dem Unternehmen beteiligt. Der drittgrößte Computerproduzent Europas hatte beim plötzlichen Tod seines Gründers 1986 23 000 Mitarbeiter in aller Welt und einen Gruppenumsatz von fast 4 Mrd. DM.

    N.s Nachfolger im Vorstandsvorsitz wurde auf seinen Wunsch sein bisheriger Stellvertreter Klaus Luft (* 1941). Bereits unter N. hatte sich das Unternehmen zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt gesehen, den großen Zukunftsmarkt der Personalcomputer (PC) hatte N. nicht erkannt. Seine mittlere Datentechnik wurde von den zunehmend leistungsfähigeren PCs, von N. als „Spielzeug“ bezeichnet, überholt. Die „Nixdorf Computer AG“ stellte, auf aggressiven Verkauf eingestellt, noch 1987, als die Konkurrenz bereits Stellen abbaute, 3900 neue Verkaufsmitarbeiter ein. Preisverfall, sinkender Umsatz und ausufernde Kosten summierten sich 1989 zum Milliardendefizit. Im November 1989 trat Luft zurück, 1990 übernahm die „Siemens AG“ die Mehrheit der Stammaktien, verschmolz die DV-Bereiche und benannte das Unternehmen in „Siemens Nixdorf Informationssysteme AG“ (SNI) um. Die SNI wurde 1991 in die Siemens AG eingegliedert, die in den folgenden Jahren Probleme mit der aus der „Nixdorf Computer AG“ übernommenen Erblast hatte. – 1996 eröffnete die von N. gegründete „Stiftung Westfalen“ in Paderborn Deutschlands erstes Computermuseum („Weltmuseum für Bürokommunikation“), das „Heinz Nixdorf Museums Forum“. Das Forum widmet sich der Förderung von Wissenschaft und Lehre auf dem Gebiet der modernen Informationsgesellschaft und war 1997 das weltweit größte Museum seiner Art.|

  • Auszeichnungen

    Dt. Marketing-Preis (1978);
    Ehrensenator d. TU Karlsruhe (1981);
    Präsidiumsmitgl. d. Zentralverbandes d. Elektrotechn. Industrie (seit 1984);
    Ludwig-Erhard-Medaille (als erster dt. Unternehmer, 1984);
    Manager d. Jahres (1985);
    Konrad-Zuse-Medaille (1985).

  • Werke

    Im Kleinen groß, in: Der Spiegel Nr. 12, 1971, S. 1311 f. (P);
    Wir wollen d. Ganze, Amerika ist schlagbar, in: bit 9, 1979, S. 24 ff.;
    Härtetest in neuen Märkten, in: Wirtsch.woche Nr. 33 v. 9.8.1985, S. 30-41 (P);
    Der technolog. Wandel u. d. Gefahr d. Arbeitslosigkeit, in: Handelsbl. v. 27.3.1986, S. B 1.

  • Literatur

    Vom Bettelstudent z. Millionär, in: Capital, Nr. 7, 3/1968, S. 48 ff. (P);
    U. Hergenröder. Männer, die Erfolg erfinden, Techniker u. Wirtschaftler als Motoren d. Wirtsch., 1970, S. 125-43;
    R. Gaul, in: Die Zeit, Nr. 50 v. 8.12.1978, S. 19 (P);
    Der knorrige Patriarch d. Elektronik, ebd., Nr. 33 v. 10.8.1984 (P);
    K. H. Rüssmann, Rechner mit Emotionen, in: manager magazin, 1979, Nr. 7, S. 52 f. (P);
    M. Gatermann u. M. Schneider, Wirtsch.wunder in Westfalen, ebd., 1984, Nr. 8, S. 34-50 (P);
    F. Kotta, Die dt. Wirtsch.prominenz 1981 v. A-Z, 1981 (P);
    Computer-Zukunft, in: Capital, 1984, Nr. 8, S. 71 ff. (P);
    Computerpionier H. N. Manager d. Jahres, in: Industriemagazin, Nr. 12 v. 15.12.1985, S. 16-25 (P);
    Erbschaft ohne Tücken, ebd., Nr. 14. v. 14.4.1986, S. 146-52 (P);
    K. Kemper, H. N., Eine dt. Karriere, 1986;
    W. Weimer, Kapitäne d. Kapitals, 1993, ²1995 (P). - Zu Martin: R. Antrecht, Martin N., Was v. Erbe bleibt, Mighty Mouse, in: Capital, 1990, Nr. 9, S. 210-17 (P). – Zu Klaus Luft: Firmenchef Klaus Luft, Auf Bewährung, in: manager magazin 7, 1988, S. 30-47 (P);
    Innoviere selbst, oder du wirst innoviert, Sind neue Unternehmenstypen gefragt?, in: Management Zs. (Schweiz) 57, 1988, Nr. 4, S. A8-A13 (P).

  • Autor/in

    Hans-Henning Zabel
  • Zitierweise

    Zabel, Hans-Henning, "Nixdorf, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 296-297 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817248.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA