Lebensdaten
1918 – 2003
Geburtsort
Kleinenbroich bei Düsseldorf
Sterbeort
Dossenheim bei Heidelberg
Beruf/Funktion
Medizinhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118755137 | OGND | VIAF: 109488168
Namensvarianten
  • Schipperges, Heinrich
  • Schipperges, H.
  • Schipperges, Johannes Heinrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schipperges, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755137.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul Friedrich, Innenarchitekt in K., S d. Adam Hubert, Kunsttischler in K., u. d. Josephine Schellen;
    M Katharina, T d. Heinrich Hellenbroich, aus Grevenbroich, u. d. Gertrud Dahmen, aus Röckrath b. Neuss;
    Frankfurt/M.-Höchst 1955 Ruth (* 1924), Dipl.-Chemikerin, T d. Joseph Niessen (1888–1969), aus Essen, u. d. Mathilde Schütte (1897–1974), aus Lingen/Ems;
    3 S Michael (* 1958), M. A. I. A. d. Johns Hopkins Univ. (Baltimore) u. Univ. College Bologna, Dipl.-Politol., Thomas (* 1959), Dr. phil., Prof. d. Musikwiss. in Leipzig, Stefan (* 1962), Dr. phil., Studiendir. in Offenburg, 1 T Barbara (* 1960), Dr. rer. nat., Biol.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1937 am humanistischen Quirinus-Gymnasium in Neuss war S. bis Kriegsende Soldat, konnte jedoch nach einer Verwundung 1941/42 an der Univ. Tübingen Philosophie und Psychologie studieren. Seit 1946 studierte er in Bonn Medizin und Philosophie, wo er 1951 bei Johannes Steudel (1901–73) in Medizin und 1952 bei Erich Rothacker (1888–1965) in Philosophie promoviert wurde. In beiden Dissertationen setzte er sich mit dem Werk der Hildegard von Bingen auseinander, die für ihn zur Leitfigur seiner weiteren medizinhistorischen Forschungen wurde und deren Ausrichtung auf die medizinische Anthropologie entscheidend prägte. Er übersetzte und edierte grundlegende Hildegard-Texte: „Heilkunde, Das Buch von dem Grund und Wesen und der Heilung der Krankheiten (Causae et Curae)“ (1957, ⁴1984), „Welt und Mensch, Das Buch, De operatione Dei'“ (1965) sowie „Der Mensch in der Verantwortung, Das Buch der Lebensverdienste (Liber Vitae Meritorum)“ (1972). Mit zahlreichen Schriften, u. a. „Die Welt der Hildegard von Bingen“ (1997), förderte er die Hildegard-Rezeption maßgeblich.

    Zunächst Assistent an der Medizinischen Universitätsklinik in Bonn, begann S. 1952 mit der Facharztausbildung an der neurochirurgischen Universitätsklinik in Zürich, die er 1954 an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli sowie 1959/60 an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Kiel fortsetzte. 1960 wurde er Facharzt für Psychiatrie. Sein 1954 aufgenommenes Studium der Arabistik und der Islamwissenschaften in Bonn bildete die Voraussetzung für seine Habilitation 1957 am Medizinhistorischen Institut der Univ. Bonn bei Johannes Steudel (1959 Privatdozent f. Med.gesch.). In seiner Habilitationsschrift „Die Assimilation der arab. Medizin durch das lat. Mittelalter“ (publ. 1964) formulierte S. seinen Forschungsansatz: Im Spannungsfeld von Klostermedizin und Scholastik sollten die Wurzeln neuzeitlicher Medizin im Geflecht mittelalterlicher Traditionen ausfindig gemacht und ihre Aktualität für die gegenwärtige Medizin aufgezeigt werden. 1961 wurde S. auf den neueingerichteten Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der Univ. Heidelberg berufen (em. 1986). Vor dem Hintergrund seiner Studien zur mittelalterlichen Heilkunde und ihrer Anthropologie wandte sich S. Autoren aus verschiedenen Epochen zu, u. a. Maimonides, Paracelsus, Novalis und Friedrich Nietzsche. In 100 Monographien und mehr als 1000 Aufsätzen unterstrich er immer wieder die Bedeutung der Sozial- und Präventivmedizin.

    S. gab wichtige Anstöße für die „Forschungsstelle für Theoretische Pathologie“ an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die er seit 1975 leitete. Im Dialog mit zahlreichen Gelehrten, darunter dem Physiologen und Promotor der Sozialmedizin Hans Schaefer (1906–2000), setzte er sich insbesondere mit der medizinischen Anthropologie im Sinne Viktor v. Weizsäckers (1886–1957) auseinander. Er gab wichtige Anstöße zur kritischen Reflexion und ethischen Neubegründung von wissenschaftlicher Medizin und ärztlicher Heilkunst, insbesondere im Hinblick auf die religiösen Wurzeln der Medizin und die Tradition der Diätetik. S., zu dessen Schülern Eduard Seidler und Dietrich v. Engelhardt zählten, erreichte mit seinen populären Schriften ein breites Publikum.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1973), d. Internat. Ak. f. Gesch. d. Med., d. Europ. Ak. d. Wiss. u. Künste, d. Ges. f. Wiss.gesch., d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik, d. Soc. Española de Hist. de la Medicina;
    korr. Mitgl. d. Ac. Alpina Medicinae Integralis, d. Ac. Nacional de Ciencias, Buenos Aires, d. Dt. Ges. f. Allg.med. u. d. Humboldt-Studienzentrums;
    Ehrenmitgl. d. Schweizer. Ges. f. Gesch. d. Med. u. Naturwiss.;
    Gründungsmitgl. d. Weltver. f. Neurol.;
    Dr. med. h. c. (Univ. Complutense, Madrid 1978);
    Paracelsus-Medaille d. Dt. Ärzteschaft (1989);
    Aulus-Cornelius-Celsus-Medaille (1993);
    BVK I. Kl. (1999); Hildegard v. Bingen-Medaille d. Bundesvereinigung f. Gesundheitserziehung (1986);
    Ehrenmedaille d. Dt. Bäderverbandes (1989);
    Paracelsusring d. Stadt Salzburg (1993), Ernst-Jung-Medaille f. Med. in Gold (1991) u. weitere Ehrungen.

  • Werke

    Weitere W Moderne Med. im Spiegel d. Gesch., 1970;
    Am Leitfaden d. Leibes, Zur Anthropol. u. Therapeutik Friedrich Nietzsches, 1975;
    Die Med. in d. Welt v. morgen, 1976;
    Kosmos Anthropos, Entwürfe zu u. Philos. d. Leibes, 1981;
    Hildegard v. Bingen, Ein Zeichen f. unsere Zeit, 1981;
    Der Garten d. Gesundheit, Med. im MA, 1985;
    Homo patiens. Zur Gesch. d. kranken Menschen, 1985;
    Die Kranken im MA, 1990;
    Paracelsus heute, Seine Bedeutung f. unsere Zeit, 1994;
    Hildegard v. Bingen, 1995;
    Krankheit u. Gesundheit b. Maimonides (1138–1204). 1996;
    Krankheit u. Kranksein im Spiegel d. Gesch., 1999;
    Gesundheit u. Ges., Ein hist.-krit. Panorama, 2003;
    Hg.:
    Präventive Med., Aspekte u. Perspektiven e. vorbeugenden Med., 1987 (mit H. Schaefer u. G. Wagner);
    Gesch. d. Med. in Schlaglichtern, 1990;
    Krankheit, Heilung, Heilkunst, 1978 (mit E. Seidler u. P. U. Unschuld);
    Mithg.:
    Lex. MA;
    Heidelberger Jbb.;
    Sudhoffs Archiv.

  • Literatur

    M. J. Zilch, in: Der Dt. Apotheker 30, 1978, S. 184-86, 35/3 (Sonderh.), 1983, S. 1-13;
    E. Seidler u. H. Schott (Hg.), Bausteine z. Med.gesch., H. S. z. 65. Geb.tag, 1984 (P);
    P. C. Chittilappilly, Zw. Kosmos u. Zeit, Med. Anthropol. b. H. S., 2000|(W-Verz.);
    E. Seidler. in: Med.hist. Journal 38, 2003, S. 187-89;
    W. U. Eckart, in: Berr. z. Wiss.gesch. 26, 2003, S. 225 f.;
    ders., in: Rhein-Neckar-Ztg. v. 20.6.2003 (P);
    Dt. Ärztebl. 100, 2003. C, S. 1209;
    Pogg. VII a, VIII.

  • Autor/in

    Heinz Schott
  • Zitierweise

    Schott, Heinz, "Schipperges, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 2-4 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755137.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA