Lebensdaten
1913 – 1985
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Künstlerin ; Dichterin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118787136 | OGND | VIAF: 61550307
Namensvarianten
  • Oppenheim, Meret Elisabeth
  • Oppenheim, Méret
  • Oppenheim, Méret Elisabeth
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Zitierweise

Oppenheim, Meret, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118787136.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Erich-Alphons, Arzt, S d. Verlegers Robert F., aus Hamburg, u. d. Christine Richters, aus Hannover;
    M Eva, aus Bern, T d. Fabr. Theo(dor) Wenger u. d. Lisa Ruutz (1885–1941), Malerin u. Schriftst., v. a. durch d. Kinderbuch „Joggeli wott ga Birli schüttle“ bekannt (s. Kosch, Lit.-Lex.³);
    Tante-m Ruth Wenger (1924–27 verh. mit Hermann Hesse, 1877–1962, Dichter, s. NDB IX), Sängerin u. Malerin;
    Basel 1949 Wolfgang La Roche (1909–67, ref), Kaufm.; kinderlos.

  • Biographie

    O. verbrachte ihre Jugend im Berner Jura, in Süddeutschland und in Basel. Mit 17 Jahren entschloß sie sich, Malerin zu werden, und verließ das Gymnasium. 1932 fuhr sie nach Paris, wo sie Kurse an der Académie de la Grande Chaumière besuchte, vor allem aber autodidaktisch arbeitete. In Kontakt mit Künstlern und Künstlerinnen aus dem Surrealistenkreis um André Breton nahm sie seit 1933 an deren Gruppenausstellungen teil. Es entstanden Gedichte und Zeichnungen (u. a. Entwürfe für Schmuck und Möbel) sowie Objekte, darunter das „Frühstück in Pelz“ (1936, New York, Mus. of Modern Art), das ihr internationalen, jedoch einseitigen Ruhm als „surrealistische Objektkünstlerin“ verschaffte. 1937 kehrte O. nach Basel zurück und besuchte zwei Jahre die Kunstgewerbeschule. Es begann eine bis Mitte der 50er Jahre dauernde Krise – vor allem ausgelöst durch Selbstzweifel an ihrem bisherigen intuitiven Vorgehen –, in der vorwiegend Zeichnungen und Bilder entstanden, u. a. in einem phantastisch-figurativen Stil. O. setzte|sich mit den Theorien von C. G. Jung auseinander und führte kontinuierlich ein Traumtagebuch. Sie stand mit Künstlern der „Gruppe 33“ (u. a. mit Walter Kurt Wiemken, Irène Zurkinden, Walter Bodmer, Otto Abt) in Kontakt und beteiligte sich an Ausstellungen der progressiven Schweizer Künstlervereinigung „Allianz“. Nach ihrer Heirat lebte O. in Bern, Thun und Oberhofen, seit 1954 arbeitete sie in einem Atelier in Bern. 1959 organisierte sie das „Frühlingsfest“, ein auf einem Frauenkörper inszeniertes Festmahl, das zur „Exposition InteRnatiOnale Surréalisme“ (EROS) in der Galerie Cordier, Paris, wiederholt wurde. In der Folge nahm sie wieder an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil, vor allem im Kontext von Surrealismus, Neo-Dada und Objektkunst; 1967 richtete das Moderna Museet in Stockholm ihre erste Retrospektive aus. Seit 1972 arbeitete O. auch wieder in Paris, wo neben Gouachen und (Ölkreide-) Zeichnungen vor allem Bilder in einer geometrisierten Abstraktion sowie Assemblagen und Objekte in diversen Materialkombinationen entstanden, dazu vermehrt Auflagenobjekte und Druckgraphik. 1975 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Basel; in ihrer Rede analysierte sie die für Künstlerinnen bestehenden psychologischen und gesellschaftlichen Beschränkungen.

    Im Kontext der Frauenbewegung avancierte O. nicht zuletzt aufgrund ihrer nonkonformistischen und freiheitlichen Haltung zur feministischen Identifikationsfigur. Zum Höhepunkt ihrer Anerkennung gehörte 1982 u. a. die Teilnahme an der documenta 7 in Kassel. Das heterogen wirkende Werk, das keine Stilbildung pflegt, ist geprägt von einer offenen künstlerischen Haltung, die das Unbewußte einbezieht, und einer sparsamen, oft symbolischen Bildsprache. Zentrale Themen sind die Veränderungsprozesse des Lebendigen, die elementaren Kräfte und Polaritäten (auch der Geschlechter) sowie das zeitliche und kosmische Eingebundensein des Menschen.|.

  • Auszeichnungen

    Gr. Kunstpreis d. Stadt Berlin (1982);
    Mitgl. d. Berliner Ak. d. Künste (1985).

  • Werke

    Weitere W Weißer Kopf, blaues Gewand, 1935 (Basel, Kunstmus.);
    Roter Kopf, blauer Körper, 1936 (New York, Mus. of Modern Art);
    Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen, 1936 (Stockholm, Moderna Museet);
    Maskierte Blume, 1958 (Zürich, Kunsthaus);
    Der Grüne Zuschauer, 1959 (Bern, Kunstmus.);
    Urzeitvenus, 1962 (Solothurn. Kunstmus.);
    Die alte Schlange Natur, 1970 (Paris, Centre Georges Pompidou, Musée Nat. d'Art Moderne);
    Genoveva, 1971 (Wien, Mus. Moderner Kunst);
    Das Geheimnis d. Vegetation, 1972 (Bern, Kunstmus.);
    Verborgenes im Nebel, 1974;
    Urzeitvenus, 1977 (beide Solothurn, Kunstmus.);
    Für Bettine Brentano, 1983;
    Für Caroline v. Günderode, 1983 (beide Bern, Kunstmus.);
    Brunnenskulptur, 1983 (Bern, Waisenhausplatz);
    Die Spirale (Der Gang d. Natur), Brunnenskulptur, 1985 (Paris, Garten d. alten École Polytechnique). – Schrr. u. a. Rede anläßl. d. Übergabe d. Kunstpreises d. Stadt Basel 1974 v. 16.1.1975, erstmals abgedr. in: Kunst-Bull. d. Schweizer. Kunstver., 8. Jg., Nr. 2, Febr. 1975, S. 1-3;
    Sansibar, 16 Gedichte u. Serigraphien, 1981;
    Husch, husch, d. schönste Vokal entleert sich, Gedichte, Zeichnungen, hg. v. Ch. Meyer-Thoss, 1984;
    Caroline, 23 Gedichte, 21 farbige Radierungen, 1984;
    Aufzeichnungen 1928-1985, Träume, hg. v. Ch. Meyer-Thoss, 1986;
    Kaspar Hauser od. Die goldene Freiheit, Textvorlage f. e. Drehbuch, 1987;
    Poèmes et Carnets 1928-1985, übers. v. H.-A. Baatsch, 1993. – W-Verz., bearb. v. D. Bürgi, in: B. Curiger, M. O., Spuren durchstandener Freiheit, 1982, ³1989 (engl. 1989, ital. 1995). – Ein Teil d. künstler. Nachlasses als Legat O.s im Kunstmus. Bern. – Foto-Archiv z. Werk O.s bei D. u. C. Bürgi, Bern.

  • Literatur

    M. O., Ausst.kat. Stockholm 1967;
    M. O., Ausst.-kat. Solothurn, Winterthur, Duisburg 1974 (P);
    B. Curiger, M. O., Spuren durchstandener Freiheit, 1982, ³1989 (P, engl. 1989, ital. 1995);
    Collaboration M. O., in: Parkett, Nr. 4, 1985 (P);
    M. O., Ausst.kat. Genua, Mailand, Neapel 1983/84 (P);
    M. O., Ausst.kat. Bern, Paris 1984 (P);
    R. Bischof, Formen poet. Abstraktion im Werk v. M. O., in: Konkursbuch 20 o. J. (1987), S. 39-59;
    M. O., Ausst.kat. Bern 1987;
    H.-Ch. v. Tavel, M. O. u. ihre Biogr., in: Berner Kunstmitt. 254, Juni/Juli 1987, S. 1-6;
    J. Helfenstein, M. O. u. d. Surrealismus, 1993 (P);
    I. Schulz, Edelfuchs im Morgenrot, Stud. z. Werk v. M. O., 1993 (P);
    Ch. Meyer-Thoss, M. O., Buch der Ideen, Frühe Zeichnungen, Skizzen u. Entwürfe f. Mode, Schmuck u. Design, 1996 (P);
    M. O., Ausst.-kat. New York, Chicago u. a. 1996/97 (P);
    M. O., Eine andere Retrospektive, hg. v. d. Gal. Krinzinger. Wien. u. d. Ed. Stemmle, 1988 (P);
    Contemporary Artists, 1977;
    Künstler, Krit. Lex. d. Gegenwartskunst, 1988;
    Dict. of Art. – Tonaufnahme: M. O. spricht M. O. – Gedichte 1933-1969, In e. Aufnahme v. 1973, 1973, 2. Aufl., S-Press-Tonband, 1986. – Filme/Video: Ch. v. Braun, Frühstück in Pelz, 1978;
    F. Meyer. Vis-à-vis mit M. O., 1983;
    P. Robertson, A. Spoerri, Imago, M. O., 1988.

  • Porträts

    Zahlr. Fotos u. a. v. Man Ray, Erotique-voilée u. a., 1933, in: Créatis, Bd. 5, 1977;
    Dino Simonett, in: Quer, Nr. 5, 1984;
    Ch. Vogt, in: Du, 2, 1986, S. 63, 68;
    Bilder v. M. Jäggli, 1975 (Privatbes. Zürich);
    Serigraphie v. C. F. Reuterswärd, 1980.

  • Autor/in

    Isabel Schulz
  • Zitierweise

    Schulz, Isabel, "Oppenheim, Meret" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118787136.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA