Lebensdaten
1880 – 1959
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
evangelischer Landesbischof in Hamburg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118758837 | OGND | VIAF: 13103032
Namensvarianten
  • Schöffel, Johann Simon
  • Schöffel, Simon
  • Schöffel, Johann Simon
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schöffel, Simon, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758837.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Martin (1842–1905), Ger.schreiber u. Kanzleirat in N.;
    M Anna Bühle (1849–1935), aus M.;
    Bad Boll 1909 Maria Frieda (1883–1949), T d. N. N. Linder, Brauereibes. in M.;
    1 S Martin (* 1924), Richter in H., 3 T u. a. Irene (* 1915), Sigrid (* 1920), beide Ärztinnen in H. bzw. M.

  • Biographie

    S. legte 1899 am Nürnberger Melanchthon-Gymnasium gleichzeitig mit seinem lebenslangen Freund, dem späteren bayer. Landesbischof Hans Meiser (1881–1956), das Abitur ab und studierte anschließend Theologie in Erlangen, seit 1905 in Leipzig, u. a. bei Albert Hauck (1845–1918). 1903 absolvierte er das erste theol. Examen in Erlangen und anschließend das Vikariat in verschiedenen bayer. Gemeinden. 1904-06 war S. Hofkaplan von Gustav Ernst Fürst zu Erbach-Schönberg (1840–1908) in Hessen, 1906-08 Katechet in Nürnberg. 1908 bestand er das zweite Examen und wurde ordiniert. 1909 übernahm er eine Pfarrstelle in Schweinfurt, 1921 dort das Dekanat. An der Univ. Erlangen wurde er 1916 mit Arbeiten über „Die Kirchengeschichte der Reichsstadt Schweinfurt“ (gedr. 1918) zum Dr. phil. und 1918 zum Lic. theol. promoviert. 1921 wurde S. zum Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg gewählt, nach seinem Amtsantritt 1922 zum Vorsitzenden des konservativen Ev. Elternbundes, 1929 zudem zum Präsidenten der Synode, deren orthodoxe, „positive“ kirchliche Richtung er vertrat. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf grundsätzliche Angelegenheiten der Kirchenleitung und die Schulpolitik, um schon frühzeitig Jugendliche beeinflussen zu können. Als Gegner der Trennung von Kirche und Staat beharrte er auf der Schaffung von Konfessionsschulen, was jedoch im liberalen Hamburg nicht durchsetzbar war. Er setzte sich für die Einrichtung des hierarchischen Bischofsamtes ein, weil es seiner Meinung nach die reine Lehre und Bekenntniswahrung in der luth. Kirche garantiere. 1933 konnte er dieses Ziel nach der Etablierung des Führerprinzips im staatlichen Bereich in der Hamburger Kirche realisieren. S. wurde im Mai zum ersten Landesbischof gewählt, zugleich wurden die demokratischen Elemente der Kirchenverfassung aufgehoben. S.s Persönlichkeit war geprägt durch luth. Ordnungsdenken und völkische Ideen; er bekannte sich zum NS-Staat, wurde aber kein NSDAP-Mitglied. In Hamburg war er als Landesbischof Mitglied des den Senat beratenden Staatsrats.

    Auf Reichsebene wirkte S. an der Wahl des dt.-christl. Ludwig Müller (1883–1945) zum Reichsbischof mit, der ihn im Sept. 1933 in sein Geistliches Ministerium berief (Zuständigkeit u. a. f. christl. Erziehung, Mission, Außenamt d. Kirche). Nach inhaltlichen und machtpolitischen Konflikten mit den Dt. Christen verlor S. zwei Monate später auf Reichsebene seine Funktion und im März 1934 auch das Bischofsamt in Hamburg, blieb aber Hauptpastor. Dem Pfarrernotbund stellte er im „Kirchenkampf“ die „Luth. Kameradschaft“ entgegen. Nach dem Rücktritt seines Nachfolgers Franz Tügel (1888–1946) wurde S. im Febr. 1946 wieder zum Landesbischof gewählt (Ruhestand 1954). Schwerpunkt seiner zweiten Amtsperiode war die bekenntnismäßige Ausbildung des Nachwuchses. S. lehrte Kirchengeschichte und Systematik an der Universität und der Kirchl. Hochschule Hamburg, wo er 1950 vom Landeskirchenrat den Professorentitel verliehen bekam. Er publizierte zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen, u. a. den ersten Band einer „Kirchengeschichte Hamburgs“ (1929), und wirkte als verdienstvoller Seelsorger. S.s Ziel war es, die Gesellschaft in christl.-konservativem Geist zu prägen.

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Erlangen 1922);
    Gr. BVk mit Stern (1955).

  • Werke

    Weitere W Soz. Not u. rel. Erneuerung, in: Jb. f. d. ev.-luth. Landeskirche Bayerns 18, 1919/20, S. 28-85;
    Christentum u. Wirtsch., o. J., ²1928;
    Palästina im Lichte d. Evangeliums, Reiseeindrücke u. Predigten, 1929;
    Das dt. Luthertum an d. Wende d. Zeit, in: Luthertum 1934, S. 1-11;
    – Mithg.: Btrr. u. Forsch. z. KGesch. Hamburgs, 4 Hh., 1929-40;
    Luthertum, NF d. Neuen kirchl. Zs., 1934-40;
    Bibliogr.:
    Th. Knolle (Hg.), J. S. S., Bibliogr., 1940;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Nordelb. Kirchenarchiv, Kiel.

  • Literatur

    V. Herntrich u. Th. Knolle (Hg.), Schr. u. Bekenntnis, Zeugnisse luth. Theol., FS Landesbf. D. Dr. S. S. z. 70. Geb.tag am 22. Okt. 1950, 1950 (P);
    H. Kressel, S. S., Magnalia u. Miniaturen aus d. Leben e. luth. Bf., 1964 (P);
    H. Wilhelmi, Die Hamburger Kirche in d. nat.soz. Zeit 1933-1945, 1968;
    B. Lohse, Behrmann, Hunzinger, S., Hauptpastoren an St. Michaelis (1880–1954), Drei Charaktere u. e. Amt, in: D. Haas (Hg.), Der Turm, Hamburgs Michel, Gestalt u. Gesch., 1986, S. 96-133 (P);
    R. Hering, Die Bischöfe S. S. u. Franz Tügel. in: Hamburg. Lb. in Darst. u. Selbstzeugnissen 10, 1995, S. 9-47 (P);
    ders., Vom Seminar z. Univ., Die|Rel.lehrerausbildung in Hamburg zw. Kaiserreich u. Bundesrep., 1997 (P);
    ders., Das Führerprinzip in d. Hamburger Kirche, Vor 70 J., Amtseinf. d. ersten Hamburger Landesbf. am 11. Juni 1933, 2003, ²2004;
    Hamburg. Biogr. I (P);
    RGG⁴;
    BBKL, (W, L);
    Biogr. Lex. Burschenschaft;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Rainer Hering
  • Zitierweise

    Hering, Rainer, "Schöffel, Simon" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 358-359 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758837.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA