Dates of Life
1788 – 1864
Place of birth
Uslar bei Northeim (Hannover)
Place of death
Hannover
Occupation
Architekt ; Stadtplaner ; Bauingenieur ; Oberhofbaudirektor in Hannover
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118726811 | OGND | VIAF: 95856400
Alternate Names
  • Laves, Ludwig
  • Laves, Georg Ludwig Friedrich
  • Laves, Ludwig
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Relations

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Citation

Laves, Georg Ludwig Friedrich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726811.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Ernst Frdr. (1731–1804), Pastor in U. u. Bollensen, S d. Amtsschulzen Joh. Henrich in Landwehrhagen u. d. Henriette Margarethe Jussow;
    M Ernestine Amalie (1755–1841), T d. Kaufm. u. Ratsherrn Joh. Christoph Leonhard in Moringen u. d. Sophie Louise Meyer;
    Ov Heinrich Christoph Jussow ( 1825), Architekt (s. NDB X); - Hannover 1822 Wilhelmine (1803–80). T d. Georg Kestner (1774–1867), hannov. Archivrat, Hss.- u. Kupf.sammler (s. NDB XI*), u. d. Henriette Partz; Ov d. Ehefrau August Kestner ( 1853), Kunsttheoretiker u. -sammler, hannov. Diplomat (s. NDB XI);
    3 S, 1 T, u. a. George (1825–1907), Historienmaler u. Radierer (s. ThB);
    Ur-E Fritz (s. 2).

  • Biographical Presentation

    L. studierte 1804-7 an der Kunstakademie in Kassel bei seinem Onkel J. C. Jussow und besuchte 1807-09 die Univ. Göttingen, wo er sich mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien widmete. 1809-14 absolvierte er eine Ausbildung bei der Bauverwaltung in Kassel am Hofe Jérome Bonapartes. 1814 erhielt er eine Anstellung als Hofarchitekt in Hannover, dessen bauliche Entwicklung er 50 Jahre lang leitete. Als Klassizist war L. für Hannover sehr bedeutend, er stand mit Schinkel, Klenze und Moller in Verbindung. Seine Architektur, gekennzeichnet durch kubische Schlichtheit, ausgewogene Proportionen und maßvolles Dekor, war zunächst von Formvorstellungen der französischen Revolutionsarchitektur geprägt (Studienreise nach Frankreich und Italien 1814/15). Später sind Anregungen des engl. Palladianismus (Englandreisen zwischen 1816 und 1851) und des Berliner Klassizismus nachzuweisen. Nur wenige, aber für Norddeutschland einflußreiche Werke entwarf L. in Formen einer strengen, geometrischen Gotik. Seine wesentlichste Aufgabe war die Planung verschiedener Residenzen in Hannover. Daneben war ihm auch die bauliche Betreuung der kgl. Schlösser und Absteigequartiere im gesamten Königreich übertragen, vor allem Schloß Celle, die Jagdschlösser Göhrde und Springe, die Domäne Rothenkirchen und das Hotel in Uelzen. Außer den Residenzen errichtete er in Hannover zahlreiche Gebäude im Auftrage der Krone. In seiner privaten Baupraxis entstanden zahlreiche Wohngebäude, wovon jedoch nur wenige erhalten sind. Außerdem baute er einige bedeutende öffentliche Werke, darunter Kirchen, Gasthäuser und Siedlungen, die ebenfalls nur noch teilweise existieren. Von den Wettbewerben, an denen er sich beteiligte, sind erwähnenswert: 1847, Kunsthalle Bremen; 1850, Kristallpalast London; 1857, Foreign Office und War Department in London; 1857, Kirche in Le Havre.

    Überragende Fähigkeiten zeigte L. als Städtebauer. Seine 1816 beginnende Planung für die Erneuerung der Residenzstadt Hannover war zunächst von barocken Vorstellungen geprägt. Das Leineschloß bildete den Mittelpunkt mehrerer, in verschiedene Richtungen ausstrahlender Achsen. Eine 1825 geänderte Planfassung konnte L. teilweise realisieren: 1826-32 Anlage des Waterlooplatzes in der Symmetrieachse des Leineschlosses. Eine seit 1819 geplante Stadterweiterung im Nordosten wurde 1830 begonnen, mußte aber 1842 zur Anbindung der Eisenbahn an den Stadtkörper verändert werden. Diese seit 1843 ausgeführte Stadterweiterung, der „Ernst-August-Stadtteil“, bestehend aus großräumigen Plätzen und repräsentativen Straßen, ist heute das Stadtzentrum. Mit diesem Stadtteil verknüpfte er eine polygonal geknickte Ringstraße (Goethe-Humboldt-Str.). Auch die Anlage der Stadtteile Oststadt, Nordstadt und Linden-Nord ist vorwiegend auf seine Planungen zurückzuführen. Weithin bekannt war L. auch als Bauingenieur. Die Erfindung des „Laves-Balkens“, 1835 erstmals publiziert, ermöglichte die Konstruktion weitgespannter, freiaufliegender Tragwerke aus Holz und Eisen, die sich besonders für Brücken eigneten. Von den zahlreichen, zierlich ornamentierten Brücken, die L. in beinahe ganz Europa ausführte, sind einige in und bei Hannover erhalten geblieben.

  • Works

    Residenzen in Hannover: Schloßprojekt am Anfang der Herrenhäuser Allee (nicht ausgeführt), 1816;
    Umbau d. Leineschlosses, 1817-51;
    Umbau d. Schlosses Monbrillant, 1817;
    Umbau d. Palais an d. Leinstr., 1818-21;
    Umbau d. Herrenhäuser Schlosses, 1820;
    Projekt Georgspalais, 1839 (1842 mit verringertem Umfang ausgeführt). -
    Bauten f. d. Hof in H.: Herrenhäuser Gartenbibliothek, 1817;
    Waterloo-Säule, 1832;
    Thronsaal d. Landschaftl. Hauses 1831/32;
    Kgl. Mausoleum, 1842-47;
    Hof-Theater, 1845-52;
    Palmenhaus 1846-49. -
    Wohnbauten: in H.: Wohnhaus Laves, 1822-24;
    Palais d. Gf. v. Wangenheim, 1829-32;
    Gartenpavillon, 1826;
    Landhaus d. Gfn. Schwiecheldt, Walshausen, 1846 ff.;
    Schloß d. Gf. zu Münster, Derneburg, vor 1826, Mausoleum, ebd., 1839. -
    Weitere Bauten in H.: Boutiquen a. d. Marktkirche, 1818;
    Berggasthaus, 1825/26;
    Schützenhaus, 1826/27;
    Aegidienkirche, Umbau 1826/27;
    Konzertsaal, Anfang 50er J.;
    Arbeitersiedlung, H.-Linden, 1853/54. -
    Brücken in H.: Fahrbrücke im Georgengarten, 1837, Graftbrücke, 1839/40, Welfengartenbrücke, 1843/44;
    Schloßbrücke Leveste, 1841;
    Schloßbrücke Lenthe, vor 1854. -
    Kirche in Sottrum, 1817;
    Quellgebäude d. Saline Lüneburg, 1818;
    Kirche in Uslar, Umbau 1841-43;
    Mausoleum d. Gf. v. Alten in Wilkenburg, 1842;
    Kirche in Gronau, Umbau 1859. |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: Stadtarchiv Hannover.

  • Literature

    ADB 18;
    W. Rothert, Allg. Hannov. Biogr. II, 1914, S. 255-67;
    G. Hoeltje, Pläne z. Erweiterung d. Stadt Hannover in d. Zeit v. d. Befreiungskriegen b. z. Einführung d. Eisen-Bahn, in: Hannov. Gesch.bll. NF 2, 1932, S. 187-243;
    ders., G. L. F. L., 1964;
    H. Burchard, Wohnbauten v. G. L. L., Sonderh. Hannov. Gesch.bll., 1936;
    W. Strate, Die westl. Stadterweiterung Hannovers, in: Hannov. Gesch.bll. NF 5, 1938/39, S. 105-44;
    Dortmunder Architekturausstellung 1977, Fünf Architekten d. Klassizismus, 1977;
    R. R. M. Borchard u. G. Hoeltje, Hannov. Klassizismus, 1980;
    H. Hammer-Schenk, Bibliogr. z. Baugesch. d. Stadt Hannover, 1978;
    ThB.

  • Portraits

    Ölgem. v. George Laves (S), 1844/45 (im Bes. v. Prof. Fritz Laves, Zürich-Küsnacht);
    Bronzerelief v. dems., 1864 (an L.s Grabstein, Hannover, Engesohder Friedhof).

  • Author

    Günther Kokkelink
  • Citation

    Kokkelink, Günther, "Laves, Georg Ludwig Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 2-3 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726811.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Laves: Georg Ludwig Friedrich L., geb. zu Uslar am 17. Decbr. 1788, machte seine ersten Studien auf der Akademie der bildenden Künste zu Cassel und bei seinem Oheim Jussow, kurhessischem Oberbaudirector; 1807 bezog er die Universität Göttingen; seit 1809 unter westfälischer Herrschaft angestellt, erhielt er nach Wiederherstellung des Königreichs Hannover am 4. Mai 1814 die Stelle eines Hofbauverwalters und ging 1816 nach Italien, um dort seine baukünstlerischen Studien zu vollenden. Ein Plan von ihm zu einem Schlosse am Anfang der Herrenhäuser Allee bei Hannover kam nicht zur Ausführung, dagegen wurde ihm die von Jussow empfohlene Restauration des alten Residenzschlosses in der Stadt übertragen. Der Bau wurde 1817 begonnen, er vermittelte in sehr interessanter Weise die Verbindung der neuen und alten Theile, erhielt einen prachtvollen giebelbekrönten Porticus in den edeldurchgebildeten Formen des korinthischen Stils, löste überhaupt die Aufgabe, soweit es bedingende Verhältnisse gestatteten, in künstlerischer Weise, sie ist aber nicht vollendet worden. Nach dem Vorbilde der Triumphalsäulen des Trajan und Marc Aurel führte ferner L. 1825 bis 1832 die c. 160 Fuß hohe Waterloofäule zu Hannover aus; sodann 1842 bis 1847 in ausgezeichneter Weise das Mausoleum, welches der König Ernst August für sich und seine Gemahlin Friederike errichten ließ. In schon vorgerücktem Alter erhielt L. den Auftrag zum Entwurf und Bau des neuen königlichen Hoftheaters (1848—1852), das ungeachtet einzelner Mängel, die indessen nicht dem Baumeister allein zur Last zu legen sind, sowohl durch sein Aeußeres, als besonders durch seine Gesammtwirkung des Logenhauses zu den ansehnlichsten Schöpfungen dieser Art gehört. Für die Bedeutung als Constructeur spricht u. a. die unter dem Namen Laves’scher Balken bekannte Construction, wofür der Erfinder durch die Ernennung zum Ehrenmitglied der Royal institution of british architects und mehrere Orden ausgezeichnet wurde. Als ein Hauptverdienst, das sich L. um Hannover erworben hat, muß schließlich noch sein Plan des neuen Ernst-August-Stadttheiles und der Anschluß desselben an die alte Stadt hervorgehoben werden: mit der sehr gelungenen Lösung dieser Aufgabe hat Hannover erst den Charakter einer modernen Residenzstadt erhalten. L. starb als hannoverscher Oberhofbaudirector am 30. April 1864. Er gehörte zu den bedeutendsten Architekten seiner Zeit. „Selbstverständlich müssen zur richtigen Beurtheilung der genannten Werke und bei gerechter Abwägung der Verdienste des Meisters die Zeitumstände und die vorhandenen Hülfsmittel berücksichtigt werden: heute würde manches leicht sein, was damals zu den größten Schwierigkeiten gehörte und manches andere würde heute bei der fortgeschrittenen Kunstkenntniß und unseren abweichenden Ansprüchen anders als man damals wollte oder konnte, behandelt werden müssen. Durch die Casseler Schule, die sich aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herleitet, und der ja auch Klenze seine erste Ausbildung verdankt, wurde Laves' Kunstrichtung bestimmt. Großartige Gesammtwirkung und Ruhe bilden den Hauptcharakterzug seiner Werke, dies streift jedoch zuweilen an Monotonie und eine gewisse Kälte, die um so mehr hervortritt, als — vielleicht aus Mangel an Geldmitteln, jedoch wol auch aus Mangel inneren Bedürfnisses des Künstlers — die zur Belebung der klassischen Architektur nothwendige Skulptur fast gänzlich fehlt und somit ein Hauptkunstmittel zur Milderung der starren streng mathematischen Symmetrie und zur Vervollständigung des geistigen Ausdrucks unangewendet blieb“.

    • Literature

      Vgl. H. Köhler, Nekrolog des O.-H.-D. Georg L., in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, Bd. XII. Heft 4. Jahrg. 1866.

  • Author

    J. H. Müller.
  • Citation

    Müller, J. H., "Laves, Georg Ludwig Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 85 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726811.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA