Lebensdaten
1903 – 1955
Geburtsort
Halle/Saale
Sterbeort
Kiel
Beruf/Funktion
Sozialwissenschaftler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118729934 | OGND | VIAF: 108610445
Namensvarianten
  • Mackenroth, Gerhard
  • Mackenrodt, Gerhard
  • Mackenroth, G.

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Zitierweise

Mackenroth, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729934.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm, Standesbeamter;
    M Gertrud Martin aus H.;
    1) Renate Zschimmer (1909–45) aus Berlin, 2) 1948 Ursula Maria verw. Teichmann geb. Andrasch (* 1912) aus Jaffa;
    1 S, 2 T aus 1) (alle 1945), 2 S aus 2);
    3 Stief-K, u. a. Gesa ( Jost Delbrück, * 1935, Präs. d. Univ. Kiel).

  • Biographie

    M. schloß sein Studium der Nationalökonomie, Philosophie und Psychologie an der Univ. Halle 1926 mit der Promotion zum Dr. rer. pol. aufgrund einer Arbeit über die Wirkung von Zöllen ab. In den folgenden beiden Jahren publizierte er Untersuchungen über den Arbeitsnachweis der Stadt Halle. 1928-31 besuchte er als Fellow der Rockefeller Foundation die Universitäten Stockholm, London und Cambridge; aus dieser Zeit stammten seine engen persönlichen und fachlichen Beziehungen zu dem schwedischen Forscherpaar Gunnar und Alva Myrdal. Mit einer Arbeit über Preisbildung und Preispolitik (Theoretische Grundlagen der Preisbildungsforschung und Preispolitik, 1933) wurde M. 1932 an der Univ. Halle für Nationalökonomie habilitiert und zum Privatdozenten ernannt. Seine Skepsis gegenüber zu theoretischer Forschung in der Nationalökonomie und seine Forderung nach ergänzenden empirischen Untersuchungen trug er im selben Jahr auf der Dresdner Tagung des Vereins für Socialpolitik vor. Vor allem seine scharfen Angriffe auf die damals dominierende theoretische Richtung der „Grenznutzenlehre“ begründeten seine Bekanntheit. 1932 übernahm M. einen Lehrauftrag für Nationalökonomie an der Univ. Marburg. Auf Initiative von Andreas Predöhl, dem Leiter des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, wurde er 1934 als ao. Professor für Nationalökonomie an die Univ. Kiel und an das Institut f. Weltwirtschaft berufen; 1940-42 war er in gleichen Funktionen o. Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften. In dieser Zeit leitete er die Forschungsgruppe „Marktordnung und Außenwirtschaft“ am Institut für Weltwirtschaft, woraus Arbeiten über die Wirtschaftsverflechtung des britischen Weltreiches, deutsche Industriepolitik, Wirtschaftspolitik und Probleme der Bevölkerungsentwicklung entstanden. 1940 nahm M. den Ruf auf einen Lehrstuhl an der Univ. Straßburg an, den er nominell bis 1945 innehatte. Wegen seiner aktiven Kriegsteilnahme kam er seinen Lehrverpflichtungen aber nur zeitweise nach. Nach kurzer praktischer Tätigkeit als Tischler hielt M. seit Ende 1946 wieder Gastvorlesungen an der Univ. Kiel, von 1948 bis zu seinem Tod lehrte er hier als Ordinarius für Sozialwissenschaften, Soziologie und Statistik und fungierte als Direktor des Soziologischen Seminars. In den 50er Jahren beschäftigte M. sich vor allem mit der Struktur des sozialen Sicherungssystems der Bundesrepublik Deutschland und arbeitete an seiner „Bevölkerungslehre“. Darüber hinaus leitete er einen Komplex von Forschungsprojekten zur Untersuchung der Wandlungen der deutschen Sozialstruktur am Beispiel Schleswig-Holsteins.

    Die Schwerpunkte des wissenschaftlichen Werkes von M. waren bestimmt durch seine ursprüngliche Fachzugehörigkeit zur Nationalökonomie. Ungeachtet seiner Aufgeschlossenheit gegenüber formalisierten Modellen der theoretischen Nationalökonomie und der Verwendung und Entwicklung statistischer Methoden in den Sozialwissenschaften galt sein zentrales Forschungsinteresse den Sinnzusammenhängen gesellschaftlicher Entwicklungen. Bleibende Bedeutung hatte sein sozialpolitischer Einfluß auf die Gestaltung der|deutschen Rentenpolitik, insbesondere die „Dynamisierung“ der Renten seit 1957. Gleiches gilt für seine „Bevölkerungslehre“, mit der M. eine Synthese der damaligen historisch-ökonomisch-soziologischen Erforschung der internationalen Bevölkerungsprozesse unternahm (Bevölkerungslehre – Theorie, Soziologie und Statistik der Bevölkerung, 1953). Im Mittelpunkt dieser bis heute aktuellen Grundlegung einer sozialwissenschaftlichen Analyse von Bevölkerungsbewegungen steht der, auf Vorarbeiten von Gunther Ipsen und Hans Linde fußende, Begriff der „generativen Struktur“ bzw. der „Bevölkerungsweise“, mit dem biologische und soziale Teilaspekte der internationalen Bevölkerungsentwicklung statistisch erfaßbar und historisch erklärbar gemacht werden sollen. Angesichts der intensiven Diskussionen über die Entwicklung der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland und auf der Erde insgesamt finden die Arbeiten und Kategorien M.s wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Zu seinen Schülern können vor allem die Wissenschaftler Erik Boettcher und Karl Martin Bolte und die Politiker Karl Schiller, Jochen Steffen und Gerhard Stoltenberg gezählt werden.

  • Werke

    Weitere W u. a. Ein Btr. z. Problem d. Protektionismus, Eine theoret. Unters. üb. d. Wirkung v. Zöllen auf Preise, 1926;
    Tysklands ungdom i revolt (übers. v. S. Stolpe), 1933;
    Die Wirtsch.-verflechtung d. Brit. Weltreiches, 1935 (mit F. Krebs);
    Dtld. u. d. wirtsch. Einheit Europas, 1948 (mit A. Predöhl);
    Methodenlehre d. Statistik, 1949, ³1963;
    Sinn u. Ausdruck in d. sozialen Formenwelt, 1952;
    Die Verflechtung d. Sozialleistungen, Ergebnisse einer Stichprobe, 1954.

  • Literatur

    E. Boettcher, G. M. u. s. Stellung z. d. dt. Soz.-wiss., in: Weltwirtsch. Archiv 75, H. 1, 1955, S. 19-32 (W-Verz.);
    ders., Das Bemühen um d. Einheit d. Soz.wiss., in: Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.-psychol. 9, 1957, H. 1;
    A. Predöhl, in: ZStW 112, H. 1, 1956;
    K. M. Bolte, G. M.s Wiss.position, Arbeitsschwerpunkte u. Arbeitssituation, Informationen z. Entstehung d. Bevölkerungslehre, in: J. Schmid (Hrsg.), Bevölkerungswiss., Die „Bevölkerungslehre“ v. G. M. -
    30 J. danach, 1985, S. 18-41;
    Internat. Soziologenlex. I, ²1980. - W-Verz.
    in: Entwicklungstheorie u. Entwicklungspol., G. M. z. Gedächtnis v. s. Freunden u. Schülern, hrsg. v. E. Boettcher, 1964, S. 531-34 (P).

  • Autor/in

    Dirk Käsler
  • Zitierweise

    Käsler, Dirk; Kaesler, Dirk/später, "Mackenroth, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 620-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729934.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA