Lebensdaten
1368 oder 1365 – 1447
Sterbeort
Burghausen
Beruf/Funktion
Herzog von Bayern-Ingolstadt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118729381 | OGND | VIAF: 72189061
Namensvarianten
  • Ludwig der Bärtige
  • Ludwig VII. der Bärtige
  • Ludwig
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Zitierweise

Ludwig VII., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729381.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hzg. Stephan III. d. Kneißel v. B. ( 1413, s. ADB 36);
    M Thaddäa ( 1381), T d. Barnabas Visconti, Herr v. Mailand ( 1385);
    Schw Elisabeth, gen. Isabeau de Bavière ( 1435, 1385 Kg. Karl VI. v. Frankreich, 1422);
    - 1) Paris 1402 Anna ( 1408 Paris), Wwe d. Johann v. Berry, Gf. v. Montpensier ( 1398), T d. Johann v. Bourbon, Gf. v. d. Mark ( 1393), u. d. Gfn. Katharina v. Vendôme ( 1411), 2) Paris 1413 Katharina ( 1462 Paris), Wwe d. Peter v. Navarra, Gf. v. Mortain ( 1412), T d. Peter II. Gf. v. Alençon ( 1404) u. d. Marie Chamaillart;
    2 S aus 1) (1 früh †) Ludwig VIII. d. Bucklige ( 1445), Hzg. v. B.-Ingolstadt (s. NDB 15), 1 S aus 2) (früh †); illegitimer S (aus d. Verbindung mit Laneta v. Freyberg, 1439) Wieland v. Freyberg ( 1439).

  • Biographie

    L., als einziger legitimer Sohn Stephans III. zum Erben in der Herrschaft bestimmt, nahm bereits in jungen Jahren tätigen Anteil an der Politik seines Vaters. Beim Schwäb. Städtekrieg 1388 ist seine Anwesenheit an der Seite seines Vaters bei der Belagerung von Stadtamhof und Donaustauf ausdrücklich bezeugt, ebenso beim Italienzug Hzg. Stephans 1390, bei der Zurückführung des vertriebenen Franz v. Carrara nach Padua. Bei den zehn Jahre dauernden Auseinandersetzungen mit der Münchener Linie im Anschluß an die für die Ingolstädter Herzöge unbefriedigende Landesteilung von 1392 ging die politische Initiative bereits zunehmend vom Vater auf den Sohn über. Bei diesem Hausstreit um die gemeinsame oder getrennte Regierung und Verwaltung scheute L. auch vor militärischer Gewaltanwendung im eigenen Land und Haus nicht zurück. Die ersten Proben kriegerischer Politik lieferte er im ersten bayer. Hauskrieg 1394/95 bei dem mißglückten Handstreich auf Freising am Weihnachtsabend 1394 und der Überrumpelung Neustadts/Donau am Dreikönigstag 1395. Bei den Münchener Bürgerunruhen um 1400 unterstützte er bis zuletzt die aufständische Zunftregierung gegen die Patrizier und die Münchener Herzöge Ernst und Wilhelm. Erst die Forderung der Landschaft auf Rückkehr zur Teilung von 1392 und der Anschluß Hzg. Stephans an diese Haltung veranlaßten ihn 1402 zum Einlenken. So richtete sich schon vor der Herrschaftsübernahme L.s ganzes politisches Trachten auf die Sicherung einer Führungsrolle im Land durch Bewahrung der politischen Einheit, gegebenenfalls auf die Behauptung gewisser Primogeniturvorrechte oder zumindest auf die möglichste Stärkung der verbliebenen Teilherrschaft Bayern-Ingolstadt Die Rücksichtslosigkeit seines Vorgehens ließ ihn aber selbst dieses letztere Minimalziel nicht erreichen. Auch L.s reichs- und kirchenpolitische Bestrebungen, seine Italienpolitik und vor allem seine Aktivitäten in Frankreich lassen sich diesen territorialpolitischen Fernzielen unterordnen.

    In Italien verfolgte schon Hzg. Stephan 1390 das Ziel von Erwerbungen an der Etsch und in der Po-Ebene, indem er die nah verwandten, vertriebenen Skaliger von Verona-Vicenza und die Barnabo-Visconti-Erben von Mailand gegen den Usurpator Johann-Galeazzo II. von Pavia-Mailand unterstützte. L. griff auf dem Italienzug 1390 auch den Plan seines Vaters nach einer dynastischen Doppelverbindung mit den Anjous von Neapel-Sizilien auf und hielt 1395/96 erneut um die Hand von Kg. Ladislaus von Neapels Schwester Johanna an, nachdem sich Hzg. Johann von München durch die Heirat seines Sohnes Ernst 1396 mit Elisabetta Visconti dem Mailänder verbündet hatte. In eigener Initiative brachte er 1396 einen antimailänd. Dreibund mit den Barnabo-Erben und Frankreich zustande und erreichte nur wegen der Niederlage des burgund.-franz. Kreuzfahrerheers vor Nikopolis nicht den erhofften Italienzug.

    Hatten Stephan und L. 1393/94 wegen ihrer Gegnerschaft zu Mailand und München im Reich den Luxemburger Kg. Wenzel tatkräftig gegen seine Gegner unterstützt, so wandten sie sich unverzüglich diesen letzteren und schließlich der rhein. Kurfürstenopposition zu, als Wenzel 1395 seine Politik gegenüber Johann-Galeazzo änderte. Die neue Bewegung in der Reichspolitik führte, von den beiden Ingolstädter Herzögen voll unterstützt, zur Königserhebung Ruprechts von der Pfalz (1400). Stephan sicherte Ruprecht durch persönliche Einwirkung in Paris die Anerkennung durch den franz. Hof und trug damit wesentlich zur Durchsetzung des Wittelsbacher Königtums im Reich bei; L. setzte sich erfolgreich dafür ein, daß Kg. Ruprecht als erstes seiner reichspolitischen Verpflichtung, die Macht des Mailänder Usurpators zu brechen, nachkam. Nach dem Scheitern des unzulänglich vorbereiteten Italienzuges Ruprechts (1401/02) versuchte L. zunächst, für eine Wiederholung desselben die Unterstützung Frankreichs zu gewinnen, als aber der Tod Johann-Galeazzos (1402) die Haltung Frankreichs veränderte und Ruprecht auf Romzug und Kaiserkrönung verzichten mußte, trug er keine Bedenken, sich dessen deutschen und franz. Gegnern zuzuwenden und 1407 sogar dem antikönigl. Marbacher Bund des Mainzer Kurfürsten beizutreten. Seine uneinbringlich gewordenen Ansprüche auf das Visconti-Erbe retteten auch die bis 1428 immer wieder erneuerten Revindikationen nicht vor dem Verfall. In der Kirchenpolitik schlossen sich die Ingolstädter Herzöge nun bezeichnenderweise mit dem Großteil der deutschen Fürsten der von Ruprecht abgelehnten franz. Unionspolitik und damit dem Pisaner Konzil (1409) und dem neuen Papst Alexander V. an.

    Zwei entscheidende Jugendjahre (1391–93) am Hof seiner Schwester, der Kgn. Isabeau de Bavière, in Paris wurden für sein persönliches und politisches Schicksal bestimmend, nicht nur im Sinne einer frühen Prägung auf westliche Hofkultur und die Weite des politischen Horizonts. Als Bruder der Königin fand er in Paris in den engsten Hofkreis Aufnahme und wurde nach des Königs geistiger Erkrankung 1393 Mitglied des vierköpfigen Vormundschaftsrats. Von seiner ersten franz. Heirat (1402) an lebte er mit drei kurzen Unterbrechungen bis 1415 in Frankreich und entwickelte sich nach Sprache und Lebensart, Familie und Besitz, Amt und Bedeutung zu einem der Großen am franz. Hof. Hatte er bis 1402 diese franz. Verbindung zum Nutzen seiner Italienpolitik einzusetzen versucht, so bemühte er sich bis 1406 mit großem Erfolg, franz. Geldmittel für die Wiedereinlösung verpfändeter Herrschaften seines Vaters und den Erwerb neuer Pfandschaften zu verwenden und auf diese Weise eine eigene Nebenherrschaft mit der Hauptstadt Neuburg/Donau zu erwerben. Der Versuch, territoriale Ansprüche gegen Bayern-Landshut, die von der Teilung von 1392 herrührten, unter Einsatz franz. Gelder mittels Krieg durchzusetzen, scheiterte 1408 allerdings am Widerstand der Landschaft, der eigenen Regierung und des Vaters. Auch hatte die Ermordung Ludwigs von Orleans (1407), des Bruders Kg. Karls VI., nun sein Verbleiben in Paris notwendig gemacht. Als nunmehr engster Vertrauter der Königin, als Mitglied des königl. Rats und vor allem seit 1408 als Gouverneur des Hofs des Dauphins Ludwig v. Guyenne hielt er zusammen mit der Königin und einer kleinen Minderheit am Hof eine vermittelnde Linie zwischen den um die Macht ringenden Parteien der Burgunder und der Orleanisten (Armagnaken) ein. Als Neutralist in der radikal burgundisch gewordenen Hauptstadt geriet er in gefährliche Nähe der Armagnaken, was ihn schon 1412 vorübergehend ins Exil nach Valenciennes imwittelsbach. Hennegau zwang und 1413 – trotz eines Bündnisses mit Johann Ohnefurcht von Burgund – für elf|Wochen in Kerkerhaft und Lebensgefahr brachte. Nun wurde er ein entschiedener Gegner des Burgunders; er leitete seit 1415 die franz. Gesandtschaft auf dem Konstanzer Konzil ganz in diesem parteiischen Sinn.

    Gegen den Landshuter Vetter hatte L. inzwischen erfolglos vor dem königl. Hofgericht, vor der röm. und der Pisaner Kurie prozessiert, aber Heinrich von Landshut hatte in der Zwischenzeit ringsum, von Niederösterreich bis an den Rhein, Bundesgenossen gesammelt, die er 1415 auf dem Konstanzer Konzil zu einem großen, auf Lebenszeit des Ingolstädters angelegten Bündnis zusammenschloß. Die Verdienste, die sich L. in Konstanz bei der Absetzung des Papstes Johann XXIII. und bei der Vorbereitung der Frankreichreise Kg. Sigmunds erwarb, wogen gering gegen die Abhängigkeit Sigmunds von Heinrichs Bündnispartnern Friedrich von Brandenburg und Ludwig v. d. Pfalz, zumal nachdem Sigmund auch die Westpolitik des Reiches 1416 von Frankreich auf dessen Erzfeind England umorientierte. So kam es, daß L. 1417 in Konstanz vor dem Hofgericht – allseits isoliert – zwei Prozeßniederlagen erlitt, die ihn zu einer öffentlichen Beleidigung seines Widersachers verleiteten, was diesen zu einer Kurzschlußhandlung hinriß.

    Der Konstanzer Mordanschlag Heinrichs auf L. (20.10.1417) verschärfte den schon tiefverwurzelten bayer. Hausstreit aufs äußerste. Der Gegensatz zwischen dem Ingolstädter und der Konstanzer Liga wurde auf eine ganze Generation hinaus zu einem stehenden Motiv der oberdeutschen Politik, das sich durch die Rückverbindungen L.s mit dem armagnacschen Frankreich und seiner Gegner mit England und Burgund schließlich der großen westeurop. Thematik des Hundertjährigen Krieges einordnete. Der Bayer. Hauskrieg von 1420-22 endete nach der Niederlage L.s bei Alling mit einem Waffenstillstand, der nur mit Mühe in vierjährigem Turnus immer wieder verlängert wurde und 1436 noch einmal in offenen Konflikt überging. Das Problem der dem Ingolstädter abgewonnenen Kriegseroberungen bereicherte nun den Hauskonflikt um einen dritten Streitpunkt, und ein vierter kam 1425 mit dem Streit um das Straubinger Erbe der Linie Bayern-Holland-Hennegau hinzu. Immerhin führte der Weg zur Lösung dieses letzteren Problems schrittweise auch zur Wiederverständigung und zum Ausgleich wenigstens mit Bayern-München. Die Grenzen dieser Verständigung kennzeichnet der Umstand, daß sechs von acht Klöstern von Bayern-München, die wegen der Behandlung ihrer Untertanen einen Kurienprozeß gegen den Ingolstädter geführt hatten, 1430 diesen Prozeß vor dem Baseler Konzil wieder aufnahmen und den Ingolstädter erneut in den Kirchenbann brachten. Diesem Konzilsbann folgten Verfemung und Reichsacht, und es war nur der Vermittlung des franz. Gesandten und der Unterwerfung L.s gegenüber Kaiser Sigmund zu verdanken, daß er 1434 nicht alle seine Reichslehen an seinen Vetter Wilhelm von München verlor.

    Die Auseinandersetzungen zwischen den Teilherzogtümern führten nicht zur Schwächung der Teilherrschaften oder zur Zerrüttung ihrer Finanzen; im Gegenteil bewirkte gerade die Anspannung aller Kräfte eine Beschleunigung der Tendenz zur staatlichen Konzentration. Das Ingolstädter Teilherzogtum nahm unter L. besonders rasch und deutlich Züge des frühmodernen Obrigkeitsstaates an. Der Herzog verstärkte das persönliche Regiment in Rat, Kanzlei und Verwaltung, verstärkte den Trend zu Berufsbeamtentum und rationaler Verwaltung, machte erstmals in Bayern systematisch von Hofjuristen und Prokuratoren Gebrauch, straffte insbesondere die Fiskalverwaltung durch die Erneuerung aller Salbücher, durch die generelle Umwandlung dinglicher Leistungen in Abgaben und durch die Systematisierung der schriftlichen Rechnungslegung. Er entfaltete eine umfangreiche Bautätigkeit an Befestigungen und Schlössern aller seiner Land- und Amtsstädte, baute Ingolstadt durch ein neues Schloß und eine neue Pfarr- und Hofkirche mit Familiengrablege zur festen Residenz aus. Die prächtige Liturgie der dynastischen Stiftung in Ingolstadt repräsentierte nicht nur die Idee eines quasikönigl. landesfürstl. Gottesgnadentums, sondern demonstrierte an den alljährlichen zentralen Fürstenjahrtagen auch eine trotz Kirchenbann wohlfunktionierende frühe Art von Landeskirchenregiment. Als Ergebnis seines neuen, an franz. Erfahrungen entwickelten Regierungsprogramms hinterließ L. trotz gesteigerter Bautätigkeit und ständiger Kriegsbereitschaft anstelle der von seinem Vater übernommenen Schulden einen an Kleinodien und Bargeld vergleichsweise reichen Staatsschatz. Für den Schloß- und Kirchenbau holte er Baumeister, Steinmetzen und Bildhauer in die Residenz, im Zusammenhang mit der dynastischen Stiftung berief er Goldschmiede, gab Altäre, Glasmalereien und eine Orgel in Auftrag, ließ kostbare liturgische Ornate, Altargeräte und Bücher anfertigen, richtete offenbar erstmals in Bayern neben der üblichen weltlichen Hofmusik eine geistliche Hofkapelle ein. Die Herrschaftsgrablege im Ostchor der Hofkirche umgab er mit einer überaus kunstvollen, Tag und Nacht währenden feierlichen liturgischen Ordnung, ließ sich nach eigener Vorstellung von H. Multscher einen Grabmalsentwurf gestalten, an dessen Ausführung er höchste Qualitätsansprüche stellte, so wie er sich den besten Orgelmeister für die Stiftungsliturgie wünschte; die Residenz sollte ein Zentrum höfischer Kunst und Kultur sein. Durch den tragischen Ausgang seiner Regierung und das vorzeitige Erlöschen der Ingolstädter Linie blieb auch das kulturelle Lebenswerk des Herzogs unvollendet.

    Unbekümmert um die in Paris zurückgelassene zweite franz. Gemahlin Katharina v. Alençon, lebte L. in Ingolstadt und in Neuburg mit einer früheren Geliebten, Laneta v. Freyberg, und dem gemeinsamen Sohn Wieland, den er gegenüber dem – verkrüppelten – legitimen Sohn und Erben offensichtlich bevorzugte. Er machte Wieland zu seinem Kammermeister und verschrieb ihm immer größere Summen zur Erwerbung von Burgen und Besitzungen. Als er ihm aber 1438 fast den gesamten Staatsschatz übereignete und den vorsorglich nach Basel entsandten, nunmehr empörten legitimen Sohn des Landes verwies, schritt dieser zum Aufstand.

    Ludwig d. Bucklige nahm 1439, von Albrecht von München und den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach unterstützt, das Land zwischen Donau und Lech in Besitz, schloß den Vater an seinem Zufluchtsort Neuburg/Donau ein und setzte ihn dort nach der Eroberung der Stadt 1443 in Gefangenschaft. Auch als die eigentlichen Verursacher des Konflikts, Wieland v. Freyberg und seine Mutter Laneta, im Pestjahr 1439 in Neuburg starben, gab es keine Verständigungsmöglichkeit mehr, zwischen Vater und Sohn. Selbst der plötzliche Tod des Sohnes 1445 brachte für den Gefangenen keine Wende, denn nun hielten ihn die junge Herzoginwitwe Margarethe und deren Bruder Albrecht Achilles von Brandenburg als Unterpfand für ihr Witwengut und seine Kriegskostenforderungen zunächst in Neuburg zurück, um ihn dann auf ihr Hausschloß Ansbach zu bringen und sich schließlich 1446 mit Heinrich von Landshut gegen die Witwenversorgung und 32 000 Gulden Entschädigung über die Auslieferung zu verständigen. Angesichts der starken politischen Stellung des Brandenburgers und des Landshuters blieben die von der Ingolstädter Landschaft unternommenen und nur vom König von Frankreich unterstützten Freilassungsbemühungen bei Kg. Friedrich III. und Heinrich von Landshut ohne Erfolg. Vor allem, weil er selbst jede Zustimmung zu Zahlungen für seine Freilassung verweigerte, starb L. – noch immer im Kirchenbann – in der Feste Burghausen als Gefangener seines Erzfeindes Heinrich von Landshut, der nur darauf wartete, unter Mißachtung der Ansprüche seines Münchener Vetters Hzg. Albrecht das Ingolstädter Erbe anzutreten.

  • Literatur

    ADB 19;
    K. H. v. Lang, Gesch. d. Bair. Hzg. L. d. Bärtigen zu Ingolstadt, 1821;
    Ch. Haeutle, Archival. Btr. z. Gesch. Hzg. L. d. Bärtigen v. Bayern-Ingolstadt u. s. Zeit, in: Oberbayer. Archiv 28, 1869 u. 32, 1872;
    G. Widenbauer, L. d. Bärtige in Frankreich, 1901;
    M. Frankenburger, Zur Gesch. d. Ingolstädter u. Landshuter Herzogsschatzes u. d. Stiftes Alt-Ötting, in: Repertorium f. Kunstwiss. 44, 1923;
    F. X. Buchner, Archivinventare d. kath. Pfarreien in d. Diözese Eichstätt, Anhang: Die Ingolstädter Schatzurkk. L. d. Gebarteten, in: Veröff. d. Ges. f. fränk. Gesch., 5. Reihe, 2. Bd., 1918, S. 657-836;
    Th. Straub, Hzg. L. d. Bärtige v. Bayern-Ingolstadt u. s. Beziehungen zu Frankreich in d. Zeit v. 1391 bis 1415, 1965;
    ders., Bayern im Zeichen d. Teilungen u. d. Teilherzogtümer (1347–1450), in: Hdb. d. bayer. Gesch. II, hrsg. v. M. Spindler, 1966, S. 182-267;
    ders., Die Bayern in Paris z. Z. d. Kgn. Isabeau de Bavière, in: Festschr. f. M. Spindler z. 75. Geb.tag, 1969, S. 239-81;
    ders., Die Ingolstädter Herzogszeit, in: Ingolstadt, Die Herzogsstadt, die Univ.stadt, d. Festung, hrsg. v. Th. Müller u. W. Reissmüller, 1974, S. 169-219;
    ders., Die Hausstiftung d. Wittelsbacher in Ingolstadt, in: Sammelbl. d. Hist. Ver. Ingolstadt 87, 1978, S. 20-144.

  • Porträts

    Miniatur in d. Grandes Heures Hzg. Johanns v. Berry, dem Meister d. Bedford-Breviers zugeschrieben, (Bibl. Nat., Paris, Ms. Lat. 919, fol. 96), Abb. b. Th. Straub, Herzogszeit, s. L, S. 177;
    Stifterepitaph am Inneneingang z. Südwestturm d. Ingolstädter Münsterkirche, Abb. b. Th. Straub, Hausstiftung, s. L, S. 383.

  • Autor/in

    Theodor Straub
  • Zitierweise

    Straub, Theodor, "Ludwig VII." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 360-363 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729381.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludwig VII. im Bart, Herzog von Baiern-Ingolstadt, Sohn Herzog Stephans III. des Kneißels und der Thaddäa Visconti von Mailand, geb. angeblich am 20. Decbr. 1365, zu Burghausen in der Nacht vom 1. auf 2. Mai 1447. Eine glänzende ritterliche Erscheinung, tapfer und standhaft in allen Lagen, aber eine gewalthätige Natur, ein hochmüthiger Spötter, in seinen Sitten zügellos und von einer Streitsucht, die sein Leben vergällt hat und zum Sprichwort geworden ist. Der Städtekrieg, wo er mit dem Vater im September 1388 die Belagerung Regensburgs und den Sturm aus Donauwörth mitmachte, und zwei Jahre später Herzog Stephans Feldzug nach Padua, wo dem von Giangaleazzo von Mailand vertriebenen jungen Franz von Carrara, Herrn von Padua, wieder zu seinem Erbe verholfen ward, boten dem Jüngling Gelegenheiten zu größeren Waffenthaten. In die traditionellen wittelsbachischen Familienhändel riß ihn der im December 1394 ausbrechende Krieg seines Vaters mit Johann von Baiern-München hinein. Auf ein Einverständniß mit dem bischöflichen Richter Weinmann gestützt, plante der Prinz in der Chriftnacht die Stadt Freising, deren Bischof mit dem Münchener Herzoge verbündet war, zu überrumpeln; doch ward der Anschlag, zu dessen Sühne L. später an das Freisinger Münster sein in Silber getriebenes Bildniß stiftete, verrathen und vereitelt. Dagegen eroberte L. in diesem Kriege Neustadt an der Donau, wo ihm reiche Beute zufiel. Im folgenden Frühjahr begleitete er den Vater zu Friedensberathungen an den Hof König Wenzels nach Prag. Nachdem am 25. Septbr. 1395 die Landestheilung der oberbairischen Herzoge aufgehoben war, schloß L. mit dem jungen Ernst, dem Sohne Johanns von Baiern-München, am 30. März 1397 ein Bündniß, das die Abschließenden selbst für den Fall, daß einer der Väter gegen den Sohn unväterlich vorgehen sollte, zu gegenseitiger Hülfe verpflichtete. Wie dies auf eine|gewisse Spannung mit dem Vater deutet, so scheint L. damals auch dessen Verschwendung und wenigstens anfangs dessen Steuerbegehren nicht gebilligt zu haben, später half er jedoch mit, die Geldforderung bei den Ständen durchzusetzen. Sein Bund mit Ernst aber erwies sich gänzlich nichtig, als Herzog Stephan nach Johanns Tode (Juni 1397) dessen Söhnen wider das klare Recht und seine früheren Zusagen das Recht der Mitherrschaft bestritt: L. hielt zum Vater, ergriff, als Ernst München verließ, dort Besitz von der Neuen Feste und trat an der Spitze eines Heeres in Kriegsbereitschaft gegen die Vettern. Im April 1398 bemächtigte in München sich die ihm und seinem Vater zugethane demokratische Partei der Bürgerschaft des Stadtregiments und, von der Hauptstadt nun unterstützt, führte L. den Krieg, nahm Pfaffenhofen ein und belagerte Dachau. Auch in der Reichspolitik trennte er sich nicht vom Vater: mit diesem besuchte er den Frankfurter Tag (1. Febr. 1400), wo die Wahl eines neuen Königs an Stelle Wenzels vereinbart wurde. Dem neuen König Ruprecht von der Pfalz folgte L. im Herbst 1401 auf seinem italienischen Heereszuge, an der Spitze von 200 Pferden aus dem eigenen Lande und 300 anderen Gleven. Unter ihm focht in der unglücklichen Schlacht, welche die Deutschen am 21. Octbr. nahe bei Brescia den Mailändern lieferten, das erste, angeblich 3000 Pferde starke Treffen. Weiter begleitete er Ruprecht auf dem Marsche durch die Berge Friauls, zog mit ihm in Padua und Venedig ein, und ging in seinem Auftrage im März 1402 mit dem Burggrafen von Nürnberg und dem Bischofe von Speyer nach Florenz, wo jedoch die Gesandtschaft keine weitere Unterstützung ihres geldarmen Herrn erwirken konnte. In Padua hatte ihm ein Münchener Bote die Nachricht von Gewaltthaten seiner Vettern überbracht; durch seine Klage erwirkte er beim Könige Ruprecht, daß dieser den Münchener Herzogen eine Friedensmahnung zugehen ließ. Aus Italien zurückgekehrt, gab jedoch L. seinerseits diesen neuen Grund zu Klagen, da er einen Münchener Patrizier, Namens Rudolf, in sein Burgverließ zu Baierbrunn werfen ließ. Dem Abkommen seines Vaters mit den Herzogen Ernst und Wilhelm, das auf Rückkehr zur Landestheilung lautete, verweigerte er bis zum 22. April 1403 die Beistimmung und der bewaffnete Widerstand der Stadt München gegen ihre Fürsten fand bei ihm Ermunterung und Geldunterstützung. Von dieser Zeit scheint auch sein Vater gegen ihn Mißtrauen gehegt zu haben, da er sich vor Ludwigs Abreise nach Frankreich von ihm schriftlich erklären ließ, er werde ihn zeitlebens bei der Herrschaft belassen (so Lang S. 49). Sehr wichtig war für Ludwigs Lebensgestaltung und wol auch für die Entwickelung seines Charakters, daß die Vermählung seiner Schwester, der berüchtigten Isabel von Baiern, mit dem Könige Karl VI. von Frankreich ihm seit früher Jugend, jedenfalls seit 1392, da ein Edikt des Königs ihn in den Vormundschaftsrath der königlichen Kinder berufen, den Pariser Hof, damals eine Stätte der Sittenlosigkeit und ausschweifenden Prunksucht, zur zweiten Heimath gemacht hatte. Hier holte er sich seine Frauen und dazu Geld und Gut in Fülle, hier wurden auch die Prachtliebe und der hochfahrende Sinn großgezogen, welche die Zeitgenossen ihm beilegen. Als er 1402, nach seiner Rückkehr aus Italien, wieder nach Paris ging, wurde er von König Ruprecht bevollmächtigt, eine französische Heirath dessen Sohnes Johann einzuleiten, mit Frankreich Bündnisse abzuschließen und in der Kirchenfrage eine Annäherung der beiden Höfe herbeizuführen. Damals vermählte er sich in Paris mit Anna, der vom Könige glänzend ausgestatteten Tochter Johanns I. von Bourbon, Grafen de la Marche und von Vendome, Wittwe Johanns von Berg, Grafen von Montpensier. Früher hatte sein Vater, als er selbst (1390) Margarete, die Wittwe des ermordeten Königs Karl von Neapel und Ungarn aus dem Hause Anjou heirathen wollte, zugleich über eine Verlobung Ludwigs mit Margaretens Tochter Johanna unterhandelt. Noch 1396 war eine werbende Gesandtschaft Ludwigs an König Ladislaus von Ungarn, Johannas Bruder, abgegangen, auch stand mit dieser Angelegenheit wol eine Reise in Verbindung, die L. selbst im Winter 1400 auf 1401 nach Ungarn gemacht hatte. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin (1408) führte L. 1413 Katharina, die Tochter Peters von Alençon, Wittwe Peters von Evreux, Grafen von Wortaigne, heim und dieser Gattin verdankte er den Erwerb der Grafschaft Mortaigne in der Normandie, die freilich bald von den Engländern erobert wurde. Dazu erhielt er vom Könige eine Reihe von französischen Reichslehen und eine Jahrespension von 12 000 Franken. Zuerst für einen Betrag von 50 000 Franken an der Aussteuer seiner ersten Frau (Urk. vom 15. Febr. 1404), dann bei andern Anlässen wurden ihm vom Könige und der Königin eine solche Menge der kostbarsten Kleinodien verpfändet, daß man ihren Werth auf fünf Tonnen Goldes schätzte. L. versetzte sie zum Theil weiter und verwendete den Erlös wie überhaupt die in Frankreich erworbenen Schätze zum Ankauf von Herrschaften und Schlössern in der Heimath und zum Bau der prächtigen Frauenkirche in Ingolstadt, der eine halbe Million Gulden gekostet haben soll. Wie ihn aber der Kurfürst von Brandenburg einmal über den Erwerb seiner französischen Reichthümer zur Rede stellte, so wollte man auch im Volke in Deutschland und in Frankreich vielfach nicht glauben, daß dieselben auf redlichem Wege zusammengebracht worden seien. Ganz unbegründet war auch dieser Verdacht mit nichten. Schon die Erwägung wirft ein trübes Licht auf den Erwerb dieser Schätze, daß es der Königin ohne die Geisteskrankheit ihres Gemahls kaum möglich geworden wäre, ihren Bruder in so maßloser Weise zu bereichern; überdieß aber hat L. selbst einmal bekannt, daß ein Theil der Kleinode „nicht von gutem Gewissen herlange und mit Sünden gewonnen sei“ (so Lang S. 196) und hat diesen zur Sühne für kirchliche Stiftungen geweiht. Noch weitergehende Vorwürfe freilich sind durch den Hinweis auf die noch heute im Münchener Reichsarchive liegenden Pfandurkunden über zahlreiche Kleinodien zurückzuweisen. Am französischen Hofe, den er von Zeit zu Zeit mit der Heimath vertauschte, spielte der Bruder der Königin in allen Wirren dieser bewegten Jahre, besonders in den Streitigkeiten der von ihm unterstützten orleans’schen mit der burgundischen Partei eine einflußreiche Rolle. Als er 1405 der Königin und dem Herzoge von Orleans den Dauphin nach Corbeil zuführen wollte, eilte ihm der Herzog von Burgund nach und entriß ihm bei Juvisy seinen Schützling. Am 24. März 1408 aber verband sich L. mit Johann von Burgund und Wilhelm von Baiern-Holland eidlich zum Schutze der Königin und bald darauf erhob ihn eine königliche Ordonnanz zum Haupte des Hofhaltes des Dauphins (15. Mai) und wies ihm selbst einen auf königliche Kosten unterhaltenen glänzenden Hofstaat zu. Später unterstützte er die Bemühungen, dem Burgunder seinen Einfluß auf den Dauphin zu entwinden, diese aber führten zu einer Volkserhebung, in deren Folge L. am 20. Mai 1413, am Tage, bevor er seine zweite Hochzeit feiern wollte, im großen Thurm des Louvre gefangen gesetzt wurde. Hier faß er, bis die unblutige Gegenrevolution des 4. August ihm die Freiheit verschaffte. Bald darauf rief ihn der Tod seines Vaters (2. Oct. 1413) zur Uebernahme der Regierung und zu längerem Aufenthalte nach Baiern zurück, doch ging er auch nachher noch öfter nach Paris und empfing dort 1416 den König Sigmund. Gleich bei seinem Regierungsantritt in der Heimath machten sich die Nachbarn auf Störung des Friedens gefaßt, da L. wegen einer Menge von Streitpunkten schon lange sowol mit seinen Vettern von München als mit Heinrich von Landshut zerfallen war. Bei der Landestheilung von 1392 war der Landshuter Theil etwas einträglicher geworden als die beiden andern und Herzog Friedrich, Heinrichs Vater,|hatte damals anerkannt, daß seinen Brüdern eine Entschädigung dafür gebühre. Mit Ungestüm hatte L., wenn er in Baiern anwesend war, dieselbe gefordert (1403 und 1406), während die Münchner Herzöge, trotz einer Zusage, die der Nürnberger Burggraf 1403 für sie gemacht hatte, L. im Stiche ließen und auf Heinrich Seite traten. Langwierige Verhandlungen, in deren Verlauf L. an König Ruprecht und an Gregor XII. appellirte, hatten (7. Mai 1408) mit dem zu Freising ergangenen Spruche eines Schiedsgerichtes geendet, der zwar Herzog Heinrich zur Zahlung von 4000 fl. an L. verpflichtete, von diesem aber nicht angenommen wurde. Die Nachbarn hatten daher guten Grund, gegen L., der mit kleineren Feindseligkeiten schon vorher gegen sie vorgegangen war, auf der Hut zu sein und am 17. April 1414 schloffen die beiden Münchener Herzoge, Heinrich von Landshut und Johann von Pfalz-Neumarkt unter dem Zeichen des Sittichs einen Bund gegen alle Ruhestörer auf vier Jahre. Als sie am 8. Juli des folgenden Jahres zu Constanz dieses Bündniß erneuerten, traten demselben auch Kurfürst Ludwig von der Pfalz und Burggraf Friedrich von Nürnberg bei. Mit großem Gefolge war L. mittlerweile auf dem Concil zu Constanz erschienen, wo er zugleich als Reichsfürst und als Führer der französischen Gesandtschaft auftrat. Der Tod des Dauphins entzog ihm damals wahrscheinlich seine französische Pension und das mag den Anlaß gegeben haben, daß er sich (1415) von König Sigmund mit einem Solde von 12 900 Gulden als Rath und Diener seiner Tochter Elisabeth annehmen ließ. Die Verstimmung wuchs zwischen den Nachbarn, als einerseits Heinrich in einer Einung, welche ein Theil von Ludwigs Ritterschaft (5. Juni 1416) abschloß, eine gegen ihn gerichtete Veranstaltung seines Gegners zu erkennen glaubte, andererseits der Burggraf von Nürnberg vom Könige zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben wurde. Diesen Fürsten als Bürgen machte L. später auch für eine Schuld des Königs an ihn verantwortlich. Vor der Reichsversammlung in Constanz erhoben L. und Heinrich gegenseitige Klagen, der erstere auf Entschädigung wegen der Landestheilung, Heinrich dagegen auf Erfüllung des Freisinger Spruches. Das Urtheil (19. Oct. 1417) lautete zu Gunsten Heinrichs. Als nun L., darüber unwillig, Tags darauf den König kniefällig um sein Recht bestürmte, kam es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den Gegnern; L. ließ sich soweit hinreißen, daß er sogar die echte Geburt seines Vetters verdächtigte; dieser, aufs äußerste gereizt, lauerte am Abend mit einigen Rittern seinem Beleidiger auf und brachte ihm schwere, anfangs für tödtlich gehaltene Wunden bei, worauf er aus Constanz entfloh. Vergebens forderte L. Sühne für diese Missethat: Heinrich erlangte vom Könige einen Begnadigungsbrief. L. hat ihn dann vor dem geistlichen Gerichte verklagt. Zwischen L. und dem Brandenburger entspann sich bald nach des ersteren Rückkehr vom Concil eine Correspondenz, worin die grimmige Erbitterung beider Gegner sich in den gröbsten Schmähungen Luft machte. Ludwigs wiederholte Herausforderungen zum Zweikampfe wurden vom Markgrafen nicht angenommen. Im Juni 1419 wurden zu Nürnberg Friedensunterhandlungen geführt, die anfangs ohne Erfolg zu verlaufen schienen, dann aber verbanden sich zu Regensburg (29. Juni) die Kurfürsten von Brandenburg und von der Pfalz, die Herzöge Ernst, Wilhelm Heinrich und die Bischöfe von Eichstädt und Regensburg auf Lebenszeit gegen L. Auch die Grafen von Oettingen, mehrere schwäbische und fränkische Reichsstädte, zuletzt auch das von L. bedrückte Donauwörth, das er als Reichspfand besaß, nahmen den Kampf gegen ihn auf. Gegen solche Uebermacht half es L. wenig, daß er seit Jahren mit dem Erzbischofe von Salzburg verbündet war und daß er (16. Januar 1420) mit seinen Landständen der ritterlichen Einung von 1416 beitrat, zu deren Hauptmann nun Kaspar der Törringer gewählt wurde. Er vertheilte sein Heer in die festen Plätze seiner|zerrissenen Lande, für deren Verstärkung er seit Jahren Sorge getragen hatte, und ließ den Krieg durch seine Hauptleute von Rattenberg bis Nürnberg sehr energisch mit kleinen Ueberfällen, mit Sengen und Brennen führen. Er selbst eroberte 1420 einen großen Theil des markgräflichen Gebietes, ohne es jedoch behaupten zu können. Die Münchener Herzoge schlugen erst 1421 los. Von ihrer Seite erlitt L. nach einem gescheiterten Angriffe auf München, seine empfindlichste Niederlage, bei Alling, am 20. Septbr. 1422. Nach diesem Schlage sah er, da er bereits einen großen Theil seiner Städte und Burgen verloren hatte, sich gezwungen im October 1422 bei König Sigmund in Regensburg Schutz zu suchen. Dieser gebot Frieden, stellte Ludwigs Lande einstweilen unter die Verwaltung Bruno's von der Leiter und nahm L. als Diener seiner Tochter mit sich nach Ungarn. An die Stelle des Waffenstreites zwischen den wittelsbachischen Vettern traten nun wieder langwierige Prozesse, die neue Nahrung erhielten, als der Tod Herzog Johanns von Baiern-Holland die Erbschaft des Straubinger Landes eröffnete. Während L. als der älteste des Hauses das ganze niederbairische Erbe beanspruchte, forderte Herzog Heinrich eine Dreitheilung, die beiden Münchener aber eine Viertheilung, und zu Gunsten der letzteren entschied am 26. April 1429 des Königs Spruch. Wegen des Constanzer Frevels hatte L. sich noch nicht beruhigt, auf dem Nürnberger Tage erlangte er (28. März 1431) ein königliches Erkenntniß, daß ihm Heinrich Sühne schulde, und die ganze Rachsucht des verbitterten Fürsten trat zu Tage, als er seine Forderungen hinsichtlich dieser Sühne stellte. Er verlangte, daß dem Vetter die rechte Hand, womit er das Schwert gegen ihn geführt, abgeschlagen, außerdem sieben Wunden, so viele als er ihm beigebracht und darunter zwei lebensgefährliche versetzt würden, auch sollten ihm Heinrichs Lande verfallen sein. Als aber dann der König, eine so grausame Rache ablehnend, Heinrich nur zur Abbitte und zum Ersatze der Kurkosten an L., zu frommen Stiftungen und Wallfahrten verurtheilte, nahm L. die Abbitte, die ihm sein alter Feind zu Nürnberg öffentlich leistete, an mit den Worten: ich vergebe dir die That, nach Inhalt des Urtheils. Indessen blieb die Spannung mit Heinrich wie mit den Münchener Vettern bestehen und ein neuer Sturm brach über L. herein, als vor dem Basler Concil 1433 mehrere bairische Klöster gegen ihn neuerdings Klagen wegen Bedrückung durch Jagd und Scharwerke erhoben. Papst Eugen und das Concil verhängten den Bann über den gewalthätigen Ingolstädter, der Kaiser eröffnete dem Herzoge Wilhelm, dem Protector des Concils, Anwartschaft auf Ludwigs Lande, und sprach über diesen, da er sich dem Gerichte des Concils nicht unterwerfen wollte, die Acht aus (28. April 1434). Schon ward der Reichskrieg gegen ihn angefagt, als es ihm durch den Verzicht auf Donauwörth, wie es scheint, und eine Summe von 23 000 Goldgulden, die ihm der Kaiser schuldete, gelang, Sigmunds Gunst wieder zu erlangen und seine Lande zu behaupten. Dann suchte und fand der junge Albrecht von Baiern-München, dem der Vater, Herzog Ernst, die Gattin Agnes Bernauerin wegen ihrer niederen Geburt hatte ermorden lassen, eine Zuflucht bei L. Wieder (1435) entbrannte der Krieg mit Ernst, auch mit Heinrich, der Dingolfing belagern und zu Neustadt a. d. Donau Schiffe Ludwigs plündern ließ und am Kurfürsten von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Johann wieder Bundesgenossen fand. Gesandte des Basler Concils brachten am 21. Juli 1436 zu Regensburg einen Frieden auf vier Jahre zu Stande. So war L. der beste Theil seines Lebens in fast ununterbrochenem Streit und Krieg verflossen, in Händeln, die theils durch Gewalthätigkeiten von seiner Seite, theils durch seine starrköpfige Rechthaberei heraufbeschworen wurden. Seiner Natur schien die Fähigkeit versagt zu sein, um des Friedens willen nachzugeben und nur im geringsten zu dulden,|was ihm eine Verkürzung seiner Rechte schien. Jetzt brach, am Abende seines Lebens, durch die frevelhafte Hand des eigenen Sohnes ein fürchterliches Strafgericht über ihn herein.

    Ludwig VIII. der Bucklige, aus der ersten Ehe seines Vaters, zu Paris, angeblich am 1. Septbr. 1403 geboren, und dort nach dem Tode seiner Mutter unter der Obhut der Königin Charlotte von Cypern, der Schwester seiner Stiefmutter erzogen, war der einzige von Ludwigs ehelichen Söhnen, der die Kinderjahre überlebte. Im Volke erzählte man, die körperliche Mißbildung, die sein Beiname bezeichnet, sei entstanden, da er als Kind in einem Rückentragkorbe (bairisch: einer „Kretzen") aus Frankreich in die Heimath getragen ward. Mißgestaltet an allen Gliedern, von kurzem Leibe, über die Maßen langen Beinen, war er dem Vater ein unerfreulicher Sprößling. In dem verwachsenen Körper erregten die Klugheit und Verschlagenheit seines Geistes umsomehr Aufsehen, aber ohne die Zucht sittlicher Gesinnung sollten diese Eigenschaften nur dazu führen, die große wittelsbachische Familientragödie des 15. Jahrhunderts um einen ihrer grausigsten Akte zu bereichern. Anfangs war Ludwigs Verlobung mit Anna von Lusignan, Tochter des Königs Johann von Cypern (der noch 1427 mit L. d. ä. in Briefwechsel stand), ins Auge gefaßt worden, dann aber verlobte er sich gegen den Willen seines Vaters mit Margarete, der Tochter des Kurfürsten Friedrich von Brandenburg, und führte dieselbe am 20. Juli 1441 als Gattin heim. Er gewann in dieser Ehe zwei Kinder, hinterließ aber keine männlichen Nachkommen. Seit 1414 hatte ihn der Vater mit der Grafschaft Graisbach ausgestattet. Sein gewöhnlicher Aufenthalt war Friedberg bei Augsburg. In den schweren Kriegsjahren 1420—22 hatte er den Vater wacker unterstützt. Nun hatte dieser unter vielen unehelichen Kindern einen Sohn, dem er mit leidenschaftlicher Vorliebe zugethan war, da ihn die Natur körperlich gleichsam als Gegensatz seines ehelichen Sohnes gebildet hatte: Wieland, von L. mit Canetta, der Tochter seines Rathes Wieland Swelher erzeugt; nachdem seine Mutter einen Herrn von Freiberg geheirathet, nahm er den Namen Wieland von Freiberg an. Diesem seinem Lieblinge wandte der Vater allmählich Geld und Gut in Fülle zu und mit Bitterkeit beobachtete der jüngere L. die Verkürzung seines Erbes, 1438 verheirathete der Vater Wieland mit Amalie Gräfin von Wertheim und erhob deren Vater zu seinem Vitztume. Schon füchtete der jüngere L., daß der Vater auch mit dem Plane umginge, Wieland die Erbfolge zuzuwenden, dazu hetzte seine Frau, die sich vom Schwiegervater verächtlich behandelt sah. Von Haß und Neid aufs äußerste getrieben, schloß L. d. J. mit seinem Schwager, dem Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach, ein Bündniß gegen den Vater, gewann auch Albrecht III. von München, die Bürgerschaft von Ingolstadt und eine Anzahl von Adeligen für sich. Nachdem er dem Vater Fehde angekündet, erschien er am 27. Januar 1439 mit Truppen des Markgrafen vor Ingolstadt. Es heißt, daß der alte L., wie sehr ihn auch seine Standesgenoffen haßten, beim Volke nicht unbeliebt war; von der Bürgerschaft seiner Hauptstadt aber kann dies nicht gelten: da sie dem rebellischen Sohne ihre Thore öffnete, sah sich der Vater zur Flucht nach Neuburg gezwungen. Während des Sommers setzte L. d. J. die Eroberung der väterlichen Lande fort, deren größeren Theil er allmählich in seine Gewalt brachte. Daß König Friedrich Frieden gebot, kümmerte ihn nicht und der Krieg währte fort, bis am 4. Sept. 1443 nach langer Belagerung Neuburg a. d. Donau und mit dieser Stadt der alte Herzog in die Gewalt seines Sohnes gerieth, der ihn in Neuburg selbst in Gewahrsam brachte. Nicht lange aber erfreute sich der unnatürliche Sohn seines Sieges und der dadurch gewonnenen Regierung des Ingolstädter Landes; er starb, von niemanden betrauert, am 7. April 1445 und ward in der Ingolstädter Frauenkirche begraben.

    Nach dem Tode des Sohnes wanderte der unglückliche Vater wie eine kostbare Waare von einer Hand in die andere. Zunächst hielten ihn seine Schwiegertochter und Markgraf Albrecht fest und als die Stände des Landes auf die Freilassung ihres Herrn drängten, forderte Albrecht ein Lösegeld von 500 000 Goldgulden. Die Stände waren geneigt, einen Theil desselben zu übernehmen; der Gefangene aber erklärte beharrlich, da seine Haft ungerecht sei, dürfe kein Lösegeld für ihn bezahlt werden und verbot die Erhebung einer Steuer zu diesem Zwecke. Als würdevolle Standhaftigkeit äußerte sich jetzt, was früher oft als starres, eigensinniges Festhalten an einer subjektiven Rechtsauffassung zu Tage getreten war. Im November 1445 ließ die Herzoginwittwe Margarete ihren gefangenen Schwiegervater von Neuburg nach Ansbach führen. Alle Unterhandlungen über seine Befreiung, auch die am königlichen Hofe geführten, scheiterten; unter den deutschen Fürsten hatte L. keinen Freund, der sich seiner mit Nachdruck angenommen hätte. Sein erbittertster Feind aber, Herzog Heinrich von Landshut, benützte nun die Gelegenheit im Trüben zu fischen und traf am 13. Juli 1446 zu Regensburg mit dem Markgrafen Albrecht und dessen Schwester ein Abkommen, wonach gegen Auszahlung von 32 000 Gulden an die beiden der Gefangene in seinen Gewahrsam überging. Nach diesem schnöden Schacher wurde der Gefangene im August 1446 nach Landshut, von dort aber bald in das Schloß von Burghausen geschleppt. Standhast verweigerte er die Bestätigung des ohne seinen Willen geschlossenen Regensburger Vertrags. Inzwischen setzten die Landstände ihre Proteste fort, sie wandten sich an König Friedrich, an die Fürsten des Reichs und sogar an einzelne außerdeutsche. Auf ihre Klagen sandle Ludwigs Neffe, Karl VII. von Frankreich, eine Botschaft, die mit Herzog Heinrich in Unterhandlungen trat. Am 5. März 1447 fand auf Anordnung König Friedrichs zu Landshut eine Versammlung statt, um über Ludwigs Schicksal zu berathen. Heinrich forderte Ersatz der Summe, um die er den Gefangenen vom Markgrafen und dessen Schwester ausgelöst hatte. Als Bevollmächtigte der Versammlung nach Burghausen gingen und in L. drangen, Heinrich diese Auslage zu ersetzen, erklärte er ohne seine Stände darauf nicht antworten zu können noch zu wollen, und während man noch darüber verhandelte, befreite der Tod den 81jährigen Greis aus der Haft, in der er 3 Jahre 8 Monate zugebracht hatte. Der schreckliche Abschluß sühnte ein schuldbeflecktes Leben, eine Jugend voll wüster Zügellosigkeit — sogar eine Cisterziensernonne war Ludwigs Verführung unterlegen — ein Mannesalter, erfüllt von unablässigem Streit und Hader. Nachdem Herzog Heinrich beim Papste die wegen des Kirchenbannes, der noch auf L. lastete, nöthige Erlaubniß eines kirchlichen Begräbnisses erwirkt hatte (28. Juni), ward die Leiche in der Burghausen benachbarten Klosterkirche Raitenhaslach bestattet. Das Denkmal, das sich L. selbst für die Ingolstädter Frauenkirche bestellt hatte, ist nicht über das Modell (jetzt im baier. Nationalmuseum) hinausgediehen. Der Geschichtschreiber Andreas von St. Mang bei Regensburg hat auf Wunsch dieses Fürsten eine wittelsbachische Genealogie verfaßt und ihm seine baierische Chronik in deutscher Sprache gewidmet.

    • Literatur

      Windeck und die baier. Chronisten des 15. Jahrhunderts; Städtechroniken; Reichstagsakten; Regesta boica; Krenner, Landtagshandlungen; Oberbayer. Archiv VIII, 417 ff.; v. Lang, Gesch. des baier. Herzogs L. des Bärtigen, 1821; Buchner, Gesch. von Baiern, VI; Voigt, Streithändel zwischen den Herzogen L. und Heinrich; Höfler, Ruprecht v. d. Pfalz; Aschbach, Kaiser Sigmund; Kluckhohn, H. Wilhelm III. von Bayern, der Protector des Baseler Concils (Forsch. z. deutsch. Gesch. II); Würdinger, Kriegsgesch. von Bayern. I; Riezler, Geschichte Baierns, III. (Mscpt.)

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Ludwig VII." in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 502-508 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729381.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA