Lebensdaten
1847 – 1929
Geburtsort
Eisenach
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118744127 | OGND | VIAF: 7379604
Namensvarianten
  • Rein, Wilhelm
  • Rein, Georg Wilhelm
  • Rein, W.
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Zitierweise

Rein, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118744127.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1809–65), aus Gera, Dr. phil., Dr. iur. h. c., Altertumsforscher, Gymnasialprof. in E., design. Vorstand d. German. Nat.mus. in Nürnberg (ebd. seine Siegelslg.), Mitarb. an d. Real-Enc. v. Pauly-Wissowa (s. Das German. Nat.mus. Nürnberg 1852-1977, hg. v. B. Deneke u. R. Kahsnitz, 1978, S. 1002; L), S d. August Gotthilf (1772–1843), Prof. d. Beredsamkeit an d. Franckeschen Stiftungen in Halle, 1817-40 Dir. d. Gymnasiums in Gera (beide s. ADB 27);
    M Dorothea Voigt (1815–87);
    Gr-Ov N. N. Rebe, Gen.sup., Konsistorialpräs. in E.;
    Ov Anton Hermann (1804–77), Lehrer an d. Franckeschen Stiftungen in Halle, 1817-66 Dir. d. städt. Realschule in Krefeld (s. ADB 27);
    1877 Marianne, T d. Adolf v. Heerwart (1828–99), aus E., Dr. iur., Sächs. WGR, seit 1872 BRbevollmächtigter d. thür. Staaten (s. DBJ IV, Tl.);
    3 S Hans ( 1915), Dr.-Ing., Abt.leiter f. drahtlose Telegr. b. e. Untern. in Berlin, Vf. elektrotechn. Lehrwerke, Siegfried ( 1915), Hptm., Gustav Adolf (1885–1979), Prof. am Kolonialinst. d. Univ. Hamburg, 1934-38 Rektor ebd., o. Prof. f. neuere Gesch. d. Univ. Hamburg, Gründer u. Ehrenpräs. d. Ranke-Ges. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1912–76; Weber, Biogr. Lex. z. Gesch.wiss., ²1978; L), 2 T, u. a. N. N. (⚭ Georg Weiss, s. L).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Eisenacher Gymnasium nahm R. 1866 in Jena das Studium der Theologie auf und hörte außerdem Pädagogik bei dem Herbart-Schüler Karl Volkmar Stoy (1815–85), dem er ein Jahr später nach Heidelberg folgte. 1868 setzte er sein Studium in Jena fort und legte 1869 das theol. Kandidatenexamen in Weimar ab. Sich nun endgültig der Pädagogik zuwendend, ging er anschließend nach Leipzig an das Päd. Universitätsseminar des Herbartianers Tuiskon Ziller (1817–82), an dessen Übungsschule er zunächst als Praktikant, dann als Lehrer wirkte. 1871 wechselte er an die Realschule in Barmen-Wupperfeld, wo er stark von Friedrich Wilhelm Dörpfeld (1824–93) beeinflußt wurde. Nach Ablehnung einer ersten Dissertationsschrift in Leipzig und Bonn wurde R. 1872 mit einer Arbeit über Johann Friedrich Herbart an der phil. Fakultät Rostock in absentia promoviert. 1872-76 wirkte er als Seminaroberlehrer in Weimar, danach zehn Jahre als Seminardirektor in Eisenach. 1886 wurde R. als Nachfolger Stoys Honorarprofessor für Pädagogik an der Univ. Jena. 1912 erhielt er dort die erste o. Professur für Pädagogik an einer dt. Universität (Rektor 1918/19). In Jena entfaltete er eine breite akademische Tätigkeit, die er z. T. über seine Emeritierung 1923 hinaus fortsetzte. So reorganisierte er die an das päd. Seminar angegliederte Universitätsübungsschule, die schon bald großen Zulauf hatte. Die von dem Botaniker Wilhelm Detmer (1850–1930) eingerichteten Ferienkurse zur Lehrerfortbildung gewannen unter R.s Leitung internat. Ruf. 1907-23 war er Vorsitzender des „Vereins für wissenschaftliche Pädagogik“. Er unternahm zahlreiche Vortragsreisen ins Ausland, die ihn v. a. nach Skandinavien, England und Ungarn führten.

    R. gilt als einflußreichster, aber auch letzter Vertreter des Herbartianismus, wobei er die stark formalistische Interpretation Zillers teils übernahm, teils im Rückgriff auf Herbart modifizierte. Nach breit rezipierten methodisch-didaktischen Arbeiten veröffentlichte er systematische Entwürfe und ein enzyklopädisches Handbuch der Pädagogik, die er trotz ihrer Angewiesenheit auf Ethik und Psychologie als eigenständige Wissenschaft und akademische Disziplin konzipierte. Seit Beginn des 20. Jh. nahm R. im Anschluß an nationalökonomische und speziell kathedersozialistische Positionen verstärkt volkserzieherische Elemente in seine bis dahin vorwiegend individualpäd. Konzeption auf.

    Auf dem Gebiet der Bildungspolitik setzte sich R. für die universitäre Fortbildung der Volksschullehrer und ein einheitliches Schulsystem mit sechsjähriger Grundschule|und überkonfessionellem Religionsunterricht ein. Dieses Engagement wie auch sein seit dem Ende des 1. Weltkriegs intensivierter Einsatz für die Volkshochschule nach dän. Vorbild gehen auf das Bestreben zurück, die soziale und letztlich nationale Einheit Deutschlands mit den Mitteln der Schul- wie Erwachsenenbildung zu befördern. R., der in jungen Jahren der Burschenschaft Arminia angehört und 1896-1903 im Nationalsozialen Verein Friedrich Naumanns sowie im Ev.-Sozialen Kongreß mitgewirkt hatte, später dann im „Bund dt. Bodenreformer“ Adolf Damaschkes, trat schließlich der „Dt. Vaterlandspartei“ bei. Seine stark am Begriff des Volkes orientierte nationale und antiparlamentarische Haltung ließen ihn zu einem scharfen Kritiker der Weimarer Republik werden, wobei er sich auf der Linie der Jungkonservativen bewegte.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Manchester 1904);
    Ehrenbürger d. Stadt Jena (1927).

  • Werke

    Herbarts Reg., Unterr. u. Zucht, dargest. u. in ihrem Verhältnis zueinander besprochen, Diss. Rostock 1872, in: Ev. Schulbl. 17, 1873, S. 15-48, ³1881;
    Theorie u. Praxis d. Volksschulunterr. nach Herbartischen Grundsätzen, 8 Bde., 1878-85 u. ö. (mit A. Pickel u. E. Scheller);
    Päd. im Grundriß, 1890, ⁶1927;
    (Hg.) Enzyklopäd. Hdb. d. Päd., 7 Bde., 1895-99 (²1903-11, 10 Bde. mit Reg.bd);
    Grundriß d. Ethik, 1902, ⁶1921;
    Päd. in systemat. Darst., 2 Bde., 1902/06, (3 Bde., ²1911/12;
    nur Bd. 1, ³1927);
    Zur Neugestaltung unseres Bildungswesens, Rückblicke u. Ausblicke, 1917;
    Marx oder Herbart, 1924;
    Selbstdarst., in: Die Päd. d. Gegenwart in Selbstdarstell., I, hg. v. E. Hahn, 1926, S. 179-224.

  • Literatur

    Edmund Scholz, Zur Bibliogr. d. R.schen Schrr., in: Balthasar Hofmann (Hg.), Das Lebenswerk Prof. Dr. W. R.s, Zu seinem 70. Geb.tag, 1917, S. 145-55;
    H. Weinel, in: Die Erziehung, Mschr. f. d. Zus.hang v. Kultur u. Erziehung in Wiss. u. Leben 4, 1929, S. 393-401;
    Mitt. d. Ver. d. Freunde wiss. Päd. in Thür. u. Franken 77, 1932 (P), 78, 1935 (P);
    G. Schreiber, Der Päd. u. Soz.reformer W. R., Eine Auseinandersetzung mit d. ideolog. Grundlagen seiner Päd. u. d. Grundzügen seiner Schulorganisationspläne bis z. Ersten Weltkrieg, Diss. Jena 1962;
    Georg Weiss, in: Thüringer Erzieher, hg. v. G. Franz, 1966, S. 283-99 (P);
    H.-E. Pohl, Die Päd. W. R.s, 1972;
    W. Wittenbruch, Die Päd. W. R.s. Eine Unters. z. Spätherbartianismus, 1972;
    DBJ XI, 1932;
    Päd. Lex., hg. v. H. Schwartz, IV, 1931;
    Päd. Lex. in 2 Bdn., hg. v. W. Horney u. a., 1970;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1979;
    Kosch, Lit.-Lex³;
    RGG2+3;
    LThK2+3;
    zur Fam.:
    Stammtafel d. R.’sche Geschl. aus Ulm-Friedrichsroda, zus.gest. v. Wilhelm Rein in Eisenach 1851, erg. v. W. R. in Jena, 1915.

  • Porträts

    Denkmal mit Porträt im Sockel v. J. Gangl, am 2.8.1931 am Jenaer Fürstengraben enthüllt, Abb. in: Mitt. d. Ver. d. Freunde wiss. Päd. in Thür. u. Franken 78, 1935.

  • Autor/in

    Marnie Schlüter
  • Zitierweise

    Schlüter, Marnie, "Rein, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 342-343 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118744127.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA