Lebensdaten
1908 – 1971
Geburtsort
Altmünster (Oberösterreich)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Kommandant von NS-Vernichtungslagern
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118752693 | OGND | VIAF: 27866909
Namensvarianten
  • Stangl, Franz
  • Stangl, Franz Paul

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Stangl, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752693.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. ( 1916), Nachtwächter ;
    M N. N.;
    1 Schw, 2 Stief-Geschw;
    1935 Theresa Eidenböck (* 1907), n. 1951 Buchhalterin in São Paulo (Brasilien); 3 T.

  • Biographie

    S. machte eine Lehre als Weber, mußte diesen Beruf aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und trat 1931 in die österr. Polizei ein, wo er in der politischen Abteilung der Kripo in Wels arbeitete, die u. a. für die Bekämpfung des Nationalsozialismus zuständig war. Nach dem „Anschluß“ Österreichs trat S. 1938 der NSDAP und der SS bei, er arbeitete seit 1939 bei der Gestapo Linz. Im Nov. 1940 wurde er in eine Tötungsanstalt der „Euthanasie“-Aktion nach Hartheim b. Linz versetzt. Dort fungierte er als stellv. Büroleiter. Im Okt. 1941 kam S. an eine andere Tötungsanstalt, Bernburg/Saale, wo zu diesem Zeitpunkt Häftlinge der Konzentrationslager ermordet wurden. Nach kurzer Rückkehr nach Hartheim wurde S. im März 1942 nach Lublin abgeordnet, wo er den Aufbau des Vernichtungslagers Sobibor zu Ende führte und als erster Lagerkommandant fungierte. Im Mai 1942 begannen die von S. organisierten Massenmorde an etwa 100 000 poln. und slowak. Juden in Sobibor. Nachdem das Lager wegen der Störung der Eisenbahnverbindung im Sept. 1942 zeitweise stillgelegt werden mußte, wechselte S., inzwischen SS-Hauptsturmführer, als Kommandant in das größte Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ in Treblinka, nordöstlich von Warschau. Er reorganisierte das Lager und leitete die Massenmorde an poln., teilweise auch an griech. Juden. Unter S.s Leitung wurden in Treblinka etwa 600 000 Menschen ermordet. Als im Aug. 1943 eine Revolte der jüd. Zwangsarbeiter im Lager ausbrach, begann S. mit dessen Auflösung. Er selbst wechselte mit dem Personal der „Aktion Reinhardt“ im Sept. 1943 in den Raum Triest, wo er an der Bekämpfung der Partisanen und an der Ermordung der dortigen Juden beteiligt war.|Bei Kriegsende wurde S. wegen seiner SSMitgliedschaft von der amerik. Militärpolizei im Lager Glasenbach interniert und saß seit 1947 in Linz in Haft. Dort glückte ihm 1948 die Flucht. Mit Hilfe kirchlicher Stellen gelangte er nach Syrien und von dort 1951 nach São Paulo (Brasilien), wo er als Techniker arbeitete. S. wurde seit Ende der 1950er Jahre steckbrieflich gesucht. Erst 1967 gelang seine Verhaftung und Auslieferung in die Bundesrepublik. Das Landgericht Düsseldorf verurteilte ihn 1970 zu lebenslanger Haft. Im folgenden Jahr verstarb er im Gefängnis, noch bevor sein Urteil rechtskräftig wurde.

  • Literatur

    S. Wiesenthal, Doch d. Mörder leben, 1967;
    G. Sereny, Art.serie in: Die Zeit, 1971;
    dies., Am Abgrund, Eine Gewissensforsch., Gespräche mit F. S., Kdt. v. Treblinka, u. anderen, 1979 (P);
    A. Rückerl (Hg.), NS-Vernichtungslager im Spiegel dt. Strafprozesse, 1977;
    E. Klee u. a. (Hg.), „Schöne Zeiten“, Judenmord aus d. Sicht d. Täter u. Gaffer, 1988 (P);
    W. Chrostowski, Extermination Camp Treblinka, 2004;
    C. F. Rüter u. a., Justiz u. NS-Verbrechen 34, 2005, Nr. 763 (Urteil LG Düsseldorf).

  • Quellen

    BA Berlin-Lichterfelde, Personalakte; Dok.stelle Hartheim d. Oberösterr. Landesarchivs; Inst. d. Nat. Gedenkens Warschau, Dok. zu Sobibor u. Treblinka; Simon-Wiesenthal-Inst. Wien; HStA Düsseldorf, 388/231–277, Strafverfahren LG Düsseldorf 8 Ks 1/69.

  • Autor/in

    Dieter Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Dieter, "Stangl, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 54-55 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752693.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA