Lebensdaten
1700 oder 1703 – 1761
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Vedutenzeichner ; Kupferstecher ; Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118723464 | OGND | VIAF: 100222777
Namensvarianten
  • Kleiner, Salomon
  • Kleiner, Salomo
  • Kleiner, Solomon
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Zitierweise

Kleiner, Salomon, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723464.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon ( 1715?), Gerichtsprokurator u. später Notar in A.;
    M Anna Rosina ( vor 6.8.1701), Wwe d. Webers Joh. Bihler, T d. Stadtbuchbinders Joh. Rogg in A.;
    Stief-M (seit 1701) Anna Margareta Wieland aus A.

  • Biographie

    Als Schüler des Augsburger Kupferstechers Johann August Corvinus hat sich K. bald der Architekturdarstellung zugewandt. 1721 zeichnete er in Wien den Stephansdom, seine früheste datierte Vedute. Im gleichen Jahr begann er im Auftrage des Augsburger Kunstverlegers Johann Andreas Pfeffel mit der|zeichnerischen Darstellung der Kirchen und Klöster, dann der Profanbauten, Straßen und Plätze der Kaiserstadt, die 1724 beziehungsweise 1725 als erste Serien einer weitläufig geplanten Folge von Wiener Bauten erschienen. 1722-23 zeichnete er, vielleicht neben Lucas von Hildebrandt oder unter dessen Aufsicht, für den Reichsvizekanzler Friedrich Carl Graf von Schönborn einige Bauwerke und Gärten in dessen niederösterreichischer Besitzung zu Göllersdorf. Von ihm wurde er dessen Onkel, dem Mainzer Kurfürsten Lothar Franz Graf von Schönborn, für eine geplante Stichpublikation der „Schönbornschen Familienhäuser“ in Rhein- und Mainfranken empfohlen. Von Lothar Franz, für den er seit August 1723 in Mainz tätig war, erhielt K. 1724 in Anerkennung seiner Leistungen den Titel eines kurmainzer Hofingenieurs. Seit 1726 erschienen die Schönbornschlösser im Augsburger Verlag von Jeremias Wolff, wobei das ursprüngliche Programm von Lothar Franz nicht ganz verwirklicht wurde. Eine beachtliche Leistung stellen K.s sehr detailliert ausgeführte Ansichten des Rathauses zu Augsburg und seiner Räume von 1726 dar, die ebenfalls J. Wolff 1732 unter dem Titel „Das Prächtige Rath Hauß der Stadt Augspurg“ verlegt hat. Vor 1727 zog K. endgültig nach Wien und setzte sein Vedutenwerk von der Kaiserstadt fort, dessen Lieferungen 1732 wieder begannen. In diesem Zusammenhang verdient die Darstellung der Sommerresidenz des Prinzen Eugen, das Obere und das Untere Belvedere, als „Wunder würdiges Kriegs- und Siegslager …“ Beachtung. Keine andere Schloßanlage hat einschließlich ihrer Gärten und Menagerie im deutschsprachigen Gebiet eine derart umfangreiche bildliche Wiedergabe in über 100 Kupferstichen erfahren.

    Die gemeinsam mit dem Augsburger Jeremias Jacob Sedelmayr besorgte „Vorstellung der vortrefflichen … Kaiserlichen Bibliothec …“ im Eigenverlag wurde im Vertrauen auf Kaiser Karl VI., dessen Ruhm das Stichwerk gewidmet war, 1737 zu einem finanziellen Mißerfolg. Als alternder Künstler wirkte K. als Professor für die Baukünste an der Ritterakademie Theresianum. Nur Gelegenheitsarbeiten und Stiche nach fremden Vorlagen sind für die folgenden Jahre nachweisbar, bis er sich seit 1739 an den Illustrationen für das vierbändige Werk von M. Herrgott und M. Gerbert in Wien „Monumenta Augustae Domus Austriacae“ beteiligte, das seit 1750 erschien.

    Die Zeichnungen der Frühzeit bis etwa 1729 lassen einen lebendigen, zuweilen fast impressionistisch empfundenen Stil mit starken perspektivischen Verkürzungen der Architekturen erkennen, wobei K. Staffagefiguren reizvoll und locker gruppiert. Seine späteren Werke bevorzugen die orthogonale Architekturdarstellung, die immer pedantischer und auch künstlerisch trockener wird; die Staffagen haben nur noch gelegentlich individuellen Charakter. Seine Stichwerke, die er fast ausnahmslos in seiner Geburtsstadt stechen und verlegen ließ, verraten dagegen aufgrund des unterschiedlichen technischen Könnens der Kupferstecher nur mittelbar seine schöpferische Leistung. Die Bedeutung der Vedutenwerke K.s liegt in der getreuen Architekturdarstellung und in der Wiedergabe der Baudenkmale innerhalb ihrer vom Leben erfüllten Umgebung. Durch seine Überlieferung der Wiener und fränkischen Barockbaukunst wurde er für die kunstgeschichtliche Forschung von größter Wichtigkeit. Seine Darstellungen barocker Gartenschöpfungen, zum Teil in Vogelperspektive und innerhalb eines Landschaftsbereichs, besitzen ebenfalls hohen Quellenwert.

  • Literatur

    ADB 16;
    K. Lohmeyer, Schönbornschlösser, 1927;
    P. Jessen, Meister d. Ornamentstichs, II: Das Barock, o. J., S. 120-31;
    H. Schmitz, Kat. d. Ornamentstichslg. d. Staatl. Kunstbibl. Berlin, 1939, Nr. 2108, 2112, 2114 u. ö.;
    Ausstellungskat. „Kurf. Lothar Franz v. Schönborn“, Bamberg, 1955, Nr. C 14-17, 23-25 n. ö.;
    W. Buchowiecki, Der Barockbau d. ehem. Hofbibl. zu Wien, 1957, S. 30, 33 f., 36 ff. n. ö., Anm. 126;
    B. Grimschitz, Joh. Lucas v. Hildebrandt, 1959;
    Th. Zacharias, Joseph Emanuel Fischer v. Erlach, 1960;
    E. Berkkenhagen, Barock in Dtld., Residenzen, Kat., 1966, Nr. 354-56, 359-61 u. ö.;
    W. Schonath, 250 J. Schloß Pommersfelden, Kat., 1968, Nr. 34-48;
    Ch. Thon, Augsburger Barock, Kat., 1968, Nr. 44-54;
    ThB.

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Kleiner, Salomon" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 749-750 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723464.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kleiner: Salomon K., Architekt und Kupferstecher, geb. zu Augsburg 1703; zu Wien im Jahre 1759, kam ungefähr um das J. 1730 zu dem Zwecke nach Wien, um hier bei der Aufnahme der damals neu erbauten Paläste und Kirchen thätig zu sein, deren Herausgabe Augsburger Kunsthändler unternommen hatten. Seine mit großer Gewandtheit und Präzision in den Einzelnheiten ausgeführten Zeichnungen sowie seine Kenntniß der Perspective erwarben ihm einen bedeutenden Ruf, verschafften ihm zahlreiche Aufträge und führten ihn dahin, sich auch als Kupferstecher auszubilden. In Folge seiner Kenntnisse in der Architektur wurde K. nach Errichtung der Theresianischen Ritterakademie zum Professor ernannt, wo er durch viele Jahre als Lehrer thätig war. Er nahm hervorragenden Antheil an dem von Pfeffel herausgegebenen großen in vier Abtheilungen erschienenen Kupferwerke über die Straßen und Plätze, Kirchen, Klöster und Paläste Wiens. 132 Blatt in Querfolio, 1730—1740, und an einem ähnlichen Werke von Delsenbach über die hervorragendsten Paläste und Kirchen Wiens. Ferner sind von ihm sämmtliche Blätter des unvollendet gebliebenen Werkes: „Dilucida repraesentatio Caes. Bibliothecae a J. E. de Fischer“ (Wien 1737, Querfol.), die Grundrisse und Ansichten des großen Werkes über das kaiserliche Belvedere, die Ansichten des Klosters Strahof bei Prag, des kurmainzischen Lustschlosses Favorite und des Rathhauses in Augsburg gestochen.

    • Literatur

      Nagler, Neues allg. Künstler-Lexikon VII, 49 und Wurzbach, Biogr. Lexikon XII, 60.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Kleiner, Salomon" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 103 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723464.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA