Lebensdaten
1902 – 1966
Geburtsort
Trachenberg (Niederschlesien)
Sterbeort
Berlin (West)
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118741322 | OGND | VIAF: 137603
Namensvarianten
  • Silesius alter (Pseudonym)
  • Pohl, Gerhart
  • Silesius alter (Pseudonym)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pohl, Gerhart, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741322.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Oskar, Sägereibes. u. Holzgroßhändler, zuletzt in Breslau;
    M Cläre Weisflog;
    1943 Marte Fröhlich; kinderlos.

  • Biographie

    P. besuchte das Elisabeth-Gymnasium, dann das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau und studierte 1921-23 in Breslau und München ohne Abschluß Germanistik. Während dieser Zeit gehörte er der freideutschen Jugendbewegung an, aus deren Geist sein literarischer Erstling, die Novelle „Fragolfs Kreuzweg, Ein Jugendjahr“ (1921), stammt. Nachdem er bereits zuvor mit Rezensionen und Feuilletons hervorgetreten war, übernahm er mit dem Jahrgang 1923 die Herausgabe der literarischen Zeitschrift „Die Neue Bücherschau“, die er zu einem einflußreichen linken Publikationsorgan umformte. 1929 kam es wegen eines Aufsatzes von Max Herrmann-Neiße (1886–1941) über Gottfried Benn im Redaktionsbeirat zu einem Dissens über die Linie der Zeitschrift, worauf Johannes R. Becher (1891–1958) und Egon Erwin Kisch (1885–1948) ihre Mitarbeit aufkündigten und die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellte. Danach unternahm P. als Freischaffender Reisen durch Frankreich, Spanien, Italien, die Balkanländer, Palästina und Ägypten. Seit den 20er Jahren hatte er regelmäßig Beiträge, Essays und Hörspiele im Rundfunk veröffentlicht. 1930 sammelte P. seine wesentlichen Aufsätze und Artikel in der „Neuen Bücherschau“ unter dem Titel „Vormarsch ins XX. Jahrhundert, Zerfall und Neubau der europ. Gesellschaft im Spiegel der Literatur“. 1932 ließ er sich in Wolfshau, einem Ortsteil von Krummhübel (Riesengebirge) nieder, wo er durch Vermittlung seines Freundes und Nachbarn, des Literaturwisssenschaftlers Werner Milch (1903–50), in Kontakt mit Gerhart Hauptmann (1862–1946) und seinem Kreis kam. Während der NS-Herrschaft blieb er in Deutschland, half verfolgten Freunden über die Grenze nach Böhmen, so den Schriftstellern Albert Daudistel (1890–1955) und Johannes Wüsten (1896–1943). Herberge fanden zeitweilig die sozialdemokratischen Politiker Carlo Mierendorff (1897–1943) und Theo Haubach (1896–1945). 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, konnte P. dennoch ein Jahr später den Familienroman „Die Brüder Wagemann“ veröffentlichen. 1939 erreichte er mit Hilfe von Gerhart Hauptmann, dem er bis zu dessen Tod beistand („Bin ich noch in meinem Haus?“ Die letzten Tage Hauptmanns, 1953), und Hans Christoph Kaergel (1889–1946), einem nationalsozialistischen Heimatdichter, die Aufhebung des Schreibverbots. Im selben Jahr erschien sein erfolgreichstes Buch „Der verrückte Ferdinand“, ein Familienroman über die Gründerzeit, der wie viele andere Werke in Schlesien spielt.

    1945 war P. kommissarischer Bürgermeister in Krummhübel. Er arrangierte das Treffen Bechers mit Hauptmann Ende November 1945 in Agnetendorf, das mit dessen Übernahme der Ehrenpräsidentschaft im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ endete. Als 1946 der Leichnam Hauptmanns aus dem poln. besetzten Schlesien in die Sowjet. Besatzungszone Deutschlands überführt wurde, saß P. mit anderen Intellektuellen in dem verplombten Sonderzug. In Berlin arbeitete er 1946-50 als Redakteur an der kulturpolitischen Monatsschrift des Kulturbundes „Aufbau“ mit, schied aber nach seiner Berufung in die Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung auf Druck der Kulturbundleitung unter Becher und des Chefredakteurs Bodo Uhse (1904–63) aus der Redaktion aus. 1955 publizierte er seinen letzten Roman „Fluchtburg“, in dem er seine Erlebnisse in Schlesien vor und nach Kriegsende verarbeitete. Seine letzte Veröffentlichung war „Luge und Lerge“, das erste Kapitel seiner unvollendeten Lebenserinnerungen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Schutzverbandes dt. Autoren (1947), d. P.E.N. (1949), d. Ak. d. Künste Berlin (West, 1956);
    Vors. d. Vereinigung Dt. Schriftst.verbände (1959), Vizepräs. d. Darmstädter Ak. f. Sprache u. Dichtung (1963);
    BVK (1953), Andreas-Gryphius-Preis d. Künstlergilde Eßlingen (1957), Kogge-Lit.preis d. Stadt Minden (1962).

  • Werke

    Weitere W u. a. Tagebuch merkwürdiger Verführungen, 1923 (Erzz.);
    Dt. Justizmord. Das jurist. u. pol. Material z. Fall Fechenbach, zugleich d. Antwort d. dt. Intellektuellen an d. dt. Rep., mit Btrr. v. J. R. Becher, O. Flake u. a., 1924;
    Partie verspielt, 1929 (Erzz.);
    Der Ruf, Die Gesch. d. August Exner, 1935;
    Sturz d. Göttin, Das seltsame Schicksal d. Fräulein Aubry, Novelle, 1939;
    Schles. Geschichten, 1942;
    Die Blockflöte, Erz., 1944 (u. d. T.: Harter Süden, 1957);
    Zw. gestern u. morgen, Geschichten aus zwei J.zehnten, 1948;
    Wieviel Mörder gibt es? Erzz., 1953 (u. d. T.: Engelsmasken, 1954);
    Wanderungen auf d. Athos, 1960;
    Südöstl. Melodie. Essays, Reden, Hörspiel, 1963. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. (P); Stiftung Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Künste (P).

  • Literatur

    F. Lennartz, Die Dichter unserer Zeit, 1938, S. 216;
    W. Hofmann. G. P., Werden u. Wirken, 1962 (W, L, P);
    S. Haertel, Generation ohne Gnade, G. P., o. J. (ca. 1967, P);
    Ostdt. Gedenktage 1991, S. 131-33 (L, P);
    W. Reuter. Gerhart Hauptmanns Knappe, Über G. P.s Leben u. Schaffen, Schlesien, Nr. 1, 1992, S. 25-32.

  • Autor/in

    Wolfgang Reuter, Carsten Wurm
  • Zitierweise

    Reuter, Wolfgang; Wurm, Carsten, "Pohl, Gerhart" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 581-582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741322.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA