Lebensdaten
1614 – 1662
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bischof von Straßburg und Passau ; Bischof von Halberstadt ; Erzbischof von Magdeburg und Olmütz ; Hoch- und Deutschmeister ; Bischof von Breslau ; Statthalter der Spanischen Niederlande ; Generalissimus ; Erzherzog von Österreich ; Kunstsammler ; Mäzen ; Feldherr ; Bischof ; Mäzen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118727664 | OGND | VIAF: 72188987
Namensvarianten
  • Leopold Wilhelm von Österreich
  • Leopold Wilhelm
  • Leopold Wilhelm von Österreich
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Zitierweise

Leopold Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727664.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaiser Ferdinand II. ( 1637, s. NDB V);
    M Maria Anna (1574–1616), T d. Hzg. Wilhelm V. v. Bayern (1548–1626, reg. 1579-97);
    Ov Leopold ( 1632), Bischof v. Passau u. Straßburg (s. NDB 14);
    B Kaiser Ferdinand III. ( 1657, s. NDB V);
    Schw Maria Anna (1610–65, Kf. Maximilian I. v. Bayern, 1651), Cäcilie (Renate) (1611–44, Kg. Wladislaw IV. v. Polen, 1595–1648);
    N Kaiser Leopold I. ( 1705, s. NDB 14).

  • Biographie

    Die einzige Biographie über L., verfaßt vom Jesuitenpater Nicolaus Avancinus, stammt von 1665. Eine moderne kritische Würdigung von Leben und Gesamtwerk L.s ist derzeit noch ein wissenschaftliches Desiderat. Die bisherige Forschung konzentrierte sich auf die militärischen Leistungen L.s sowie auf seine Förderung der Kunst.

    Als zweiter Sohn Kaiser Ferdinands II. war der vielseitig begabte L. gemäß der 1621 testamentarisch verfügten Primogeniturordnung des österr. Hauses Habsburg von der Thronfolge ausgeschlossen. Er wurde für eine geistliche Laufbahn erzogen, was durchaus seinen persönlichen Intentionen entsprach.

    Im Einvernehmen mit der röm. Kurie, die einen entscheidenden Sieg der Gegenreformation durch eine wirksame Unterstützung katholisch gebliebener Herrscherhäuser zu erreichen hoffte, gelang es den maßgebenden kaiserl. Politikern, L. mit zahlreichen geistlichen Ämtern und Pfründen auszustatten. Diese Ämterkumulierung widersprach zwar gänzlich dem tridentin. Bischofsideal, wurde aber im Gesamtzusammenhang der Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges von kath. Seite für unabdingbar erachtet, um gefährdete Gebiete zu halten und verlorengegangene zurückzugewinnen. So wurde L. 1626 bereits im Kindesalter in Nachfolge seines verstorbenen Onkels Leopold zum Bischof von Straßburg und Passau sowie zum Abt von Murbach bestimmt. L. setzte hier die gegenreformatorischen Maßnahmen seines Vorgängers konsequent fort. 1632 erschien er erstmals persönlich in Passau, um seine Residenzpflicht wahrzunehmen. 1638 gründete er hier das heute noch bestehende Priesterseminar im Geist des Tridentinums. Das von seinem Onkel Leopold 1612 gestiftete Jesuitenkolleg baute er weiter aus. Nach dem Brand vom 27.4.1662, der seine Residenzstadt vernichtete, trug er mit 45 000 Gulden zu deren Wiederaufbau bei. – Auch in Straßburg setzte er die Traditionen seines Vorgängers – die Förderung der Jesuiten sowie der Gegenreformation – fort. Schwierig gestaltete sich vor allem die Überwindung der durch den Dreißigjährigen Krieg verursachten Schäden im Elsaß. – L. war der letzte kath. Bischof von Halberstadt (1627–48). Während seiner Regierungszeit kam die Gfsch. Regenstein an das Hochstift. 1648 fiel Halberstadt gemäß den Bestimmungen des Westfäl. Friedens an Kurbrandenburg, jedoch blieb L. nominell bis zu seinem Tod im Bischofsamt. – In der Hoffnung, durch das Restitutionsedikt von 1629 verlorengegangene Positionen dem Katholizismus wieder zurückgewinnen zu können, wurde L. 1629 nominell zum Erzbischof von Magdeburg erhoben. Doch mußte er bereits 1635 durch den mit Sachsen geschlossenen Prager Frieden das Erzbistum an den sächs. Hzg. August abtreten, der nun seinem Vater vier Ämter als Lehen einräumte und dem Kurfürsten von Brandenburg Georg Wilhelm hinsichtlich der von ihm erhobenen Ansprüche eine Entschädigung auf Lebenszeit zugestand. – Während der Minderjährigkeit|L.s übten Johann Eustach v. Westernach (seit 1625) und anschließend Johann Caspar v. Stadion das Meisteramt des Deutschen Ordens aus. 1639 wurde L. in Wien unter Anerkennung der von ihm ausbedungenen Sonderrechte als Koadjutor mit dem Meisterkreuz begabt und ein halbes Jahr nach dem Tode Stadions als Hoch- und Deutschmeister am 4.5.1642 inthronisiert.

    L. war ein verantwortungs- und pflichtbewußter geistlicher Oberhirte, ernst, bedächtig, von untadeliger persönlicher Frömmigkeit, doch lag der Schwerpunkt seiner Tätigkeit nicht in der Verwaltung seiner geistlichen Besitzungen, sondern im Zusammenhang des Dreißigjährigen Krieges auf diplomatischem und militärischem Gebiet. Angesichts der offenkundigen Krise von 1639 übernahm er anstelle von Matthias Gf. Gallas den Oberbefehl über die kaiserl. Armee. 1640 gelang es ihm, die schwed. Verbände aus Böhmen nach Ober- und Niedersachsen bis an die Weser zurückzudrängen, 1641 den Gegner aus der Oberpfalz zu vertreiben, und 1642, die Schweden aus Schlesien zu verdrängen. Am 2.11.1642 wagte L. gegen den Rat des Feldmarschalls Octavio Piccolomini die Schlacht von Breitenfeld und verlor gegen das unter dem Befehl des Feldmarschalls Lennart Torstenson stehende zahlenmäßig unterlegene schwed. Heer. L. legte daraufhin das Kommando nieder, Piccolomini trat in span. Dienste, Gallas wurde 1643 als Generalleutnant zurückgerufen. Doch die Niederlagen im Herbst 1644 und im Winter 1644/45 machten dessen Stellung neuerdings unhaltbar. Nach der Schlacht bei Jankau im März 1645 wurde der Vormarsch der schwed. Truppen ins Herz der habsburg. Erblande möglich. Angesichts dieser Gefahr sowie der drohenden Bauernunruhen und der Auseinandersetzungen mit dem Protestantismus schien L. allein geeignet, das drohende Unheil abzuwenden und das Heer erfolgreich zu reorganisieren. 1645 bekam er neuerdings den Oberbefehl über die kaiserl. Armee und erhielt darüber hinaus eine Machtfülle, wie sie seit Wallensteins Sturz 1634 kein kaiserl. General mehr besessen hatte. In Anbetracht der gesamteurop. Situation suchte L., „moderierte“ Heeresreformen durchzuführen, zum Verdruß Maximilians von Bayern die kaiserl. Armee zu „conservieren“ und jede verlustreiche Offensive zu vermeiden. Er entsetzte Brünn und nötigte die gegnerischen Verbände zum Rückzug aus Franken. Im Bewußtsein, keine alles entscheidende militärische Aktion mehr gegen Schweden und Frankreich unternehmen zu können, unterstützte er alsbald die zu einem Ausgleich geneigten Kräfte am Wiener Hof und die kompromißbereiten kaiserl. Diplomaten am Westfäl. Friedenskongreß wie Johann Adolf Graf zu Schwarzenberg.

    1646 übertrug ihm Kg. Philipp IV. von Spanien die Statthalterschaft in den Span. Niederlanden. L.s diplomatisches Geschick brachte den Frieden mit den von Spanien abgefallenen Vereinigten Provinzen der Niederlande zugunsten eines gemeinsamen Kampfes gegen Frankreich zuwege. Die zahlreichen militärischen Erfolge der Jahre 1647 sowie 1650-53 ließen sich jedoch auf die Dauer nicht halten. Nachdem L. 1654 die bislang gewonnenen festen Plätze wieder verloren hatte, legte er 1656 das Generalgouvernement nieder.

    Nichtsdestoweniger hatte er sich als Bischof und General großes Ansehen in ganz Europa erworben. So war er nach dem Tode seines Bruders Kaiser Ferdinand III. eine Zeitlang als Kaiserkandidat im Gespräch. Vor allem die reichsständische Opposition unter Führung des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp v. Schönborn favorisierte ihn; doch ließ L. keinen Zweifel daran, daß er nicht beabsichtigte, seinem Neffen Leopold (I.) den Vorrang streitig zu machen.

    Im Frühjahr 1662 berief L. im Bewußtsein seines nahen Todes das Generalkapitel des Deutschen Ordens nach Wien ein. Es war das erste ordentliche Kapitel seit 34 Jahren, das nun grundlegende Reformen vorbereitete und das korporative Element des Ordens institutionell zu stärken suchte, außerdem dem Ordensleben neue Impulse gab und durch die Wahl des 13jährigen Erzhzg. Karl Joseph (1649–64) zum Koadjutor dem Haus Habsburg die Nachfolge im Meisteramt für kurze Zeit sicherte. Auch in Passau (1.9.1662) und in Olmütz (23.4.1663) trat Karl Joseph nominell die Nachfolge an.

    Von bleibender Bedeutung ist L.s künstlerisches Engagement. Er zählte im 17. Jh. zweifellos zu den bedeutendsten Förderern der Bildenden Künste. Bereits vor seiner Statthalterschaft in den Niederlanden beschäftigte er in Wien eine große Zahl von Künstlern und Kunsthandwerkern. Der Höhepunkt seiner umfassenden Sammeltätigkeit fiel in die Zeit seines Gouvernements, als er hervorragende Kunstwerke von europäischem Rang erwarb. Aus Brüssel zurückgekehrt, kam 1656 seine bereits von Zeitgenossen hochgerühmte Gemälde- und Gobelinsammlung nach Wien. Nach seinem|Tode ging sie an seinen Neffen Kaiser Leopold I. über und bildete später einen wesentlichen Grundstock für den Aufbau des Kunsthistorischen Museums in Wien.

  • Literatur

    ADB 18;
    N. Avancinus, Leopoldi Guilielmi, archiducis Austriae, principis pace et bello inclyti, Virtutes, 1665 (P;
    franz. Übers. v. H. Bex, 1667);
    A. Berger, Stud. z. d. Beziehungen d. Erzhzg. L. W. v. Ö. zu d. Gf. Joh. Adolf zu Schwarzenberg, in: Berr. u. Mitt. d. Alterthumsver. zu Wien 21, 1882;
    ders., Inventar d. Kunstslg. d. Erzhzg. L. W. v. Ö., Nach d. Original.hs. im Fürstl. Schwarzenberg. Centralarchive, in: Jb. d. kunsthist. Slgg. d. Allerhöchsten Kaiserhauses I, 1883;
    F. Mareš, Btrr. z. Kenntniss d. Kunstbestrebungen d. Erzhzg. L. W., ebd. 5, 1887;
    F. Wagner, Die Säkularisation d. Bistums Halberstadt, 1905;
    J. Wilde, Wiedergefundene Gemälde aus d. Slg. d. Erzhzg. L. W., in: Jb. d. kunsthist. Slgg. in Wien 4, 1930;
    S. Speth Holterhoff, La célèbre galerie des tableaux de l'archiduc L., in: Reflets du monde 6, 1952;
    G. Heinz, Zwei wiedergefundene Bilder aus d. Gal. d. Erzhzg. L. W., ebd. 58 (NF 22), 1962;
    H. Knaus, Btrr. z. Gesch. d. Hofmusikkapelle d. Erzhzg. L., in: Mitt. d. Komm. f. Musikf. 17, 1966;
    K. Garas, Die Entstehung d. Gal. d. Erzhzg. L. W., ebd. 63 (NF 27), 1967;
    dies., Das Schicksal d. Slg. d. Erzhzg. L. W., ebd. 64 (NF 28), 1968;
    G. Heinz, Gedanken zu Bildern d. „Donne Famose“ in d. Gal. d. Erzhzg. L. W., ebd. 77 (NF 41), 1981;
    G. Maz u. H. Haupt (Hrsg.), Das Inventar d. Kunstkammer u. d. Bibl. d. Erzhzg. L. W. aus d. J. 1647 ebd.;
    A. Lhotsky, Die Gesch. d. Slgg. 1: Von d. Anfängen b. z. Tode Kaiser Karls VI. (1740), in: Festschr. d. kunsthist. Mus. z. Feier d. 50j. Bestandes II, 1, 1941-45;
    Vicomte Terlinden, Erzhzg. L. W., 1614–62, Feldherr, Staatsmann u. Protektor d. Künste, in: alte u. moderne kunst 7, 1962, H. 60/61;
    H. H. Hofmann, Der Staat d. Dt.meisters, 1964, L. Schrott, Bayer. Kirchenfürsten, 1964;
    P. Broucek, Erzhzg. L. W. u. d. Oberbefehl üb. d. kaiserl. Heer im J. 1645, in: Aus drei Jhh., Btrr. z. österr. Heeres- u. Kriegsgesch. v. 1645-1938, 1969;
    A. Leidl, Die Bischöfe v. Passau 739-1968 in Kurzbiogrr., 1978;
    H. Haupt, Kultur- u. Kunstgeschichtl. Nachrr. v. Wiener Hofe Erzhzg. L. W.s in d. J. 1646–54, in: Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 33, 1980.

  • Autor/in

    Ludwig Hüttl
  • Zitierweise

    Hüttl, Ludwig, "Leopold Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 296-298 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727664.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Leopold Wilhelm, Erzherzog von Oesterreich, zweiter Sohn Kaiser Ferdinands II., geb. am 6. Januar 1614 in Graz, war für den geistlichen Stand bestimmt und erwarb nach der Weltlichwerdung seines Oheims Erzherzog Leopold V. (s. den vorherg. Art.) die Bisthümer Passau und Straßburg (1625), später (1637) das Olmützer und schließlich (1655) das Breslauer Bisthum; auch führte er den Titel eines Bischofs von Halberstadt (seit 1626) und bekleidete außerdem die Würde eines Hoch- und Deutschmeisters. Mehr durch die Sachlage, das übliche Heeressystem und die Hofraison als durch inneren Beruf zum Generalissimus erkoren, trat der Erzherzog 1639 als solcher auf den böhmischen Kriegsschauplatz, um im Alter von 25 Jahren eigentlich erst im Heereswesen geschult zu werden. Hier gab man ihm den kriegserfahrenen G. L. Piccolomini, vor Kurzem erst vom Niederrheine an die Elbe abberufen, als Adlatus bei. 1640 im Frühjahre entbrannte um Kolin und Königgrätz der Kampf der Kaiserlichen und der Schweden (unter Banér) und schloß mit der Hinausdrängung des Feindes, dem man dann in das Thüringische und später in die Weserlande folgte. Die kaiserliche Armee rückte dann gegen Hessen-Kassel vor, ohne daß sonst ein entscheidender Erfolg erstritten morden wäre. 1641 im Frühjahre standen der Erzherzog und die bairischen Ligisten bei Ingolstadt zur Abwehr der Schweden, und dem Erzherzoge gelang die Entsetzung des von Banér und Guébriant bedrohten Regensburg. Kaiserliche und Ligisten zogen dann nach dem Siege bei Neuenburg nach Niedersachsen. Im Sommer kam es bei Wolfenbüttel zur Entscheidung. Die vereinigten Schweden und Franzosen unter Königsmark und Guébriant warfen (19. Juni) das kaiserliche und bairische Heer unter Erzherzog L., Piccolomini und General Wahl. Letzterer betrachtete den welschen Adlatus|als Schuldtragenden bei dieser Schlappe und schrieb an seinen Kriegsherrn, Kurfürsten Max von Baiern, nachstehende Zeilen, die von dem guten Willen und persönlichen Muthe des Erzherzogs Zeugniß geben: „Mit reinem Gewissen kann ich sagen, daß, wenn seine erzherzogliche Durchlaucht noch ein wenig den Krieg practicirn, dieselben ein solcher Kriegsheld werden, als in langer Zeit nit gewesen; dann Sie die Stuckkugeln ebensowenig achten als wann eine Mucken vorüberfliegen thät. Ich vermein, wann wir deutsche Häupter hätten, es sollt' alles wohl abgehen.“ Der Erzherzog nahm dann Stellung im Wesergebiete und operirte in den weifischen Landen, von Piccolomini wie immer und überall berathen. — Im Kriegsjahre 1642 erstand den Kaiserlichen in Torstensohn der furchtbarste Gegner. Wol gelang es, ihn nach seinem Erfolge bei Schweidnitz (Mai), als er durch Schlesien gegen Mähren vorbrach und die verrätherische Feigheit des Obersten Miniati ihm die wohlverwahrte Festung Olmütz in die Hände spielte (5. Juni), — wieder nach Niederschlesien zurückzuwerfen, — als er aber dann gegen Sachsen sich wandte und Erzherzog Leopold Wilhelm mit Piccolomini bei Leipzig (2. November) die Schlacht aufnehmen mußten, erlitten sie durch ihn eine vollständige Niederlage. Kaiser Ferdinand III. ließ sich nun bald durch Trautmannsdorf für eine Aenderung des Obercommandos bestimmen (1643), demzufolge nun wieder Gallas Generalissimus wurde, ohne jedoch das Mißgeschick Erzherzogs L. W. wett zu machen, der sich auf seinen Passauer Bischofssitz zurückzog, während Piccolomini spanische Dienste nahm. Gallas hatte sich bald wieder unmöglich gemacht. Hatzfeld zum Nachfolger erhalten und dieser gegen Torstensohn die Hauptschlacht bei Jankau (24. Februar 1645) eingebüßt, welche Angesichts der Waffengenossenschaft des bis vor Wien dringenden Schwedengenerals mit Georg Rákóczi I. von Siebenbürgen, Oesterreich vor eine Katastrophe stellte. Bei der von Kaiser Ferdinand III. mit Umsicht aufgebotenen Vertheidigung Niederöfterreichs und der neuen Waffenerhebung gegen den doppelten Feind, Schweden und Frankreich — erscheint dem Erzherzog L. W. neuerdings die Rolle des Obercommandanten der Kaiserlichen zugewiesen. Der längst abgenützte Gallas erscheint als sein Adlatus. Im October vereinigen sie sich bei Nördlingen im Schwäbischen mit den Ligisten unter Gheleen. Das Kriegsjahr 1645 schloß mit der Rettung Oesterreichs aus den drängendsten Gefahren, aber der wüste Krieg dauerte fort und nach dem Plane des Hofkriegsrathes sollte 1646 Erzherzog L. W. gegen die Schweden, das Ligistenheer gegen die Franzosen Stellung nehmen. Damals war der aus schwedischer Gefangenschaft losgekaufte General Hatzfeld Adlatus des Erzherzogs. Die kaiserliche Armee, welche unter des Letzteren Obercommando zuerst von Klattau in Böhmen aus operirt hatte und dann an den Main zog, befand sich in der schlimmsten Verfassung, insbesondere hatten Pferdeseuchen einen großen Theil der Reiterei aus dem Sattel gebracht. Der Rückzug der österreichisch-ligistischen Armee an die Donau, wo sich auch der österreichische und bairische Landsturm mit ihr vereinigte (September 1646), erscheint daher um so begreiflicher. Im Spätherbste legt dann Erzherzog L. W. das Obercommando neuerdings nieder und auch Hatzfeld zieht sich zurück. Gallas tritt wieder an ihre Stelle. Dieser Commandowechsel besserte nichts an der Sachlage. 1647 finden wir Erzherzog Z. W. als spanischen Statthalter der Niederlande, im Vereine mit dem Herzoge von Lothringen im Kampfe gegen die Franzosen bei Armentières, Landrecy und Dixmuiden; er brach dann in Frankreich ein, zog dann wieder zurück und eroberte (3. und 19. August 1648) Furnes und Estaires. Die Schlacht bei Lens (20. August 1648) war das letzte bedeutende Greigniß auf diesem Schauplatz. In dem Todesjahre König Ferdinands III. (1657) versuchte die französische Politik die Kaiserwahl Leopolds (I.) durch die Aufstellung anderer Candidaten zu kreuzen. Unter diesen erscheint —|jedenfalls ohne sein Zuthun — Erzherzog L. W., der Oheim des österreichischen Thronfolgers. Noch erlebte er die Kaiserwahl Leopolds I. und die vier ersten Jahre der Herrschaft des letztgenannten, selbst vorzugsweise der Kunstliebhaberei ergebenen Herrschers. Er war eine strengreligiöse, stilllebige Natur.

    • Literatur

      Avancini, Leop. Guglielmi arouiducis Austriae, priucipis bello et pace inclyti virtutes et gesta (Antwerpen 1665, 4°). Die Geschichtswerke über den 30jährigen Krieg, insbesondere v. Barthold; Koch, Gesch. d. dtsch. R. u. K. Ferd. III.; Schreiber, Gesch. des Kurf. Max. I. etc.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Krones, Franz von, "Leopold Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 402-404 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727664.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA