Lebensdaten
1862 – 1927
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Crown King (Arizona, USA)
Beruf/Funktion
Schauspielerin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118798073 | OGND | VIAF: 42634165
Namensvarianten
  • Zaremba, Agnes Martha Caroline (eigentlich)
  • Saremba, Agnes
  • Pallatschek, Agnes
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Zitierweise

Sorma, Agnes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118798073.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Hentschel ( um 1862), Werkführer;
    Stief-V Josef Pallatscheck ( um 1870), Wagenschieber;
    M Anna Saremba ( um 1919), Milch- u. Backwarenhändlerin, Wäscherin, Gefangenenaufseherin;
    2 Halb-Schw;
    1890 Demetrio Mitro (Mio) Gf. da Minotto (1856–1920), aus Rom, Hist., Vf. d. „Chronik d. Fam. Minotto, Btrr. z. Staats- u. Kulturgesch. Venedigs“, 1901;
    1 S James Minotto (1891–1980, 1] Ida May [Idamay] Swift, 1892/93–1943, 2] Julia Elizabeth Franklin, 1915–98), wanderte n. Banklehre in Berlin 1914 n. New York aus, seit etwa 1918 US-Bürger, Farmer, Banker, Politiker, Präs. d. Minotto Investment Banking Company, Mitgl. d. Bankers Club of America u. d. Handelskammer in Phoenix (s. History of Arizona, 1930).

  • Biographie

    Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, kam S. durch den im selben Haus wohnenden Oberregisseur Friedrich Woltereck früh mit der Bühne des Breslauer Stadttheaters und des Lobe-Theaters in Berührung. Nach ersten Auftritten als Ballettelevin erhielt sie in Görlitz erste Rollen und begegnete hier dem Schauspieler und Regisseur Ludwig Barnay (1842–1924). Nach Auftritten in Liegnitz, Görlitz, Posen, Weimar und Meiningen traf sie 1881/82 in Weimar wieder mit Barnay zusammen, der sie nun dem Präsidenten der neugegründeten Schauspieler-Sozietät „Deutsches Theater Berlin“, Adolph L'Arronge, empfahl. Dieser verpflichtete sie für die folgenden Jahre (Debüt 1883 als Adelheid in Wilbrandts „Jugendliebe“). Bald spielte sie sich mit den berühmtesten Schauspielern und Regisseuren ihrer Zeit wie Barnay, Ernst Possart, Josef Kainz und August Förster in die Herzen des Publikums. Sie verkehrte mit Theodor Fontane, Siegfried Jakobsohn, Friedrich Kayssler sowie Julius Bab und wurde ein Mittelpunkt der Gesellschaft; der junge Thomas Mann widmete ihr nach einer Münchner Aufführung ein Gedicht. 1887 übernahm sie zusätzlich die Rollen Hedwig Niemann-Raabes (1844–1905) nach deren|Abgang vom Theater. Sie beeindruckte 1885 als Ophelia in „Hamlet“ (Shakespeare) und „Käthchen von Heilbronn“ in Kleists Stück, 1888 als Rahel in „Die Jüdin von Toledo“ (Grillparzer) oder 1889 als Katharina in „Der Widerspenstigen Zähmung“ (Shakespeare). Ihr Fleiß, ihre Gewissenhaftigkeit und Disziplin im Rollenstudium wurden gerühmt. 1890 verließ sie nach ihrer Heirat das Deutsche Theater für etwa zwei Jahre, danach folgte sie für vier Jahre Barnay an sein Berliner Theater. Ihre Interpretation der Nora in Ibsens Stück „Ein Puppenheim“ (1892) gehörte seither zu ihren Glanzrollen; mit ihr feierte sie – in der Originalsprache – 1899/1900 sogar in Paris Triumphe. In den späten 90er Jahren spielte sie unter Otto Brahm wieder am Deutschen Theater, häufig mit Kainz als Partner. Ihre „Cyprienne“ im gleichnamigen Stück (Sardou), Christine (Schnitzler, „Liebelei“), Rautendelein (Hauptmann, „Die Versunkene Glocke“), „Agnes Jordan“ (Hirschfeld) gehörten zum Standard-Repertoire. Während der Spielzeiten 1893/94 bis 1902/03 absolvierte sie Gastspiele auf verschiedenen dt. und europ. Bühnen, 1898 nach der Trennung von Brahm dann mit eigener Truppe in vielen Großstädten. So trat sie 1900/01 in Holland, Frankreich, Italien und sogar im Orient und in Amerika auf, inzwischen weltberühmt. Mit Clara Ziegler (1844–1909), Sarah Bernhardt (1844–1923), Eleonora Duse (1858–1924) gehörte sie zu den frühen Diven des Theaters, die auf der Bühne als „Stars“ (und nicht nur Ensemblemitglied) und große Virtuosinnen agierten. 1904–08, nach Abbruch ihrer Europatournee, wechselte sie zu Max Reinhardt ans Neue Theater, dann ans Deutsche Theater und feierte Triumphe in Reinhardts zweiter Shakespeare-Inszenierung „Der Kaufmann von Venedig“ mit Alexander Moissi, 1906 mit Frau Alving in Ibsens „Gespenster“ zur Eröffnung der Kammerspiele. Nach Barnay, Förster und L'Arronge prägte nun Reinhardt wesentlich ihren Stil: Minna von Barnhelm (Schiller), Candida (Shaw), Porzia (Shakespeare) und Hermione (Shakespeare) gehörten zu ihrem Repertoire. 1908–14 spielte sie unter Alfred Halm und Victor Barnowsky an verschiedenen Berliner Bühnen, u. a. Mirandolina (Goldoni, Locandiera). Von den Zeitgenossen geliebt und bewundert, galt sie als „Königin des deutschen Theaters“ und „Deutsche Duse“.

    Im 1. Weltkrieg diente sie zuerst als Krankenschwester in Berliner Lazaretten, dann an der West- und Ostfront, in Belgien trat sie im Fronttheater auf. Nach dem Tod ihres Mannes folgte sie 1920 ihrem Sohn nach Amerika, wo sie zuerst in Chicago, dann auf einer Ranch in Arizona lebte. 1923 besuchte sie Berlin ein letztes Mal, 1926 ließ sie sich endgültig in den Bergen nahe Prescott im alten Harrington House nieder.

  • Nachlass

    Nachlaß u. a. StA Hamburg; Theaterslg. d. Univ. Hamburg (Ztg.ausschnitte); Fam.bes.; – weitere Dokumente, Werk-, Szenen- u. Rollenporträts: Theaterslgg. in München, Köln, Wien; Staatsbibl. in Berlin, Düsseldorf, München, Wien u. New York; Univ.- u. Stadtbibl. in Düsseldorf, Köln, München; Märk. Mus., Berlin; Ak. d. Künste, Berlin.

  • Literatur

    D. Duncker, Ein Besuch b. A. S., in: Die Woche v. 18. 3. 1899, S. 24 ff. (P);
    L. Barnay, Erinnerungen, 1903;
    New York Times v. 12. 2. u. 24. 3. 1925, 2. 6. u. 8. 9. 1927;
    J. Bab (Hg.), A. S., Zeugnisse ihres Lebens u. ihrer Kunst, Ein Gedenkbuch, 1927 (P);
    W. Drews, Die Grossen d. dt. Schauspiels, Bildnisse aus zwei Jhh., 1941 (P);
    H. Jhering, Von Josef Kainz bis Paula Wessely, 1942;
    Karla Krause, Die Schausp. A. S., Versuch z. Analyse u. Wertung ihrer Darst.kunst, Diss. FU Berlin 1969 (Rollenverz., Qu, L, P);
    G. Adler, „. . . aber vergessen sie nicht d. chines. Nachtigallen“, Erinnerungen an Max Reinhardt, 1980;
    C. Balk, Theatergöttinnen, Inszenierte Weiblichkeit, 1994;
    E. Freund, in: Schles. Lb. III, 1928, S. 384–91 (L, P);
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1990, S. 150–53 (L, P);
    Breslau-Lex.;
    Sucher, Theaterlex.;
    Kosch, Theater-Lex.

  • Porträts

    Porträtbüste v. M. Levi, 1897 (Fam.bes., Slg. James Minotto);
    Pastell v. F. v. Lenbach, o. J., Abb. u. a. in: Bab (s. L), S. 2 u. nach S. 160;
    S. als Minna v. Barnhelm, Porzellanfigur v. H. Hubatsch (KPM), 1908 (im Kunsthandel 2007).

  • Autor/in

    Brigitte Bruns
  • Zitierweise

    Bruns, Brigitte, "Sorma, Agnes" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118798073.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA