Lebensdaten
1903 – 1963
Geburtsort
Hofgeismar (Hessen)
Sterbeort
Trient
Beruf/Funktion
Philosoph ; Pädagoge
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118797131 | OGND | VIAF: 36931281
Namensvarianten
  • Siewerth, Gustav Franz
  • Siewerth, Gustav
  • Siewerth, Gustav Franz
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Zitierweise

Siewerth, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118797131.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard Carl August (1857–1938), aus Slawe (Pommern), kgl. Steueraufseher, S d. Wilhelm Heinrich Siefert (* 1818) u. d. Emilie Westhäusler (1828–1908);
    M Blanda (1869–1952), T d. Anton Dieringer (* 1829) u. d. Plazida Acker (* 1835), aus Hechingen (Hohenzollern);
    Düsseldorf 1939 Mina Elisabeth (1906–93), aus Mannheim, T d. Josef Schäfer (1878–1961), aus Gaggenau (Baden), u. d. Stefanie Zimmermann (1883–1941), aus Langenbrücken (Baden);
    1 T Irene Joekel-Siewerth (* 1940, Hans-Joachim Joekel, Dipl.-Ing.), Malerin, Kunsterzieherin am Ellenriedergymnasium in Konstanz (s. P).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium in Frankfurt/M. studierte S. in derselben Stadt seit 1922 Philosophie und Psychologie, seit 1924 zusätzlich kath. Theologie in Fulda und von 1926 an Kunstgeschichte und Geschichte in Freiburg (Br.). Prägend wurde seine Begegnung mit Edmund Husserl, Martin Heidegger und Martin Honecker. Bei Honecker wurde S. im Wintersemester 1930/31 mit der Studie „Die Metaphysik der Erkenntnis nach Thomas von Aquin“ (gedr. 1931) zum Dr. phil. promoviert. Wegen beginnender Repressionen im NS-Universitätssystem|scheiterte 1933 S.s Habilitationsprojekt in Frankfurt. Es gelang ihm jedoch 1937 die Habilitation in Freiburg bei Honecker mit dem Thema „Die Apriorität der Erkenntnis als Einheitsgrund der philosophischen Systematik des Thomas von Aquin“. Auf der Grundlage dieser Schrift entstand das Werk „Der Thomismus als Identitätssystem“ (1938, ²1961), in dem S. die These vertritt, daß zur Selbsterfassung Gottes die Idee des Nichtgöttlichen und damit auch die logische Möglichkeit von Welt („Nachahmbarkeit Gottes“) gehören. Daher gründe in Gottes Selbsterkenntnis die exemplarische Identität von Gott und endlicher Realität.

    Auf der Grundlage seiner christlichen Lebensauffassung entwickelte S. eine kritische Einstellung zum NS-Regime. Aus diesem Grund und auch durch das NS-freundliche und sich gegen eine christliche Philosophie richtende Betreiben Heideggers blieb ihm die Übernahme einer Dozentur versagt. S. arbeitete bis 1945 in Düsseldorfer Industrieunternehmen und erhielt erst nach Kriegsende eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Päd. Akademie in Aachen, deren Direktor er 1946 wurde. 1961 wechselte er als Gründungsrektor und Professor für Pädagogik an die neu gegründete Päd. Hochschule in Freiburg. Zudem engagierte sich S. auf Landes- und Bundesebene in der Hochschuladministration und -politik, z. B. als Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Päd. Hochschulen des Landes Baden-Württemberg und seit 1958 als Leiter der Sektion Pädagogik der Görresgesellschaft.

    S. gehört zu den kath. Philosophen, die das Denken des Thomas von Aquin mit dem Dt. Idealismus und der Seinsdeutung Martin Heideggers zu vermitteln versuchten. Resultat seiner Verbindung zwischen Heidegger-Rezeption („Geschicklichkeit“ des Seins) und der Gottesfrage ist das Werk „Das Schicksal der Metaphysik von Thomas zu Heidegger“ (1959, Neuausg. 2003), das eine im Spätmittelalter ansetzende Verfallsgeschichte der Metaphysik diagnostiziert („Verbegrifflichung des Seins“). Ontologisch maßgeblich ist außerdem die der Trinitätslehre abgelesene Seinsdifferenz von Akt (Gottes Wesen) und Subsistenz (göttliche Personen), die es in Abgrenzung von Hegel ermöglicht, Differenz in ursprünglicher Form als nicht durch das Nichts bestimmte Positivität zu deuten. S.s Akt- und Seinsdenken wurde international rezipiert u. a. von Hans Urs v. Balthasar, Ferdinand Ulrich, Heinrich Beck, Manuel Cabada Castro, Wolfgang Behler, Karl Lehmann, Andrzej Wierciński, Emmanuel Tourpe und Michael Schulz. Anerkennung (v. Balthasar und Cabada Castro), aber auch Widerspruch (Ludger Honnefelder) erfuhr v. a. seine Verfallsthese.

  • Auszeichnungen

    BVK;
    päpstl. S. Gregorius Magnus-Orden;
    – G.S.-Archiv d. Univ. Freiburg (Br.) (seit 1964);
    G.-S.Ak. (Weilheim-Bierbronnen, seit 2003);
    G.-S.-Ges. (seit 2004).

  • Werke

    Ges. Werke, 4 Bde., 1975–87 (P in Bd. 1);
    Der Mensch u. sein Leib, 1953, ²1963;
    Thomas v. Aquin, Die menschl. Willensfreiheit ( . . . ) 1954;
    Metaphysik d. Kindheit, 1957;
    Die Freiheit u. d. Gute, 1959;
    Philos. d. Sprache, 1962;
    Grundfragen d. Philos. im Horizont d. Seinsdifferenz, 1963;
    Die christl. Erbsündenlehre, 1964;
    Wagnis u. Bewahrung, 1964;
    Analogie d. Seienden, 1964, ²2003;
    Between Friends, Zweisprachige Veröff. d. Korr. zw. H. U. v. Balthasar u. G. S., hg. v. A. Wierciński, 2005;
    Das Gute als bewegender Grund d. menschl. Willens, 2008;
    Nachlaß:
    G.-S.-Archiv d. Univ. Freiburg (Br.);
    Bibliogr.:
    Internetseiten d. G.-S.Ges. (P) u. d. Univ.bibl. Freiburg (Br.) (P).

  • Literatur

    L H. U. v. Balthasar, Abschied v. G. S., in: Hochland 56, 1963, S. 182–84;
    W. Neidl, in: Christl. Phil. im Kath. Denken d. 19. u. 20. Jh., hg. v. E. Coreth u. a., III, 1990, S. 249–72 (P);
    F. Pöggeler (Hg.), Innerlichkeit u. Erziehung, 1964 (P, W);
    M. Cabada Castro, Sein u. Gott b. G. S., 1971;
    W. Behler (Hg.), G. S. z. Gedächtnis, 1989 (P);
    A. Wierciński, Über d. Differenz im Sein, Metaphys. Überlegungen zu G. S.s Werk, 1989;
    ders., Die scholast. Vorbedingungen d. Metaphysik G. S.s, 1991;
    ders., Inspired Metaphysics? G. S.s Hermeneutic Reading of the Onto-Theological Tradition, 2003;
    E. Tourpe, Ens et bonum convertuntur, Introduction à la pensée de G. S. III, in: Revue philosophique de Louvain 95, 1997, S. 254–78;
    ders., S. „après“ S., 1998;
    ders., Le thomisme ontologique de G. S. ( . . . ), in: Revista española de teologia 65, 2005 S. 467–91;
    J. Lambinet, Introduction au concept d'analogie de l'être chez G. S., in: Revue philosophique de Louvain 97, 1999, S. 522–49;
    H. Ott, G. S., Leben im Kontext, in: P. Reifenberg u. A. van Hooff (Hg.), Gott f. d. Welt, 2001, S. 121–31 (P);
    M. Remenyi, Die Anthropol. im Werk G. S.s, 2003;
    M. Schulz, Überlegungen z. ontolog. Grundfrage in G. S.s Werk „Das Schicksal d. Metaphysik ( . . . )“, 2003;
    ders. (Hg.), Das Sein als Gleichnis Gottes, 2005 (P);
    M. Lochbrunner, Hans Urs v. Balthasar u. seine Philosophenfreunde, 2005, S. 143–88 (P);
    LThK³;
    BBKL 15 (W, L).

  • Porträts

    Gem. v. Irene Joekel-Siewerth (Privatbes.).

  • Autor/in

    Michael Schulz
  • Zitierweise

    Schulz, Michael, "Siewerth, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 394-395 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118797131.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA